29.04.2021

Völkermord an der armenischen Bevölkerung

Hass und Drohungen in der Türkei (Pressemitteilung)

Die politische Klasse der Türkei reagiert wütend auf die Anerkennung des Völkermordes an der armenischen Bevölkerung des Osmanischen Reiches im Jahre 1915 durch US-Präsident Joe Biden. Hass und Drohungen gegen die Nachkommen der Opfer nimmt die deutsche Bundesregierung allerdings kaum zur Kenntnis, wie die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) kritisiert. „Die wenigen kurdischen, armenischen und Angehörigen anderer Minderheiten im türkischen Parlament werden gerade einer schlimmen Hetze durch nahezu alle türkischen Parteien ausgesetzt. Diese Hetze könnte, wie bereits in der Vergangenheit, zu politischen Morden oder öffentlichem Lynchen führen“, befürchtet Dr. Kamal Sido, der Nahostexperte der GfbV. „Kurdische und prokurdische Organisationen wie die HDP arbeiten seit Jahren unter schwierigsten Bedingungen für Demokratie, Menschen-, Minderheiten- und Frauenrechte sowie für Glaubensfreiheit in der Türkei. Sie hätten dringend Solidarität aus einem Land wie Deutschland verdient, dessen Regierung als Hauptförderer des türkischen Präsidenten Erdogan in der EU gilt“, kritisiert Sido. Auch deutsche Medien berichteten kaum über diese Hetze. 

„Die prokurdische HDP war die einzige Partei im türkischen Parlament, die die Erklärung des US-Präsidenten zur Anerkennung des Völkermordes an der armenischen Bevölkerung unterstützt“, erinnert Sido. Sie fordere sogar seit Jahren, dass auch die Türkei diesen Völkermord sowie die Verbrechen an den Aramäern/Chaldäern/Assyrern und Pontosgriechen anerkennt. 

Ümit Özdag, stellvertretender Vorsitzender einer Oppositionspartei, hat dem armenischen HDP-Abgeordneten Garo Paylan (HDP) angedroht, auch er werde zu gegebener Zeit eine „Talat-Pascha-Erfahrung“ machen. Talat Pascha wurde 1921 von einem Studenten in Berlin erschossen. Er war Innenminister des Osmanischen Reiches, hatte am 24. April 1915 die Verhaftung armenischer Intellektueller in Istanbul angeordnet und damit den Völkermord eingeleitet.