28.02.2011

Olaf Scholz soll sich für Freilassung schwer kranker chinesischer Menschenrechtlerin einsetzen

Menschenrechtlerin in Hamburgs Partnerstadt Schanghai erneut verhaftet

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat den designierten Ersten Bürgermeister von Hamburg, Olaf Scholz, gebeten, sich für die Freilassung einer schwer erkrankten Menschenrechtlerin in Schanghai einzusetzen. Die 50 Jahre alte Mao Hengfeng gilt als die bekannteste inhaftierte Menschenrechtlerin und Kritikerin der staatlichen "Ein-Kind-Politik" in Hamburgs chinesischer Partnerstadt. Sie war am 22. Februar 2011 aus gesundheitlichen Gründen überraschend sechs Monate vor Verbüßung ihrer Strafe aus einem Arbeitslager freigelassen worden. Nur zwei Tage später wurde sie jedoch wieder festgenommen. "Wenigstens aus humanitären Gründen sollte Mao Henfeng unverzüglich freigelassen werden", forderte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Montag. "Ihr Gesundheitszustand hatte sich in der Haft ernsthaft verschlechtert hat."

Die Behörden begründeten die erneute Festnahme der Menschenrechtlerin mit "illegalen Aktivitäten". So soll sie die vor ihrer Freilassung erteilten Auflagen gebrochen haben. "Ihre erneute Verhaftung ist willkürlich und zielt nur darauf ab, Mao Hengfeng und ihre Familie zu zermürben", kritisierte Delius. Die Menschenrechtlerin hat nach ihrer Freilassung nur einmal ihr Haus verlassen, um mit Freunden zu Abend zu essen. "24 Stunden lang ist unser Haus von Sicherheitskräften bewacht worden", berichtete ihr Ehemann Wu Xuewuei. "Wie sollte sie denn in dieser Zeit eine Straftat begehen?"

Ihr Haus wurde von 30 Polizisten umstellt, als Mao Henfeng am 24. Februar erneut festgenommen und an einen unbekannten Ort gebracht wurde. "Seither fehlt jedes Lebenszeichen von ihr", sagte Delius. Die Menschenrechtlerin war freigelassen worden, da sie unter Bluthochdruck und den Folgen von Folter leidet, die ihr in der Haft zugefügt wurde. Mehr als ein Dutzend Mal wurde sie auf Anweisung der Wärter von Mitgefangenen in dem Frauen-Arbeitslager Anhui geschlagen. Dadurch erlitt sie eine schwere Gehirnerschütterung sowie teilweise Lähmungen am Körper.

Als dreifache Mutter hat Mao Hengfeng wegen ihrer Proteste gegen die chinesische "Ein-Kind-Politik" ihre Arbeitsstelle verloren und musste seit 2004 mehrere Jahre in Arbeitslagern und Gefängnissen verbringen. Außerdem wurde sie zwangsweise in die Psychiatrie eingewiesen und unter Drogen gesetzt, um Schwangerschaften gewaltsam abzubrechen. Trotz dieser Zwangsmassnahmen gebar sie ihr drittes Kind, das aufgrund von unter Zwang verabreichten Spritzen jedoch große gesundheitliche Probleme hat.