30.03.2021

Paul Polansky ist tot

Der mutige Menschenrechtsaktivist wird den Roma-Minderheiten im Kosovo und uns sehr fehlen

Der Menschenrechtsaktivist Paul Polansky ist am 26. März 2021 im Alter von 79 Jahren in Knez Selo bei Niš in Serbien gestorben. Mit ihm hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) eine wichtige Stütze ihrer Menschenrechtsarbeit für Roma, Aschkali und Balkan-Ägypter  im Kosovo verloren.

Die Angehörigen dieser Minderheiten, die im Kosovo in den 1990er Jahren an Leib und Leben bedroht waren, konnten auf ihn zählen: Denn für ihre Rechte zu kämpfen, ihre Diskriminierung und Verfolgung öffentlich zu machen und sie so zu schützen, war Polanskys Lebensinhalt, dem er alles unterordnete.  

Polansky wurde 1942 in Mason City, Iowa geboren. Er war Historiker, Autor, Poet, Filmemacher und Menschenrechtsaktivist. Mit seinem außergewöhnlichen Engagement für Opfer des Nationalsozialismus und dann vor allem für Roma–Familien im Kosovo war er jahrzehntelang ein unverzichtbares Mitglied des GfbV-Teams für die unterdrückten Roma-Minderheiten, dessen Arbeit er immer wieder unermüdlich anspornte und inspirierte.

Paul Polansky war der Leiter der Kosovo Roman Refugee Foundation (KRRF). 2005 gewann er mit seinem Film „Gypsy Blood“ über die Verfolgung der Roma-Minderheiten im Kosovo und die Gleichgültigkeit von Behörden, Hilfswerken und UN-Gremien angesichts dieser Menschenrechtsverletzungen den Preis für den besten Dokumentarfilm beim Golden Wheel International Film Festival in Skopje, Mazedonien. Sein Buch „Deadly Neglect“ (2010) klagt offizielle Institutionen der UN und der Regierung des Kosovos an, für den Tod von 89 Roma in bleiverseuchten UN-Flüchtlingslagern verantwortlich zu sein.

Auch in Deutschland erfuhr Polansky öffentliche Anerkennung für sein Engagement. Die Stadt Weimar verlieh ihm 2004 auf Vorschlag von Literaturnobelpreisträger Günter Grass - und unterstützt durch die Gesellschaft für bedrohte Völker - ihren Menschenrechtspreis.

Wir danken Paul Polansky für seinen beispiellosen Einsatz für Roma und für die Unterstützung unserer Menschenrechtsarbeit. Ruhe in Frieden, Paul Polansky!