12.10.2016

Vertreibungen im tibetischen Larung Gar gehen weiter

Chinesische Behörden erhöhen Druck auf Mönche und Nonnen (News)

Larung Gar ist das wichtigste tibetische buddhistische Zentrum und eines der größten religiösen Institute weltweit. Bis Ende September 2017 wollen die chinesischen Behörden die Zahl der dort lebenden und studierenden Nonnen und Mönche auf 5.000 reduzieren, was die Bevölkerung zumindest halbiert. Foto: Valerian Guillot via Flickr

Aktuelle Fotos und Bilder in den sozialen Medien zeigen, wie Nonnen mit Reisebussen das tibetische Kloster Larung Gar verlassen müssen. Am 20. Juli dieses Jahres hatten chinesische Behörden mit dem Abriss von Larung Gar. Seitdem wurden bereits mindestens 1.000 Nonnen und Mönche vertrieben. Allein am 29. September 2016 waren es mehr als 100 Nonnen und Mönche, die aus Larung Gar weggehen mussten. Zudem sind in weniger als drei Monaten hunderte Häuser zerstört worden, manche Menschenrechtsorganisationen sprechen sogar von über 2.000 Häusern.

Die chinesischen Behörden bieten denjenigen Mönchen und Nonnen, die freiwillig das Institut verlassen, Abfindungen in Höhe von 20.000 Yuan (entspricht in etwa 3.000 US-Dollar) an und denjenigen, die ihre Häuser freiwillig zerstören lassen, sogar 30.000 Yuan (ca. 4.500 US-Dollar). Allerdings wurden bislang keine Abfindungen ausgezahlt.

Die Leiter des Klosters fühlen sich währenddessen stark unter Druck gesetzt. Folgen sie nicht den Anweisungen der Behörden, besteht die Gefahr, dass sie nicht weiter in Larung Gar lehren dürfen. Daher bieten sie denjenigen Nonnen und Mönchen, denen die Vertreibung droht, an, in andere Klöster in Serthar oder Sichuan verlegt zu werden. Im Gegenzug könnten die Betroffenen dann in diesen Klöstern mit ihren Studien fortfahren und Lehrer würden zu ihnen kommen, um nach ihnen zu schauen. Der Haken: Für dieses Angebot mussten sich die „Interessierten“ zwischen dem 23. und 28. September registrieren lassen. Melden sie sich nicht freiwillig für eine Verlegung, wären sie besonders gefährdet, dass chinesische Behörden sie aus Larung Gar vertreiben. Dadurch könnten die Leiter nicht garantieren, dass sie mit ihren Studien fortfahren könnten. Bisher sind allerdings keine Zahlen bekannt, ob und wie viele Nonnen dieses Angebot angenommen haben.

Derweil gehen rund 300 chinesische Beamte in Larung Gar von Tür zu Tür. Sie fragen die Bewohner nach ihrem Aufenthaltsstatus, ihrer Heimatstadt und Kloster. Mit diesen Angaben sollen sie bis Ende Oktober eine Liste mit denjenigen Nonnen und Mönchen erstellen, die aus vertrieben werden sollen. Die Äbte und Lehrenden rufen die Nonnen und Mönche dazu auf, zu kooperieren und keine Verärgerung oder Irritation zu zeigen.

Larung Gar ist das wichtigste tibetische buddhistische Zentrum und eines der größten religiösen Institute weltweit. Bis Ende September 2017 wollen die chinesischen Behörden die Zahl der dort lebenden und studierenden Nonnen und Mönche auf 5.000 reduzieren, was die Bevölkerung zumindest halbiert, und weitestgehend die Kontrolle über die Verwaltung übernehmen. Dies ist somit ein weiterer Versuch der chinesischen Behörden, die Religionsfreiheit stark einzuschränken.

Setzen Sie sich mit uns für die Rechte der Mönche und Nonnen in Larung Gar ein und unterschreiben Sie unsere Petition an den UN-Hochkommissar für Menschenrechte!


Header Foto: Valerian Guillot via Flickr