23.10.2013

Teures Gedenken an den Massenmörder Mao

China will sich die Feiern zum 120. Geburtstag Maos fast 1,9 Milliarden Euro kosten lassen

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat Chinas Regierung vorgeworfen, einen neuen Mao-Kult zu fördern, statt endlich auch die Schattenseiten seiner Gewaltherrschaft aufzuarbeiten. Scharf kritisierte die Menschenrechtsorganisation die für Dezember 2013 geplanten aufwändigen Feiern zum 120. Geburtstag Maos. „Während ein Viertel der Senioren Chinas unter der Armutsgrenze lebt und mehr als 260 Millionen Wanderarbeiter alltäglich um ihr Überleben kämpfen, leistet sich Chinas Führung eine pompöse Feier für einen Massenmörder“, erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Freitag in Göttingen. Der 1976 verstorbene Mitbegründer der Kommunistischen Partei Chinas wird von Historikern für den gewaltsamen Tod von rund 40 Millionen Menschen (unter ihnen 1,2 Millionen Tibetern) verantwortlich gemacht. Gestern hatten chinesische Medien berichtet, die geplante Geburtstagsfeier koste fast 1,9 Milliarden Euro.

„Chinas verarmte Landbevölkerung braucht dringend mehr Unterstützung. Auch der Kampf gegen die Versteppung vieler Nationalitätengebiete muss dringend verstärkt werden“, erklärte Delius. „Statt einen umstrittenen Personenkult wieder zu beleben, sollte Chinas nominelle sozialistische Führung den Abbau der immer größer werdenden sozialen Gegensätze in der Volksrepublik vorantreiben.“

Schon lange vor der Kulturrevolution (1966-69) ließ Mao in Tibet fast alle der 6254 Klöster, Tempel und andere religiöse Stätten willkürlich entweihen, plündern und zerstören. Jahrhundertealte Fresken wurden als Zielscheibe benutzt, mit Farbe beschmiert oder abgeschlagen. Nur 12 Klöster überstanden die Vernichtungsaktion. Allein in Tibet starben bis zum Jahr 1965 durch Maos Kampagnen mehr als 173.000 Menschen in den Gefängnissen, weitere 156.000 wurden aufgrund ihrer ethnischen Herkunft hingerichtet, 343.000 Menschen verhungerten und 432.000 Menschen starben bei Kämpfen und Aufständen.

Bis zu 40 Millionen Menschen fielen in ganz China zwischen 1959 und 1961 Hungersnöten zum Opfer, die durch die Kollektivierung der Landwirtschaft ausgelöst wurden. Mindestens eine Million Menschen mussten während der Kulturrevolution ihr Leben lassen. „Mao hat die bis heute andauernde Gewaltherrschaft der Kommunistischen Partei mitbegründet. Die heutigen Machthaber verdanken ihm nicht nur ihren Einfluss, sondern auch die wachsende weltpolitische Bedeutung der Volksrepublik“, sagte Delius. „Doch angesichts der Bilanz des Grauens seiner Herrschaft gibt es anlässlich seines 120.Geburtstags wenig zu feiern.“