27.03.2018

Streit um WM in Russland: Keine Spiele für Diktatoren – FIFA muss Menschenrechte stärker berücksichtigen

Erstes Testspiel der deutschen Fußballnationalmannschaft in Düsseldorf vor der Fußball-WM (Pressemitteilung)

Wir fordern keinen Boykott der WM in Russland. Es geht darum, dass bei der Vergabe der Turniere Menschenrechte zukünftig eine größere Rolle spielen müssen. Ein halbherziger Rückzug von dem Turnier in Russland würde der Diskussion um Menschenrechte im Sport eher schaden. Foto: Piotr Drabik via Wikimedia Commons

Vor dem Anpfiff des Testspiels der deutschen Fußballnationalmannschaft für die Fußball-WM in Russland fordert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) den Weltfußballverband FIFA auf, bei der Vergabe von Weltmeisterschaften stärker Menschenrechte zu berücksichtigen. „Es muss Schluss sein mit der Käuflichkeit der FIFA. Es kann nicht angehen, dass sich immer häufiger Diktatoren oder autoritär geführte Regimes Weltturniere sichern, um ihr schlechtes Image aufzubessern. Die FIFA muss ihre eigenen Kriterien endlich ernst nehmen und Sport und Menschenrechten den Vorrang geben“, erklärten die Menschenrechtler.

Mit einer phantasievollen Menschenrechtsaktion macht die GfbV vor dem Testspiel gegen Brasilien auf die Käuflichkeit im Weltfußball aufmerksam. So simuliert sie vor dem Stadion in Berlin eine Auktion zur Vergabe der Fußball-WM. Mit Koffern voller Geld scharen sich der russische Präsident Wladimir Putin, Franz Beckenbauer und der Emir von Katar, Tamin bin Hamad Al Thani, um einen Auktionator, der meistbietend eine WM versteigert.

Zum Streit um die WM in Russland halten die Menschenrechtler einen Boykottaufruf für wenig erfolgversprechend. Die Erfahrung der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi habe gezeigt, dass Russland um jeden Preis das große Sportereignis realisieren werde. Wenige Wochen vor dem Beginn des Turniers hätten sich Fußballer in aller Welt schon umfassend darauf vorbereitet. „Auch wir lieben Fußball und wollen Millionen Fans nicht den Spaß an dem bevorstehenden WM-Turnier nehmen. Wir fordern keinen Boykott der WM in Russland. Denn dies greift zu kurz. Es geht grundsätzlich darum, dass bei der Vergabe der Turniere Menschenrechte zukünftig eine größere Rolle spielen müssen. Ein halbherziger Rückzug von dem Turnier in Russland würde der Diskussion um Menschenrechte im Sport eher schaden“, erklärte die Menschenrechtsorganisation.

„Wer Meinungs- und Pressefreiheit mit Füßen tritt, willkürlich verhaften und foltern lässt und beim Bau von Stadien massiv Menschenrechte verletzt, disqualifiziert sich selbst als Austragungsort für WM-Turniere“, erklärte die GfbV. „Diese Grundregeln muss die FIFA endlich beachten, wenn sie wieder glaubwürdig werden will.“