30.11.2016

Reisebericht: Eindrücke vom Besuch bei Freunden im Ausnahmezustand

Begegnungen mit Menschen im Hochland Äthiopiens, Bundesland Oromia

Angst und Misstrauen vor Nachbarn und Polizei bestimmen das Leben der Menschen in Oromia seit Beginn des Ausnahmezustands Anfang Oktober 2016. Foto: mit freundlicher Abdruckgenehmigung des Autors

Im Oktober 2016 reiste unser Autor ins Bundesland Oromia in Äthiopien, um dort 16 Tage lang Freunde und Bekannte zu besuchen. Es war keine normale Urlaubsreise, denn zu dieser Zeit hatte die äthiopische Regierung gerade den Ausnahmezustand ausgerufen. Unser Autor war sich dessen bereits vor seiner Reise bewusst. Er wusste um die Entwicklung der Unruhen, ihre gewalttätige Niederschlagung in den vergangenen Monaten und die aktuelle Situation des Ausnahmezustandes. Und dennoch entschied er sich, nach Oromia zu reisen. Er wollte seine Freunde und Bekannte treffen, die er bei seinem ersten Aufenthalt Anfang 2014, als er mehrere Monate in der Region verbrachte, kennengelernt hatte. Damals hatte er Einblicke in die oromische Kultur gewonnen und Kontakte in Oromia geknüpft. Und Äthiopien auch als Land unter starker staatlicher Kontrolle und mit hohen ethnischen Spannungen erlebt.

In der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba konnte er sich noch frei bewegen, doch die Stimmung war gedrückt, ängstlich, verhalten, nicht so fröhlich wie damals. Unser Autor sprach mit vielen Oromo, die nach Addis Abeba geflüchtet waren und dort nun untergetaucht leben müssen. Anschließend fuhr er ins Hochland von Oromia, wo die Lage noch schwieriger ist: Die Menschen vor Ort erzählten im Geheimen von Verhaftungen, Demütigungen und Tod. Es herrsche ein Klima der Angst und der Einschüchterung.

Nach offiziellen Angaben wurden seit der Verhängung des Ausnahmezustandes bereits mehr als 11.000 Oromo verhaftet. Doch die tatsächlichen Zahlen sollen deutlich höher sein; manche Schätzungen gehen von bis zu 50.000 verhafteten Personen aus. Zudem kamen zwischen August und Ende Oktober 2016 mindestens 1.218 Oromo bei der Niederschlagung von Protesten gewaltsam zu Tode.

Der Reisebericht unseres Autors beschreibt daher die persönlichen Eindrücke eines mit Oromia vertrauten Reisenden über seine Rückkehr in eine Region, die sich seit dem Beginn der nun schon seit November 2015 andauernden Proteste tiefgreifend verändert hat. Angst und Misstrauen vor Nachbarn und Polizei bestimmen das Leben. Selbst Kinder werden dazu angehalten, mit spielerischem Verhalten nicht die Familie zu gefährden.

Aus gegebener Vorsicht kann nur im Allgemeinen berichtet werden. Der Autor bleibt anonym, um eine mögliche Rückverfolgung seiner äthiopischen Kontakte zu verhindern.

Sie können unseren Reisebericht „Begegnungen mit Menschen im Hochland Äthiopiens, Bundesland Oromia" hier herunterladen. (pdf)

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