10.12.2018

Verleihung des Friedensnobelpreises an Nadia Murad (10.12.) - Sicherheitsgarantien für Yeziden gefordert

Nichtmuslimische Glaubensgemeinschaften brauchen Zukunftsperspektive im Nahen Osten! (Pressemitteilung)

Das furchtbare Schicksal der mehr als 3.000 im Nordirak verschleppten yezidischen Mädchen und Frauen vor Augen, die noch immer in der Gewalt des Islamischen Staates (IS) sind, hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Montag von den politischen Kräften im Irak und Syrien Sicherheitsgarantien für die Yeziden gefordert. Foto: strassenstriche.net via Flickr CC BY-NC 2.0

Das furchtbare Schicksal der mehr als 3.000 im Nordirak verschleppten yezidischen Mädchen und Frauen vor Augen, die noch immer in der Gewalt des Islamischen Staates (IS) sind, hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Montag von den politischen Kräften im Irak und Syrien Sicherheitsgarantien für die Yeziden gefordert. „Der Friedensnobelpreis für die Yezidin Nadia Murad muss Aufforderung zum Handeln für Regierungen und Opposition in diesen beiden Ländern sein, diese und andere nichtmuslimische Glaubensgemeinschaft wirksam vor Angriffen zu schützen“, erklärte der GfbV-Nahostexperte Kamal Sido am Montag in Göttingen. „Dazu gehört auch unbedingt die Bestrafung der Verantwortlichen für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit an den Yeziden in ihrem nordirakischen Hauptsiedlungsgebiet Sinjar.“

„So lange sunnitische Extremisten und Sympathisanten des IS im Irak und dem benachbarten Syrien unbehelligt bleiben, sehen die Yeziden für sich keine Zukunftsperspektive im Nahen Osten“, warnte Sido. Es müsse verhindert werden, dass der Islam zum politischen Programm erhoben und dafür missbraucht werde, Andersgläubige zu verfolgen und mit Gewalt zu vertreiben.

Viele Yeziden hätten nach den schweren Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Sinjar jegliches Vertrauen in die Sicherheitskräfte der irakischen Zentralregierung und der Regierung des Autonomen Kurdistans verloren und würden deshalb nicht in ihre Dörfer zurückkehren, berichtete der Menschenrechtler. Mindestens 280.000 der 430.000 Yeziden, die vor den Angriffen des IS fliehen mussten, sind noch immer in provisorischen Camps in Irakisch-Kurdistan untergebracht. Um sie langfristig im Irak zu halten, sollte ihnen in ihrem Hauptsiedlungsgebiet Selbstverwaltung gewährt werden. So könnte diese Religionsgemeinschaft ihre Zukunft weitgehend selbst bestimmen und ihre Region unter dem Schutz der irakischen Zentralregierung oder der Regierung Kurdistans wieder aufbauen.

Der IS hatte Dörfer der Yeziden im Sinjar im Hochsommer 2014 angegriffen. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden rund 5.000 von ihnen sofort getötet und weit mehr entführt, unter ihnen mehr als 5.000 Frauen und Mädchen. Die gefangenen Frauen wurden vergewaltigt, zwangsverheiratet oder auf Sklavenmärkten verkauft. Nur 40.000 Yeziden sind in den Sinjar zurückgekehrt. Die Region wurde durch die Kämpfe gegen den IS vollständig zerstört.

Headerfoto: strassenstriche.net via Flickr