19.12.2011

Sklaverei-Kritiker aus Mauretanien erhält Menschenrechtspreis

© GfbV

Die Haratin

Die Haratin sind eine schwarzafrikanische Gemeinschaft von Sklaven und ehemaligen Sklaven in Mauretanien. Sie stellen ca. 40 Prozent der Gesamtbevölkerung von 3,3 Millionen des Landes. Ungefähr 500.000 von ihnen werden immer noch als Sklaven gehalten. Die wirtschaftliche und soziale Lage der Haratin ist katastrophal. Knapp 90% der einfachen Arbeiter in Mauretanien sind Haratin, während sie in Beamtenpositionen, der öffentlichen Verwaltung und Regierung so gut wie nicht zu finden sind.

Sklaverei in Mauretanien

Obwohl die Sklaverei im Jahr 1980 offiziell abgeschafft und am 10. August 2007 ein Gesetz zur Bestrafung von Sklaverei verabschiedet wurde, existiert Sklaverei in Mauretanien bis heute fort. Vor allem Frauen und Kinder müssen unentgeltlich Haus- und Feldarbeiten verrichten oder Vieh hüten. Nicht selten leiden die Sklaven unter Demütigungen, Gewalt und Vergewaltigung durch ihre "Herren".

Aus Angst vor einer Gefängnisstrafe ließen einige Sklavenhalter ihre Sklaven frei. Da die Opfer jedoch nicht gegen ihre „Herren“ klagen konnten, kamen die meisten von ihnen ohne Strafe davon. Generell war Kritik an der Sklaverei unerwünscht. Wer sich öffentlich dazu äußerte, wurde verfolgt. Nachdem allerdings durch eine mehrmonatige Kampagne von Menschenrechtsorganisationen eine Verschärfung des Gesetzes durchgesetzt werden konnte, müssen nun auch Beamte und Justizangestellte mit Sanktionen rechnen, wenn sie nicht ordnungsgemäß mit den Anklagen gegen Sklavenhalter umgehen, diese nicht bestrafen oder sogar decken. Eine Haftstrafe für Sklaverei kann zudem nun bis zu zehn Jahre betragen und auch in der Öffentlichkeit wird das Thema nicht mehr tabuisiert: Fast jeden Tag wird in den Medien über die Probleme der Sklaven berichtet.

Menschenrechtler Biram Dah Abeid mit Menschenrechtspreis ausgezeichnet

Zu dieser Entwicklung hat auch der Vorsitzende der Anti-Sklaverei-Bewegung IRA (Initiative pour la Résurgence du Mouvement Abolitionniste, Initiative zur Wiederbelebung der Abschaffungsbewegung), Biram Dah Abeid, beigetragen. Er ist der bekannteste Menschenrechtler und Gegner der Sklaverei in Mauretanien. Am 10. Dezember 2011, dem Tag der Menschenrechte, wurde er auf Vorschlag der GfbV mit dem Menschenrechtspreis der Stadt Weimar ausgezeichnet.


 

Sehen Sie hier einen Mitschnitt der Pressekonferenz mit Biram Dah Abeid!





 

Mauretaniens Regierung hatte in den vergangenen zwölf Monaten nichts unversucht gelassen, um Biram Dah Abeid mundtot zu machen. So wurde ein falsches psychologisches Gutachten gestreut, in dem er für vermeintlich geisteskrank erklärt wurde. Führende muslimische Imame stempelten ihn zum Feind des Islam ab, weil er mit seiner Kritik an der anhaltenden Versklavung von 500.000 Mauretaniern die "Gott gegebene Ordnung" in dem Land gefährde. Mehrere Monate lang wurde ihm der Reisepass entzogen, um ihn an der Informationsarbeit im Ausland zu hindern. Immer wieder erhielt er Vorladungen von Polizei oder Staatssicherheit. Im Dezember 2010 wurde er bei einer friedlichen Demonstration gegen Sklaverei verletzt und verhaftet. Tagelang wurde ihm jede medizinische Betreuung verweigert. Schließlich wurde er zu einer Haftstrafe verurteilt und kam erst nach massiven Protesten im In- und Ausland frei.


 

Sehen Sie hier die Laudatio des GfbV-Afrikareferenten Ulrich Delius!