30.01.2012

Scharfe Kritik von Menschenrechtlern – Freiheit für verfolgte Schriftsteller und Künstler in China gefordert

China - Kulturjahr wird offiziell in Berlin eröffnet

© Johann Semmler/GfbV

Zur Eröffnung des China - Kulturjahres in Deutschland hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ein Ende der Verfolgung von Schriftstellern und Künstlern in China gefordert. Mit fünf leeren Stühlen erinnerte die GfbV bei der Eröffnungszeremonie in Berlin an inhaftierte uigurische, tibetische, mongolische und chinesische Schriftsteller. Auf Transparenten prangerten die Menschenrechtler die Unterdrückung der Meinungs-, Presse- und Glaubensfreiheit in China an. „Chinas Regierung präsentiert sich als fortschrittlich und weltoffen, doch im eigenen Land nimmt sie Autoren und Künstlern die Luft zum Atmen und Arbeiten“, erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius. 

„Wir sind nicht gegen Chinas Kultur, aber gegen einseitige staatliche Propaganda der chinesischen Regierung in Deutschland. Wer systematisch Kultur und Religion unterdrückt, sollte sich dafür nicht noch im Ausland feiern lassen können“, sagte Delius. „Es geht hier leider nicht um Kulturvermittlung, sondern um Werbung für ein repressives Regime, das Künstler zur eigenen Imagewerbung missbraucht.“

Mit der Menschenrechtsaktion erinnerte die GfbV an das Schicksal des zu zehn Jahren Gefängnis verurteilten uigurischen Autors Nurmuhemmet Yasin. Der Herausgeber einer uigurischen Literaturzeitschrift wird wegen der Veröffentlichung einer regimekritischen Fabel verfolgt. Auch aus politischen Gründen wurde der tibetische Filmemacher Kalsang Tsultrim Ende Dezember 2011 zu vier Jahren Haft verurteilt. Elf Jahre muss der Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo im Gefängnis verbüßen. Auch seine Ehefrau, die Fotografin Liu Xia, steht seit einem Jahr im Rahmen der „Sippenhaft“ unter Hausarrest. Der mongolische Autor und Verleger Hada wurde nach Verbüßung von 15 Jahren Haft im Dezember 2010 nicht freigelassen, sondern in ein Geheimgefängnis verschleppt, in dem er bis heute festgehalten wird. Ähnlich ist es dem Menschenrechtsanwalt und Autor Gao Zhisheng ergangen, dessen Verbleib seit Februar 2009 ungeklärt ist. Sein Engagement für Glaubensfreiheit von Christen und Falun Gong-Anhängern machte ihn zum Staatsfeind.

„Mit Besorgnis verfolgen wir das große Engagement der Konfuzius-Institute in dem Kulturjahr in Deutschland“, erklärte Delius. „Ganz im Sinne der chinesischen Regierung werben die Konfuzius-Institute für Chinas Kultur, doch zur Verfolgung von Schriftstellern und Künstlern schweigen diese Kultureinrichtungen. Wer nur die Schokoladenseiten zeigt, setzt sich dem Vorwurf aus, Propaganda zu verbreiten statt den kulturellen Dialog zu fördern.“ Es sei bedenklich, wie eng und unkritisch viele deutsche Städte im Rahmen des China- Kulturjahres mit Konfuzius-Instituten kooperierten.