23.06.2014

Schwerer Rückschlag für Glaubensfreiheit und den Schutz von Minderheiten

Malaysia: Oberstes Bundesgericht bestätigt „Allah-Urteil“

Als schweren Rückschlag für die Religionsfreiheit und für den Schutz von Minderheiten in Malaysia hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) die heutige Entscheidung des Obersten Bundesgerichts des südostasiatischen Landes bezeichnet, dass Christen dort das Wort „Gott“ nicht mit „Allah“ übersetzen dürfen. „Dies ist ein schwarzer Tag für die Religionsfreiheit in Südostasien. Ermutigend ist nur, dass die Entscheidung des Bundesgerichts denkbar knapp ausfiel und drei der sieben Richter trotz des Drucks muslimischer Extremisten eine abweichende Meinung äußerten“, erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Montag in Göttingen. Das Oberste Bundesgericht hat am Montag eine Beschwerde der Katholischen Kirche gegen ein vorinstanzliches Urteil im „Allah-Streit“ zurückgewiesen. Muslimische Demonstranten feierten die Entscheidung vor dem Gerichtsgebäude.

Ein Berufungsgericht in Putrajaya nahe der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur hatte im Oktober 2013 entschieden, dass das Innenministerium der katholischen Kirchenzeitung „Herald“ die Übersetzung des Wortes „Gott“ mit „Allah“ verbieten darf. In erster Instanz war der Erzdiözese Kuala Lumpur als Herausgeberin der Zeitung noch Ende 2009 Recht gegeben und das Verbot für verfassungswidrig erklärt worden. Dagegen hatte das Innenministerium Berufung eingelegt.

Die Katholische Kirche hatte eingewandt, dass seit der ersten Bibelübersetzung vor mehr als 400 Jahren Christen in Malaysia Gott als „Allah“ bezeichnen. „Ihnen dies zu verbieten ist populistisch und grenzt willkürlich Christen und andere religiöse Minderheiten in dem überwiegend muslimischen Land aus“, kritisierte Delius.

Nach dem ersten Gerichtsurteil Ende 2009 zugunsten der Erzdiözese wurden auf mindestens elf christliche Kirchen und einen Sikh-Tempel in Malaysia Brandanschläge verübt. Christen stellen rund 9,2 Prozent der Bevölkerung in dem südostasiatischen Land, 6,3 Prozent sind Hindu, fast 20 Prozent Buddhisten und 61 Prozent sind Muslime.


 

Ulrich Delius, der Asienreferent der Gesellschaft für bedrohte Völker, ist erreichbar unter Tel. 0551 49906 27 oder asien@gfbv.de.