19.04.2005

Persil-Schein für Völkermörder im Sudan

Vereinte Nationen leugnen Genozid in Darfur

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am Montag den Vereinten Nationen vorgeworfen, den Genozid im Westen des Sudan weiter anzuheizen mit ihrem Freispruch des Sudan vom Vorwurf des Völkermordes. "Diese fatale Fehlentscheidung werden erneut Zehntausende Menschen in Darfur mit ihrem Leben bezahlen müssen, da sie sich die internationale Staatengemeinschaft nun noch weniger dazu genötigt sieht, das Morden zu stoppen", warnte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. "Dieser Persil-Schein für Völkermörder im Sudan ist ein neuer trauriger Höhepunkt im Versagen der Vereinten Nationen in der Darfur-Krise".

 

Die angesehene Tageszeitung "Los Angeles Times" berichtete in ihrer heutigen Ausgabe, eine von den Vereinten Nationen eingesetzte Kommission zur Untersuchung der Verbrechen im Westen des Sudan habe in einem vertraulichen Bericht an den Weltsicherheitsrat erklärt, in Darfur werde kein Völkermord verübt, sondern "Verbrechen gegen die Menschlichkeit mit ethnischen Dimensionen". Der Bericht wird voraussichtlich in dieser Woche veröffentlicht werden. Der vom Ausschuss unter Führung des italienischen Richters Antonio Cassese habe "keine gezielte Politik der Vernichtung, die gegen eine besondere ethnische Gruppe gerichtet ist", feststellen können, erklärt die "Los Angeles Times".

 

"Wer systematisch Milizen bewaffnet und führt, gemeinsam mit Milizionären die Zivilbevölkerung terrorisiert, Hunderttausende Menschen vertreibt und unbewaffnete Zivilisten in ganzen Regionen monatelang systematisch aushungert, betreibt gezielt eine Vernichtung dieser Menschen", erklärte Delius. Umfassend habe die GfbV in mehreren Menschenrechtsreporten die Verantwortung der sudanesischen Regierung für diesen Völkermord dokumentiert. "Die sudanesische Führung muss nicht an ihren schönen Worten, sondern an ihren Taten gemessen werden. Diese Taten sind nicht nur brutal und Menschen verachtend, sondern auch gezielt auf die Vertreibung und Vernichtung ganzer ethnischer Gruppen in Darfur gerichtet", erklärte Delius.

 

"Der Weltsicherheitsrat der Vereinten Nationen hat bislang nichts ernsthaft unternommen, um diesen Genozid zu stoppen. Mit diesem Report unterstreichen die Vereinten Nationen ihre politische Bedeutungslosigkeit bei der Bekämpfung von Völkermord und Vertreibung", kritisierte Delius.