13.09.2012

Papst kann wichtiges Zeichen für friedliches Miteinander von Muslimen, Christen, Juden, Yeziden, Mandäern und Bahá’í im Nahen Osten setzen

Benedikt XVI. im Libanon erwartet (14.-16.9.):

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) begrüßt den bevorstehenden dreitägigen Besuch von Papst Benedikt XVI. im Libanon. „Vor dem Hintergrund der eskalierenden Gewalt in Syrien, von konfessionsbedingten Spannungen im Libanon sowie Übergriffen auf Christen im Irak und in Ägypten kann das Oberhaupt der Römisch-katholischen Kirche im multiethnischen und multireligiösen Libanon ein wichtiges Zeichen für ein friedliches Miteinander von Muslimen, Christen, Juden, Yeziden, Mandäern und Bahá’í im Nahen Osten setzen“, sagte der GfbV-Nahostreferent Kamal Sido am Donnerstag in Göttingen. Für den Papst sind am kommenden Samstag Gespräche mit dem Präsidenten und dem Ministerpräsidenten des Libanon, Michel Suleiman und Najib Mikati, geplant, bevor er mit verschiedenen religiösen Führern des Landes zusammentrifft.

„Auf Papst Benedikt ruht die große Hoffnung, dass er hilft, die Not der vielen christlichen Flüchtlinge aus Syrien zu lindern, und sich auch für die Unterstützung der christlichen Gastfamilien im Libanon engagiert“, erklärte Sido. Immer mehr Christen verlassen das vom Bürgerkrieg erschütterte Nachbarland Syrien. Die meisten von ihnen suchen im Libanon Zuflucht. Dort ist ihre Anzahl auf mindestens 7.000 angestiegen. Die Flüchtlinge werden in den christlich-libanesischen Gemeinden an der Mittelmeerküste im Norden des Landes untergebracht. Dort sollen bereits etwa 1.000 christliche Familien aus Syrien aufgenommen worden sein. „Da der libanesische Staat befürchtet, in den blutigen syrischen Bürgerkrieg hineingezogen zu werden, erhalten die syrischen Flüchtlinge jedoch oft nicht die notwendige Hilfe“, berichtete Sido. „Die libanesische Regierung will zunächst auch keine Flüchtlingscamps einrichten, weil sie annimmt, dass sich diese Lager in Hochburgen von Rebellen verwandeln könnten.“

Christen und andere nicht-muslimische Religionsgemeinschaften haben einen schweren Stand im Nahen und Mittleren Osten. Durch Konversion zum Islam, Emigration, Kriege und Völkermord an den Armeniern und Assyro-Aramäern 1915-18 ist der Bevölkerungsanteil der Christen in der Region stark zurückgegangen. 1900 betrug er noch über 20 Prozent in Ägypten, 30 Prozent in Syrien und mehr als 50 Prozent im Libanon. Heute stellen Christen in Ägypten nur noch etwa sieben Prozent, in Syrien zehn Prozent und im Irak zwei Prozent. Im Libanon ist ihre Anzahl auf unter 50 Prozent der Einwohner gesunken. Damit schwinden auch die Chancen, dass Christen in diesen Staaten politisch repräsentiert sind.