07.10.2015

Philippinen: Vereinte Nationen sollen Gewalt von Milizen an Ureinwohnern untersuchen und Militarisierung Mindanaos stoppen

Katholische Kirche setzt sich für Lumad-Ureinwohner ein (Pressemitteilung)

© Bro. Jeffrey Pioquinto, SJ via Flickr

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat den UN-Hochkommissar für Menschenrechte Zeid Ra’ad Al Hussein aufgefordert, die anhaltenden Morde an Umweltaktivisten der indigenen Lumad auf der überwiegend von Muslimen besiedelten Insel Mindanao im Süden der Philippinen zu untersuchen. Außerdem solle er die philippinische Regierung dazu auffordern, die Ureinwohner besser vor Gewalt und Kriminalisierung zu schützen. „Von der Armee unterstützte Milizen terrorisieren die Lumad, um Aufständische zu bekämpfen und Bergbauunternehmen den Zugang zu Rohstoffen zu sichern. Wenn diese Gewalt nicht endet, stehen die Lumad vor dem Aus. Denn die Behörden lassen immer weitere Schulen schließen, so dass immer weniger Lumad-Kinder eine Ausbildung bekommen“, kritisierte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen.

Mehr als 4.000 Lumad sind vor Einschüchterungen und Gewalt von Milizionären bereits geflohen, zuletzt am vergangenen Wochenende mehr als 1.000 Ureinwohner aus den Dörfern in die Stadt Marihatag. Seit Oktober 2014 wurden allein im Norden Mindanaos 26 indigene Umweltaktivisten und traditionelle Führer ermordet. Als Lumad bezeichnen sich 18 indigene Gruppen, die auf Mindanao leben.

Besonders massiv gehen Milizen gegen Bildungseinrichtungen der katholischen Kirche oder indigener Organisationen vor. Seit Januar 2014 wurden mindestens 60 Schulen angegriffen. Andere wurden willkürlich geschlossen, Lehrer kriminalisiert. Ihnen wird fälschlicherweise vorgeworfen, Kinder mit kommunistischer Ideologie zu indoktrinieren, um neue Kämpfer der aufständischen „New People‘s Army (NPA)“ zu schulen.

In der katholischen Kirche haben die Lumad jetzt einen wichtigen Fürsprecher bekommen. Bischof Nereo Odchimar aus der Stadt Tandag hat auf einer Anhörung des philippinischen Senats am Freitag vergangener Woche ein Ende der Straflosigkeit für Gewalt an Lumad gefordert und den Militärs vorgeworfen, für die Verbrechen mitverantwortlich zu sein. Zuvor hatten Lumad auf der Anhörung bezeugt, dass 30 reguläre Soldaten Kämpfer der paramilitärischen „Magahat Bagani“-Miliz begleiteten, als diese am 1. September 2015 zwei indigene Umweltaktivisten und einen Schuldirektor ermordeten. Nachdrücklich verlangten der Bischof, Nonnen und andere Kirchenvertreter eine sofortige Auflösung der Miliz. „Dieser Wahnsinn muss gestoppt werden. Diese Miliz terrorisiert die indigene Bevölkerung schon seit Jahren“, klagte Schwester Noemi Degala vom Katholischen Schwesterverbund in Mindanao. „Dass die auf den Philippinen einflussreiche katholische Kirche nun so vehement ihre Stimme für die Opfer der Gewalt erhebt, macht den Lumad Hoffnung, dass der Terror endlich enden wird“, erklärte Delius. Bischof Odchimar war von 2009 bis 2011 Präsident der Katholischen Bischofskonferenz der Philippinen.


Header Foto: Bro. Jeffrey Pioquito, SJ via Flickrhttps://www.flickr.com/photos/90412460@N00/