31.08.2013

Sápmi vor weiterer wirtschaftlicher Ausbeutung schützen!

Schweden: Hände weg vom Land der Samen!

Wunden in der subarktischen Landschaft: Bergbau in Kiruna. Foto: Liane Gruda

Update (12.11.2013)

Zum ersten Mal überhaupt ruft das UN Komitee zur Abschaffung der rassischen Diskriminierung eine Regierung dazu auf, alle Aktivitäten um eine Nickelmine zu stoppen. Es geht um die Mine in Rönnebäcken, südlich von Tärnaby in der Region Västerbotten. Gegen die Arbeit dort hatte sich massiver Protest gerade auch der samischen Rentierzüchter vor Ort geregt. Das UN Komitee möchte eine Untersuchung der Folgen des Nickelabbaus in Rönnebäcken durchführen. Bis deren Ergebnisse da sind, müssen alle Arbeiten ruhen, so die UN. Dies ist ein großer Erfolg für die Samen und viele Schweden und internationale Aktivisten, die sich auch gegen die Mine engagiert hatten!

Hintergrund

Am 22. August 2013 fiel die letzte schwerwiegende Entscheidung: Die schwedische Regierung machte den Weg frei für die Förderung von Nickel auf dem Land der Samen. Die Konzession erhielt die schwedische Firma Nickel Mountain für drei Produktionsstandorte nahe der Ortschaft Rönnbäcken. Dort sei das größte Nickel-Vorkommen im Land entdeckt worden. Die Samen wollen gegen die Nickelförderung international aktiv werden. Sie befürchten, dass die wirtschaftliche Ausbeutung dieser Region, ihrer Heimat Sápmi, ihre ohnehin bedrohte Kultur, ihre Wirtschaftsweise und damit ihre Welt, die sie den folgenden Generationen weitergeben wollen, zerstört.

Ebenfalls höchst umstritten ist das Bergbauvorhaben des britischen Beowulf- Unternehmens, das bei Kallak/Gállok im schwedischen Samenland Eisenbergbau betreiben will. Die Samen hier sind Rentierzüchter. Sie befürchten, dass die geplante Tagebaumine die Wege zwischen der Sommer- und der Winterweide der Rentiere unterbrechen und die Wasserqualität des Sees Gállakjávrre und des Luleå-Flusses gefährden wird. Der Bergbau und die für die Bergarbeiter nötige Infrastruktur gefährden die Natur, ihre Rentier-Weidewirtschaft und die Lebensqualität aller Bewohner der Region. Die Samen werfen dem Konzern vor, zu keinem Zeitpunkt der Planungen konsultiert worden zu sein. Am 22. August löste die Polizei eine Sitzblockade der Zufahrtsstraße zum Minengelände auf.

Schweden ist mittlerweile die größte Bergbaunation in der EU. Anfang der 1990er Jahre verabschiedete die Regierung neue Gesetze. Die staatliche Finanzierung des Bergbaus hatte ein Ende und die Privatisierung der Montanindustrie zog ausländische Konzerne an. Gerade zu dieser Zeit begannen am Weltmarkt die Preise für Metalle und Mineralien zu steigen. Der schwedischen Bergbaubehörde „Berg-staten“ zufolge richteten sich 2010 die Anträge der Montanindustrie vor allem auf die Erkundung von Gold, Kupfer und Zink. Zudem gibt es ein steigendes Interesse an Seltenen Erden wie Yttrium, Europium, Neodym, Ytterbium und Erbium. Zurzeit sind 18 schwedische und internationale Firmen interessiert, in Nordschweden nach Uran zu suchen. Die letzten gültigen Genehmigungen zur Uranerkundung laufen 2015 aus. Diese können auf Antrag verlängert werden, falls die Erkundungen noch nicht abgeschlossen sind.

Ein breites Bündnis von samischen Organisationen und Umweltverbänden stellt sich gegen diese Politik der schwedischen Regierung. Die GfbV unterstützt die Initiativen der Samen in Schweden und hilft mit, über die Zerstörung ihres Landes zu informieren.

Bitte appellieren Sie an die schwedische Regierung:

• Menschenrechte und die Rechte der indigenen Völker Schwedens dürfen nicht geringer geschätzt werden als der Bergbau.

• Genehmigungen für die umstrittenen Projekte dürfen erst dann erteilt werden, wenn Umweltstudien sowie Studien zu den Folgen für die Rentier-Weidewirtschaft abgeschlossen und auch von den samischen Rentierzüchtern akzeptiert worden sind.

• Schweden soll seinem Ruf als liberales Land und Hüter der Menschenrechte gerecht werden, indem es die Mechanismen des Free Prior Informed Consent - des „Freiwilligen, Vorherigen, Informierten Einverständnisses“ - einhält, die in der UN-Deklaration für die Rechte der Indigenen Völker (DRIP) von 2007 festgeschrieben sind. Schweden hat die Deklaration seinerzeit verabschiedet.

Schreiben Sie höflich formulierte Briefe an:

Minister Annie Lööf

Ministry of Enterprise, Energy and Communications

Mäster Samuelsgatan 70

SE-103 33 Stockholm

Update:

Gemeinsame Erklärung der Natur- und Ökotourismusunternehmer in Nordschweden vom 11. September 2013

Mit einer gemeinsamen Erklärung sprechen sich die Natur- und Ökotourismusunternehmer Nordschwedens für einen Dialog zwischen Montanindustrie, Beherbergungswirtschaft und Rentierwirtschaft aus. Die Erklärung können Sie als pdf-Dokument hier herunterladen.