06.11.2020

TikTok räumt Zensur ein

Chinesische Social Media-Plattform deckt den Völkermord (Pressemitteilung)

TikToks Großbritannien-Leiterin für Public Policy, Elizabeth Kanter, hat am Mittwoch die Zensur china-kritischer Inhalte auf der Social Media-Plattform eingeräumt. Bei einer Anhörung im britischen Unterhaus über uigurische Zwangsarbeit gab sie öffentlich zu, dass das Unternehmen in der Vergangenheit Beiträge blockiert habe, die die Verbrechen der chinesischen Regierung an der Volksgruppe der Uiguren thematisierten. „Allein die Wortwahl der TikTok-Repräsentantin verrät den Willen des Unternehmens, die willkürliche Internierung von muslimischen Nationalitäten, die Trennung von Kindern von ihren Familien und die Zwangssterilisierungen uigurischer Frauen weiter unter den Teppich zu kehren,“ kritisierte Hanno Schedler, Referent für Genozid-Prävention und Schutzverantwortung bei der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), am Freitag in Göttingen. „Sie spricht in einer pseudoneutralen Sprache von der ‚Uiguren-Situation‘. Mit dieser Verharmlosung verhöhnt sie die Opfer und ihre Angehörigen.“ 

TikTok gehört zu den weltweit am schnellsten wachsenden sozialen Medien und ist besonders bei jüngeren Leuten beliebt. Die App gehört zum chinesischen Unternehmen Bytedance. TikToks Chef, Zhang Yiming, musste sich im Jahr 2018 mit einem Brief bei der Kommunistischen Partei Chinas für Inhalte entschuldigen, in denen Witze über Parteiangehörige gemacht wurden. In diesem Brief gelobte er, „korrekte Werte in die Technologie und die Produkte“ der Firma einzuführen. „Diesen unterwürfigen Worten hat er offensichtlich Taten folgen lassen“, so Schedler „Auch Inhalte zur Menschenrechtslage in Tibet und dem Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens im Juni 1989 wurden entfernt.“ 

Im September 2019 legte die britische Tageszeitung The Guardian offen, wie die TikTok-Moderations-Richtlinien „Kritik / Attacken gegenüber Politiken und sozialen Regeln in jedwedem Land“ verbieten. Am Mittwoch antwortete Elisabeth Kanter ausweichend auf die Frage einer Parlamentsabgeordneten, seit wann china-kritische Beiträge wieder erlaubt seien. Dies sei seit mindestens einem Jahr der Fall – also kurz nach der Veröffentlichung des Guardian-Berichtes.