23.06.2005

Völkermord in Darfur

Gewidmet den verstorbenen Freunden der Gesellschaft für bedrohte Völker, und Persönlichkeiten des südsudanesischen Widerstands

William Deng

Mading de Garang

Elia Duang

und den im Südsudan bis zu ihrer Ausweisung tätigen Verona Patres und in memoriam Pastor Gunnar Hasselblatt

 

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung
  2. Bilanz des Völkermordes nach der UN Konvention zur Verhütung und Bestrafung des Völkermordes vom 9.12.1948
  3. Stimmen zum Völkermord
  4. Genozidkonvention II a) 4.1 Auflistung der Dörfer, in denen Massaker verübt wurden
  5. Genozidkonvention II b)
  6. Genozidkonvention II c)
  7. Opferbilanz in Zahlen
  8. Verantwortung der sudanesischen Regierung 8.1 Unterstützung der Janjawid-Milizen und Beteiligung am Völkermord 8.2 Behinderung der humanitären Hilfe 8.2.1 Hilfe für Darfur September 2003- Juli 2004: eine Chronik der Lügen und leeren Versprechungen 8.2.2 Auch der Widerstand behindert humanitäre Hilfe 8.3 Historischer Rückblick: Völkermord im Südsudan und in den Nuba-Bergen
  9. Reaktion der internationalen Gemeinschaft
  10. Hintergründe des Konfliktes 10.1 Ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung Darfurs 10.2 Hintergründe des Konfliktes 10.3 Konflikte als Folge von Dürre und Hungersnot 10.4 Militarisierung und Arabisierung Darfurs 10.5 Eskalation des Konfliktes 2003
  11. Abkürzungs - und Quellenverzeichnis
  12. Ein Blick zurück: Golo Mann zum Völkermord in Biafra 1968

1. Vorbemerkung

Am 7. April 2004 jährte sich zum 10. Mal der Beginn des Genozids an den Tutsi in Ruanda. In vielen Teilen der Welt erinnerten Institutionen, Politiker, Journalisten an die systematische Vernichtung von fast einer Million Kindern, Frauen und Männern und an das Versagen der Internationalen Gemeinschaft. Fast wurde das Ziel erreicht, alle Angehörige des Tutsivolkes zu ermorden. Hier wird der Begriff Holocaust dem Geschehen gerecht. Umso schlimmer ist, dass Vertreter der UN, dass die Repräsentanten der Großmächte bewusst und kaltblütig die Tutsi ihrem Schicksal überließen, noch schlimmer, dass die französische Regierung die Täter, nicht die Opfer schützte.

Viele Kommentatoren betonten, so etwas dürfe sich zukünftig nicht wiederholen. Doch wenige Monate später erschüttert eine ähnliche Tragödie die internationale Öffentlichkeit oder zumindest deren sensible Teile. Wieder wird Völkermord begangen. Dieses Mal in Westsudan, in der Region Darfur. Wieder wurde lange Zeit tatenlos zugesehen. Wieder denken die Täter nicht daran aufzuhören. Wieder versagen internationale Institutionen, vertagen Entscheidungen, setzen Fristen, während das Morden weitergeht. Wieder versagen die Großmächte oder kollaborieren wie Russland oder China mit dem Täterregime.

Völkermord ist wohl das schlimmste Verbrechen zu dem Menschen fähig sind. Fast 50 Jahre seit ihrer Verabschiedung durch die Vollversammlung der Vereinten Nationen hat die "UN - Konvention zur Verhütung und Bestrafung des Völkermordes" vom 9. Dezember 1948 ein Schattendasein geführt. In unaufhörlicher Folge wurden seit den Nürnberger Prozessen Völkermordverbrechen verübt. Die Schuldigen wurden so gut wie nie zur Rechenschaft gezogen. Erst als Krieg und Völkermord nach Europa zurückkehrten, erst als die UN wie auch die europäische Staatengemeinschaft und die NATO in Bosnien-Herzegowina vier Jahre lang versagten, erst als 200.000 bosnische Zivilisten, zu 90% Muslime, ihr Leben verloren, kam es zu einer Intervention.

Doch führte die Empörung über dieses Versagen erstmals seit Nürnberg zur Entwicklung einer internationalen Justiz in Sachen Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Das UN-Tribunal in Den Haag zur Ahndung der Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien, das Ruanda-Tribunal in Arusha und der Weltgerichtshof, ebenfalls in Den Haag, entstanden. Selbst in Deutschland wurden serbische Kriegsverbrecher, dank einer Initiative der Gesellschaft für bedrohte Völker, nach internationalem Recht wegen Beteiligung an Genozid verurteilt.

Wo die einen Völkermord begehen, sind in der Regel nicht nur die Täter, sondern auch ihre Freunde und Partner daran beteiligt, diese Untaten zu leugnen, zu verharmlosen oder sie mindestens nicht als Genozid erscheinen zu lassen. Im Sudan sind Frankreich, Großbritannien, Russland, China, Malaysia und die Vereinigten Arabischen Emirate am Erdölgeschäft beteiligt, betätigt sich Russland als größter Waffenlieferant.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker widmet ihre Arbeit kollektiv verfolgten ethnischen und religiösen Gemeinschaften. Dabei ist die Sorge um jene, die Opfer von Völkermord und Vertreibung geworden sind, ein selbstverständlicher Schwerpunkt ihrer Aufgaben. Wir haben immer wieder erlebt, dass Ergebnisse unserer Arbeit, dass Zahlenangaben über Genozidopfer und dass das Vorliegen von Genozid angezweifelt wurden. Schließlich mussten Zahlen, die wir über Jahre genannt hatten - so zu den Verbrechen im Südsudan, in Osttimor oder Bosnien - von Medien und Politik vielfach übernommen werden.

Die vorliegende Dokumentation macht klar, dass im Westsudan von Seiten des sudanesischen Regimes eindeutig Völkermord begangen wird. Das wird keinen langjährigen Kenner der Verhältnisse erstaunen. Seit 1955 bis 2003 sind allein im Südsudan etwa zwei Millionen Menschen ums Leben gekommen. Seit 1989 begann der Völkermord in den Nubabergen mit etwa 500.000 Opfern. Kriegsverbrechen und Genozid begleiten die Politik der Zentralregierung gegenüber schwarzafrikanischen Völkern, wenn sie gegen Khartum aufbegehren.

Im Westsudan wirken die Regierung Bashir, die sudanesische Armee und Luftwaffe, Teile der Polizei und sudanesische Behörden mit den von Khartum bewaffneten paramilitärischen Reitermilizen, den so genannten Janjawid, bei den ethnischen Säuberung im Westsudan zusammen. Die Luftwaffe bombardiert, die arabischen Milizen foltern, vergewaltigen, erschießen Einzelpersonen oder begehen Massaker. Menschen werden entführt oder verschwinden für immer. Die Bevölkerung wird systematisch in die Flucht getrieben, in Lagern zusammengepfercht und dort vielfach weiter bedroht. Selbst im Tschad ist sie vor ihren Verfolgern nicht sicher. Die Regierung behindert die Leistung humanitärer Hilfe, verweigert sie oder bombardiert sogar Hilfskonvois. Stichproben zufolge ist die Hälfte der Dörfer Darfurs inzwischen zerstört. Wasserstellen werden vergiftet. Felder werden verbrannt oder verwüstet. Selbst Schulen oder Moscheen sind vor der Zerstörung nicht sicher. Auf der Flucht und in den Flüchtlingslagern sterben Kranke, Verwundete, Schwangere, Kleinkinder und Alte an den Entbehrungen.

Viele Menschen in Deutschland und Europa sind betroffen oder entsetzt. Leider bleibt die pazifistische Bewegung zu Haus. Es wäre traurig, wenn die Friedensbewegung erst schweigt, um dann auf die Strasse zu gehen, um dagegen zu protestieren, dass eine Friedenstruppe mit einem - hoffentlich - robusten Mandat gesandt wird, um dieses Genozidverbrechen zu beenden.

Nach Schätzungen der Gesellschaft für bedrohte Völker sind wohl bereits bis zu 120.000 Menschen im Westsudan ermordet worden oder an den Folgen der ethnischen Säuberung gestorben. Diesen Völkermord verantwortet die Regierung Bashia, die Luftwaffe, Milizen, Armee, Geheimdienst und Behörden für diese Aggression gegen die Zivilbevölkerung Darfurs koordiniert. Nur schnelles Handeln einer internationalen Friedenstruppe zum Schutz der bedrängten Menschen wird den Tod von weiteren Zehntausenden verhindern können.

Tilman Zülch

Generalsekretär der GfbV

2. Bilanz des Völkermordes nach der UN Konvention zur Verhütung und Bestrafung des Völkermordes vom 9.12.1948

Zum dritten Mal begeht das sudanesische Militärregime unter General Omar Hassan Al Bashir Völkermord an der schwarzafrikanischen Bevölkerung. Nach dem Genozid an den Völkern des Südsudan (1955-2003 mit fast 2,5 Millionen Opfern), an den Nuba-Völkern in Kordofan (seit 1987-2003 mit etwa 500.000 Toten) führt Khartum einen Vernichtungskrieg gegen die muslimischen Schwarzafrikaner im Westsudan.

Das sudanesische Regime lässt planmäßig und kontinuierlich große Teile der schwarzafrikanischen Bevölkerung Darfurs von arabischen Reitermilizen vertreiben, zuvor ihre Dörfer und Stadtteile bombardieren und zerstören, setzt Armee-Einheiten ein, die sich an den Einzeltötungen und Massakern der Milizen beteiligen. Der Geheimdienst wird gegen politische Führer und Intellektuelle eingesetzt und erhält Sonderaufgaben im Rahmen dieser ethnischen Säuberung sowohl im Westsudan als auch im angrenzenden Tschad. Das Militär bewaffnet die Milizen, rüstet sie mit Uniformen aus und sorgt für ihren Nachschub. Die regionalen staatlichen Behörden unterstützen deren Mobilisierung und Rekrutierung.

Das Regime ist somit verantwortlich für zahlreiche Bombardements ziviler Objekte, für Massaker in mindestens 117 Orten, gezielte Morde, für die systematischen Vergewaltigungen von Tausenden, wahrscheinlich Zehntausenden Frauen und Mädchen, für die Folterungen, die Massenvertreibungen und die provozierte Massenflucht von bisher etwa zwei Millionen Menschen, für die Verfolgung von Flüchtlingstrecks, die Zerstörung von wahrscheinlich der Hälfte der Dörfer und Stadtteile, für die Vernichtung von Ernten und Fruchtbäumen, die Vergiftung von Wasserstellen und für den planmäßigen Raub von Vieh und Land sowie für die Blockade von humanitärer Hilfe für die Vertriebenen.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) greift einige wenige der unzähligen Verbrechen der sudanesischen Regierung heraus:

  • Sudanesische Kampfflugzeuge bombardieren allein zwischen dem 17. und 20. Juli 2003 Dutzende Dörfer im Westsudan. Dabei sterben mindestens 300 Dorfbewohner und 200 wurden verletzt. Am 30.01.2004 greifen Flugzeuge der sudanesischen Luftwaffe die Stadt Tina an und töten dabei 45 Menschen, überwiegend Kinder. Am 06. Juli 2004 bombardieren sudanesische Antonov-Bomber und Kampfhelikopter die Dörfer südlich von Nyala und töten zahlreiche Zivilisten.
  • Am 08. Juni 2004 sterben bei einem Massaker auf dem Markt und in der Moschee von Murli 60 Personen. Am 29. Juni 2003 werden in der Moschee des Dorfes Goz Na'ima während des Gottesdienstes alle 65 Gläubigen von Reitermilizen getötet.
  • Am 08. April 2002 werden sechs führende Intellektuelle des Massaleet-Volkes erschossen. Im Februar 2003 wird Sharif Ishag Ibrahim, Angehöriger des Massaleet-Volkes und Mitglied des sudanesischen Parlaments, vom sudanesischen Geheimdienst ermordet.
  • Am 27. Februar 2004 werden mehr als 200 Frauen und Mädchen in der Tawilah-Region von arabischen Milizen vergewaltigt. Die Mädchen werden vor den Augen ihrer Väter missbraucht. Die Väter wurden danach erschossen. Im Juni 2004 gibt Medcins sans Frontieres bekannt, dass 14 Prozent aller von den Ärzten der Organisation in Flüchtlingslagern untersuchten Frauen vergewaltigt worden waren. Aus dem Flüchtlingslager Kas berichtet das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Hilfe, dass 60 Prozent aller Frauen vergewaltigt worden seien.
  • Zahlreiche Einzelpersonen wurden gefoltert: Sie wurden mit Stöcken und Gewehrkolben geschlagen, mit Eisenstangen misshandelt, ihre Haut wurde verbrannt, Essen und Trinken wurde ihnen entzogen. Die Folter wurde später abgelöst durch sofortiges Liquidieren der Gefangenen.
  • Nicht nur die Hilfsorganisation Physicians for Human Rights berichtet, dass die Milizen und Regierungssoldaten die Flüchtenden verfolgen und umbringen, eine Zeugin erzählt: "Dann flohen wir. Sie töteten meine Schwester und ihre Tochter. Meine Schwester war 40 Jahre alt, ihre Tochter drei. Sie rannte mit dem Kleinkind auf dem Rücken weg. Beide wurden von den Verfolgern mit Maschinengewehren erschossen. Andere berichten, dass die Regierung die Menschen zur Rückkehr in ihre Dörfer aufforderte und sie bei ihrem Rückkehrversuch von Milizen getötet wurden.
  • Nach UN-Angaben ist die gesamte Gegend um Jabalsi, vormals Heimat von mehr als 70.000 Menschen von den Einwohnern verlassen worden. Die leerstehenden Häusern sind zum Teil vollständig abgebrannt. USAID berichtet, dass in dem einen Dorf alle 1.300 Gebäude, in einem zweiten alle 466 Häuser und in einem dritten 628 von 720 Häusern zerstört wurden. Diese Listen ließen sich beliebig fortsetzen und zeigen die Systematik der Zerstörung und Vertreibung.

Nach Schätzungen der Gesellschaft für bedrohte Völker werden bereits mindestens 120.000 Menschen in Darfur Opfer des gegenwärtigen Genozids geworden sein. Zwar kennt niemand die genaue Zahl der ermordeten schwarzafrikanischen Muslime im Westsudan. Da wir jedoch die verschiedenen Hochrechnungen von Menschenrechts- und Hilfsorganisationen für realistisch halten und davon ausgehen, dass die Zahlen der Vereinten Nationen über die Opfer von Genozid in der Regel zu niedrig angesetzt werden, wenn weiter berücksichtigt wird, dass nur der kleinere Teil der Massaker bekannt geworden ist, erscheint der GfbV eine Zahl von etwa 70.000 Opfer der direkten Gewalt durchaus realistisch.

Da sich die politische Situation nicht gebessert hat, da sich die meisten Flüchtlingslager in den Händen des Täterregimes befinden, die humanitären Organisationen bei ihrer Arbeit behindert werden, die meisten Flüchtlinge in den Lagern noch immer völlig unzureichend versorgt werden und eine wahrscheinlich ebenso große Zahl von Flüchtlingen die Lager noch nicht erreicht hat, geht die GfbV davon aus, dass die Schätzungen der täglichen Sterbequoten der Hilfswerke von Tag zu Tag mehr Realität werden. So befürchten wir, dass mindestens 50.000 Menschen den Strapazen der Vertreibung und der Flucht nicht überlebt haben. Die meisten dieser Opfer sind Säuglinge, Kinder, Schwangere, Alte, Kranke und Verwundete.

Die GfbV schätzt die Zahl die Gesamtzahl der Flüchtlinge und Vertriebenen auf zwei Millionen. Davon befinden sich etwa 200.000 im Tschad. Die restlichen 1,8 Millionen sind entweder in Lagern im Sudan oder versuchen sich in abgelegenen Regionen vor den Milizen zu verbergen.

Die GfbV stellt fest, dass das arabisch dominierte sudanesische Regime das Verbrechen des Völkermordes in Darfur begeht. Denn Karthum verletzt systematisch Artikel II der Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes vom 9. Dezember 1948. Demnach bedeutet Völkermord eine der folgenden Handlungen, die in der Absicht begangen wird, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören

(a) Tötung von Mitgliedern der Gruppe,

(b) Verursachung von schwerem körperlichem oder seelischem Schaden an Mitgliedern der Gruppe und

(c) vorsätzliche Auferlegung von Lebensbedingungen für die Gruppe, die geeignet sind, ihre körperliche Zerstörung ganz oder teilweise herbeizuführen.

(d) Für diese drei Handlungen ist das sudanesische Regime verantwortlich.

Zur schnellen Beendigung des Völkermordes fordert die GfbV:

  • nach dem erfolgreichen Beispiel der Flugverbotszone im Irakischen Kurdistan eine international überwachte Flugverbotszone für sudanesische Militärflugzeuge über dem gesamten Westsudan.
  • den international garantierten Zugang für alle Hilfsorganisationen zu den Notleidenden im Sudan und im Tschad.
  • Die bedingungslose Öffnung Darfurs für Journalisten und Menschenrechtsexperten.
  • die Ausstellung eines internationalen Haftbefehls gegen Omar Hassan al Bashir und seine Helfershelfer gemäß der UN-Konvention zur Verhütung und Bestrafung des Völkermordes und seine Aburteilung durch den internationalen Strafgerichtshof in Den Haag.
  • eine humanitäre Intervention einer gemischten europäisch-afrikanischen Friedenstruppe mit hartem Mandat zum konsequenten Schutz der Zivilbevölkerung
  • den Abzug der sudanesischen Armee und die totale Entwaffnung der arabischen Janjawid-Milizen.

3. Stimmen zum Völkermord

Lange machten nur die Exilorganisationen der schwarzafrikanischen Völker Darfurs auf ethnische Säuberungen und drohenden Genozid an ihren Landsleuten im Sudan aufmerksam. Seit dem Jahreswechsel 2003 / 2004 jedoch mehren sich die Stimmen, die vor einer Eskalation der Menschenrechtsverletzungen im Westen des Sudan warnen. Im Frühjahr und Sommer 2004 gibt es dann immer mehr Aussagen über den Völkermord an den Schwarzafrikanern in Darfur.

Die International Crisis Group ICG sprach im Mai 2004 schon davon, dass es für eine Beendigung der ethnischen Säuberungskampagne bereits zu spät sei, allerdings könne und müsse die internationale Gemeinschaft den Völkermord aufhalten und dafür sorgen, dass einer drohenden Hungersnot nicht hunderttausende Menschen zum Opfer fielen. (ICG Africa Report No. 80, 23.5.2004)

Dem Report der Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen zufolge "ist es klar, dass das aktuelle Muster massiver und abstoßender Menschenrechtsverletzungen, wie sie von den Vertriebenen geschildert wurden, sehr ernsthafte Bedenken im Bezug auf ihr Überleben, ihre Sicherheit und menschliche Würde aufkommen lassen" (Commission on Human Rights, 7.Mai 2004)

Die Menschenrechtsorganisation "Justice Africa" veröffentlichte am 18.06.2004 folgendes Statement: "Wenn wir die Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermords von 1948 streng anwenden, müssen wir die Frage, ob in Darfur ein Genozid verübt wird, mit einem klaren "ja" beantworten".

Der Europadirektor von Human Rights Watch (HRW) sagte am 21.7.2004: "Die (sudanesische) Regierung betreibt hier eine ethnische Säuberung. Es sind ja schwarzafrikanische Muslime, die vertrieben werden, das alles ist eine ethnische Säuberung, die durchgeführt wird mit Mord, Vergewaltigungen und ganz schrecklichen Sachen. Man muss erwarten, dass alles aufhört und die Regierung hier Verantwortung übernimmt." (Deutschlandradio, 21.7.2004)

Physicians for Human Rights (PHR) gaben in ihrer Presseerklärung vom 23.Juli 2004 bekannt, der Konflikt in Darfur habe sich zu einem Völkermord entwickelt, der von der sudanesischen Regierung aktiv unterstützt werde. Ohne sofortiges internationales Eingreifen sei "ein großer Teil der betroffenen Gruppe unmittelbar von der Vernichtung bedroht".

Die Gesellschaft für bedrohte Völker machte schon im Januar 2003 auf Menschenrechtsverletzungen an Mitgliedern der Fur im Westsudan aufmerksam. "Einen dauerhaften und gerechten Frieden für den Sudan kann es aber nur geben, wenn auch die Zukunft der nicht-arabischen Völker im Norden und Westen des Sudan geregelt wird", fordert Ulrich Delius, der Afrika-Referent der GfbV. Mehr als 105 Fur seien seit Oktober 2002 getötet worden. (Presseerklärung der GfbV vom 15.1.2003)

Im Juli 2003 veröffentlichte die GfbV dann ein Memorandum, in dem sie schwere Vorwürfe gegen die sudanesische Regierung erhob. Etliche Dörfer seien zerstört, Menschen in die Flucht getrieben und getötet worden.

Am 10. Jahrestag des Völkermords in Ruanda erhob der GfbV-Generalsekretär, Tilman Zülch, schwere Vorwürfe: "Während die internationale Gemeinschaft des Völkermords in Ruanda gedenkt und es bereut, nichts zur Rettung der Tutsi-Minderheit unternommen zu haben, erreicht der Genozid im Westsudan seinen Höhepunkt. Wieder werden vor aller Augen ungeheuerliche

Verbrechen verübt, gegen die sich nur wenige Menschenrechtler und Journalisten engagieren. Dabei muss es sofort eine Intervention internationaler Friedenstruppen geben, die den Völkermord und die Massenvertreibungen der arabischen Milizen und der sudanesischen Regierungstruppen an den schwarzafrikanischen Völkern der Fur, Massaleet und Zaghawa in Darfur/Westsudan beendet." (Presseerklärung der GfbV, 6.4.2004)

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am 8. Juni 2004 eine Intervention von UN-Friedenstruppen im Sudan gefordert, um den Völkermord in Darfur zu stoppen. Auf eine Friedensstreitmacht der Afrikanischen Union (AU) zu warten, die das Massensterben verhindern soll, sei offensichtlich illusorisch, heißt es in einem dringenden Appell der Menschenrechtsorganisation an den in den USA tagenden G8-Gipfel der führenden Industrienationen sowie an UN-Generalsekretär Kofi Annan und den Weltsicherheitsrat. Denn die AU habe es auch zwei Monate nach der Unterzeichnung des Waffenstillstands am 8. April 2004 noch nicht geschafft, Menschenrechtsbeobachter in der Region zu stationieren, geschweige denn Menschenrechtsverletzungen zu dokumentieren oder gar zu stoppen. Helfer in Darfur hatten der GfbV zuvor berichtet, die sudanesischen Behörden behinderten noch immer die humanitäre Hilfe, so dass viel zu wenige Hilfsgüter bei der Not leidenden Zivilbevölkerung ankämen. (Presseerklärung der GfbV, 8.6.2004)

Der frühere Innenminister und UN-Sudan-Beauftragte Gerhart Baum übte scharfe Kritik an der sudanesischen Regierung: "Im Grunde verfolgt die gesamte Führung in Khartum eine Politik der ethnischen Säuberung". Er sprach sich auch für eine Entsendung einer UN-Friedenstruppe aus: "Über kurz oder lang werden wir ohnehin eingreifen müssen. Warum tun wir das Notwendige nicht so rechtzeitig, dass wir noch Menschen retten können?" (FAZ, 23.7.2004)

Um die Verantwortung der sudanesischen Regierung für den Völkermord zu belegen, haben sich Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch und Amnesty International um den Nachweis über eine Koordinierung der Aktivitäten von Janjawid-Milizen und sudanesischem Militär bemüht. Dokumente vom Februar und März dieses Jahres belegen die Rekrutierung, Finanzierung und Aufrüstung der Janjawid durch die sudanesische Regierung. Vor diesem Hintergrund sei es "naiv", zwischen sudanesischer Armee und den für zahllose Gräueltaten verantwortlichen Reitermilizen einen Unterschied zu machen, sagte ein Sprecher von HRW, "die beiden sind ein und dasselbe." (FAZ, 21.07.2004)

Die US-Organisation "Coalition for International Justice" kam nach Befragung von mehr als 600 sudanesischen Vertriebenen zu dem Ergebnis, dass es eine sehr enge Kooperation zwischen sudanesischen Streitkräften und den Janjawid-Milizen gäbe. Zweitens sei festzustellen, dass bestimmte ethnische Gruppen gezielt angegriffen und vertrieben würden (Reuters, 2.8.2004).

Andere Äußerungen befassen sich mit den Zahlen der Getöteten und Vertriebenen:

Nach Angaben von HRW haben die sudanesische Regierung und die alliierten Janjawid im Mai dieses Jahres mehrere Tausend Fur, Massaleet und Zaghawa getötet und sich der Vergewaltigung, Plünderung, Folter und Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen schuldig gemacht. Mehr als eine Million Zivilisten seien zu Binnenvertriebenen geworden, die auch in den Flüchtlingslagern nicht vor Übergriffen sicher seien. Mehr als 110.000 weitere Flüchtlinge seien in den benachbarten Tschad gelangt. Die Organisation fordert die internationale Gemeinschaft auf, allen voran den UN-Sicherheitsrat, sofortige Maßnahmen zu ergreifen, um den Schutz von Zivilisten zu gewährleisten und humanitäre Hilfe zu ermöglichen. (Vol.16, No.6, Mai 2004)

Amnesty International bestätigt in einem Report vom 19.Juli 2004 zusammenfassend, Attacken der Janjawid und der Regierung hätten bislang zu der Vertreibung von mehr als 1.2 Millionen

Menschen geführt. Eine unbekannte Anzahl von Flüchtlingen verstecke sich in den Bergen und sei Übergriffen arabischer Milizen hilflos ausgeliefert. Massive Menschenrechtsverletzungen wie außergerichtliche Exekutionen, Folter, Vergewaltigung und Entführung träten systematisch auf. Insbesondere das Ausmaß der Vergewaltigung von Frauen als Mittel der Kriegsführung sei erschreckend.

Médecins sans Frontières (MSF) MSF hat in zwei Vertriebenenlagern in Westdarfur die bisher umfangreichste Umfrage durchgeführt. Befragt wurden 7.140 Vertriebene aus 179 Dörfern. Nach deren Angaben töteten die Janjawid-Milizen 3,8% der Dorfbewohner. Würde man diese Zahl, wie es MSF tut, auf die gesamte von ethnischen Säuberungen betroffene Landbevölkerung hochrechnen, ergebe das eine geschätzte Zahl von 120.000 Todesopfern - nur für sieben der bis heute 17 Kriegsmonate. Falls dieser Prozentsatz für die gesamte betroffene Landbevölkerung repräsentativ wäre, kämen zu den mindestens 120.000 Opfern der Gewalt noch mal 60.000 Tote hinzu, die an den Folgen von Flucht und Vertreibung gestorben sind, weil sie als Alte, Kranke, Schwangere, Kleinkinder, Säuglinge oder Verwundete und Behinderte den Strapazen der Vertreibung, dem Hunger, dem Durst, der Trockenzeit und den Seuchen nicht gewachsen waren.

Der Präsident der MSF, Dr. Rowan Gillies, sagte nach einem einmonatigen Aufenthalt in Darfur: "Was Sie dort sehen, ist weit verbreitetes Leid, unzulängliche Versuche, dieses zu lindern und fortdauernde Gewalt."

Politiker aus dem In- und Ausland befassen sich seit dem Frühjahr und Sommer 2004 mit den Verbrechen in Darfur. Viele sind auch in den Sudan gereist, um sich selbst ein Bild von der Lage vor Ort zu machen, wie Kofi Annan, Colin Powell, Joschka Fischer oder Kerstin Müller. Besonders nach der Reise Fischers hat sich die Bundesregierung an der Seite der amerikanischen Regierung für ein entschiedeneres Auftreten dem Sudan gegenüber stark gemacht. Sie unterstützte die von den USA eingebrachte Resolution im Weltsicherheitsrat, kritisiert jedoch das Ergebnis, die Aufweichung der Forderungen in der Resolution und die negativen sudanesischen Reaktionen.

Die Bundesregierung ist unzufrieden mit der Entwicklung im sudanesischen Krisengebiet Darfur. Die sudanesische Regierung setze die meisten ihrer Verpflichtungen nicht um. "Wir wollen die Entwaffnung der Janjawid-Milizen sehen. Stattdessen erhalten wir Berichte über die Eingliederung von Milizionären in die sudanesischen Streitkräfte", kritisierte die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Kerstin Müller, am 03. 08. 2004. Der SPD-Außenpolitiker Gernot Erler nannte die UN-Resolution im Deutschlandfunk am 02. 08. 2004 eine "politische Bankrotterklärung". Sie werde lediglich zur Folge haben, dass die sudanesische Regierung so weitermache wie bisher.

Francis M. Deng, der Repräsentant des UN-Generalsekretärs für Binnenvertriebene, sagte nach einem Besuch in Darfur, er habe eine Situation vorgefunden, die geprägt war von "anhaltender Unsicherheit und Menschenrechtsverletzungen". Er zeigte sich besonders besorgt über unzählige Berichte über Vergewaltigung von Frauen außerhalb der Flüchtlingslager und über das Vorhaben der sudanesischen Regierung, die Binnenvertriebenen in ihre Dörfer zurückzuschicken, obwohl dort die Sicherheitslage nicht stabil sei (UN News Service, 2.8.2004)

4. Genozidkonvention Artikel II a)

In dieser Konvention bedeutet Völkermord eine der folgenden Handlungen, die in der Absicht begangen wird, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören:

a) Tötung von Mitgliedern der Gruppe

Durch planmäßige Bombardements ziviler Ziele, durch gezielte Massaker an Zehntausenden muslimischen Schwarzafrikanern und durch Einzeltötungen in sehr vielen Städten und Dörfern des Westsudan (Darfur) macht sich die sudanesische Militärregierung unter General Omar Hassan Al Bashir des Völkermordes nach der Genozidkonvention II a) schuldig.

Aus den Daten der folgenden Tabelle geht hervor, dass Bombardements in verschiedenen Teilen Darfurs durchgeführt werden, um Menschen zu töten, Dörfer und Städte zu zerstören, Felder abzubrennen und die Einwohner in die Flucht zu treiben. Seit März 2003 liegen darüber ausreichende Informationen vor. Dennoch muss mit einer hohen Dunkelziffer gerechnet werden, weil bisher nur ein Teil der Augenzeugen befragt wurde oder berichtet hat. Im Herbst und Winter 2003/2004 kann ein Höhepunkt der Bombardierungen ausgemacht werden. Doch dauern die Bombardements auch in Frühjahr und im Sommer 2004 an. Die letzten drei bekannt gewordenen Angriffe fanden am 1., am 6., und am 9. Juli 2004 statt (s. AFP, US Agency for International Development und UNHCR). Das systematische Vorgehen gegen die schwarzafrikanischen Dörfer und städtische Siedlungen koordiniert die Luftwaffe nach zahlreichen Aussagen mit den Angriffen der Janjawid-Reitermilizen. Aber hier und da sind auch Polizei, Armee oder Sicherheitsdienst beteiligt.

Massaker der Janjawid werden dann am Boden und häufiger auch gemeinsam mit regulären Soldaten verübt. Das weist nach, dass die Massaker an der schwarzafrikanischen Zivilbevölkerung planmäßig begangen werden. Die Zerstörung der Infrastruktur und der Dörfer wird ebenfalls von der Luft und vom Boden aus betrieben. Der Leiter der US- Agentur für Internationale Entwicklung, Andrew Natsios, präsentierte Generalsekretär Kofi Annan und dem Weltsicherheitsrat Satellitenaufnahmen von 576 Dörfern, von den 300 ganz und 76 stark zerstört waren. Die übrigen waren überwiegend arabische Dörfer. Augenzeugen, wie Mitarbeiter von AI, die im Sudan waren, sagen, dass sie über weiten Strecken keine Menschen und nur zerstörte Dörfer gesehen hätten. Amnesty International behauptet sogar: "Heute gibt es kaum noch ein Dorf in Darfur, das noch bewohnt oder in Takt wäre." (A.I., Sudan, Darfur: Incommunicado, 7.6.2004)

Die Bombenangriffe werden mit Antonov-Flugzeugen, mit MIGs aus sowjetischer bzw. russischer Lieferung und mit Kampfhubschraubern durchgeführt. Aus der Vielzahl der Luftangriffe greifen wir einige wenige heraus: So werden am 27.08.2003 bei der Bombardierung der Stadt Habila, in der Flüchtlinge aus den umliegenden Dörfern Zuflucht gesucht hatten, 24 Zivilisten bei sechs Angriffen auf die Stadt getötet (HRW: Darfur Destroyed, Mai 2004 S. 25). Vom 09. bis zum 13.02.2004 werden elf Dörfer in West-Darfur bombardiert (ai, 07.04.2004). Die Menschen flüchten in die vier größten Städte der Umgebung. Dort werden einige der Vertriebenen von Milizen ermordet, die verlassenen Dörfer zerstört. Am 07.05.2004 verhindern Luftangriffe auf zivile Ziele in Gebieten, in den sudanesische Soldaten die Operation leiten, die Reise einer UN- Delegation (Report of the High Commissioner for Human Rights).

Vor allem die Reitermilizen sind für einen Großteil der Einzel- und Massentötungen verantwortlich. Vielfach wird das Vorgehen mit den Regierungstruppen gut koordiniert. So wurden bei dem Überfall auf das Dorf Mulli 55 Menschen ermordet und 53 verwundet. Zwei Tage zuvor hatte die Armee alle Waffen in diesem Gebiet beschlagnahmt, so dass sich die Bevölkerung gegen die Milizen nicht wehren konnte (GfbV 2004). Selbst in der Moschee sind die schwarzafrikanischen Muslime nicht sicher. So werden am 29. Juni 2003 in der Moschee des Dorfes Goz Na´ima während des Gottesdienstes alle 65 Gläubigen getötet. Auch bei dem Angriff auf den Markt und die Moschee von Murli sterben 60 Personen (ai Sudan, Darfur 08.06.2004). Angehörige arabischer Gemeinschaften, wie z. B. der Dorok, die sich an den Tötungen der Milizen nicht beteiligen wollten, wurden im Juli 2003 bei Silaya erschossen (A.I. 03.02.2004).

Auch verschiedene Massaker am 28.07.2003 in Meramter (300 Tote), am 20.12.2003 in Habila Canare (50 Tote) oder bei Nouri (170 Tote) wurden gemeinsam von Milizen und sudanesischer Armee verübt.

Massaker an kleineren und größeren Gruppen der Zivilbevölkerung ereignen sich fortgesetzt seit Kriegsbeginn, wobei auch hier im Herbst / Winter 2003/2004 eine Zunahme zu beobachten ist. Die hohe Anzahl der Massaker demonstriert wohl am eindringlichsten das Ausmaß des Völkermordes. Die Angriffe auf Dörfer fanden zumeist am frühen Morgen statt, wenn die Menschen noch schliefen oder sich zum Morgengebet versammelten. Hunderte, manchmal über 1.000 Angehörige der Reitermilizen ritten auf Pferden oder Kamelen in die Dörfer, oft begleitet von Regierungssoldaten in Jeeps. Sie trugen Tarnanzüge und waren mit Gewehren und Maschinenpistolen bewaffnet. Sie bewegten sich schnell von Hütte zu Hütte, erschossen wahllos Männer, Knaben, teils Kinder, vergewaltigten Frauen oder entführten diese, um sie einige Tage als Sexsklavinnen mitzuschleppen. Nachdem das Schema dieser Verbrechen nach und nach bekannt geworden war, flohen Männer und Frauen vielfach getrennt vor den Angriffen. Die Männer flüchteten zuerst, weil sie den sicheren Tod vor Augen hatten. Sie ließen Frauen und Kinder zurück, in dem Wissen, dass die Frauen zwar vergewaltigt, aber vielleicht nicht getötet würden. (s. auch Physicians for Human Rights, 23.6.2004, S.4)

Menschenrechtsorganisationen und westliche Medien haben über eine Reihe von größeren Massakern berichtet, denen jeweils eine große Zahl von Zivilisten zum Opfer gefallen ist. Derartige Massenmorde wurden zum Beispiel in Meramta (28.07.2003, über 300 Tote), Kerana (August 2003, 150 Tote), Murli (August 2003, 150 Tote), Kutum (August 2003, 300 Tote), Garadi (16.08.2003, 240 Tote), Urum (November 2003, 122 Tote), Kujah und Sorra (03.01.2004, 200 Tote), Tarne ( 28.02.2004, 70 Tote) verübt. Die angefügte Liste der von Massakern betroffenen Dörfer demonstriert den Umfang dieses Genozids. Gleichzeitig muss berücksichtigt werden, dass auch hier eine Grauzone existiert und der kleinere Teil der Verbrechen bekannt geworden sein dürfte, weil sich internationales Personal nur bedingt ungehindert im Land bewegen darf. Die sudanesischen Pogromtruppen fallen sogar regelmäßig in die Nachbarrepublik Tschad.

Zeugenaussagen bestätigen, dass gezielt von afrikanischen Bevölkerungsgruppen bewohnte Dörfer angegriffen, arabische dagegen ausgespart wurden. Die Zeugen gaben an, dass Janjawid - Milizen sie beschuldigten, die Rebellen zu unterstützen und verkündet hätten, dass sie Darfur ausschließlich für die Araber behalten wollten. Krankenstationen in Darfur hätten sich geweigert, nicht-arabische Kranke oder Hilfsbedürftige aufzunehmen. Auch diese Selektion verstößt gegen die UN- Konvention zur Verhütung und Bestrafung des Völkermordes.

Vorbereitet wurde der Völkermord aber durch gezielte Inhaftierung und Tötung Einzelner, insbesondere von Repräsentanten der Oberschicht (Rechtsanwälte, Politiker, Studenten) der afrikanischen Bevölkerungsgruppen. Darauf haben Exilorganisationen der Fur, der Massaleet und anderer Volksgruppen schon 2001 und 2002 aufmerksam gemacht. So wurden am 08.04.2002 nach Angaben des von Sprechern der Massaleet sechs ihrer führenden Intellektuellen erschossen (siehe GfbV April 2004). Im Oktober 2002 töten Milizen den Rechtsanwalt Mohamed Ibrahim Musa auf der Straße zwischen Golo und Nyala (Darfur Association Toronto, 09.10.2002). Im Februar 2003 wird Sharif Ishag Ibrahim, Angehöriger des Massaleetvolkes und Mitglied des sudanesischen Parlaments, vom sudanesischen Geheimdienst ermordet (The Representative of the Massalit Community in Exile, 02.03.2003). Im gleichen Monat wird Scheich Saleh Dakoro, ein religiöser Führer der Massaleet mit seinen Leibwächtern auf einer Reise liquidiert (GfbV 2004).

Immer wieder sind Kinder Opfer von Morden. So die vierjährige Abakar Yusuf am 08.02.2004, die zweijährige Sara Bishara im Dorf Sasa bei Korny (s. A.I. Press Release vom 03.02.2004), ein elf Monate altes Kind beim Angriff von Milizen auf Ibek (A.I. Sudan, Darfur 19.07.2004). Auch Alte und Kranke, die nicht mehr fliehen können werden ermordet, berichtet der High Commissioner for Human Rights am 07.05.2004).

4.1 Namen der Dörfer, in denen Massaker an der schwarzafrikanischen islamischen Bevölkerung des Westsudan verübt wurden

Abga Rajil

Abu Jidad

Aish Bira

Al-Shariya

Amir

Amnatay

Andru

Angar

Arey

Bareh

Bauda

Bayda

Bayda

Bindisi

Bredya

Daltang

Deco

Deleij

Dembo

Dingo

Disa

Dorok

Dureysa

Ehda

Fojo

Garadai

Garsila

Gokar

Goz Na'ima

Grosella

Habila Canare

Habila Kanare

Haraza

Haskanita

Hydra

Irisdawir

Jaffal

Jizu

Junayah

Kabkabia

Kabkabijah

Kankoli

Kasia

Kass

Kassiya

Katum

Kenyu

Kerana

Kikigneer

Kishkish

Kondoli

Korkore

Korma

Koroma

Kudung

Kujah

Kulbus

Kureinik

Kutum

Kutum

Langa

Melleit

Meramta

Millebeeda

Momo

Moreli

Mororo

Mrah

Mugjir-Region

Mulli

Mun-Region

Murli

Murli

Murli

Murli

Narjiba

Nouri

Nyoronga

Omshalaya

Sembla

Sengeta

Shatee

Shishta

Shoba

Shoba

Shushta

Sildi

Singita

Sinkita,

Sorra

Suleia

Surtunu

Tama tara

Taranka

Tarbiba,

Tawilah-Region

Terbeba

Terchana

Tero

Tiertie

Tullus

Tunfuka

Urum

Usha

Wadi Saleh

Wadi Salih

Wadis Saleh

Warai

Waro

Zabuni

Zehour Fatah

Zowao

5. Genozidkonvention II b)

In dieser Konvention bedeutet Völkermord eine der folgenden Handlungen, die in der Absicht begangen wird, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören:

b) Verursachen von schwerem körperlichem oder seelischem Schaden an Mitgliedern der Gruppe

Durch systematische Vergewaltigungen der schwarzafrikanischen Frauen Darfurs und Anwendung der Folter, die in einzelnen Fällen dokumentiert werden konnten, macht sich der Sudan nach der Genozidkonvention II b des Völkermords schuldig.

Mehrere Organisationen machten darauf aufmerksam, dass es islamischen Frauen nicht möglich ist, über Vergewaltigungen zu sprechen. Denn dieses Verbrechen empfinden sie als die größte Schande, die ihnen angetan werden kann. Daher ist anzunehmen, dass die bekannt gewordenen Einzelfälle nur die Spitze des Eisbergs darstellen. Tausende, vielleicht Zehntausende Frauen im Westsudan sind Opfer von Vergewaltigungen geworden. Dazu kommt, dass die Vertreter eines islamischen Regimes, sei es in Gestalt der Janjawid Milizen oder regulärer sudanesischer Soldaten, nicht davor zurückschrecken, Angehörige ihrer eigenen Glaubensgemeinschaft zu vergewaltigen. Dies legt den Schluss nahe, dass der Rassismus gegen die Schwarzafrikaner ein deutlich stärkeres Motiv ist als die gleiche Glaubensangehörigkeit von Tätern und Opfern. Amnesty International zieht aus eigenen Untersuchungen den Schluss, dass Vergewaltigung im Sudan systematisch als Waffe im Krieg eingesetzt wird.

Unzählige Frauen und Mädchen wurden in aller Öffentlichkeit vergewaltigt. Im Juli 2003 wurde ein 14-jähriges Mädchen auf dem Marktplatz in Hablia mehrfach von Janjawid vergewaltigt. Die Täter drohten den Zeugen damit, sie zu erschießen, sollten sie versuchen einzuschreiten. (AI, Rape as a weapon of war, S.13). Am 27. Februar 2004 werden mehr als 200 Frauen und Mädchen in der Tawilah-Region von arabischen Milizen vergewaltigt. Die Mädchen werden vor den Augen ihrer Väter missbraucht. Die Väter wurden danach erschossen. Einige Frauen werden von bis zu 14 Männern vergewaltigt. 150 Frauen und 200 Kinder werden nach diesen massiven Übergriffen verschleppt. (UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs)

Frauen und Mädchen werden während der Angriffe auf ihre Dörfer vergewaltigt. Eine Vertriebene berichtet, wie die Janjawid dabei in ihrem Dorf vorgingen: "Sie kamen nachts. Sie zogen die Bettdecken von den Frauen, um zu sehen, ob unter der Decke ein Kind war. Wenn kein Baby bei der Frau schlief, nahmen sie sie mit und vergewaltigten sie." Bis zu 30 Frauen aus dem kleinen Heimatdorf der Vertriebenen wurden auf diese Art und Weise missbraucht. (IRIN, 15.04.2004)

Viele werden jedoch von den Janjawid auch verschleppt und als Sexsklavinnen gehalten. Es sind Fälle dokumentiert, in denen die Betroffenen nach einige Zeit frei gelassen werden, meist schwer verletzt. Ein zwölfjähriges Mädchen wurde von sechs Janjawid bei einem Überfall auf das Dorf Um Baru öffentlich vergewaltigt. Sie haben das Mädchen 10 Tage lang in ihrer Gewalt gehalten und sich immer wieder an ihr vergangen. (AI) Um sie für immer zu zeichnen, haben Vergewaltiger ihre Opfer gebrandmarkt. Am 27. Februar 2004 überfielen die Janjawid- Milizen die Stadt Tuweila in Norddarfur. Dort vergewaltigten sie 93 Schülerinnen, davon sechs in Anwesenheit ihrer Familien. Nach der Vergewaltigung, brandmarkten sie die Opfer. Weitere 16 Schülerinnen wurden bei diesem Überfall entführt. (ICG, AI)

Sogar vor schwangeren Frauen machten die Milizen nicht Halt, sondern vergewaltigten sie sogar gezielt. Bei einem Übergriff auf das Dorf Mursay wird so eine 18-jährige Schwangere vergewaltigt, die in der Folge der Vergewaltigung ihr Kind verliert. (AI)

Zu Vergewaltigungen kam es auch immer wieder während der Flucht, wenn Gruppen von Frauen und Kindern von Soldaten oder Janjawid aufgegriffen wurden. Im Juni 2004 gibt die Organisation Médecins sans Frontières bekannt, dass 14 Prozent aller von Ärzten der Organisation in den Flüchtlingslagern Vertriebenen, Opfer von Vergewaltigungen geworden seien. (MSF, 21.6.2004)

Amnesty International hat eine umfassende Untersuchung zu Vergewaltigungsopfern durchgeführt und berichtet, dass bei Besuchen in drei Flüchtlingslagern im Tschad 250 Namen von Vergewaltigungsopfern und Hinweise auf weitere 250 Vergewaltigungen gesammelt werden konnten. Die Organisation weist darauf hin, dass es den wenigsten Vergewaltigungsopfern gelungen sei, den Sudan zu verlassen.

Frauen und Mädchen wurden überdies vergewaltigt, wenn sie den Schutz eines Flüchtlingslagers verließen, um Holz zu sammeln und Nahrung zu suchen. Im Flüchtlingslager Kass berichten 60% aller Frauen davon, dass sie sexuell missbraucht wurden, wenn sie das Lager verließen, um nach Feuerholz zu suchen.(UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs, New York, 19.07.2004)

Fast 14 Prozent der von Ärzten der Hilfsorganisation Médecins sans Frontières in den vergangenen neun Wochen behandelten Gewaltopfer in einem Flüchtlingslager in Darfur, seien Opfer von Vergewaltigung gewesen, teilt die Organisation im Juni 2004 mit.

Die Angst vor Vergewaltigungen wird von den Augenzeugen auch als Methode der Janjawid - Milizen und der Soldaten gesehen, Angst und Verzweiflung unter der Bevölkerung auszulösen. Die Menschen würden so gezwungen, die Flucht zu ergreifen. Familien und Dorfgemeinschaften würden auseinander gerissen (BBC News World 10.6.2004). Über die Scham der eigentlichen Vergewaltigung hinaus haben daraus entstandene Schwangerschaften bei den Betroffenen große Sorge ausgelöst. Die zum Teil sehr jungen Mütter fürchten, dass sie keine Männer finden werden, die bereit sind, sie zu heiraten und für das Kind zu sorgen.

Offenbar wurde Folter besonders am Anfang des Krieges gegen einzelne Gefangene bestimmter Ethnien angewandt, um sie zu Geständnissen zu zwingen. Im Laufe des Krieges können auch aufgrund der Tatsache, dass keine Organisation Zugang zu Internierungslagern hat, weniger Berichte gesammelt werden.

Nicht vergessen werden dürfen diejenigen Opfer, die bei Massakern willentlich angeschossen, verletzt und gedemütigt werden. Sie hatten keinerlei Möglichkeit, ärztlich versorgt zu werden.

Mitte März 2003 kommt es zu zahlreichen Verhaftungen. Dokumentiert sind die Fälle von Al-Sadeq Ahmed Harba, Haroun Bashir, Mohammad Yusuf, Mohammad Adam Huri, Zakarioya Madibo, Mohammad Ahmed Abu Kantosh und Al-Faki Abdallah Kiraykiro. Sie werden neun Tage lang in einem Lager des Sicherheitsdienstes festgehalten, mit Stöcken und Gewehrkolben verprügelt, mit dem Gesicht nach unten aufgehängt und aneinander gebunden in einem Lastwagen ohne Essen und Trinken für vier Tage festgehalten. Einem Häftling wird eine Eisenstange in den Anus eingeführt. (AI, Incommunicado detention, S.14) Auch die Organisation "Organisation mondiale contre la torture" berichtet von Folterungen im Frühjahr 2003. Bei den beschriebenen Fällen handelt es sich um gezielte Folter von Angehörigen bestimmter ethnischer Gruppen, z.B. der Fur und der Zaghawa sowie der Massaleet. (OMCT, 25. und 29.4.2003) Auch Minderjährige werden Opfer von Folter, wie OMCT im Oktober 2003 berichtet: 22 Miglieder des Ma'alia Stammes werden von bewaffneten Streitkräften in der Provinz Adila verhaftet. Sie werden in der lokalen Polizeistation zwölf Tage lang festgehalten, ohne dass offizielle Anklage gegen sie erhoben wird. Den Männern und minderjährigen Knaben werden auf der Haut brennende Zigaretten ausgedrückt, sie werden auch an Brust, Armen und Händen mit weiteren brennenden Gegenständen verletzt. Parallel wird auf sie eingeprügelt. Um den Aufenthaltsort von Tieren zu erfahren, die von einer Kindergruppe gehütet wurden, nehmen Janjawid diese Kinder gefangen und schlagen sie. Ein Junge berichtet, dass ihre Geschlechtsorgane mit einem Seil umwickelt worden seien, das bei jeder Frage fester zusammengezogen wurde, (AI: Rape as a Weapon of War, S. 21)

Später scheinen sich die Täter nicht mehr mit Folter "aufgehalten" zu haben. Sie haben die Menschen, besonders Männer und Knaben stattdessen gleich systematisch ermordet, teils auf bestialische Art und Weise, wie eine Meldung vom 27. Juli zeigt: Menschen waren demnach zunächst aneinander gebunden und dann bei lebendigem Leib verbrannt worden. Folter und andere demütigende Behandlung ging also in etlichen Fällen der Ermordung voraus.

Genozidkonvention II a) : Vorsätzliche Zerstörung von Mitgliedern einer Gruppe

BOMBARDIERUNGEN

Datum - Fallbeschreibung - Quelle

15.03.2003   Nach Angaben der Darfur Diaspora Association (DDA) attackieren Regierungstruppen an diesem Tag das Dorf Zehour Fatah, etwa 100 Km südwestlich von Nyala gelegen. 5 Zivilisten werden während des Angriffs getötet und 42 weitere verletzt. Ein Augenzeuge berichtet, die Stadt sei zunächst vom Flugzeug aus angegriffen worden.   DDA, 01.06.2003

20.03.2003   Der Waffenstillstand wird gebrochen. Hubschrauber der sudanesischen werfen Bomben über Dörfern ab.   Gesellschaft für bedrohte Völker, 2004

01.05.2003   Das Dorf Amnatay im Bezirk Kabkabiya wird von der sudanesischen Luftwaffe mit mehreren Bomben angegriffen.    Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon, 19.07.2004. S. 9

12.05.2003   Das Dorf Kutoorume, östlich von Nertitay gelegen, wird von Flugzeugen aus bombardiert.   Darfur Diaspora Association (DDA), 21.05.2003

01.06.2003   Das Dorf Silaya im Süden Norddarfurs wurde von Juni bis November mehrfach Ziel von Bombenangriffen. Nördlich von Silaya im Dorf Turlili fielen acht Personen einem solchen Bombenangriff zum Opfer.    Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.14

14.06.2003   Das Dorf Tina, bewohnt von Angehörigen der Zaghawa, wird bombardiert. Mehrere Häuser brennen vollständig ab. Berichte über menschliche Opfer sind nicht vorhanden.    SHRO Canada, 30.06.2003

20.06.2003   Die Stadt Korny ist mehrfach Ziel von Bombardements. Dabei werden mehrere Menschen getötet und Häuser zerstört.   Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.12

28.06.2003   Das Dorf Abu Jidad wird von einer Antonov-Maschine und zwei Helikoptern aus der Luft angegriffen.   Amnesty International, Victims of the war in Darfur speak about their plight, 03.06.2004.

29.06.2003   Das Dorf Goz Na´ima wird im Rahmen einer Militäraktion von zwei Antonov-Flugzeugen angegriffen.    Amnesty International, Victims of the war in Darfur speak about their plight, 03.06.2004.

Juni/Juli 2003   Das Dorf Amnatay im Bezirk Kabkabiya wird von bewaffneten Truppen in Uniformen angegriffen. Ein großer Teil der Menschen versucht, vor dem Angriff in ein benachbartes Dorf zu fliehen. Auf der Flucht werden sie von Janjawids aufgehalten und von Flugzeugen aus mit Bomben beworfen.    Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 9

01.07.2003   Während der bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Regierungstruppen und der SLA in Kutum waren wiederholt Zivilisten und zivile Häuser Ziel von Bombenangriffen geworden. Dabei wurden auch das Krankenhaus und das Gefängnis von Bomben getroffen.    Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.14

07.07.2003   Der achtjährige Abdel Qader und ein weiteres Kind werden bei einem Bombenangriff auf ihr Dorf verletzt.   Amnesty International, Victims of the war in Darfur speak about their plight, 03.06.2004.

14.07.2003   Bei einem Luftangriff auf das Dorf Marah sterben die zwölf Jahre alte Asha Abbaker und der 17-jährige Abdle-Aziz Mohamed Albashir. Weitere sieben Menschen wurden während des Bombardements getötet.   Gesellschaft für bedrohte Völker, 2004

17. - 20.07.2003   Nach Aussagen des Anführers der Sudanesischen Befreiungsbewegung, Mani Arkoi Minawi, haben Kampfflugzeuge der Regierung während der letzten drei Tage zwei Dutzend Dörfer im Westsudan bombardiert. Den Bombardements fallen mindestens 300 Dorfbewohner zum Opfer, 200 werden zum Teil schwer verletzt. Minawi berichtet ebenfalls, zahlreiche Verwundete seien Opfer eines nicht näher spezifizierten Giftgases geworden.    AFP, 20.07.2004

August 2003   Das Dorf Kerana wird nach Aussagen einer 24-jährigen Augenzeugin am frühen Morgen von drei Antonov- und zwei MIG-Flugzeugen angegriffen. An dem Übergriff auf das Dorf waren auch Milizen beteiligt, insgesamt kamen 150 Menschen ums Leben.   Amnesty International, Victims of the war in Darfur speak about their plight, 03.06.2004.

05.08.2003   Die Stadt Tina wird wiederholt Ziel von Bombardierungen. Auch die Schule im Viertel Jurga wird gezielt angegriffen. Während des Bombardements werden dutzende Menschen getötet oder verletzt, unter ihnen viele Kinder.    Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.12

27.08.2003   Bei der Bombardierung der Stadt Habila, in der Flüchtlinge aus den umliegenden Dörfern zuflucht gesucht hatten, kommen 24 Zivilisten um. Antonov-Bomber haben die Stadt an diesem Tag sechs Mal angegriffen.   HRW: Darfur Destroyed, Mai 2004, S. 25

21.11.2003   Abdallah Hassaballah berichtet AFP gegenüber, 10 Zivilisten seien bei einem Bombenangriff in Cornei ums Leben gekommen. Unter den Getöteten hätten sich Frauen und Kinder befunden, eine nicht näher bekannte Zahl von Menschen sei verletzt worden.   AFP, 21.11.2003

01.12.2003   Nach Berichten eines Sprechers des Justice and Equality Movements (JEM) sind Zivilisten in Darfur am 1.Dezember 15 Minuten lang von Militärflugzeugen aus bombardiert worden. Abu Bakr Hamid al-Nur, der Generalkoordinator der Bewegung, berichtet hierzu: "Zivilisten waren in eine Gegend geflohen, wo ein Kampf stattfand (...)und das Flugzeug der Regierung folgte ihnen und bombardierte sie."   CNN, 11.12.2003

13.01.2004   Flugzeuge der sudanesischen Luftwaffe bombardieren erneut die Stadt Tina im West-Sudan, dabei kommen 45 Menschen, überwiegend Kinder, um.   Empty promises:Darfur, Marina Peter, 09.07.2004

15.-19.1.2004   Nach Erkenntnissen von HRW intensiviert die sudanesische Regierung ihre Luftangriffe auf zivile Ziele besonders im Norden Darfurs in dieser Zeitspanne.    HRW: Darfur Destroyed, Mai 2004, S.10

29.01.2004   Der tschadische Teil der Stadt al-Teinah wird von Flugzeugen aus bombardiert. Laut militärischer Quellen aus dem Tschad sollen 10 Menschen getötet und 16 weitere verwundet worden sein.    Arabic News, 30.01.2004

29.01.2004   Die sudanesische Regierung wirft Bomben über der tschadischen Stadt Tina ab. Dabei werden drei Zivilisten getötet und zwölf weitere verletzt.    Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.6

29.01.2004   Am 29.1.2004 wird die sudanesische Seite der Grenze zum Tschad mehrere Male bombardiert. Mindestens sieben Explosionen haben Augenzeugen gezählt. Mindestens zwei Einwohner des Tschad kommen dabei ums Leben, 15 werden verwundet, in ihrer Mehrzahl Frauen und Kinder.   UNHCR, News Stories, 30.01.2004, BBC, 29.01.2004, Frankfurter Rundschau, 31.01.2004

03.02.2004   Die Dörfer Khasan Abu Gamra und Tumdubai sind mehrmals täglich Ziel von Bombenangriffen. Auch das Dorf Hasan Basao wird von Bomben getroffen.   Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.12

07.02.2004   Während eines Bombardements auf das Dorf Tunjuka werden acht Menschen getötet.   Human Rights Watch, Darfur Destroyed, Mai, 2004, S. 24

07.02.2004   Das Dorf Sildi, südöstlich von Geneina wird von der Luft aus angegriffen.   Human Rights Watch, Darfur Destroyed, Mai, 2004, S. 26

08.02.2004   Tausende Sudanesische Flüchtlinge erreichten in den letzten vier Tagen den Tschad. Dies wird als Indiz für neue Kämpfe in Darfur gewertet. Die Flüchtlinge sagten aus, ihre Dörfer seien zuerst von Regierungsflugzeugen bombardiert und danach von arabischen Milizen angegriffen worden.   BBC, 08.02.2004

09. - 13.02.2004   Elf Dörfer werden bombardiert: Habila Karainik, Karainik, Mornay, Gurnyu, Mejmeri, Effendi, Urbi, Liri, Kastara und Nuri Last, alle liegen in Westdarfur. Die Menschen fliehen in die vier größten Städte und Dörfer der Umgebung. Die verlassenen Dörfer werden zerstört, nach Berichten von Augenzeugen greifen die Janjawid diese Zufluchtsstätten an und töten einige Vertriebene.    Amnesty International, 07.04.2004

13.03.2004   6 Frauen und Kinder werden durch Bombenangriffe der sudanesischen Armee getötet und 25 verletzt. Unter den Toten befindet sich ein einjähriges Kind. Ein Sprecher des Sudan Liberation Movement fügt hinzu, dass die Bombardements sporadisch wieder aufgenommen worden seien und 15 Kinder nach wie vor vermißt würden.   Aljazeera, 13.03.2004

28.04.2004   Die sudanesische Luftwaffe bombardiert das Dorf Kolbus im Tschad, parallel dazu greifen Janjawid Flüchtlinge und Zivilisten entlang der Grenze zum Tschad an.    Amnesty International, Public Statement, 01.05.2004

Mai 2004   Die sudanesische Luftwaffe bombardiert die Stadt Tabit, dabei kommen mindestens 12 Menschen auf einem Markt zu Tode.    Human Rights Watch, 22.07.2004

07.05.2004   Für die Menschenrechtskommission fertigte der amtierende Hochkommissar für Menschenrechte, Bertrand Ramcharan, einen Bericht über die Menschenrechtslage in Darfur an. Darin wird deutlich, dass Bombardierungen von zivilen Zielen in den Gebieten eingesetzt wurden, in denen die sudanesischen Soldaten die Operationen leiteten, d.h. im Norden von Darfur, wo die Bevölkerung größtenteils dem Volk der Zaghawa angehört. Es war der Delegation der UN nicht möglich, in diese Region zu gelangen   Report of the High Commissioner for Human Rights, 07.05.2004, S.8

28.05.2004   Trotz des Waffenstillstands am 08.04. bombardiert die sudanesische Armee weiter. Tabit, ein Dorf in Norddarfur wird am 28.05. angegriffen, dabei sterben mindestens 12 Personen.    Roger Winter, Assistant US AiD, Testimony before the Senate, 15.6.2004, s.2

29.06.2004   Am 29.06.2004 wird ein aus acht LKW bestehender Konvoi der UN von Janjawid - Milizen zwischen Sisi und Zalingei angegriffen. Er sollte Decken, Benzinkanister, Seife und Plastikplanen von Nyala in die Flüchtlingslager Mornei und Geneina bringen. Ein Beifahrer wird getötet, zwei Fahrer verletzt und mindestens 350 Decken werden gestohlen.   US Agency for International Development, 09.07.2004

Juni 2004   Das Dorf Mugdi wird von der sudanesischen Luftwaffe bombardiert.   The Guardian, 08.07.2004

Juni 2004   Anfang Juni bombardiert die sudanesische Luftwaffe Orte im Grenzgebiet zum Tschad, darunter Birak, eine unbekannte Zahl von Menschen kommt dabei ums Leben.   Human Rights Watch, 22.07.2004

Juli 2004   Neue Flüchtlingsgruppen treffen im Lager Kalma bei Nyala ein und berichten von Bombardements durch die sudanesische Luftwaffe.   Gesellschaft für bedrohte Völker, 2004

01.07.2004   Am 01.07. werden zahlreiche Dörfer im Süden Darfurs bombardiert. Betroffen sind die Dörfer Marla, Labado und Muhajiriyah.    IRIN, 02.07.2004

01.07.2004   Abdallah Abdel Kerim vom MJE berichtet, drei Antonov-Flugzeuge hätten die Städte Lobodou, Mahadjirya und Samfodo bombardiert: "Die Bombardements gingen am Mittag noch weiter und wir wissen noch nicht, ob es Opfer gibt".    AFP, 01.07.2004

06.07.2004   Am 6. Juli legt UNHCR einen Bericht über unausgesetzte Angriffe von sudanesischen Regierungstruppen und Janjawid - Milizen auf Dörfer in von der SLM/A kontrollierten Gebieten Darfurs, durch die immer mehr Zivilisten vertrieben werden, vor. Binnenflüchtlinge berichten nach ihrer Ankunft im Lager Kalma nahe Nyala in Süd - Darfur, dass ihre Dörfer südöstlich von Nyala von Antonov - Bombern und Kampfhelikoptern der sudanesischen Luftwaffe angegriffen wurden. Danach seien Bewaffnete in Kleintransportern, zu Pferd oder auf Kamelen gekommen, hätten Zivilisten getötet, Frauen vergewaltigt und die Häuser gebrandschatzt. Diese Berichte stimmen mit Angaben der SLM/A überein, denen zufolge seit dem 30. Juni 40 Dörfer niedergebrannt wurden.   US Agency for International Development, 09.07.2004

09.07.2004   Der UNHCR verstärkt Hilfe für die mehr als 170.000 Flüchtlinge; die aus dem Sudan in den Tschad kamen; 70 Prozent von ihnen wurden in Flüchtlingslager im Landesinneren gebracht. Drei Familien mit insgesamt 30 Angehörigen aus dem Dorf Aboulia in Darfur berichteten dem UNHCR, dass ihr Ort im Januar 2004 zuerst von sechs Antonov-Kampfbombern angegriffen und dann von mehr als 100 Janjawid - Milizionären auf Pferden und Kamelen gestürmt wurde. Die Milizen schossen auf Menschen, raubten Vieh und brannten Häuser nieder.   UNHCR, 09.07.2004

Mitte Juli 2004   Mehr als 50 Zivilisten werden nach Angaben des rebellischen Sudan Liberation Movement getötet. SLM- Sprecher Omar Suleiman berichtet AFP per Telefon: "Regierungseinheiten griffen mit Unterstützung bewaffneter Banden Dörfer in Norddarfur an und sie bombardierten diese aus 16 Antonov Flugzeugen".   AFP, 28.07.2003

 

Genozidkonvention II a) : Vorsätzliche Zerstörung von Mitgliedern einer Gruppe

EINZELTÖTUNGEN

08.04.2002   Bis zu diesem Zeitpunkt sind bereits die Massaleet Intellektuellen Ustaz Ahmad Abdul Frag, Dr. Ahmed Dina, Mowlana Hissein Haroun, Omer Barrah Sherif, Ibrahim Yacoub und Azza Deifa erschossen worden.   Gesellschaft für bedrohte Völker, 2004

09.10.2002   Die von der sudanesischen Regierung unterstützen Milizen töteten den Rechtsanwalt Mohamed Ibrahim Musa und Faisal (weitere Namen unbekannt) auf der Straße zwischen Golo und Nyala. Fünf weitere Personen, die im selben Fahrzeug unterwegs waren, wurden verletzt.   Darfur Association Toronto, 09.10.2002

Februar 2003   Aktivisten der Massaleet wurden vom sudanesischen Geheimdienst verfolgt und in Geneina getötet. Es handelt sich um folgende Personen: 1. Saleh Osman, Student, 2. Hamad Khamis, Bauer, 3. Abdalla Haroun, Bauer, 4. Yousif Ali Mohamad, Student, 5. Adam Abdall Tagir.

Im selben Monat wurde Sharif Ishag Ibrahim, ein Massaleet und Mitglied des sudanesischen Parlamentes vom sudanesischen Geheimdienst ermordet. Der Geheimdienst des Sudan hat auch in benachbarten Ländern Jagd auf die Massaleet und andere sudanesische Schwarzafrikaner gemacht. So haben ägyptische Behörden den Sudanesen seit Dezember 2002 folgende Personen übergeben, deren weiteres Schicksal im Sudan ungewiss ist:

Omer Osman

Hamad Hussein

Haroun Mohamed Adam

Dsoliman Hassan Arbab

Adam Idris Ramadan

Yagya Hassan Ishag

Osman Gumaa Hassan

Ibrahim Alhaj

The Representative of the Massaleit Community in Exile, 02.03.2003

März 2003   Scheich Saleh Dakoro, ein religiöser Führer der Massaleet, wird auf einer Reise mit seinen Leibwächtern ermordet.   Gesellschaft für bedrohte Völker, 2004

April 2003   Al Mahdi Suleiman (30), Hassan Suleiman (20) und Dilloh Ismail (30) aus dem Dorf Hasan Basau in Norddarfur werden von Milizen getötet, während sie ihre Rinder auf den Weideplatz bringen.   Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.12

24.04.2003   Eine sudanesische Quelle gibt bekannt, bei Stammeskämpfen zwischen Massaleet und Arabern seien in Westdarfur, 35km nordöstlich von Geneina, 44 Personen getötet und 22 verletzt worden.   AFP, 24.04.2003

25.04.2003   Als die Bevölkerung gegen das Massaker in Mulli demonstriert, wird ein Demonstrant von Sicherheitskräften getötet.   Gesellschaft für bedrohte Völker, 2004

Juli 2003   In Adar, einem Dorf in Norddarfur, wird der 35-jährige Ishaq Jur Asarda von uniformierten und bewaffneten Milizen aus dem Haus geschleift. Seine Mutter berichtet, wie ihm die Milizen auf offener Straße die Kehle durchschnitten.   Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.9

25.07.2003   Während die SLA Kutum besetzt, greifen bewaffnete Milizen scheinbar wahllos Dörfer in der Umgebung an. Mindestens 15 Menschen sterben, darunter Duda Hassan Jabir und Yakub Khalifa Hassan. Neun Menschen werden in Kereinga verwundet.    Amnesty International, 29. August 2003

26.07.2003   38 Zivilisten werden in dem Dorf Abu Jidad umgebracht, darunter Altigani Mahmoud Altayeb und Mohamed Abdulla Yaqub.   Amnesty International, 29. August 2003

27.07.2003   In Goor al-Naem werden 43 Zivilisten getötet, darunter Makka Naser Mahmoud und Mohamed Mansour Nahar; eine Frau wird nach Angaben von Zeugen vergewaltigt und dann von den Angreifern umgebracht.    Amnesty International, 29. August 2003

August 2003   Bei einem Angriff der Janjawid auf das Dorf Kereinek werden zwei Männer getötet.   Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 24

August 2003   Bei einem Überfall der Janjawid auf das Dorf Miski widersetzt sich eine 43-jährige Frau ihren Vergewaltigern, sie wird daraufhin getötet.    Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 11

August 2003   Die 25-jährige Zeinab Nayah aus Nana bei Korny war Augenzeugin, als Mitglieder der Janjawid ihren Bruder in seinem Laden töteten. Der Mann wurde vor seinem Tod geschlagen und misshandelt.    Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.9

01.09.2003   Die 17-jährige Khadija Idris wird von Milizen getötet, weil sie versuchte, diese davon abzuhalten ihre Kühe zu stehlen.   Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.12

03.02.2004   Der 38-jährige Dahbai Mohamed Adam aus Abu Gamra, einem Dorf in der Nähe von Kornoy, berichtet von der Tötung seines Schwiegersohns. Die arabischen Milizen näheren sich nach Angaben des Mannes meist dann den Häusern, um sie auszurauben, wenn die Männer nicht dort sind. Sein Schwiegersohn, der während eines Überfalls durch die Araber schlafend aufgefunden wurde, wurde von diesen zu Tode geprügelt.    Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.9

03.02.2004   Die 15-jährige Kaltuma Abdallah wurde in Abu Jidad von arabischen Milizen in ihrem Haus angegriffen. Als das Mädchen zu fliehen versuchte, wurde es angeschossen; ihre Tante wurde bei dem Vorfall getötet.   Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.14

03.02.2004   Die 37-jährige Helia Hardja berichtet von der Tötung ihres 4-jährigen Kindes Abakar Yusuf und ihres 42-jährigen Neffen, Sadiq Ali Abdallah. Die beiden hatten sich im Vorgarten befunden, als die arabischen Milizen kamen und sie willkürlich erschossen.    Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.9

03.02.2004   Die Zeugin eines Angriffs durch Araber in dem Dorf Sasa bei Korny, Aisha Ali berichtete, dass die einfallenden Männer die zweijährige Sara Bishara mit einem Messerstich in den Rücken töteten.   Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.9

05.03.2004   Neun Anführer der Gruppe der Fur werden in Regierungsgefängnissen in Garsila und Mugjir erschossen.   Presseerklärung von Human Rights Watch, 23.04.2004

07.03.2004   35 Männer, die dem Anschein nach den Janjawid angehören, greifen Lager an der tschadischen Grenze an und töten einen Mann in Ouendalou, verwunden einen anderen Mann in Absogo und stehlen 100 Rinder.    Amnesty International, 07.04.2004

12.04.2004   Ein Schäfer aus dem Dorf Deja, einige Kilometer von Nyala in Süddarfur wurde von Janjawid Milizen getötet. Daraufhin versuchten die Bewohner seines Dorfes in das in der Nähe gelegene Flüchtlingslager Kalma zu fliehen, werden aber von der Polizei wieder zurück geschickt.   IRIN, 20.04.2004

24.05.2004   Aufgrund seiner offenen Kritik an den Janjawid wird in Nyala ein junger Mann in seinem Haus aufgesucht und hingerichtet.   BBC, 24.05.2004

11.07.2004   Im Flüchtlingslager Kounoungo im Tschad, 50 Meilen (ca. 70 km) von der Grenze zum Sudan entfernt, berichtet Zenaba Ismail vom Tod ihrer Schwester, deren schreiendes Baby sie im Arm hält. Eines Morgens in der Frühe kamen Janjawid Milizionäre in ihr Dorf in Darfur, stürmten in das Haus ihrer Schwester und schossen die Hochschwangere in den Bauch. Die Verletzung löste die Wehen aus. Die junge Mutter starb bei der Geburt. "Er weint die ganze Zeit, aber ich habe doch keine Milch für ihn", sagt Zenaba. Inzwischen sterben nach U.N. - Angaben mehr Menschen durch Hunger, Durst und Krankheiten als durch die unmittelbaren Folgen bewaffneter Überfälle.   AP, 11.07.2004

19.07.2004   Bei einem Angriff auf Ibek töten Milizen ein elf Monate altes Kind. Die Janjawid durchschnitten die Kehle des Kindes vor den Augen seines Vaters.   Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 13

19.07.2004   Bei einem Angriff der Janjawid wird eine schwangere Frau aufgrund ihrer Schwangerschaft gezielt ermordet.   Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 11

19.07.2004   Ein 17-jähriger Junge wird in der Nähe des Dorfes Harara von Milizen erschossen, als er nach den Rindern der Familie sehen will.   Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 23

19.07.2004   Einer 18-jährigen Schwangeren wird im Rahmen einer Entführung getötet. Ihr wurde der Bauch aufgeschlitzt, als sie den Janjawid zu verstehen gibt, dass das Kind durch eine Vergewaltigung durch die Milizen gezeugt wurde.    Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 11

19.07.2004   In Garsila wird eine Frau von Janjawid erschossen, als sie versucht sich ihrer Vergewaltigung zu widersetzen.   Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 17

19.07.2004   Nachdem er die Vergewaltigung seiner 17-jährigen Schwester mit verfolgen mußte, wird ein junger Mann aus Mukjar von den Janjawid erhängt und sein Körper verbrannt.    Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 2

Genozidkonvention II a) : Vorsätzliche Zerstörung von Mitgliedern einer Gruppe

MASSAKER

17.05.2002   Milizen greifen am Mittag den Wochenmarkt von Habila Kanare an, bei dem Überfall wurden 14 Massaleet getötet und 18 Menschen verletzt.   Gesellschaft für bedrohte Völker, 2004

20.05.2002   Das Dorf Korkore wird von Milizionären angegriffen, sechs Menschen sterben bei der Attacke. Es war bereits der vierte Angriff auf diese Siedlung im Jahr 2002.   Gesellschaft für bedrohte Völker, 2004

11.06.2002   Die Dörfer Daltang, Bredya und Gokar werden Ziel einer Attacke von Milizen. Bei dem Angriff kommen 12 Menschen zu Tode.   Gesellschaft für bedrohte Völker, 2004

05.10.2002   Bei einem Überfall der Milizen auf die Stadt Kikigneer werden fünf Fur getötet und acht weitere verletzt.   Gesellschaft für bedrohte Völker, 2004

24.12.2002   Bis zu diesem Zeitpunkt waren seit dem 1. Oktober 2002 109 Fur bei Überfällen getötet worden.   Gesellschaft für bedrohte Völker, 2004

31.12.2002   Vom 25. bis zum 30. Dezember sterben bei Angriffen auf Siedlungen 18 Menschen.   Gesellschaft für bedrohte Völker, 2004

31.12.2002   Das Dorf Sinkita, 70 km westlich von Nyala entfernt, wird angegriffen, mindestens 30 Dorfbewohner kommen dabei ums Leben, 40 weitere werden verwundet. Die 800 Hütten, in denen die Dorfbewohner leben, werden niedergebrannt, so dass die Menschen ohne Dach über dem Kopf sind. Dies sei nur der letzte einer Reihe von Übergriffen, die zwischen dem 1.10 und dem 24.12.2002 statt gefunden hätten, so die Quelle. Innerhalb dieser drei Monate seien 109 Personen getötet und 44 verletzt worden, Tausende seien in die größeren Städte geflohen.   Afrol News nach Informationen Sudanesischer Exilorganisationen, 21.01.2003, Darfur Association Toronto, 06.01.2003

03.01.2003   Am 3.1.2003 werden folgende Dörfer der Fur angegriffen: Sengeta, Waro, Dembo Deco Tama tara, Momo, Omshalaya, Moreli, Tero, Sembla, Zowao und Kankoli. Bei den Übergriffen kommen 26 Personen um, 25 werden verletzt.    Darfur Net, 15.01.2003

Okt.2002-05.01.2003   109 Angehörige der Fur werden zwischen Okt. 2002 und Jan. 2003 getötet, über 100 verletzt und Dutzende Fur Frauen vergewaltigt. Tausende Fur flüchten, weil ihre Häuser niedergebrannt und ihr Vieh gestohlen wird.   Fur Diaspora Association, 11.01.2003

21.02.2003   Amnesty International appelliert in einem dringenden Aufruf an die Regierung des Sudan, Massaker aus den letzten Monaten aufzuklären, bevor ein neuer Krieg im Sudan ausbricht. Am 28.4.2002 sei das Dorf Shoba in der Nähe von Kabkabia im Morgengrauen von einer bewaffneten Gruppe angegriffen worden, dabei seien mindestens 17 Menschen getötet und 16 weitere verletzt worden. Anfang Januar 2003 sei das Dorf Singita ebenfalls von bewaffneten Reitern angegriffen worden. Dabei werden 25 Personen getötet, einschließlich 10 Personen, die erschossen werden und anschließend von den Angreifern in die Flammen geworfen werden. An beiden Orten werden Häuser und Ernten niedergebrannt und Vieh und andere Herden von den Angreifern erbeutet.   Amnesty international

15.03.2003   Nach einem Angriff auf das Dorf Zehour Fatah, etwa 100 Km südwestlich von Nyala gelegen, kommen die Angreifer mit neun Lastwagen, drei Land Rovern und Hunderten von Pferden in die Stadt, wo sie den Markt verwüsten, das Vieh vertreiben und die Stadt nieder brennen. Gleichzeitig foltern die Angreifer die Einwohner und zwingen sie, ihre Häuser zu verlassen. Etwa 7.000 Zivilisten werden in die Stadt Mukgar vertrieben, die sich etwa 20 km westlich von Artala befindet.   DDA, 01.06.2003

April 2003   Bei einem Überfall auf das Dorf Grosella bei Korny werden 24 Menschen erschossen.   Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.9

23.04.2003   Bei einem Überfall auf das Dorf Mulli werden 55 Menschen getötet und 53 verwundet. Nach dem Regierungstruppen zwei Tage zuvor alle Waffen in diesem Gebiet beschlagnahmt hatte, war die Dorfbevölkerung dem Angriff hilflos ausgeliefert.   Gesellschaft für bedrohte Völker, 2004

26.04.2003   Nach dem SLA Angriff auf den Flughafen al-Fasher scheint die sudanesische Regierung den Janjawid-Milizen freie Hand zu geben. Am 26.4. werden der Markt von Murli und die Moschee der Stadt angegriffen, wobei etwa 60 Personen getötet werden.   Amnesty International: Sudan: Darfur: incommunicado detention, torture and special courts, 08.06.2004, S.4, OMCT, 29.04.2003

11.05.2003   SLA greift Melleit an, einen Grenzort in Norddarfur zu Libyen und wichtigen Handelsknotenpunkt mit 60.000 Einwohnern, und tötet 25 Regierungsoldaten; nach eigenen Angaben werden die Bank und das Zollgebäude geplündert, weitere Zielpunkte seien Waffen- und Treibstoffdepots gewesen.    ICG Africa Briefing, 25.06.2003

17.05.2003   Nur Ibrahim Aran, einer der Anführer des Gebietes Abu Jidad berichtet Amnesty International von einem Übergriff berittener arabischer Milizen in Begleitung des Militärs auf seine Siedlung. Bei dem Angriff waren 76 Menschen als Todesopfer gemeldet worden.    Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.9

Juni 2003   Im Dorf Disa werden während eines Angriffs des Militärs 63 Menschen getötet.   Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 28

Juni 2003   Im Dorf Usha, in dem 1.700 Menschen leben, fallen arabische Milizen ein und töten wahllos fast 400 Menschen.   Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.11

14.06.2003   Regierungstruppen und bewaffnete Milizen greifen das Dorf Mrah in Jabel Marra an; 9 Menschen werden getötet und 5 weitere verletzt. Darunter befinden sich 2 Frauen, eine davon die 12 Jahre alte Asha Abbaker. Der 17-jährige Abdel-Aziz Mohamed Albashir ist das jüngste männliche Opfer. Mehrere Häuser werden abgebrannt, die Menschen fliehen in die Berge, wo sie weder Nahrung, noch Unterkunft oder Medikamente finden können.   SHRO Canada, 30.06.2003

28.06.2003   Das Dorf Abu Jidad, gelegen in der Abu Gamra Region, wird mittags von Janjawid und Regierungstruppen angegriffen. Zwei Stunden später fliegen ein Antonov Flugzeug und zwei Hubschrauber über das Dorf und schießen mit Raketen. Mutter und Großvater einer 25-jährigen Bewohnerin des Dorfes werden ohne jede Vorwarnung vor ihren Augen erschossen. Das Dorf wird vollständig niedergebrannt.   Amnesty International, 03.06.2004

29.06.2003   Die Moschee des Dorfes Goz Na'ima, etwa 80 km von Abu Gamra entfernt, wird von Janjawid und Regierungstruppen angegriffen. Die Angreifer kommen mit Kamelen, Pferden und Autos. Alle in der Moschee betenden Männer werden getötet; es sind 65.   Amnesty International, 03.06.2004

Juli 2003   Am Markttag des Dorfes Jizu, in der Nähe von Silaya, fallen bewaffnete Milizen ein und töten fünf Menschen. Viele weitere werden verletzt.   Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.11

Juli 2003   Die Janjawid töten acht Männer aus den Reihen der Dorok, die in der Nähe von Silaya leben. Die Dorok, eine arabische Gemeinschaft, hatte es zurückgewiesen die Milzen zu unterstützen. Die Janjawid erklärten sie daraufhin zu "Schwarzen", wie ein Augenzeuge berichtete und schossen auf die Männer.    Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.10

Juni/Juli 2003   Das Dorf Amnatay im Bezirk Kabkabiya wird von bewaffneten Truppen in Uniformen angegriffen. Die Milizen schießen in die Menge und töten Dorfbewohner. Ein großer Teil der Menschen versucht, vor dem Angriff in ein benachbartes Dorf zu fliehen. Auf der Flucht werden sie von Janjawid aufgehalten und von Flugzeugen aus mit Bomben beworfen. Einige der Flüchtenden werden von Janjawid verschleppt und sind seither spurlos verschwunden.    Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 9

07.07.2003   Das Dorf Amir mit 350 Einwohnern in der Nähe von Jafal wird in den Morgenstunden von Milizen in Begleitung von Soldaten überfallen. Die schwer bewaffneten Männer erschießen während des Überfalls 27 Dorfbewohner.   Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.10

25.07.2003   Bei einem Angriff auf das Dorf Shoba werden 51 Menschen durch bewaffnete Milizen getötet.   Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.27

28.07.2003   In Meramta, einem Dorf mit 450 Haushalten, werden bei einem Angriff von Janjawid und dem Militär, nach Augenzeugenberichten mehr als 300 Personen umgebracht. Es wird berichtet, dass Meramta insgesamt viermal von den Milizen heimgesucht wurde; das Dorf steht jetzt leer.   Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.11

August 2003   Bei einem Angriff der Janjawid auf das Dorf Miski erschießen die Milizen mehrere Menschen, die versuchen vor ihnen zu fliehen.    Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 11

August 2003   Das Dorf Kishkish im Gebiet Silaya wird von den Milizen abgeriegelt. Während die Milizen die Rinder des Dorfes stehlen, bringen sie mindestens zehn Menschen um.   Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.10

August 2003   Die Dörfer Bindisi und Kudung werden teils niedergebrannt und 47 Personen werden bei einem Angriff, der als Reaktion auf Rebellenoperationen gesehen wird, getötet. Die Märkte und Geschäfte der Dörfer werden ausgeraubt und niedergebrannt.    HRW: Darfur Destroyed, Mai 2004, S. 23

August 2003   Ein Flüchtling aus dem Dorf Jaffal, südlich von Silaya, berichtet: "Wir kamen etwa am 10. August in Birak an. Das Problem war, dass die Janjawid töteten und die Häuser nieder brannten. Sie griffen das Dorf zweimal im August an, an einem Sonntag und dem folgenden Samstag. Zuerst griffen sie um 6 Uhr früh an, als die Menschen noch in ihren Häusern waren. Etwa 250 von ihnen kamen auf Kamelen, Pferden und mit dem Auto. Sie griffen die Menschen in ihren Häusern an und töteten 25 Menschen. Sie sagten nichts, sie begannen zu schießen, sobald sie ankamen. Sie kamen mit den Soldaten, sie töten zusammen, sie haben dieselbe Kleidung und sitzen in Militärfahrzeugen."    Amnesty International, 03.06.2004

August 2003   Um 6 Uhr früh wird das Dorf Kerana, zwei Tagesmärsche von Al-Jeneina entfernt, von arabischen Milizen überfallen. 150 Menschen werden getötet: 3 Frauen, 4 Kinder und 143 Männer. Die 24-Jährige, die Amnesty International von dem Vorfall berichtet, flieht gemeinsam mit andern Bewohnern Richtung Wadi Sarya und läuft anschließend 10 Tage lang zu Fuß, um die Grenze zum Tschad zu erreichen. Die Janjawid, die auf Pferden und Kamelen angriffen, stahlen dem Dorf 300 Kühe, 400 Ziegen und 200 Kamele sowie Geld.   Amnesty International, 03.06.2004

Juli/August 2003   Bei Angriffen der Janjawid in der Nähe von Kutum finden mehrere Massenexekutionen statt.   Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 35

Juli/August 2003   Bei insgesamt vier Angriffen auf das Dorf Kasia töten Milizen 28 Menschen. Den verbleibenden Einwohnern werden Rinder entwendet und die Häuser niedergebrannt.    Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.11

Juli/August 2003   Das Dorf Jafal wird nach Augenzeugenberichten im August zweimal angegriffen. Beim ersten Angriff umzingeln die Milizen das Dorf und erschießen 25 Menschen.    Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.10

Juli/August 2003   Das Dorf Murli, in der Nähe von Al-Jeneina wird zweimal von Milizen angegriffen. 400 bewaffnete Männer in Militäruniformen umzingeln nach dem Bericht eines Augenzeugen am Morgen das Dorf. Während des ersten Angriffs kommen 82 Menschen ums Leben. Einige von ihnen werden erschossen, während Kinder und ältere Menschen lebendig in ihren Häusern verbrannt werden. Bei einem zweiten Angriff umstellen die Milizen zur Mittagszeit den Marktplatz und erschießen dort 72 Menschen. In der Umgebung von Murli werden in diesem Zeitraum auch die Dörfer Kutumanda, Tandi, Kandale, Uchuka und Bertenyu angegriffen.    Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.11

05. - 07.08.2003   Regierungstruppen töten 300 Menschen in Kutum. Die Stadt war vorher von der Sudanesischen Befreiungsarmee besetzt worden, die Männer galten als mögliche Mitglieder der bewaffneten Widerstandsbewegung.    SHRO, 05.10.2003

16.08.2003   Das Dorf Garadai mit 400 Einwohnern in der Nähe von Jafal wird von den Janjawid angegriffen. Die bewaffneten Milizen töten während des Angriffs 240 Menschen. Dabei richten sie vor allem junge Männer hin und erschießen alte und behinderte Menschen, die ihre Häuser nicht schnell genug verlassen können.    Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.10

18.08.2003    Angriffe der Regierungstruppen richten sich gegen Dörfer in Tarbiba, Kassiya, Shishta, Haraza und das Gebiet um die Stadt Bayda. Etwa 50 Massaleet, Dago und Singer werden getötet.    SHRO, 05.10.2003

28.08.2003   Ein Flüchtling aus dem Dorf Murli, 5 km entfernt von Al-Jeneina, der sich nun in einem Flüchtlingslager im Tschad aufhält: "Der Angriff fand am 28. August statt. Viele Menschen werden getötet: 82 während der ersten Attacke, 72 während der zweiten; eine Frau wurde auf dem Markt getötet. Während des ersten Angriffs wurde das Dorf niedergebrannt, einige Menschen werden durch Schüsse getötet. Andere, wie Kinder und die Alten, verbrannten. Wir hatten keine Zeit, uns zu schützen. Frauen werden oft angegriffen, man nimmt ihnen die Kleider weg und sie werden nackt zurückgelassen; Männer werden getötet und Frauen werden vergewaltigt; sie werden gefoltert, vergewaltigt und geschlagen."   Amnesty International, 03.06.2004

29.08.2003   16 Menschen werden im Dorf Bauda bei einem Angriff von Milizen und Soldaten erschossen.    Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.12

30.08.2003   Am 30.8. greifen Regierungssoldaten und Janjawid Milizen das Dorf Mororo an, stehlen Vieh und töten 16 Personen. Am nächsten Tag kommen sie wieder und töten nochmals 24 Personen. Alle Dorfbewohner fliehen. Erst Wochen später kehren einige zurück, die nochmals Opfer eines Übergriffs werden, bei dem ein blinder Mann ermordet wird. Wieder fliehen alle Einwohner.   HRW: Darfur Destroyed, Mai 2004, S. 10

Oktober 2003   Bei Angriffen von arabischen Milizen auf die Dörfer im Umkreis von Nyala werden 42 Personen getötet und 20 weitere verletzt.   Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.27

09.10.2003   Die folgenden 12 Dörfer im Gebiet Murnei werden von Regierungssoldaten und Janjawid angegriffen: Dingo, Koroma, Warai, Hydra, Andru, Zabuni, Taranka, Surtunu, Narjiba, Dureysa, Langa und Fojo, dabei werden 82 Menschen, darunter Frauen, Kinder und Betende in einer Moschee ermordet.    HRW: Darfur Destroyed, Mai 2004, S. 10

November 2003   Im November greifen die Janjawid mindestens vier Dörfer in der Nähe von Mango an - Angar, Bayda, Nyoronga und Shushta. Die Janjawid bleiben in den Dörfern, nachdem sie diese abgebrannt haben. Augenzeugen berichten, Kampfhubschrauber seien in der Nähe gelandet. Alleine in einem Dorf in diesem Gebiet, in Mango Buratta, werden zwanzig Personen umgebracht. Die Überlebenden fliehen in den Tschad.   HRW: Darfur Destroyed, Mai 2004, S. 11

November 2003   Mehr als 21 Menschen werden getötet und mehr als 40 verwundet, als die Stadt Kulbus im Westsudan wiederholt angegriffen wird.   DPA, 14.11.2003

November 2003   Urum, der Ort an dem Zivilisten des Massaleet Volkes nach Angriffen auf ihre eigenen Dörfer Zuflucht gefunden hatten, wurde zweimal angegriffen. Insgesamt kamen dort 122 Personen ums Leben. Beim ersten Übergriff kamen die Janjawid Milizen alleine und brannten 80 der 300 Hütten nieder, sie stahlen 3.000 Stück Vieh und töteten 42 zumeist junge Männer. Ein zweiter Angriff, den Soldaten und Janjawid gemeinsam ausführten erfolgt Anfang Dezember, dabei werden 80 Personen ermordet.   HRW: Darfur Destroyed, Mai 2004, S. 12

14.11.2003   Abdulaziz Yahya, politischer Direktor der Befreiungsbewegung SLM/A sagte gegenüber der Nachrichtenagentur IRIN, in den letzten zwei Wochen hätten die Janjawid Milizen 49 Dörfer in Nord- und Westdarfur überfallen.   IRIN, 14.11.2003

22. - 27.11.2003   Abu Bakr Hamid al-Nur, der Sprecher des Justice and Equality Movements (JEM), berichtete gegenüber der UN Nachrichtenagentur Irin, arabische Milizen hätten drei Dörfer im Gebiet Junayah niedergebrannt, was den Tod von 24 Menschen zur Folge hatte. 18 Menschen seien verletzt worden. Die Rebellen und die lokale Bevölkerung hätten reagiert und 180 Angreifer getötet.   MISNA, 28.11.2003

11.12.2003   Drei Dörfer in der Gegend um Bareh, Arey, Haskanita und Terchana werden am 11.12. von Regierungssoldaten und Janjawid angegriffen. An einem Tag kamen dabei 111 Personen ums Leben. Unter den Toten sind 23 Frauen und ein 100-jähriger Mann.   HRW: Darfur Destroyed, Mai 2004, S. 13

15.12.2003   Intisar, 12, lebt in dem Dorf Kass im Süden von Darfur als die Milizen kommen. "Sie haben und morgens mit Waffen angegriffen. Kinder wurden in das Feuer geworfen. Fünf meiner Geschwister wurden in die Flammen geworfen und kamen um." Darauf floh die Familie und lebt nun in einem Lager bei Nyala.   IRIN, 15.12.2003

20.12.2003   Bei einem Angriff auf Habila Canare, 25 km von Al-Jeneina entfernt, sterben 50 Personen. Gegen 6 Uhr früh umstellen Janjawid Milizen und Soldaten das Dorf, eine Stunde später landen drei Kampfhubschrauber in dem Dorf und Soldaten steigen aus. Unter den Toten sind 15 Frauen und 10 Kinder. Einige werden erschossen, als sie fliehen, andere in ihren Hütten. Die Janjawid stehlen alles Vieh und die Soldaten brennen dann das Dorf nieder.   HRW: Darfur Destroyed, Mai 2004, S. 14

28.12.2003   Am 27.12. kommen Janjawid in das Dorf Kondoli. Als die Dorfbewohner aus Angst fliehen wollen, sagen sie, sie seien nur da, um das Dorf zu schützen. Am nächsten Tag greifen sie das Dorf an. Zuerst erschießen sie ein dreijähriges Kleinkind, sie rufen "Bringt die Nuba um, bringt die Nuba um!" Bei dem Überfall kommen 24 Menschen um. Die Überlebenden fliehen in den Tschad.    HRW: Darfur Destroyed, Mai 2004, S. 14

29.12.2003   Nouri, eine Gegend in der etwa 7.000 Menschen in 900 bis 1.000 Hütten leben, wird am 29.12. von Janjawid und Armee angegriffen. Dorfbewohner, die getrennt voneinander interviewt werden, sagten aus, etwa 170 Menschen seien dabei ermordet worden. Sie sagten, das Gebiet wurde von zwei Kampfhubschraubern beschossen, bevor die Bodentruppen ankamen.   HRW: Darfur Destroyed, Mai 2004, S. 15

Dezember 2003/ Januar 2004   Das Dorf Kenyu wird innerhalb eines Monats zweimal angegriffen. Der erste Angriff erfolgte am Tag und es gelang der Selbstverteidigungseinheit, die Angreifer in die Flucht zu schlagen. Beim zweiten Angriff jedoch kommen die Janjawid und die Soldaten in der Nacht. Von 3.500 Dorfbewohnern werden 57 ermordet.   HRW: Darfur Destroyed, Mai 2004, S. 16

Ende Januar 2004   Abdel Wahed Mohamed Ahmed al-Nur, Anführer der Sudan Liberation Army (SLA), berichtet, dass mehr als 175 Menschen durch Regierungsangriffe und Angriffe von pro-Regierungs Milizen getötet worden seien. Er berichtet ebenfalls, dass mehr als 700 dieser Angreifer von der SLA getötet worden seien.   Reuters, 01.02.2004

03.01.2004   200 Personen seien dem Angriff von Janjawid Milizen auf die Dörfer Kujah und Sorra im Nordosten der Zalingay Provinz in Darfur zum Opfer gefallen, teilt die SLA/M mit. Dieselbe Quelle berichtet, Regierungssoldaten hätten eine Reihe von Dörfern 15-20 Km nördlich der Stadt Kass angegriffen und dabei mindestens 19 Personen getötet.    Misna, 05.01.2004

03./04.Januar 2004   Während des Wochenendes kommen mehr als 4.000 Menschen in der Stadt Junayah an. Die Vertriebenen schlafen ohne jeglichen Schutz unter freiem Himmel. Viele der Flüchtlinge stammen aus dem Dorf Sorra, das vormals 500 Einwohner zählte. 200 dieser Einwohner waren am 2. Januar von arabischen Milizen getötet worden. Yagoub, ein Überlebender des Angriffs, berichtet der DPA: "Das Dorf ist jetzt völlig zerstört - es ist nichts als Rauch. Das Eigentum wurde geraubt. Da ist nichts- es gibt kein Leben mehr im Dorf."   DPA, 05.01.2004

Februar 2004   Bei einem Überfall auf das Dorf Wadi Saleh treiben Milizen Frauen und Minderjährige in ein Tal, dort erschießen sie ihre Opfer.   Die Zeit, 20/2004

03.02.2004   Bei der Zerstörung eines Dorfes im Gebiet Abu Gamra werden nach Angaben des Anführers des Bezirks 119 Menschen getötet.   Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.16

03.02.2004   Eine aus Kutum stammende Zeugin berichtete Amnesty International von einem Übergriff auf ihr Haus. Die Janjawid waren am Morgen in einen Laden eingedrungen, im Rahmen der Plünderung drangen sie weiter in das Wohnhaus vor, wo sie 32 Menschen töteten. Unter den getöteten war unter anderem der Bruder der Zeugin, der 18-jährige Ladenangestellte Ahmed Issa.   Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.9

03.02.2004   Im Amnesty International Press Release berichtet der 15-jährige Kaltuma Abdallah Issa von der Tötung seines Vaters und Onkels durch Araber. Gegen sieben Uhr morgens war eine Gruppe von Arabern in Begleitung des Militärs in Abu Jidad eingefallen. Die Männer schossen wild in die Menge, dabei werden der Vater und der Onkel des Jungen getötet, er selbst wurde von einer Kugel am linken Bein getroffen.   Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.8

03.02.2004   Im Amnesty International Press Release beschreibt der 34-jährige Student des Koran, Abu Gamra folgende Situation: Auf dem Markt von Abu Jidad waren Araber gemeinsam mit Soldaten eingetroffen. Während die Soldaten den Marktplatz umstellten, entwendeten die Araber Geld und Rinder. Im Zuge dieser Aktion brachten die Angreifer mehrere Menschen um. Abu Gamra konnte Amnesty International 19 Namen von getöteten Personen nennen.    Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.8

03.02.2004   In Murli, in der Nähe von Al-Jeneina, werden während einem Angriff der Janjawid neun Frauen getötet.    Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.12

07.02.2004   Das Dorf Sildi, nordöstlich von Al-Jeneina wurde am 7.2. 2004 erst aus der Luft und dann vom Land aus angegriffen. Antonov Bomber zerstören zwei Hütten und Frauen und Kinder fliehen, um in den Bergen in Deckung zu gehen. Dann kommen Janjawid und Soldaten und bringen 12 Menschen um, manche werden standrechtlich erschossen. Zwei der Toten sind Frauen. Das gesamte Dorf wird niedergebrannt und die Überlebenden fliehen in den Tschad.   HRW: Darfur Destroyed, Mai 2004, S. 17

07.02.2004   Das Dorf Tunfuka wird zuerst aus der Luft und dann vom Boden aus angegriffen. Dabei werden mindestens 26 Personen ermordet, sowie Kamele und Kühe getötet, bevor das Dorf niedergebrannt wurde. Die Überlebenden fliehen in den Tschad.   HRW: Darfur Destroyed, Mai 2004, S. 18

10.02.2004   Antonov Bomber bombardieren das Dorf Tullus, bevor die Janjawid Milizen angreifen. Den meisten der Frauen und Kinder gelingt, vor dem Angriff der Janjawid das Dorf zu verlassen. Doch nachdem die Janjawid im Dorf gemordet haben und mindestens 12 Personen töten und das Dorf niederbrennen, suchen sie in den Bergen nach den Frauen und Kindern und bringen nochmals7 Frauen und sechs Kinder um.   HRW: Darfur Destroyed, Mai 2004, S. 19

12. - 14.02.2004   Dutzende Zivilisten sind innerhalb der vergangenen 48 Stunden von Regierungstruppen und Milizen ermordet worden. Laut Bahr Ibrahim, Sprecher des Sudan Liberation Movement, seien im selben Zeitraum über 200 Dörfer zerstört worden.    AFP, 14.02.2004

15.02.2004   Mindestens 26 Personen aus dem Dorf Terbeba werden durch einen Angriff von sudanesischem Militär und Janjawid getötet.    HRW: Darfur Destroyed, Mai 2004, S. 20 The Daily Star, 27.04.2004

17.02.2004   Augenzeugen sagen aus, dass das Dorf Millebeeda und umliegende Gebiete im Südwesten von Al-Jeneina am 17. Februar von Armee und Janjawid angegriffen werden. Dabei töteten die Angreifer 59 Zivilisten   HRW: Darfur Destroyed, Mai 2004, S. 21

27.02.2004   30 Dörfer in der Tawilah-Region brennen während eines Angriffes arabischer Milizen vollständig nieder, mehr als 200 Menschen werden getötet.    UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs, 27.02.2004

27.02.2004   Bewaffnete Reiter und die sudanesische Armee überfallen und töten mindestens 67 Menschen in Tawilah, Norddarfur. Nach Berichten der Bewohner gibt es mindestens 80 Opfer.   UN Integrated Regional Networks, 05.03.2004

28.02.2004   Regierungstruppen töten mindestens 70 Menschen, die in Dörfern des Westsudan leben und vertreiben mehr als 50.000 Personen. Die Angriffe begannen vor wenigen Tagen mit einem Angriff auf Tarne, einem 930 km westlich der Hauptstadt Khartoum gelegenen Dorf.   AP 28.02.2004

März 2004   In der Gegend von Deleij finden Massenexekutionen statt.   Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 35

März 2004   In Tawilah werden nach UN-Angaben 67 Menschen bei einem Angriff arabischer Milizen getötet und 16 Mädchen entführt. 41 Schülerinnen und Lehrerinnen werden vergewaltigt.    The Guardian, 18.03.2004

März 2004   Janjawid zerstören das Dorf Irisdawir, dabei werden von den bewaffneten Milizen 29 Menschen getötet.   Frankfurter Rundschau Online, 26.04.2004

02.03.2004   15 Menschen werden getötet und mehr als 30 verletzt, als in einer etwa 15 km von Nyala entfernten Region in Süddarfur Milizen und Regierungstruppen angreifen.    UN Integrated Regional Networks, 05.032004

05.03.2004   Im Dorf Garsila findet ein Massaker statt. Das Dorf und die 32 umliegenden Orte werden von Janjawid Milizen und Regierungstruppen eingekreist, bevor Angehörige beider Verbände in die Dörfer eindringen und die Männer fragen, woher sie kämen. Sie stammen zumeist aus Dörfern aus dem Gebiet Zamey, südlich von Deleig. 104 Männer werden auf Lastwagen geladen und 72 von ihnen in einem nahe gelegenen Tal exekutiert. Am selben Tag werden auch fünf Fur Führer, die im Gefängnis in Garsila und Mugjir festgehalten werden, erschossen. Weitere 65 Männer sollen in einer ähnlichen Operation, ausgeführt von den Janjawid und Regierungstruppen, in Mugir umgebracht worden sein. Genaueres weiß man nicht, weil es keine Überlebenden gibt.

Sheikh Abdullah Mohammed Hussein, der Vorsteher des Dorfes Terbeba sagt, dass bei einem ähnlichen Übergriff in seinem Dorf 31 Personen getötet und 12 verwundet worden seien.   Human Rights Watch, 23.04.2004

05.03.2004   In Wadi Salih erschießen Janjawid und Regierungskräfte mindestens 145 Angehörige der Fur. Diese Massenerschießungen, die an unterschiedlichen Orten durchgeführt werden, könnten eine Vergeltungsaktion wegen Angriffen der SLA Rebellen vom 1.2.2004 sein. Ein Überlebender, der in den Rücken und nicht in den Nacken geschossen wurde, sagt aus, er hätte sich mit den anderen zusammen hinknien müssen, dann hätten Janjawid und Regierungssoldaten die Männer nacheinander exekutiert.    HRW: Darfur Destroyed, Mai 2004, S. 22/23

05.03.2004   65 Männer, Angehörige der Fur, werden in der Mugjir-Region östlich von Deleij massakriert. Ein Verbund aus Regierungstruppen und arabischen Milizen ist für das Verbrechen verantwortlich. Augenzeugen berichten von einem weiteren Massaker, dem 71 Menschen zum Opfer gefallen sein sollen, im Süden des Wadis Saleh.   The Daily Star, Libanon, 27.04.2004

05.03.2004   Aus dem Dorf Deleij in der Region Wadi Saleh werden von den Janjawid und dem Militär 71 Männer entführt. Sie werden durch Genickschüsse hingerichtet.   Die Zeit, 20/2004

06.03.2004   Drei Land-Cruiser und 60 Männer auf Pferden attackieren das Dorf Kureinik, westlich von al-Jeneina gelegen. 15 Dorfbewohner, darunter ein Kind, werden nach Augenzeugenberichten von den Janjawid getötet.    Amnesty International, 07.04.2004

05.-07.03.2004   186 Fur aus der Provinz des Wadis Saleh werden von Regierungstruppen und Janjawid verhaftet. Ihnen wird vorgeworfen, mit der Sudanesischen Befreiungsarmee (SLA) zu sympathisieren. Die Männer werden gefesselt, man verbindet ihnen die Augen und führt sie in die Hügel. Sie werden gezwungen, sich auf den Bauch zu legen und werden erschossen.   AI Index: AFR 54/039/2004, 01.04.2004

08.03.2004   Drei Kinder befinden sich unter den 12 Zivilisten, die in dem Dorf `Aish Bira, westlich von al-Jeneina gelegen, getötet werden.   Amnesty International, 07.04.2004

12.03.2004   Die Janjawid greifen nach Augenzeugenberichten das Dorf Al-Shariya im Norden Darfurs an. Es gibt Tote und Verwundete. Unter den Toten befinden sich Muhammad Ibrahim Yunis Adam (14, Schüler) und Zahra Muhammad Ibrahim Yunis Adam.   Amnesty International, 07.04.2004

18.03.2004   Die Stadt Korma wird am Morgen von arabischen Milizen angegriffen und teilweise zerstört. 49 Menschen werden getötet, davon werden neun erhängt. Ein Zeuge berichtet: "Von einem Baum hingen drei Menschen herunter, und die anderen werden im Zentrum der Stadt erschossen. Sie verbrannten zwei Viertel, in denen viele afrikanische Stämme wohnen. Sie brannten auch vier Dörfer in der Umgebung nieder.   Aljazeera, 21.03.2004

21.03.2004   Bei einem Angriff der Janjawid-Milizen auf die Stadt Korma in Norddarfur werden 49 Menschen von Milizangehörigen hingerichtet, weil sie angeblich mit den Aufständischen zusammengearbeitet hätten.    ICG, Africa Report Nr. 76, 25.03.2004

April 2004   Das Dorf Tiertie wird von der sudanesischen Armee angegriffen und die Einwohner getötet und vertrieben. Joseph Mamat, 12 Jahre alt, berichtet: "Auf einmal fing das Schießen an und es gab Hilfeschreie. Die Kugeln trafen meinen Bruder am ganzen Körper und er starb direkt neben mir. Ich hatte Schmerzen in meinem Kopf, in meinen Beinen. Ich rannte in die Dunkelheit- und ich weiß nicht, ob meine Mutter und mein Vater noch am Leben sind."   BBC, 18.04.2004

April 2004   Das Dorf Shatee wird von arabischen Milizen angegriffen. Die Janjawid töten die Männer und männlichen Kinder des Dorfes.   The Guardian, 08.07.2004

April 2004   Eine Untersuchung in Westdarfur ergibt, dass bei 60 Prozent der Todesfälle von Kindern über fünf Jahres, Verwundungen durch Gewalt oder Übergriffe die Todesursache waren.    Roger Winter, Assistant US AiD, Testimony before the Senate, 15.06.2004, S.3

24.04.2004   Bei "ethnischen Säuberungen" sind bis zu diesem Datum schätzungsweise 10.000 schwarze Sudanesen umgekommen.   Tagesschau.de, 24.04.2004

Ende Mai 2004   Trotz des im April abgeschlossenen Waffenstillstands morden die Janjawid Milizen weiter. In einen Dorf in Süddarfur sollen Ende Mai 56 Personen ermordet worden sein.   Roger Winter, Assistant US AiD, Testimony before the Senate, 15.06.2004, s.2

07.05.2004   Für die Menschenrechtskommission fertigt der amtierende Hochkommissar für Menschenrechte, Bertrand Ramcharan, einen Bericht über die Menschenrechtslage in Darfur an. Darin wird über das Töten von Zivilisten berichtet. Besonders Männer und Knaben seien Ziel von Morden, aber auch Alte und Kranke, die nicht fliehen können, werden ermordet. Viele der Zeugen, die die UN Mission befragte, konnten Ermordete mit Namen auflisten. Viele der Befragten, sagten aus, sie hätten keine Zeit gehabt, ihre Verwandten zu beerdigen, weil sie fliehen mussten, um ihr eigenes Leben zu retten.   Report of the High Commissioner for Human Rights, 07.05.2004, S.9

16.05.2004   Janjawid greifen das Dorf Abga Rajil an und töten mindestens 56 Menschen. Abde-Rahman Rizk, der mittlerweile im Krankenhaus wegen eines Hüftschusses behandelt wird, berichtet: "Sie schossen und die Menschen flohen und sie zündeten die Häuser an und sie fingen die Leute ein, als sie aus ihren Häusern rannten."   Reuters, 23.05.2004

25.05.2004   Bei einer Angriffswelle auf die Dörfer südlich von Nyala werden 46 Menschen von Janjawid getötet. Dieser Vorfall verdient besondere Beachtung, da er sich südlich der eigentlichen Hauptkampfzone ereignet; bis Anfang Juli sind insgesamt mehr als 300 Dörfer zerstört worden.    Justice Africa, prospects for peace in Sudan, Briefing June-July 2004, 05.07.2004,

01.06.2004   Während eines Besuches von UN-Generalsekretär Kofi Annan im Flüchtlingslager Zam Zam berichtet die 20-jährige Zahara von einem Überfall der Janjawid: "Sie begannen zu schießen und Brände zu legen. Sie nahmen all unser Eigentum. Sie nahmen Männer und schlitzten ihnen die Kehle auf. Die Frauen nahmen sie als Prostituierte."   El-Fashir, Sudan (AP), 01.06.2004

08.06.2004   Souad Omar Mousa, die nun im Kalma-Flüchtlingslager bei Nyala Zuflucht gesucht hat, berichtet: "Sie kamen am Morgen, um 4 Uhr. Sie kamen auf Pferden, Eseln, Kamelen und Land Cruisern. Sie brannten die Häuser nieder und töteten die Männer und viele der männlichen Kinder. Ich weiß nicht, ob mein Ehemann lebt oder tot ist". Auf der Flucht der Familie starb der siebenjährige Oma Abdul Rahin.   The Guardian, 08.06.2004

09.06.2004   12 Personen seien getötet und Dutzende weitere verletzt worden, als "bewaffnete Räuber" in Westsudan Vieh gestohlen hätten, berichtet eine sudanesische Zeitung.    AFP, 09.06.2004

15.06.2004   15.000 bis 30.000 Zivilisten in Darfur sind in den letzten Monaten durch die Janjawid und Regierungstruppen ums Leben gekommen, schätzt USAID. 2,2 Millionen Menschen sind akut von den Verbrechen betroffen.   Roger Winter, Assistant Administrator Bureau for Democracy, Conflict, and humanitarian assistance US AiD, Testimony before the Senate, 15.06.2004, S.1

21.06.2004   Am 21. Juni finden auf sechs Dörfer in Süddarfur, in der Nähe der Stadt Golo Übergriffe von Milizen statt. Die Dörfer werden niedergebrannt und mindestens sechs Zivilisten getötet. Obwohl Armeeeinheiten und Polizeikräfte in der Nähe sind, greifen diese nicht zum Schutz der Bevölkerung ein.   IRIN, 24.06.2004

21.06.2004   Eine Studie von Medecins sans Frontiers zeigt, dass einer von zwanzig Menschen, deren Dörfer von September 2003 bis Februar 2004 von Angriffen der Janjawid heimgesucht wurden, die Attacke nicht überlebt hat. Damit wurden fünf Prozent der Einwohner eines Dorfes bei Angriffen durch die Milizen umgebracht. Dabei fanden alleine von November 2003 bis Februar 2004 in 11 Dörfern Massenhinrichtungen statt.   MSF, IRIN, 21.06.2004

23.06.2004   "Es war früh am morgen und wir haben gekocht. Dann kamen die Janjawid Milizen von einer Seite, Regierungstruppen von der anderen und über uns die Antonov Bomber. Unsere Habseligkeiten werden auf einen Lastwagen der Regierungsarmee aufgeladen." Die Augenzeugin Hawa Hussein hat ihren Sohn in dem Übergriff am 6. Juli 2003 auf ihr Dorf Kabkabijah verloren. Seit sieben Monaten ist sie auf der Flucht und hat dabei noch drei weitere Angriffe der Janjawid Milizen überlebt.   The Independent, 24.06.2004

25.06.2004   Nafisa Daoud, 15 sagt, ihre Eltern und Geschwister seien während einem Angriff der Janjawid auf ihr Dorf ermordet worden. Gamra Mohammed, eine Mutter von 10 Kindern sagt: "Sie haben meinem Mann umgebracht und meine Brüder. Meine Kinder sind am Verhungern und ich weiß nicht mehr, was ich tun soll." Ein Journalist von AFP hat diese und weitere Personen in dem Flüchtlingslager Riyad in West Darfur interviewt. Nach seinen Angaben seien bislang 10.000 Menschen durch den Konflikt ums Leben gekommen   AFP, 25.06.2004

Mitte Juli 2004   Mehr als 50 Zivilisten werden nach Angaben des Sudan Liberation Movement getötet. SLM- Sprecher Omar Suleiman berichtet AFP per Telefon: "Regierungseinheiten griffen mit Unterstützung bewaffneter Banden Dörfer in Norddarfur an und sie bombardierten diese aus 16 Antonov Flugzeugen" . In der Zwischenzeit berichtet der Regierungssender Omdurman, Regierungstruppen hätten einen "großen Sieg" bei einem Kampf bei Kuttum in Norddarfur errungen. Es seien 350 Rebellen getötet und 300 andere verletzt worden.    AFP, 28.07.2003

03.07.2004   Nachdem am 3. Juli das Dorf Ehda in Darfur überfallen wurde, findet eine Untersuchungsmission der AU Belege für einen "ungerechtfertigten und grundlosen Angriff", bei dem "das Dorf Ehda vollständig niedergebrannt und verwüstet wurde, wobei nur wenige Männer überlebten". Dem Bericht der AU-Mission zufolge stürmten Reiter vermutlich der Janjawid-Miliz das Dorf, plünderten den Marktplatz und ketteten die Menschen an, bevor sie sie in Brand setzten.    BBC News, 28.07.2004

03.07.2004   Die Janjawid überfallen acht Dörfer in der Jebel Mun-Region im Westen Darfurs und töten 13 Dorfbewohner.   Human Rights Watch, 22.07.2004

03.07.2004   Janjawid Milizen griffen das Dorf Suleia am 3.7.2004 an. Diese arabischen Reiter haben nach Zeugenaussagen Zivilisten getötet, in einigen Fällen dadurch, dass sie sie gefesselt und bei lebendigem Leib verbrannt haben.    Daily Telegraph, Reuters, 28.07.2004

06.07.2004   Am 6. und 7.7. werden bei Kämpfen zwischen unterschiedlichen Stämmen in Süddarfur 47 Personen getötet und 24 verletzt.   AP, 06.07.2004

07.07.2004   In der Woche vor dem 7.7. sind mindestens 70 Personen bei Kämpfen im Süden Darfurs ums Leben gekommen.    CNN, 07.07.2004

19.07.2004   Bei einem Angriff der Janjawid auf das Dorf Kenyu werden mehrere Menschen durch Schüsse getötet.    Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 20

24.07.2004   MSF hat die bislang umfangreichste Umfrage unter Vertriebenen durchgeführt. Befragt wurden 7.140 Vertriebene aus 179 Dörfern. Laut deren Angaben töteten die Janjawid in diesen Dörfern allein von Ende Oktober 2003 bis Anfang Mai 2004 3,8 Prozent der Bevölkerung. Hochgerechnet auf die gesamte Landbevölkerung von Darfur ergäbe dies einen Schätzwert von mehr als 120.000 Todesopfern, nur für sieben der bislang 17 Monate Krieg. Weitere 1,9 Prozent der Bevölkerung starben bislang an Krankheiten und Unterernährung.   NZZ, 24.07.2004

27.07.2004   Human Rights Watch hat in Berichten zu Darfur unter anderem dokumentiert, wie in den letzten Monaten allein 38 Moscheen niedergebrannt worden sind, und Milizen die örtlichen Mullahs getötet haben.   Tagesspiegel, 27.07.2004

27.07.2004   Bei der Diskussion um Sanktionen gegen den Sudan werden neue Zahlen über die bisherigen Opfer bekannt gegeben. Die UNO schätzt die Zahl der in Darfur Getöteten auf 50.000, so Ben Parker, UNO Sprecher im Sudan   Hamburger Abendblatt, 28.07.2004

29.07.2004   Die US-Behörde für Internationale Entwicklung schätzt, dass bis zu 80.000 Menschen an den Folgen von Gewalt und Hunger ums Leben gekommen sind. Außer den 30.000 Getöteten seien bis zu 50.000 vertriebene Menschen an den Folgen von Krankheiten und Unterernährung gestorben.    USAID, 29.07.2004

31.07.2004   Nach Schätzungen der US-Behörde für Internationale Entwicklung (USAid) sind im Sudan bereits bis zu 80.000 Menschen an den Folgen von Gewalt und Hunger ums Leben gekommen. Außer den bis zu 30.000 Getöteten seien bis zu 50.000 vertriebene Menschen an den Folgen von Krankheiten und Unterernährung gestorben, sagte der stellvertretende Leiter von USAid, Roger Winter. Die Kurve werde in den kommenden Monaten weiter nach oben gehen. Rund 350.000 Menschen seien gefährdet.   Der Standard, 31.07.2004

02.08.2004   Bei einem Angriff von Milizen auf 24 Dörfer in Dafur, bringen die bewaffneten, regierungsnahen Truppen mindestens 13 Menschen um.   Agence France Presse, 02.08.2004

04.08.2004   Nach Schätzungen der Uno sind in den vergangenen 17 Monaten mindestens 50.000 Menschen getötet worden.   NZZ-Onlinie, 04.08.2004

05.08.2004   Nach US-Angaben sind allein seit der Vereinbarung vom 3. Juli zwischen Sudans Regierung und der UNO zum Abzug der Milizen 11.000 Menschen in Darfur getötet worden.   taz, 05.08.2004

Genozidkonvention II b): Verursachen schwerer körperlicher und seelischer Schäden

FOLTER

Mitte März 2003   Mitte März kommt es zu zahlreichen Verhaftungen. Dokumentiert sind die Fälle von Al-Sadeq Ahmed Harba, Haroun Bashir, Abdu, Mohammad Yusuf, Mohammad Adam Huri, Zakariya Madibo, Mohammad Ahmed Abu Kantosh und Al-Faki Abdallah Kiraykiro. Sie werden neun Tage in einem Militärlager festgehalten, mit Stöcken und Gewehrkolben geschlagen, mit dem Gesicht nach unten aufgehängt, aneinander gebunden in einem Lastwagen ohne Essen und Trinken für vier Tage festgehalten. Einem Häftling wird eine Eisenstange in den Anus eingeführt. Nach neun Tagen werden sie nach Nyala gebracht, wo sie drei Tage lang keine Nahrung bekommen. Dort wird einer der Verhafteten, Al-Sadeq Ahmed Harba, entlassen, die anderen befinden sich noch in Haft.   Amnesty International: Sudan: Darfur: incommunicado detention, torture and special courts, 08.06.2004, S.14

Ende April 2003   30 Personen werden Ende April verhaftet, alle sollen gefoltert worden sein. Nach 20 Tagen werden sie freigelassen, wobei die Zeichen der Folter auf ihren Körpern noch sichtbar sind. Zwei von ihnen, Sherif Ahmed Farjekabir und Abubaker Zakariya sind so schwer verbrannt worden, dass sie in ein Krankenhaus eingeliefert werden müssen.   Amnesty International: Sudan: Darfur: incommunicado detention, torture and special courts, 08.06.2004, S.14

08.04.2003   Sieben Männer aus Kubkabia im Norden Darfurs werden verhaftet und schweben in der Gefahr, gefoltert zu werden, so die Menschenrechtsorganisation OMCT. Es handelt sich um Adam Mohamed Ahmed Mohamed Girba, Mohamed Karama, Khalil Mohamedain, Mohamed Ibrahim Tyrab, Omer Hussain, Adam Haroon Noor und Yousef Hussam, die beiden letzten gehören dem Volk der Fur an. In der ersten Aprilwoche seien zudem zwei weitere Fur-Angehörige, Adam Ahmed Abu Jamal und Abd Al Gader Salim Barakat verhaftet worden. Dem Volk der Zaghawa gehören die folgenden in der gleichen Zeit verhafteten an: Abd Al Rahman Ahmed, Mohamed Hashim Abd Al Rahman, Mohamed Seid Ahmed und Seid Bashara. Mehrere von ihnen sollen schwer gefoltert worden sein.   OMCT, 25.04.2003

23.04.2003   Sieben Männer vom Stamm der Massaleet aus dem Dorf Mulli werden verhaftet, nachdem ihr Dorf angegriffen worden ist. Sie sind in großer Gefahr, gefoltert oder getötet zu werden. Es handelt sich um: Al Tahir Abd Al Rahmna, Mahmoud Abd Al Rahman, Abd Al Majid Abd Allah, Wad Alumda, Abd Al Latif Mohamed Adam, A'abid, Aldeen, Abd Al Rahman und Mugiba Adam Moussa.   OMCT, 29.04.2003

02.05.2003   Hamed Adam Hassan Abdel Rahman wird am 2. Mai 2003 in Tina, Sudan festgenommen. Nach seiner Festnahme wird er in das Büro für Militärische Strategien in Al-Fasher verbracht. Dort wird er ohne Vorliegen einer Anklage über vier Monate hinweg festgehalten. Während seiner Haft wird er geschlagen und mit Elektroschocks gefoltert. Er wird in einer Zelle mit 25 weiteren Insassen gefangen gehalten. Drei der Gefangenen sterben während dieser Haft an Krankheiten, da man ihnen einen Arzt vorenthält. Den Inhaftierten wird kaum Essen gegeben, pro Tag steht jedem Gefangenen nur eine Tasse Wasser zu.    Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.18

03.05.2003   Am 3.5.2003 wird Yusuf al-Bashir Musa, in Nyala verhaftet. Er war Korrespondent der Khartumer Zeitung al Sahafa. Er wird auf die Füße, Hände, den Po und die Brust geschlagen. Am 24.5. wird er entlassen, weil er seine Unschuld beweisen kann.   Amnesty International: Sudan: Darfur: incommunicado detention, torture and special courts, 08.06.2004, S.10

04.05.2003   45 Personen werden bei einem Konflikt zwischen zwei arabischen Stämmen festgenommen. Acht der Verhafteten werden gefoltert, indem man sie schlägt und ihnen Metallgegenstände in den Anus einführt. Nachdem die Öffentlichkeit auf den Fall aufmerksam gemacht wird, werden die Gefangenen frei gelassen, außer einem Dinka, Abdallah Agai Akot, der zum Tode verurteilt wird.   Amnesty International: Sudan: Darfur: incommunicado detention, torture and special courts, 08.06.2004, S.14

12.08.2003   Auf dem Markt in Suani in der Nähe von Al-Jeneina werden 22 Menschen von den Janjawid entführt und in Folge dessen gefoltert. Einer der Männer wird nach Zeugenberichten hingerichtet.   Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.18

06.10.2003   22 Mitglieder des Ma'alia Stammes werden von bewaffneten Streitkräften in der Provinz Adila, südlich von Darfur gelegen, verhaftet. Man beschuldigt sie, einen Mann aus der lokalen Gruppe der Reziegat ermordet zu haben. Die Verhafteten werden in der Polizeistation Adila 12 Tage lang festgehalten, ohne dass offiziell Anklage gegen sie erhoben wird. Während dieses Zeitraums werden zwei Männer, darunter ein Minderjähriger, Opfer von Folter. Die Männer werden mit Zigaretten und heißen Metallgegenständen an Brust, Armen und Händen verbrannt. Sie werden am ganzen Körper durch Schläge verletzt.   OMCT, 31.10.2003

November 2003   Ali Ahmed al-Tayeb wird im November 2003 unter dem Vorwurf, an dem Angriff auf den al-Fasher Flughafen beteiligt gewesen zu sein festgenommen. Am 27.1.2004 wird er zum Tode verurteilt. Während seiner Haft wird er gefoltert und mit Stöcken, Rohren und den Händen geprügelt.   Amnesty International: Sudan: Darfur: incommunicado detention, torture and special courts, 08.06.2004, S.10

November 2003   In der Nähe des Dorfes Boz Um Bela werden ein 15-jähriger Junge und acht weitere Kinder von den Janjawid entführt. Die Milizen zwingen die Kinder durch Folter, den Aufenthaltsort der von ihnen gehüteten Tiere anzugeben. Um die Kinder zum Antworten zu bringen, werden sie geschlagen. Darüber hinaus berichtet einer der Jungen, dass ihre Geschlechtsorgane mit einem Seil umwickelt wurden, das bei jeder gestellten Frage fester zusammengezurrt wurde.   Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 21

14.11.2003   Der 40-jährige Mohamed Adam wird von Milizen in seinem Haus überrascht. Die Milizen peitschten den Mann aus und entwendeten sein Geld. Die 28-jährige Zara Sheikh erlitt das gleiche Schicksal.    Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.14

15.11.2003   Ibrahim Yusuf Ishaq, ein 40-jähirger Rechtsanwalt, wird zusammen mit den zwei Journalisten Gassem Taha und Muhannad Hussein verhaftet. Während des 11-stündigen Verhörs werden sie geschlagen. Die Journalisten kommen danach frei, der Rechtsanwalt wird bis im März 2004 in Haft gehalten.   Amnesty International: Sudan: Darfur: incommunicado detention, torture and special courts, 08.06.2004, S.11

06./07.01.2004   Drei Mitglieder der Zaghawa werden von sudanesischen Sicherheitskräften in der Nähe der Stadt Nyala willkürlich verhaftet und gefoltert. Gegen die 33 bzw. 35 Jahre alten Brüder Yousif und Salim Idris sowie den Kaufmann Suleiman wird bislang keine offizielle Anklage erhoben. Die Männer werden Opfer von Schlägen und körperlicher Mißhandlung.    World Organisation Against Torture/All Africa Global Media via COMTEX, 20. Januar 2004

03.02.2004   Al-Hadi Adam war in Kutum, noch vor Beginn der Auseinandersetzung zwischen Regierungstruppen und bewaffneter Opposition willkürlich verhaftet worden. Von ihm gibt es seit seiner Verhaftung kein Lebenszeichen.   Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.18

03.02.2004   Auf der Flucht aus Turli werden die Frauen Jamila Mohamed und Aisha Harun von Milizen aufgehalten. Die Frauen werden ihrer Kleider beraubt und mit trockenen Zweigen geschlagen. In Tuja erleidet Hawau Hasan Tuja, eine Frau, die mit ihren sieben Kindern auf der Flucht ist, das gleiche Schicksal.    Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.14

03.02.2004   Während eines Angriffs auf Kornoy wird der 20-jährige Jamal Adam Nusur von den Janjawids verfolgt und gnadenlos zusammengeschlagen, so dass der junge Mann an den Folgen seiner Verletzungen stirbt.   Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.14

15.03.2004   Dr. Ali Ahmed Daoud und Ali Hussein Dossa hatten sich mit 20 weiteren Personen versammelt, um Lobbymaßnahmen gegen die Gewalt in Darfur zu diskutieren, als sie festgenommen werden. Alle bis auf die beiden namentlich erwähnten werden bald wieder freigelassen. Dr. Daoud jedoch soll so schwer gefoltert worden sein, dass ein Arzt gerufen werden muss. Zur selben Zeit werden angeblich auch 12 Studenten der Universität Nyala verhaftet und gefoltert. Sie berichten, eiskaltes Wasser sei über sie geschüttet worden und sie seien als Sklaven beschimpft worden.   Amnesty International: Sudan: Darfur: incommunicado detention, torture and special courts, 08.06.2004, S.14

19.07.2004   Bei einem Angriff der Milizen auf Kondilay wird eine Frau von den Janjawid gefoltert. Die circa 50-jährige Frau wird ausgepeitscht, bei dem Versuch ihre Fingernägel auszureisen, werden ihr mehrere Finger gebrochen.   Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 11

19.07.2004   Während eines Übergriffs der Janjawid auf das Dorf Kenyu trennen die Milizen einem Jungen beide Arme unterhalb des Schultergelenks ab.   Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 20

Genozidkonvention II b): Verursachen schwerer körperlicher und seelischer Schäden

VERGEWALTIGUNGEN

11.06.2002   Zwei Mädchen werden bei einer Attacke der Milizen auf die Dörfer Daltang, Bredya und Gokar vergewaltigt.   Gesellschaft für bedrohte Völker, 2004

Juli 2003   In Habila wird ein 14-jähriges Mädchen auf dem Marktplatz wiederholt von Janjawid vergewaltigt. Die Vergewaltiger drohen den Zeugen damit, auf sie zu schießen, falls diese versuchen sollten, einzuschreiten. Kurz darauf vergewaltigen die Janjawid ein weiteres Mädchen außerhalb des Dorfes.   Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 10

24.07.2003   Eine im fünften Monat schwangere Frau aus dem Dorf Silaya wird von den Milizen entführt. Mit ihr mehrere Frauen und Mädchen; einige davon gerade acht Jahre alt. Die Frauen werden in einem Camp sechs Tage lang jede Nacht mehrfach vergewaltigt.    Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 13

August 2003   In Khusha, in Norddarfur, werden bei einem Übergriff der Milizen mehrere Frauen Opfer von Entführungen und Vergewaltigungen. Während eine Frau mit gebrochenen Armen und Beinen auf der Straße liegen gelassen wurde, verschleppten die Janjawid weitere Frauen und Mädchen in ihre Camps.   Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 16

05.08.2003   In der Gegend zwischen Silaya und Jebel Moun wird eine junge Frau von mehreren Männern entführt. Während der Entführung wird sie geschlagen und vergewaltigt. Während einer der Vergewaltigungen wird die Frau geschwängert.   Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 20

15.01.2004   Ein 15-jähriges Mädchen aus Kenyu wird entführt und mehrfach von verschiedenen Männern vergewaltigt. Als sie 5 Tage später gefunden wird, weist das Mädchen mehrere schwere Wunden und ein verkrüppeltes Bein auf.    Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 13

Februar 2004   Bei ihrer Flucht vor einem Angriff auf das Dorf Magarsa wird eine Familie von den Milizen aufgehalten. Die 25-jährige Tochter wird von sechs Janjawids vergewaltigt.    Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 16

Februar 2004   Die Janjawid überfallen das Dorf Kaileck. Sie wählen einige im Dorf lebende Frauen aus, die sie über zehn Tage hinweg mehrfach vergewaltigen. Einige der Frauen werden dabei geschwängert.   BBC, 10.06.2004

03.02.2004   In Murli werden drei Mädchen im Alter von zehn bis 17 Jahren auf der Flucht von Milizen vergewaltigt. Auch zwei junge Frauen im Alter von 20 und 25 Jahren wurden in Murli Opfer von Vergewaltigungen durch Milizen.   Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.15

03.02.2004   In Sasa, in der Nähe von Kornoy, werden ein 14 und ein 15 Jahre altes Mädchen von arabischen Milizen vergewaltigt.   Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.15

27.02.2004   Bei Angriffen der arabischen Milizen auf 30 Dörfer der Tawilah-Region, werden mehr als 200 Frauen und Mädchen vergewaltigt. Die Vergewaltigungen finden vor den Augen der Väter statt, die danach umgebracht werden. Manche Frauen werden von bis zu 14 Männern vergewaltigt. 150 Frauen und 200 Kinder werden entführt.   UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs, 27.02.2004

27.02.2004   In Tawilah, Norddarfur, werden 16 Schulmädchen von bewaffneten Reitern und der sudanesischen Armee entführt, andere werden vor den Augen ihrer Familien vergewaltigt. Bei der Ankunft von UN-Mitarbeitern am 3. März befinden sich noch etwa 100 Menschen in dem Dorf.   UN Integrated Regional Networks, 05.03.2004

27.02.2004   Am 27. Februar 2004 überfallen Janjawid-Einheiten die Stadt Tuweila in Nord-Darfur, vergewaltigten 93 Schülerinnen, davon 6 in Anwesenheit ihrer Familien, und brandmarken sie an den Händen, um sie für immer vor der Gesellschaft bloßzustellen; weitere 16 Schülerinnen werden bei diesem Überfall entführt, 67 Menschen getötet und mindestens 5.000 in die regionale Hauptstadt Al-Fashir vertrieben.    ICG, Africa Report Nr. 76, 25.03.2004, Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 11, Sudan, Rundbrief und Pressespiegel 2/2004. S.6

29.02.2004   Bei einem gemeinsamen Angriff von Militär und Janjawid auf das Dorf Um Baru werden 15 Frauen mehrfach vergewaltigt. Ihre Peiniger brechen ihnen dabei Arme oder Beine, um ihre Flucht zu verhindern. Die Belagerung durch die Milizen dauert mehrere Tage.   Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 12

März 2004   In Mornei in Westdarfur werden pro Tag bis zu 16 Frauen vergewaltigt, wenn sie zum Fluß gehen, um Wasser zu holen. Die Frauen sind für die lebensnotwendige Wasserversorgung gezwungen an den Fluss zu gehen. Ihre Männer können diese Aufgabe nicht übernehmen, da sie Gefahr laufen, von den Janjawid getötet zu werden.   Sudan, Rundbrief und Pressespiegel 2/2004. S.6

11.03.2004   UNICEF berichtet unter anderem von einem Fall, bei dem 41 Schulmädchen und ihre Lehrerinnen Opfer von Vergewaltigungen werden. Auch von der Vergewaltigung von Minderjährigen durch bis zu 14 Männer wird in der Erhebung berichtet.   Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 10

15.04.2004   Die 27-jährige Ajoiya aus dem Flüchtlingslager Kalma berichtet über den Angriff der Janjawid-Milizen auf ihr Dorf Kaileik: "Sie kamen nachts. Sie zogen die Bettdecken von den Frauen, um zu sehen, ob unter der Decke ein Kind war. Wenn kein Baby bei der Frau war, nahmen sie sie mit und vergewaltigten sie. Bis zu 30 Frauen aus Kaileik wurden von einer Gruppe der Janjawid verschleppt und jeden Tag vergewaltigt, bevor es ihnen gelang, in das Kalma Flüchtlingslager zu fliehen. Zivilisten aus 21 Dörfern der Gegend seien nach Kaileik geflohen nach Angriffen der Milizen   IRIN, 15.04.2004

25.04.2004   Der United Nations Inter-Agency Fact Finding and Rapid Assessment Mission wurde bei einem Besuch in Kailek berichtet, dass die im IDP-Lager lebenden Frauen beim Verlassen des Lagers wiederholt vergewaltigt werden. Außerdem wird berichtet, dass die Janjawid nachts die Lager aufsuchen und junge Frauen und Mädchen entführen. Sie werden in Lager verbracht, wo sie von den Milizen vergewaltigt werden.   Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 17

Mai 2004   Disa in Westdarfur wird in der Nacht von Milizen angegriffen. Die Angreifer entführten Dutzende Mädchen und lassen sie durch die Nacht laufen. Tagsüber werden die Frauen geschlagen und nachts mehrfach vergewaltigt. Während den drei Tagen ihrer Gefangenschaft erhalten die Mädchen kein Essen.   Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 1

07.05.2004   Für die Menschenrechtskommission fertigt der amtierende Hochkommissar für Menschenrechte, Bertrand Ramcharan, einen Bericht über die Menschenrechtslage in Darfur an. Häufig berichten die von der UN Befragten glaubhaft von Vergewaltigungen. Die UN Mission fürchtet, dass Vergewaltigungen zahlreich vorkamen und es weiterhin viele Fälle von Vergewaltigung gibt.   Report of the High Commissioner for Human Rights, 07.05.2004, S.9, 10

Juni 2004   Auf der Suche nach Feuerholz in der Nähe eines Flüchtlingscamps in Westdarfur werden 40 Frauen von sechs berittenen Janjawid überfallen. Drei Frauen werden dabei gefangen. Während eine der Frauen von mehreren der Angreifer vergewaltigt wird, werden die anderen geschlagen.   Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 30

10.06.2004   Die 15-jährige Aziza ist nach einer über Tage andauernden Vergewaltigung durch arabische Janjawid-Milizen im dritten Monat schwanger. Sie hat chronische Schmerzen und ihr psychischer und physischer Zustand ist kritisch. Medizinische Versorgung hat sie bislang nicht erhalten.   BBC, 10.06.2004

10.06.2004   Die 35-jährige Hawa Hussein wird 10 Tage lang von vier arabischen Janjawid gefangen gehalten und vergewaltigt. Die 15-jährige Khadiyah Adam wird gemeinsam mit anderen Mädchen entführt, geschlagen und mehrfach vergewaltigt.    Knight Rider Newspapers, 10.06.2004

15.06.2004   Nach Angaben von USAid hat ein Augenzeuge aus einem abgelegenen Dorf USAid Mitarbeitern im Mai 2004 von 400 vergewaltigten Frauen und Mädchen aus seinem Dorf berichtet. Einige der Opfer seien vor den Augen ihrer Ehemänner vergewaltigt worden, andere seien nach der Vergewaltigung gebrandmarkt worden, damit ihre Männer sie verstoßen würden.   Roger Winter, US AiD, Testimony before the Senate, 15.06.2004, S.3

21.06.2004   Fast 14 Prozent der von MSF in den vergangenen neun Wochen behandelten Gewaltopfer, waren Opfer sexueller Gewalt.   MSF, 21.06.2004

23.06.2004   Physicians for Human Rights gehen davon aus, dass Vergewaltigung von Frauen systematisch als Waffe im Völkermord eingesetzt wird. Eine 35-jährige Flüchtlingsfrau aus dem Lager Farchana sagte: "70 junge Mädchen wurden aus einem Dorf verschleppt und von den Janjawid vergewaltigt. Nach einigen Stunden oder Tagen kamen sie zurück." Ihre Familien fliehen dann mit ihnen aus dem Dorf. Ein Flüchtling aus Darfur berichtet: "Es gibt Mädchen, die vergewaltigt wurden. Wir haben versucht, sie in eine Klinik zu bringen, aber sie weigern sich, mit irgendjemandem zu sprechen. Der Arzt dort wollte sie sehen, aber sie weigerten sich, mit dem Arzt zu sprechen. Die Janjawid schlugen sie hierhin (auf die Schenkel) und hierhin (auf die Schultern), so dass sie paralysiert wurden. Dann haben sie sie auf die Erde geworfen und von vorn und hinten vergewaltigt. Ihre Familien konnten sie nicht retten. Die Soldaten hielten die Familien fern vom Geschehen. Die Mädchen schämen sich. Sie weinen. Sie sind sehr beschämt. Manche der Mädchen weinen die ganze Zeit. Aber die Janjawid und die Regierungssoldaten vergewaltigen die Frauen. Sie vergewaltigen Frauen aller Altersgruppen, Fünfzehnjährige und Erwachsene."   Physicians for Human Rights, PHR Calls for Intervention to Save Lives in Sudan, 23.06.2004, S. 10

28.06.2004   Im Flüchtlingscamp Adamata bei EAl-Jeneina wurden innerhalb von zehn Wochen 23 Vergewaltigungen an Frauen registriert, die sich während der Suche nach Brennholz aus dem Lager begeben hatten.   Frankfurter Rundschau, 28.06.2004

09.07.2004   Bei einem Überfall von Janjawid-Milizionären auf das Dorf Aboulia in Darfur im Januar 2004 beobachtete eine Augenzeugin, dass Janjawid-Angehörige eine nicht bekannte Zahl von Mädchen vergewaltigten und vier Mädchen im Alter zwischen 12 und 17 entführten.   UNHCR, 09.07.2004

09.07.2004   MSF France berichtet, dass trotz der Versprechungen des GOS zwei bis drei Vergewaltigungsopfer jede Woche im Hospital der Organisation in Mornei versorgt werden müssen.   US Agency for International Development, 09.07.2004

19.07.2004   Im Lager Kass berichteten 60 % aller Frauen davon, dass sie physisch und sexuell missbraucht wurden, wenn sie den Ort auf der Suche nach Feuerholz verließen; obwohl sich zwischen 6 und 12 Polizisten hier aufhalten, fühlen sich die Binnenvertriebenen nicht sicher.    UN Office für the Coordination of Humanitarian Affairs, Number of Internally Displaced Persons increases in Darfur, New York, 19.07.2004

19.07.2004   Allein bei einem Besuch von Amnesty International in drei Flüchtlingslagern in Tschad sammelt die Organisation 250 Namen von Frauen die im Kontext des Darfur-Konflikts vergewaltigt wurden und erhielt darüber hinaus Informationen über 250 weitere Vergewaltigungen. Dabei haben es nach Angaben von AI nur die wenigsten Frauen, die Opfer von Vergewaltigungen wurden, geschafft, das Land zu verlassen.   Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 2

19.07.2004   Bei dem Versuch, Wasser und Feuerholz zu holen, werden in Grasila zwei Frauen von Janjawid vergewaltigt.   Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 17

19.07.2004   Bei einem Angriff auf das Dorf Kibbash werden zwei Frauen von den Janjawid entführt. Sie werden gemeinsam mit 20 weiteren Frauen von den Milizen in einem Camp festgehalten. Dort werden die Frauen jede Nacht mehrfach vergewaltigt.   Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 13

19.07.2004   Bei einem Angriff auf Um Baru wird eine 18-jährige Frau von der gesamten Milizengruppe vergewaltigt. Ihre Peiniger brachen ihr nach der Tat das Bein um sie an der Flucht zu hindern und behielten sie in ihrer Gewalt.    Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 12

19.07.2004   Bei einem Übergriff der arabischen Milizen auf Mursay wurde eine 18-jährige schwangere Frau gezielt vergewaltigt. In Folge der Vergewaltigung verliert sie ihr Kind.   Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 11

19.07.2004   Ein 12-jähriges Mädchen wird von sechs Janjawid bei einem Überfall auf Um Baru in der Öffentlichkeit vergewaltigt. Die bewaffneten Milizen halten das Mädchen für zehn Tage in ihrer Gewalt und vergehen sich mehrfach an ihr.    Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 12

19.07.2004   Eine 30-jährige Frau aus dem Dorf Disa wird bei ihrer Flucht von Soldaten entführt. Sie wird gewaltsam in ein Camp im Busch geschleppt. Dort wird sie von ihren Entführern geschlagen und jede Nacht mehrfach vergewaltigt.   Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 12

19.07.2004   In Disa wird eine schwangere Frau von einem Soldaten vergewaltigt.    Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 11

19.07.2004   In Ibek werden drei Frauen bei einem Angriff von bewaffneten Milizen entführt. Die Frauen werden zwei Nächte hintereinander von mehreren Männern vergewaltigt.   Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 13

19.07.2004   In Mukjar wird ein 17-jähriges Mädchen von 6 Janjawid in aller Öffentlichkeit mehrfach vergewaltigt. Ihre Mutter und ihr Bruder waren gezwungen dabei zuzusehen.   Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 10

19.07.2004   Während einer Attacke der Janjawid auf Kutum werden mehrere Mädchen im Alter von zehn bis fünfzehn Jahren verschleppt. Die Mädchen werden von ihren Entführern als Sexsklavinnen gehalten.    Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 13

19.07.2004   Eine 40 Jahre alte Frau berichtet, dass sie bei ihrer Flucht aus Azerny die Vergewaltigung zweier Frauen durch drei Janjawid beobachtete.   Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 16

22.07.2004   Frauen und Mädchen werden vergewaltigt - systematisch und häufig vor den Augen der Familie. Wer sich wehrt oder nicht schnell genug fliehen kann, muss mit dem Tod rechnen.   Süddeutsche Zeitung, 22.07.2004

04.08.2004   Im internationalen Flüchtlingslager Aboushok berichtet eine Frau, dass die Frauen beim nächtlichen Sammeln von Holz, wiederholt Opfer von Überfällen werden. Die Frauen wagen es nur noch in Gruppen das Lager zu verlassen, dennoch werden immer wieder einzelne von den Janjawid für mehrere Tage entführt. In der Gewalt der Janjawid werden die Frauen mehrfach vergewaltigt und geschlagen.   ReliefWeb, 04.08.2004

6. Genozidkonvention II c:

In dieser Konvention bedeutet Völkermord eine der folgenden Handlungen, die in der Absicht begangen wird, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören:

c) vorsätzliche Auferlegung von Lebensbedingungen für die Gruppe, die geeignet sind, ihre körperliche Zerstörung ganz oder teilweise herbeizuführen

 

Von Anfang an war es das Ziel des Regimes in Khartum, der Angriffe der Janjawid und der Regierungseinheiten, die Dörfer und Stadtteile der schwarzafrikanischen Einwohner Darfurs, die dörfliche Infrastruktur, Ökonomie und alles, was zum Überleben der Landbevölkerung gebraucht wird, für lange Zeit zu zerstören. Schwere Zerstörungen der ökologischen Lebensgrundlage wurden in Kauf genommen. Diese Politik der verbrannten Erde führte zu großen Fluchtbewegungen, die 1,2 bis 1,5 Millionen Menschen zu Vertriebenen machte.

Bei den Angriffen der Janjawid wurden nicht nur die Behausungen der Menschen zerstört, auch das Vieh wurde getötet oder geraubt. In einem Report der Physicians for Human Rights berichtet eine Mutter von fünf Kindern aus dem Flüchtlingslager Farchana, fünf männliche Familienangehörige seien umgebracht worden. Die Janjawid hätten aber auch 39 Kühe, 1 Kamel, 2 Pferde, 4 Esel, 42 Gänse und 50 Hühner mitgenommen. Eine andere Frau erzählt: "Sie nahmen unsere 52 Schafe und fünf Kamele mit und töteten unser Pferd." Eine weitere sagt: "Die Janjawid nahmen all meine Tiere, 70 Kühe, 25 Schafe, fünf Esel und drei Pferde. Die Regierung tötete fünf meiner Kinder und sieben meiner Brüder."

Die Angreifer brandschatzten die Dörfer, nahmen Lebensmittel, Saatgut und Haustiere wie Hühner oder Ziegen mit. Sie zerstörten oder vergifteten Brunnen, Quellen und Bewässerungsanlagen. Sie rissen sogar Bäume aus und zerstörten Felder. Häufig kamen die Angreifer mehrmals in dasselbe Dorf, zogen dann von Dorf zu Dorf weiter und hinterließen verbrannte Erde.

Nach Angaben von USAID sind in einem Dorf alle 1.300 Gebäude zerstört worden, in einem weiteren alle 466 Gebäude, im dritten 628 von 720. Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen und zeige die Systematik der Zerstörung. Die Infrastruktur und die wirtschaftliche Grundlage Darfurs sei über Jahre zerstört, dies würde dazu führen, dass die Flüchtlinge nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren können. (USAID, Juni 2004)

Satellitenaufnahmen einer kleinen Gegend in Westdarfur vom März 2003 und Mai 2004 zeigen, dass in diesem Zeitraum 155 Dörfer und damit 44 Prozent der Siedlungen von den Janjawid in Brand gesetzt wurden. (AI, Juni 2004)

Nach UN-Angaben ist die gesamte Gegend um Jabal Si, vormals Heimat von mehr als 70.000 Menschen, von den Einwohnern verlassen worden. Die leer stehenden Dörfer sind teilweise vollständig abgebrannt. In Birkat Saira, einem etwa 75 km von Kabkabiyah entfernten Dorf, zahlten die verängstigten Anwohner nach Angaben des Dorfältesten 7000 US-Dollar, um nicht angegriffen zu werden. Zwei Anwohner berichten, 326 bzw. 96 US-Dollar gezahlt zu haben. (UN, März 2004)

Die in dem Dorf Turlili lebenden Menschen berichten von der systematischen Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen durch die Milizen. Nach dem die arabische Milizen die Häuser der Bewohner niedergebrannt und ihre Tiere gestohlen haben, kamen sie zurück und nahmen den Menschen Kochgeschirr, Decken und Saaten, so dass die ehemaligen Einwohner von Turlili ihr Dorf verlassen mußten. (AI)

Bei einem Angriff auf die Stadt Korma in Norddarfur brennen die Janjawid-Milizen zwei überwiegend von Angehörigen afrikanischer Stammesvölker bewohnte Stadtviertel und vier in der Umgebung der Stadt gelegene Dörfer nieder.

Dabei wird eine gewisse Systematik erkennbar: Die Janjawid setzten die mit Sorghum-Stroh gedeckten Dächer in Brand; danach zerstört die Luftwaffe die Steinmauern der Häuser durch Bombenangriffe. Schon im Januar 2004 bestätigte ein Augenzeuge, dass er in einem Gürtel von 150 km entlang der Grenze zwischen Tschad und Sudan/Darfur kein einziges Dorf gesehen habe, das nicht ganz oder zumindest teilweise niedergebrannt war. (ICG, 25.3. 2004)

Dieses Vorgehen hat Methode, denn nach dem traditionellen Begriff für Besitz gehört das Land demjenigen, der es nutzt. Sobald keine Anzeichen einer Landnutzung durch die schwarzafrikanische Bevölkerung mehr erkennbar sind, kann es jeder andere in Besitz nehmen und zum rechtmäßigen Besitzer erklären, so Sudanfachmann Alex De Waal (A Famine that Kills: Darfur, Sudan 1984-85, S. 47), der diese Taktik schon vor 20 Jahren im Südsudan beobachten konnten.

Der Menschenrechtsorganisation Justice Africa zufolge mehren sich die Berichte über zerstörte Pflanzungen und Bewässerungssysteme; die traditionelle Landnutzung in Darfur basiere auf dem System des Nießbrauchs, d.h. die Nutzung eines Landstücks, nachgewiesen durch die Existenz der Fruchtbäume, Terrassen und Bewässerungsgräben, gilt als Besitznachweis für denjenigen, der die entsprechenden Arbeiten ausführt; Bäume, Gräben und Terrassen zu zerstören bedeutet faktisch Landraub durch die Janjawid. Außerdem gibt es Berichte über die Zerstörung und Entweihung von Moscheen in den überfallenen Ortschaften, was die betroffenen Bewohner dieser Orte zusätzlich demoralisiert.

Die Übergriffe auf ihre Dörfer, die Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen, Massaker an der Zivilbevölkerung und systematische Vergewaltigungen vertreiben über eine Million Menschen aus ihren angestammten Siedlungsgebieten. Diese Vertreibungen sind Teil des geplanten und systematisch durchgeführten Völkermords. Auf der Flucht sterben als erstes die Alten, Kranken, Behinderten, die Kleinkinder und Säuglinge, sowie Schwangere und Verletzte. Sie sterben an Dehydrierung, Durst, Hunger und Krankheiten. Aber auch auf der Flucht werden sie noch beschossen und verfolgt.

Ein Mann aus dem Dorf Garuma erzählt, dass sein Dorf vor einer Woche von 150 Reitern auf Pferden und Kamelen überfallen worden sei, die ihn, seine schwangere Frau und die 5 Kinder in die Flucht getrieben haben. Sie flohen in die umliegenden Hügel, wo seine Frau ihr jüngstes Kind zur Welt brachte. Die Milizen legten in der Gegend einen Buschbrand, der die Familie dazu zwang, weiter zu fliehen. Der Mann berichtete, dass seine Familie sich immer noch in den Hügeln aufhält. Er sei auf einem Esel voran geritten, um die Bedingungen in Djoran zu überprüfen. Eine Frau aus demselben Flüchtlingslager erzählt, sie sei nach dem Angriff auf Garuma mit ihren 5 Kindern geflohen; ihr Vater sei in seiner Hütte erschossen worden. (UN News Center, Jan. 2004)

Umfragen durch Physicians for Human Rights haben ergeben, dass Janjawid-Milizen und Regierungssoldaten systematisch Flüchtende verfolgen und töten. Wer in die Hände der Verfolger fiel, wurde vergewaltigt oder umgebracht. Die Flucht trennt die Familien. Eine Zeugin sagt aus: "Vier Soldaten kamen zu meinem Haus. Sie nahmen all meinen Besitz mit und

brannten das Haus nieder. Danach flohen wir. Mein Mann floh als erster. Dann ging ich mit meinen vier Kindern. Einige Menschen starben, einige wurden verwundet oder flohen. Sie töteten meine Schwester und ihre Tochter. Meine Schwester war 40 Jahre alt, ihre Tochter 3. Sie rannte mit dem Kleinkind auf dem Rücken weg und versuchte zu fliehen. Sie wurden beide von Verfolgern mit Maschinengewehren erschossen."

Menschen, die nahe der 600 km langen Grenze zum Tschad lebten, versuchten in das nächste Dorf in Richtung Nachbarland zu fliehen, nur um dort wieder in einen Angriff zu geraten. Andere bemühten sich, die größeren Städte zu erreichen. Hadiya Beshir Issa, 25, und ihre 15 Monate alte Tochter Munira kommen in einer Station des Internationalen Roten Kreuzes an. Munira ist zu schwach, um die Augen zu öffnen und gefährlich dehydriert und unterernährt. Hadiya berichtet, dass ihr Heimatdorf in Norddarfur im August vergangenen Jahres angegriffen worden und die Familie Richtung Tschad geflohen sei. Die Stadt Orshi, in der sie zunächst Zuflucht gesucht hatten, wurde ebenfalls von arabischen Milizen attackiert. Hadiya wurde von ihrem Mann und dem Rest der Familie getrennt und weiß nicht, ob diese noch am Leben sind. Munira stirbt wenige Stunden nach dem Gespräch. (CNN, 30.5.2004)

Immer wieder gibt es Berichte darüber, dass Menschen daran gehindert wurden, die Grenze zum Tschad zu überqueren. Ein 47-jähriger Mann aus dem Dorf Nan Kursei schildert Amnesty International folgende Situation in den Flüchtlingslagern um Garsila: Die Bevölkerung von 30 Dörfern sei nach Garsila geflohen. Dort würden die Binnenflüchtlinge jedoch von der Regierung daran gehindert, in den Tschad zu gelangen. Die Menschen sammelten sich deshalb in Lagern vor der Stadt. Die Regierung fordere die Menschen auf in ihrer Dörfer zurückzukehren. Bei dem Versuch würden die Binnenvertriebnen jedoch von Janjawid getötet, die die Lager umstellten. Bisher hätten die Janjawid über sechzig Menschen getötet, die versuchten aus Garsila zu fliehen. (AI)

Auch diejenigen, denen es gelang, die Flüchtlingslager im Tschad zu erreichen, waren jedoch nicht sicher. Unter Hinweis auf die mangelnde Sicherheit der sudanesischen Flüchtlinge an der Grenze zum Sudan hat der Beauftragte des UN-Generalsekretärs für den Sudan, Tom Eric Vraalsen, schon im Januar 2004 empfohlen, die Flüchtlingslager weiter ins Landesinnere des Tschad zu verlegen. Der UNHCR hat deshalb begonnen, Lager für 95.000 Flüchtlinge etwa 50 bis 70km von der Grenze entfernt aufzubauen.

Die Flüchtlingslager im Sudan selbst werden von sudanesischen Polizisten und Soldaten bewacht. Im Lager Kailek in Süddarfur halten einem UN-Bericht zufolge Einheiten der Janjawid und der Polizei die Flüchtlinge faktisch als Geiseln und hungern sie aus. Offiziell sollen sie die Flüchtlinge schützen. Dies ist laut James Morris vom World Food Programme WFP keineswegs eine Ausnahme. (ICG)

In Kutum, der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in Norddarfur, lebten Mitte Mai 2004 124.000 Binnenflüchtlinge, die auf die 20.000 Einheimischen angewiesen waren. Das Flüchtlingslager ist in ständiger Bedrohung durch Janjawid-Einheiten, denn einer ihrer größten Stützpunkte in Norddarfur, Ausgangspunkt für die Überfälle der Janjawid auf Flüchtlinge, befindet sich in unmittelbarer Nähe.

Frauen getrauten sich wegen der Gefahr, vergewaltigt zu werden, vielfach nicht, das Lager zu verlassen, auch Männer und Kinder wurden getötet. Am 29.7.2004 geht USAID von 134 spontanen Flüchtlingslagern im Sudan aus, die nun in der Regenzeit immer schlechter für humanitäre Hilfe zu erreichen seien. Zudem hat die sudanesische Regierung systematisch die Lage der Flüchtlinge verharmlost und humanitäre Hilfe behindert. Die Daten aus der vorliegenden Tabelle lassen den Schluss zu, dass die Regierung absichtlich auf Zeit gespielt hat und den Hunger, wie schon zuvor im Bürgerkrieg im Südsudan, als Waffe gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt hat. Bei Redaktionsschluss sind mindestens 1,2 Millionen Zivilisten innerhalb Darfurs vertrieben worden und 200.000 leben als Flüchtlinge im Tschad.

Die humanitäre Lage ist im Laufe des Jahres 2004 in Darfur selbst, aber auch im Tschad immer katastrophaler geworden. 40 Prozent der Flüchtlinge im Tschad seien Kinder unter fünf Jahren und 75% der Erwachsenen seien Frauen, sagt der Sprecher des Welternährungsprogramms WFP Ramin Rafirasme im Januar 2004 im Tschad. Er warnt vor einer rapiden Verschlechterung der Situation durch Krankheiten, Entkräftung und Hunger.

Zum Beispiel hat die Stadt Al-Jeneina normalerweise etwa 100.000 Einwohner. Mittlerweile leben dort 200.000 Menschen. 20.000 von ihnen sind in Schulen oder Hallen untergekommen, 70.000-80.000 leben in den vier zentralen Lagern in den Randbezirken der Stadt. Die Mangelversorgung in der Stadt nimmt laut Berichten der Ärzte ohne Grenzen zu und liegt bei 25 Prozent. In dem Camp Al-Riad bei Al-Jeneina haben die Ärzte ohne Grenzen 140 unterernährte Kinder in den letzten drei Maiwochen gezählt. Mittlerweile seien es aber mindestens 500 zu jedem beliebigen Zeitpunkt. Die sanitären Bedingungen seien katastrophal. Eine Toilette muss von 120 Personen genutzt werden. In dem Lager Murnei, wo 80.000 Menschen lebten, starben 200 Kinder und Erwachsene monatlich an Durchfallerkrankungen.

Nach UN-Angaben sind Ende Juni 2004 49% der sudanesischen Flüchtlinge nicht ausreichend mit Nahrungsmitteln versorgt, 88% haben kein Dach über dem Kopf, 67% haben keinen Zugang zu ausreichend Wasser und 93% haben keinen Zugang zu angemessenen sanitären Anlagen. Wenn nicht sofort geholfen wird, sind 350.000 Menschen durch den Hungertod, bzw. Tod durch Krankheit bedroht.

Durch die systematische Zerstörung der Lebensgrundlagen der schwarzafrikanischen Bevölkerung Darfurs hat die sudanesische Regierung über eine Million Menschen in die Flucht getrieben. Auf der Flucht starben Unzählige, insbesondere Säuglinge, Kleinkinder, Schwangere, Kranke, Verletzte, Behinderte und Alte durch Beschuss, Hunger, Durst und Krankheiten. Humanitäre Hilfe für die Flüchtlinge wurde willentlich und systematisch behindert. Dadurch kamen Zehntausende Flüchtlinge im Sudan und im Tschad ums Leben. Durch diese Politik verbrannten Erde, Vertreibung, Verhinderung der Hungerhilfe macht sich der Sudan des Völkermordes nach der Konvention zur Verhütung und Bestrafung des Völkermordes, Artikel II c schuldig.

Genozidkonvention II c): Auferlegung von Lebensbedingungen, die geeignet sind, eine Gruppe ganz oder teilweise zu zerstören

ZERSTÖRUNG DER LEBENSGRUNDLAGEN (Dörfer, Felder, Vergiftung der Brunnen)

05.10.2002   Das Dorf Kidigneer, in dem Angehörige der Fur leben, wird von Milizen und Regierungssoldaten angegriffen und zerstört. Vier Männer werden ermordet und acht weitere verletzt.   Fur Diaspora Association, 11.01.2003

09.10.2002   Das Fur-Dorf Golo wird von arabischen Milizen und Regierungssoldaten angegriffen und zerstört.   Fur Diaspora Association, 11.01.2003

13.11.2002   Folgende Fur-Dörfer werden an diesem Tag angegriffen und zerstört: Gounda, Elayba, Wastani und Shawa.   Fur Diaspora Association, 11.01.2003

24.11.2002   Folgende Fur-Dörfer werden an diesem Tag angegriffen und zerstört: Sabunogna, Turra, Mugjar.   Fur Diaspora Association, 11.01.2003

24.12.2002   Das Fur-Dorf Dumma wird von Regierungssoldaten und arabischen Milizen angegriffen und zerstört.   Fur Diaspora Association, 11.01.2003

01.,02.,03.01.2003   Das Dorf der Fur, Sinkita wird von rund 100 Bewaffneten angegriffen und zerstört.   Fur Diaspora Association, 11.01.2003

April 2003   Das Dorf Grosella bei Korny wird um fünf Uhr morgens überfallen, dabei werden 80 Häuser zerstört und die Rinder des Dorfes geraubt.   Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.9

10.05.2003   Die Dörfer Tado, Kornei und Kadoul, die sich südöstlich von Nertitay befinden, werden vom sudanesischen Militär und arabischen Milizen angegriffen und niedergebrannt.    Darfur Diaspora Association (DDA), 21.05.2003

17.05.2003   Bei einem Angriff arabischer Milizen in Begleitung des Militärs auf das Gebiet Abu Jidad werden nach Angaben von Nur Ibrahim Aran, Anführer dieses Gebiets, 36 Dörfer niedergebrannt. Nach seinen Angaben gehören zu den niedergebrannten Siedlungen: Tabaldia I und II, Silah, Betenan, Gos Ajour, Naga, Abhournon, Mahmad Nar, Arajab Issa, Kerim Djame, Abakar Hamad, Musa Alil, Faki Abdel Karim, Massour Ismail, Jera Beth, Amsila, Musa Abderami, Mabouraka Arad, Tibez, Barh Mahamad Adam, Massour Ismail, Guiri Arad, Hamat Manant, Juma Adam, Madarassa und Shete Zakariya.   Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.9

Juli 2003   Unbekannte bewaffnete Angreifer greifen einen Getreidespeicher, eine medizinische Versorgungseinheit und den lokalen Markt des Dorfes Mado in der Sayahregion an. Der Getreidepreis ist in manchen Regionen bereits um mehr als 200% gestiegen.   UN OCHA Integrated Regional Network, 30.07.2003

Juli/August 2003   Bei einem zweiten Angriff der Milizen im Dorf Jafal war bereits ein Großteil der 250 Bewohner geflohen. Die Milizen plünderten die Häuser und brannten das Dorf nieder.   Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.10

05./06.08.2003   Bei einem Angriff der Milizen werden die um Kabkabia liegenden Dörfer wahllos zerstört und niedergebrannt, inklusive des Dorfes Shoba.   Amnesty International Press Release, 03.02.2004

29.08.2003   Das Dorf Bauda mit 200 Haushalten wird bei einem gemeinsamen Angriff von arabischen Milizen und Militär niedergebrannt.   Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.12

Oktober 2003   In der Nähe von Nayla werden 24 von den Dajo bewohnte Dörfer angegriffen und niedergebrannt.   Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.27

16.01.2004   Zehn Dörfer in dem Gebiet Djerbira sind von Regierungstruppen angegriffen worden. Die Soldaten brennen die Häuser und Hütten nieder, bringen die Brunnen zur Explosion und machten es so für die Bewohner unmöglich, in ihrem Dorf zu bleiben. Sie fliehen in den Tschad.   IRIN, 26.01.2004

Februar 2004   Das Dorf Wadi Saleh bei Tullus wird von den Janjawid niedergebrannt.   Die Zeit, 20/2004

03.02.2004   Ein Dorf im Gebiet Abu Gamra wird von arabischen Milizen und Regierungskräften zerstört. Die Angreifer fielen mit 1.000 Pferden, einem Helikopter und einem Flugzeug in dem Dorf ein. Die Milizen brennen bei ihrem Angriff alle Häuser nieder und plündern die Märkte. Mit Bulldozern werden Häuser zerstört, Autos angezündet.   Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.16

03.02.2004   Nach Berichten von Einwohnern sind in Khasan Basao mehrere Wasserstellen vergiftet worden. Das dort befindliche Wasser riecht stark nach Sulfur. Darüber hinaus wurden Landminen im Umfeld des Dorfes plaziert.    Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.16

03.02.2004   Die in Turlili lebenden Menschen berichten von der systematischen Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen durch die Milizen. Nach dem die arabische Milizen die Häuser der Bewohner niedergebrannt und ihre Tiere gestohlen haben, kamen sie zurück und nahmen den Menschen Kochgeschirr, Decken und Saaten, so dass die ehemaligen Einwohner von Turlili ihr Dorf verlassen mußten.    Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.16

27.- 29.02.2004   Bei Angriffen der Janjawid im Gebiet Tawilla werden alle Häuser und das Gesundheitszentrum geplündert, der Markt wird in Brand gesetzt.   Amnesty International Press Release, 03.02.2004.

21.03.2004   Bei einem Angriff auf die Stadt Korma in Norddarfur brennen die Janjawid-Milizen zwei überwiegend von Angehörigen afrikanischer Stammesvölker bewohnte Stadtviertel und vier in der Umgebung der Stadt gelegene Dörfer nieder. Dabei wird eine gewisse Systematik erkennbar: Die Janjawid setzten die mit Sorghum - Stroh gedeckten Dächer in Brand; danach zerstört die Armee die Steinmauern der Häuser durch Bombenangriffe. Schon im Januar 2004 bestätigte ein Augenzeuge, dass er in einem Gürtel von 150 km entlang der Grenze zwischen Tschad und Sudan/Darfur kein einziges Dorf gesehen habe, das nicht ganz oder zumindest teilweise niedergebrannt war.   ICG, Africa Report Nr. 76, 25.03.2004

April 2004   Justice Africa zufolge mehren sich die Berichte über zerstörte Pflanzungen und Bewässerungssysteme; die traditionelle Landnutzung in Darfur basiere auf dem System des Nießbrauchs, d.h. die Nutzung eines Landstücks, nachgewiesen durch die Existenz der Fruchtbäume, Terrassen und Bewässerungsgräben, gilt als Besitznachweis für denjenigen, der die entsprechenden Arbeiten ausführt; Bäume, Gräben und Terrassen zu zerstören bedeutet faktisch Landraub durch die Janjawid. Außerdem gibt es Berichte über die Zerstörung und Entweihung von Moscheen in den überfallenen Ortschaften, was die betroffenen Bewohner dieser Orte zusätzlich demoralisiert.   Justice Africa; prospects for Peace in Sudan; Briefing; March-May 2004; 19.05.2004

Mai 2004   Das Dorf Trbiba wird von den Janjawid zerstört.   Spiegel online, 11.07.2004

07.05.2004   Für die Menschenrechtskommission fertigte der amtierende Hochkommissar für Menschenrechte, Bertrand Ramcharan, einen Bericht über die Menschenrechtslage in Darfur an. Darin wird die systematische Zerstörung der Lebensgrundlage als Ziel der Übergriffe von Janjawid Milizen und sudanesischen Soldaten deutlich. Sie zerstörten Eigentum, zumeist durch Brandschatzung, entwendeten oder zerstörten aber auch Lebensmittel, bzw. töteten Vieh.   Report of the High Commissioner for Human Rights, 07.05.2004, S.9

24.05.2004   Bei einem Angriff auf ein Dorf in Nähe der Stadt Nyala brennen die Janjawid die Siedlung nieder.   BBC, 24.05.2004

22.05.2004    15 Kilometer südlich von Nyala werden von den Janjawid fünf Dörfer niedergebrannt. Unter anderem die Siedlungen Tabaldiya und Abqarajeh.   Amnesty International, Sudan, Rundbrief und Pressespiegel 2/2004, 26.07.2004, S. 9

28.05.2004   Militäreinheiten bombardieren den Markt in Tabet, Norddarfur. Der Angriff findet Freitagmittags statt, als der Markt stark bevölkert ist. Es gibt mindestens 12 Todesopfer.    AFP, 04.06.2004/ Human Rights Watch, 03.06.2004

15.06.2004   Die US-Regierung geht davon aus, dass von 576 untersuchten Dörfern 30 Dörfer vollkommen zerstört wurden und 76 weitere teilweise unbewohnbar sind. Die restlichen Dörfer werden von Arabern bewohnt.   USAID, 16.06.2004

15.06.2004   Nach Angaben von USAid sind in einem Dorf alle 1.300 Gebäude zerstört worden, in einem weiteren alle 466 Gebäude, im dritten 628 von 720. Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen und zeige die Systematik der Zerstörung. Die Infrastruktur und die wirtschaftliche Grundlage Darfurs sei über Jahre zerstört, dies würde dazu führen, dass die Flüchtlinge nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren können.   Roger Winter, US AiD, Testimony before the Senate, 15.06.2004, S.3

23.06.2004   In einem Report der Physicians for Human Rights berichtet eine Mutter von fünf Kindern aus dem Flüchtlingslager Farchana, fünf männliche Familienangehörige seien umgebracht worden. Die Janjawid hätten aber auch 39 Kühe, 1 Kamel, 2 Pferde, 4 Esel, 42 Gänse und 50 Hühner mitgenommen. Eine andere Frau erzählt: "Sie nahmen unsere 52 Schafe und fünf Kamele mit und töteten unser Pferd. Eine weitere sagt: "Die Janjawid nahmen all meine Tiere, 70 Kühe, 25 Schafe, fünf Esel und drei Pferde. Die Regierung tötete fünf meiner Kinder und sieben meiner Brüder."   Physicians for Human Rights, PHR Calls for Intervention to Save Lives in Sudan, 23.06.2004, S.6.

24.06.2004   Andrew Natsios, Leiter der US Agentur für internationale Entwicklung, präsentierte UN Generalsekretär Kofi Annan und den fünf ständigen Mitgliedern des Weltsicherheitsrates Satellitenaufnahmen von 576 Dörfern einschließlich hunderten, die zerstört wurden. 300 Dörfer seien komplett zerstört und 76 stark beschädigt worden. Die übrigen seien nicht betroffen gewesen, dies seien jedoch alles arabische Dörfer. Es sei deshalb klar, dass es sich in Darfur um ethnische Säuberungen handele, so Natsios.    US Committee for Refugees, 28.06.2004, AP; 24.06.2004

04.07.2004   Der sudanesische Innenminister Abdul Rahim Mohammed Hussein sagte, 30% der Dörfer, aus denen die Menschen in Darfur geflohen seien, seien komplett zerstört. Seine Regierung habe das Ziel, die Binnenvertriebenen wieder zurück zu schicken und würde Polizisten zum Schutz der Dörfer zur Verfügung stellen   AFP, 04.07.2004

06.07.2004   Satellitenaufnahmen einer kleinen Gegend in Westdarfur vom März 2003 und Mai 2004 zeigen, dass in diesem Zeitraum 155 Dörfer und damit 44 Prozent der Siedlungen von den Janjawid in Brand gesetzt wurden.   Amnesty International 06.07.2004

09.07.2004   Jean Ziegler, Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, forderte die UN zum sofortigen Handeln auf, da es Indizien dafür gäbe, dass die Milizen im Sudan systematisch Nahrungsmittel und die Wasserversorgung zerstören würden. Er führte weiter aus, dass die sudanesische Regierung die Vertriebenen zurück in ihre Dörfer schicken wolle, obwohl dort Felder zerstört, Vieh getötet und Trinkwasseranlagen vergiftet bzw. zerstört wurden.   UN News Service, 09.07.2004

29.07.2004   Vier Dörfer 60 Kilometer südöstlich von Nyaya werden nach der Aussage von Colonel Abdallah Abdel Kerim von Janjawid angegriffen und zerstört.   Agence France Presse, 02.08.2004

30.07.2004   Janjawid brennen 20 Dörfer zwischen Terty und Doukhoune nieder.   Agence France Presse, 02.08.2004

06.08.2004   Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen erwartet eine weitere Verschärfung der Ernährungslage in der sudanesischen Provinz Darfur. Eine Mitarbeiterin des UN-Hilfsprogramms sagte im deutschen Fernsehen, die Zahl der Hungernden und Hilfebedürftigen könne bis zum Jahresende auf zwei Millionen steigen.   FAZ, 06.08.2004

Genozidkonvention II c): Auferlegung von Lebensbedingungen, die geeignet sind, eine Gruppe ganz oder teilweise zu zerstören

VERTREIBUNGEN/VERSCHLEPPUNGEN

15.03.2003   Nach Angaben der Darfur Diaspora Association (DDA) attackieren Regierungstruppen an diesem Tag das Dorf Zehour Fatah, etwa 100 Km südwestlich von Nyala gelegen. 5 Zivilisten werden während des Angriffs getötet und 42 weitere verletzt. Ein Augenzeuge berichtet, die Stadt sei zunächst vom Flugzeug aus angegriffen worden.    DDA, 01.06.2003

April 2003   In Norddarfur fliehen Tausende Menschen aus ihren Dörfern, nachdem sie von der Arme und Milizen angegriffen worden waren.   Gesellschaft für bedrohte Völker, 2004

Juni 2003   Eine große Zahl von Zivilisten flieht zwischen Juni und August nach Kabkabiya, nachdem bis zu 300 Dörfer in der Gegend zerstört worden waren. Viele der Vertriebenen leben dort im Freien oder sind in der örtlichen Schule untergekommen und haben keinen Zugang zu humanitärer Hilfe.    Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.27

25.07.2003   Nach einer Attacke auf das Dorf Shoba durch bewaffnete Milizen fliehen hunderte von Menschen.    Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.27

August 2003   Die 25-jährige Hawa Sabun Ishaq und die 40-jährige Hura Sabun aus dem Dorf Fuja werden auf einer Reise nach Tschad von arabischen Milizen aufgegriffen. Seit diesem Vorfall wurde nichts mehr von den beiden Frauen gehört.    Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.16

August 2003   Nach dem Angriff auf das Dorf Abu Jidad werden drei Männer aus der ethnischen Gruppe der Dorok von Janjawid aufgegriffen, sie werden seit diesem Vorfall vermisst.   Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.62

August 2003   Tausende Zivilisten fliehen aus Kutum in umliegende Dörfer oder versuchen die 80 Kilometer entfernte Hauptstadt von Norddarfur, Al-Fasher, zu erreichen. Doch die Flüchtlinge werden vom Militär gestoppt und stranden in Kafut, einem Dorf auf halber Strecke. Dort leben sie unter Bäumen und ohne Zugang zu Lebensmitteln und Kleidung.    Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.27

03.09.2003   Seit April 2003 sind nach UNHCR-Angaben 65.000 Sudanesen in den Tschad geflohen. Die einheimische Bevölkerung hätte vielen der Flüchtlinge geholfen, diese Unterstützung reiche jedoch nicht aus, sie seien unterernährt und krank.   IRIN, 03.09.2003, UNHCR, 05.09.2003

29.09.2003   MSF macht auf die Besorgnis erregende Lage der sudanesischen Flüchtlinge im Tschad aufmerksam. Wassermangel und Unterernährung seien die größten Probleme. In nur drei Tagen hätte die Organisation 20 schwer unterernährte Kinder registriert.   MSF, 29.09.2003

Oktober 2003   Bei dem Versuch sudanesischer Arbeiter, Nahrung auf einem Lastwagen zu Flüchtlingen zu transportieren, werden alle neun Arbeiter von einer nicht identifizierten Armee getötet.    

Oktober 2003   Nach den Angriffen auf die von Dajo bewohnten Dörfer in der Nähe von Nayla fliehen 3.000 Menschen nach Nyala. Die regionalen Behörden dort verlangen als Bedingungen für die Unterstützung der Flüchtlinge, dass diese in ihre niedergebrannten und immer noch durch die Milizen bedrohten Dörfer zurückkehren.    Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.27

08.10.2003   Janjawid Milizen würden in und um die Stadt Nyala immer noch Städte und Dörfer zerstören und Menschen ermorden, teilt die UN in einem Aufruf für humanitäre Hilfe mit.   AFP, 8.10.2003

08.10.2003   MSF warnt, Zehntausende sudanesische Flüchtlinge im Osten des Tschad seien nicht sicher und würden nicht ausreichend mit humanitärer Hilfe versorgt. Die meisten der 75.000 Menschen, die sich an der 600km langen Grenze zum Tschad aufhalten, sind Frauen und Kinder. Sie leiden unter Tagestemperaturen von bis zu 40 Grad und Minus 15 Grad nachts. Sie hätten nichts zu trinken und die Kinder seien durch den Tod durch Hunger bedroht.   IRIN, 8.10.2003

23.10.2003   Nach UN Angaben sind seit März 2003 über eine halbe Million Menschen in Darfur vertrieben worden.70.000 seien in den Tschad geflohen. Mindestens 300.000 Binnenflüchtlinge hielten sich in Norddarfur auf, 126.000 im Westen des Gebietes. In Süddarfur seien 76.000 Menschen vertrieben worden.    IRIN, 23.10.2003

14.11.2003   Die UN warnt vor einer Eskalation der Situation in Darfur. Die Lage könnte die schlimmste seit der schweren Hungersnot 1998 sein, so die UN.   IRIN, 14.11.2003

15.12.2003   In dem Flüchtlingslager "Intifada" bei Nyala leben etwa 7.000 Personen. 10 neue Familien kommen täglich an. Im letzten Monate hat der sudanesische Rote Halbmond 182 unterernährte Kinder gezählt, von denen 28 schwerst unterernährt waren.   IRIN, 15.12.2003

Anfang Januar 2004   Ein Mann aus dem Dorf Garuma erzählt, dass sein Dorf vor einer Woche von 150 Reitern auf Pferden und Kamelen überfallen worden sei, die ihn, seine schwangere Frau und die 5 Kinder in die Flucht getrieben haben. Sie flohen in die umliegenden Hügel, wo seine Frau ihr jüngstes Kind zur Welt brachte. Die Milizen legten in der Gegend einen Buschbrand, der die Familie dazu zwang, weiter zu fliehen. Der Mann, der auf einem Esel floh, berichtete, dass seine Familie sich immer noch in den Hügeln aufhält. Er sei auf einem Esel voran geritten, um die Bedingungen in Djoran zu überprüfen. Eine Frau berichtet, sie sei nach dem Angriff auf Garuma mit ihren 5 Kindern geflohen; ihr Vater sei in seiner Hütte erschossen worden.   UN News Center, 09.01.2004

09.01.2004   Ein vom UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR entsandtes Notfallteam macht auf die prekäre Situation von 4.000 bis 8.000 Flüchtlingen aufmerksam, die nach der Flucht aus Darfur in der grenznahen Birakgegend Schutz suchten. Die Unterbringung ist mehr als unzureichend. Nach Aussagen der Flüchtlinge kommen täglich 20 bis 30 Menschen an, die vor den Überfällen arabischer Milizen fliehen.   UN High Commissioner for Refugees, 09.01.2004

16.01.2004   MSF gab bekannt, dass die sudanesische Regierung ein Flüchtlingslager in der Nähe von Nyala, wo 10.000 Personen gelebt haben, geschlossen habe. Neue Lager seien in Gebieten eingerichtet worden, in deren Nähe Kämpfe statt fänden und wo weder Zugang zu Nahrung noch zu Wasser garantiert sei. Schwer unterernährte Kinder, um die sich die Hilfsorganisation gekümmert habe, seien von der Umsiedelung betroffen gewesen.   BBC, IRIN, 16.01.2004, Misna, 20.01.2004

25.01.2004   Nach schweren Gefechten in Darfur sind in der letzten Woche weitere 18.000 Flüchtlinge aus dem Sudan im Tschad angekommen.   IRIN, 26.01.2004

26.01.2004   40 Prozent der Flüchtlinge im Tschad seien Kinder unter fünf Jahren und 75% der Erwachsenen seien Frauen, sagt der Sprecher des Welternährungsprogramms WFP Ramin Rafirasme im Tschad. Er warnt vor einer rapiden Verschlechterung der Situation durch Krankheiten, Entkräftung und Hunger.   Africa News, 26.01.2004

30.01.2004   Die UN ruft dringend zu Spenden für die sudanesischen Flüchtlinge im Tschad auf. Im Wettlauf gegen die Zeit für die 135.000 Flüchtlinge an der sudanesisch-tschadischen Grenze werden Mittel gebraucht. Im September hatte man für die 65.000 Flüchtlinge um 10,3 Millionen Dollar gebeten. 30.000 Flüchtlinge kamen im Dezember an; im Januar waren es 18.000 Personen.   UNHCR News Stories, 30.01.2004

Februar 2004    Nach UNICEF-Angaben sind nun schon mehr als 750.000 Zivilisten aus ihrer Heimat vertrieben worden. Joanna Van Gerpen, Unicef-Repräsentantin im Sudan, schildert folgende Situation, die sie als typisch charakterisiert: "Vor drei Tagen kam eine Mutter mit neun Kindern aus einem Dorf, das lediglich drei Kilometer entfernt liegt, hier in Kutum an. Sie wurden mit Tausenden anderer Menschen in einem trockenen Flussbett untergebracht, dass mit Tierfäkalien übersät ist. Ihre einzigen Besitztümer waren die Kleider auf ihrem Rücken und ein Wasserbehälter, den die Helfer ihr gaben."   21.02.2004

Februar 2004   Zu Beginn des Jahres 2004 gab es in Darfur etwa 750.000 Binnenflüchtlinge, etwa 110.000 Menschen waren über die Grenze in den Tschad geflohen, mehr als 3.000 waren getötet worden. (Zahlen nach UNICEF, 20. 2. 2004 und AI, 7. 1. 2004).

Ursache: Die Sudanesische Befreiungsbewegung/Armee (SPLM/A) und die Bewegung für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung (JEM) greifen im Westsudan zu den Waffen gegen Regierungsstreitkräfte und Pro-Regierungs-Milizen. Begründung: Unterentwicklung der Region und Überfälle nomadischer Stämme gegen Sesshafte, ohne dass die Regierung schützend eingreift.   Norwegian Refugee Council, 15.03.2004; Relief Web

03.02.2004   Bei einem Angriff auf Abu Gamra wurden die 28-jährige Hawa Abdel Tahman Kitir und die 32-jährige Taima Ahmed Issa von Milizen verschleppt.   Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.16

03.02.2004   In Garadai in der Nähe von Silaya wurde von der Entführung von 30 Männern durch arabische Milizen berichtet.    Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.17

03.02.2004   In Jizu, nahe Silaya wurden zwölf Bauern nach einem Angriff der arabischen Milizen auf ihr Dorf entführt. Sie sind seither spurlos verschwunden.   Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.17

03.02.2004   In Turlili, nördlich von Silaya wurden zwölf Menschen von den Janjawid verschleppt.   Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.17

03.02.2004   In Usha, südlich von Silaya waren 11 Menschen von den arabischen Milizen aufgegriffen und spurlos verschleppt worden.    Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.17

08.02.2004   Tausende Sudanesische Flüchtlinge erreichten in den letzten vier Tagen den Tschad. Dies wird als Indiz für neue Kämpfe in Darfur gewertet. Die Flüchtlinge sagten aus, ihre Dörfer seien zuerst von Regierungsflugzeugen bombardiert und danach von arabischen Milizen angegriffen worden.   BBC, 08.02.2004

12.02.2004   Der Guardian geht von 600.000 Binnenvertriebenen und 140.000 Flüchtlingen im Tschad aus.   Guardian, 12.02.2004

26.02.2004   MSF warnt, dass nahezu 17.000 Flüchtlinge kürzlich in Krenik und Sisi im Nordwesten der Stadt Mornay angekommen seien und keinerlei Versorgung erhalten hätten. Dort hat die Hilfsorganisation auch 44 frische Gräber gefunden, davon 17 für kleine Kinder. Dies deutete auf eine hohe Sterblichkeitsrate, so MSF. In den letzten zwei Monaten hat MSF fast 115.000 Vertriebene zwischen Nyala und El Genina gesehen.    MSF, 26.02.2004, Misna, 28.12.2004

10.03.2004   Nach UN-Angaben ist die gesamte Gegend um Jabal Si, vormals Heimat von mehr als 70.000 Menschen, von den Einwohnern verlassen worden. Die leerstehenden Dörfer sind teilweise vollständig abgebrannt. In Birkat Saira, einem etwa 75 km von Kabkabiyah entfernten Dorf, zahlen die verängstigten Anwohnern nach Angaben des Dorfältesten 7000 US-Dollar, um nicht angegriffen zu werden. Zwei Anwohner berichten, 326 bzw. 96 US-Dollar gezahlt zu haben.    UN OCHA, 10.03.2004

April 2004   Justice Africa geht von 130.000 Flüchtlingen und 700.000 Binnenflüchtlingen aus, deren Situation sich durch Hunger, Durst, und den drohenden Ausbruch von Epidemien ständig verschlechtere.    Justice Africa; prospects for Peace in Sudan; Briefing; March-May 2004; 19.05.2004

19.04.2004   Der nun seit 14 Monaten andauernde Konflikt in Darfur hat über eine Million Menschen zu Flüchtlingen gemacht. Sie leben in Lagern im Sudan, nochmals 100.000 sind über die Grenze in den Tschad geflohen.   IRIN, 20.04.2004

24.04.2004   Bis zu diesem Datum sind im Sudan um die 700.000 Menschen auf der Flucht. Um die 100.000 konnten bereits nach Tschad fliehen.   Tagesschau.de, 24.04.2004

Mai 2004   Mitte Mai 2004 brach in Nord-Darfur im Lager Abu Shoak unter den Vertriebenen Bakterienruhr aus; Ende Juni 2004 lebten dort 40.000 Menschen; bis zum 30. Juni waren von 1.340 Erkrankten elf gestorben   WHO, 14.07.2004

11.05.2004   Die Zahl der in den Tschad geflohenen Sudanesen könnte 200.000 betragen, teilte die Organisation "Refugees international" mit. Die Berechnungen der UN waren von der Hälfte ausgegangen.   Refugees International, 11.06.2004 IRIN, 21.05.2004

12.05.2004   Hadiya Beshir Issa, 25, und ihre 15 Monate alte Tochter Munira kommen in einer Station des Internationalen Roten Kreuzes an. Munira ist zu schwach, um die Augen zu öffnen und gefährlich dehydriert und unterernährt. Hadiya berichtet, dass ihr Heimatdorf in Norddarfur im August vergangenen Jahres angegriffen worden und die Familie Richtung Tschad geflohen sei. Die Stadt Orshi, in der sie zunächst Zuflucht gesucht hatten, wurde ebenfalls von arabischen Milizen attackiert. Hadiya wurde von ihrem Mann und dem Rest der Familie getrennt und weiß nicht, ob diese noch am Leben sind. Munira stirbt wenige Stunden nach dem Gespräch.   CNN, 30.05.2004

21.05.2004   Ruud Lubbers, der UN Hochkommissar für Flüchtlinge, hat gewarnt, dass noch mehr Zivilisten in Darfur fliehen könnten, aufgrund massiver Menschenrechtsverletzungen und verbreiteter Gewalt.   UN Flüchtlingshochkommissar, 21.05.2004

23.05.2004   Geschätzte 1.2 Millionen aus ihren Dörfern Vertriebene leben in armseligen, von der Regierung des Sudan unterhaltenen Flüchtlingslagern, wo sie weiter von Überfällen der Janjawid bedroht sind und unzureichend mit Hilfsgütern versorgt werden. Weitere etwa 200.000 Menschen sind über die Grenze in den Tschad geflohen, aber auch dorthin setzen die Janjawid ihnen nach.   ICG Africa Report No. 80, 23.05.2004

04.06.2004   Neue Kämpfe in Darfur haben eine neuerliche Flüchtlingswelle in den Tschad ausgelöst. Der UNHCR berichtet, Hunderte Flüchtlinge seien an der Grenze zum Tschad angekommen, sie kämen aus den Gebieten Tundubai, Koulbous und Kornoya. Der UNHCR will ein achtes Lager für die Flüchtlinge errichten.   UN, 05.06.2004

09.06.2004   Am Stichtag 9. Juli waren mehr als 120.000 sudanesische Flüchtlinge aus dem unsicheren Grenzgebiet in neun Flüchtlingslager im Landesinneren des Tschad umgesiedelt worden. Dem UNHCR zufolge sind bislang etwa 158.000 Flüchtlinge der Gewalt in Darfur durch Flucht in den Osten des Tschad entkommen; jeden Tag kommen weitere Flüchtlinge im tschadischen Grenzort Bahai an.   US Agency for International Development, 09.07.2004

11.06.2004   MSF teilt mit, die humanitäre Lage der Flüchtlinge im Tschad sei katastrophal. Die Rate der Unterernährten steigt von Woche zu Woche. Während die Organisation noch Mitte April drei bis vier unterernährte Kinder pro Woche in den Flüchtlingslagern registrierte, seien es nun 25   MSF, 11.05.2004

15.06.2004   Nach UN-Schätzungen sind 420.000 Binnenvertriebene im Moment in Westdarfur, etwa 300.000 in Norddarfur und 230.000 in Süddarfur.   USAID, 16.06.2004

16.06.2004   Mehr als 100.000 Flüchtlinge aus dem Sudan sind nun in den acht UNHCR Flüchtlingslagern im Tschad untergebracht. 50.000 bis 90.000 müssen noch aus der unsicheren Region direkt an der Grenze zum Sudan transferiert werden, teilt das Hilfswerk mit.   UNHCR, 16.06.2004

21.06.2004   MSF warnt, dass Tausende Flüchtlinge unter Mangelversorgung leiden. In einer Untersuchung der Stadt Mornay, West Darfur State, wo nahezu 80.000 Personen aufgenommen wurden, wurde klar, dass bei 111 Übergriffen auf Dörfer von September 2003 bis Februar 2004 einer aus 20 Menschen umkam. Im Moment würden 200 Personen pro Monat wegen verschiedener Gründe sterben. Besonders Kinder und Alte seien geschwächt und unter ihnen sei die Sterberate besonders hoch.   IRIN, 21.06.2004

28.06.2004   Nach US-Angaben sind inzwischen etwa 200.000 Menschen in den Tschad geflohen, täglich kommen weitere Flüchtlinge hinzu. Es wir von nunmehr einer Million Vertriebenen und bis zu 50.000 im Zuge des Konflikt Getöteten ausgegangen   BBC News, 28.07.2004

30.06.2004   Nach UN-Angaben sind 49% der Sudanesischen Flüchtlinge nicht ausreichend mit Nahrungsmitteln versorgt, 88% haben kein Dach über dem Kopf, 67% haben keinen Zugang zu ausreichend Wasser und 93% haben keinen Zugang zu angemessenen sanitären Anlagen. Wenn nicht sofort geholfen wird, sind 350.000 Menschen durch den Hungertod, bzw. Tod durch Krankheit bedroht.   Mercy Corps, 30.06.2004

Juli 2004   Mehr als eine Million Menschen mußten bisher aus ihren niedergebrannten Dörfern fliehen und Zuflucht in den Städten von Darfur suchen. Weiter 110.000 Menschen sind über die Grenze in den Tschad geflohen.   Sudan, Rundbrief und Pressespiegel 2/2004. S.3

06.07.2004   Laut der UNHCR-Sprecherin Jennifer Pagonis versuchten innerhalb der letzten Tage mehr als einhundert Frauen und Kinder sowie einige Männer das Kalma- Flüchtlingslager in der Nähe der südsudanesischen Hauptstadt Nyala zu erreichen. Die Menschen berichteten, ihre südöstlich von Nyala gelegenen Dörfer seien von Flugzeugen und Hubschraubern aus bombardiert und beschossen worden. Anschließend sei es zu Tötungen und Vergewaltigungen gekommen.   UN High Commissioner for Refugees, 06.07.2004

07.07.2004   Durch Kämpfe in den vier Tagen vor dem 7.7.2004 wurden 35.000 Zivilisten aus dem Süden von Darfur in die Flucht getrieben. Nur 14.000 von ihnen konnten lokalisiert werden, der Aufenthaltsort der Übrigen ist unbekannt.   CNN, 07.07.2004

09.07.2004   NGOs und UN-Organisationen schätzen die Zahl der Binnenflüchtlinge auf 1,2 Millionen, die der in den Tschad Geflohenen auf 150.000 bis 200.000. Hinzu kämen 800.000 Menschen, die Nothilfe benötigten. Die sanitären Verhältnisse in den 137 Lagern für Binnenflüchtlinge seien besorgniserregend schlecht. So habe die Regierung im Lager Mornei in Westdarfur, in dem 60.000 Vertriebene leben, den Aufbau sanitärer Einrichtung verhindert.   Elektronischer Nachrichtendienst Europaworld, 09.07.2004

09.07.2004   Bei einem Überfall von Janjawid-Milizionären auf das Dorf Aboulia in Darfur im Januar 2004 wurden 50 Familien aus dem Ort vertrieben. Sie flohen zwei Tage lang zu Fuß bis zum Berg Ambarou, wo sie drei Monate blieben und sich von Sämereien ernährten, die sie auf Bäumen sammelten und kochten. Dann entdeckten die Milizen sie auch dort und griffen sie erneut an. Erneut flohen sie zu Fuß 1 ½ Tage lang bis zu einem weiteren Berg, wo sie wiederum drei Monate blieben. Dann trieb sie der Hunger über die Grenze in den Ort Bahai im Tschad.   UNHCR, 09.07.2004

09.07.2004   Bis Anfang Juli 2004 waren von insgesamt 6,5 Millionen Einwohnern Darfurs etwa 2,2 Millionen durch die Krise in Mitleidenschaft gezogen: darunter befinden sich mehr als 1 Million Binnenflüchtlinge und schätzungsweise 158.000 Flüchtlinge im Tschad.   US Agency for International Development, 09.07.2004

12.07.2004   Immer noch strömen Flüchtlinge nach Westdarfur, so die Hilfsorganisation "Concern". Die Organisation schätzt, dass es sich dabei um etwa 50.000 Personen alleine im Juni 2004 gehandelt habe.   Concern, 13.07.2004

13.07.2004   Allein in den drei von Al-Junaynah aus versorgten Flüchtlingslagern für Binnenvertriebene an den drei grenznah zum Tschad gelegenen Städten Al-Junaynah, Habilah und Kulbus, die für die Hilfswerke zugänglich sind, erhalten 250.000 bis 400.000 Menschen Nothilfe; mindestens 100.000 weitere Notleidende befinden sich in bislang nicht erreichbaren Gegenden Westdarfurs. Westdarfur ist derjenige der drei Darfur-Staaten, der am unzugänglichsten ist.

Allein in der Stadt Al-Junaynah sind im Stadtgebiet und in vier Lagern außerhalb der Stadtgrenzen etwa 100.000 Vertriebene registriert. Die Unterernährung ist erschreckend, auch unter der gleichfalls vom Konflikt betroffenen Stadtbevölkerung.

Das World Food Programme verteilt hier Hungerhilfe an insgesamt 249.000 Menschen, Binnenflüchtlinge und andere vom Konflikt Betroffene, geht aber von weiteren 100.000 Bedürftigen in zugänglichen Gebieten unter Regierungskontrolle sowie 100.000 Bedürftigen in unzugänglichen Gebieten aus.

Im Lager Al-Riyad außerhalb von AL- Junaynah sahen MsF-Mitarbeiter Ende Juni/Anfang Juli 140 unterernährte Kinder, gehen angesichts der allgemeinen Lage jedoch von mindestens 500 unterernährten Kindern aus.

Die sanitären Verhältnisse sind ungenügend; im Durchschnitt gibt es nur eine Latrine für jeweils 120 Menschen, die zudem oft als Müllplatz zweckentfremdet wird. Infolgedessen starben laut MSF allein im Lager Murnei, in dem etwa 80.000 Binnenflüchtlinge leben, 200 Kinder und Erwachsene pro Monat an Diarrhö.    IRIN, 13.07.2004

13.07.2004   123.000 Flüchtlinge aus Darfur leben im Moment in neun Lagern im Tschad. Im neuen Lager Oure Cassoni leben 258 Personen, im Lager Iridimi 15.008, im Lager Touloum 15.287, im Lager Mile 10.198, im Lager Kouboungo 10.686, im Lager Farchana 11.766, in Bredjing 27.718 plus 1.771 Flüchtlinge, die dort erst kürzlich angekommen sind. Weitere 18.279 sind im Lager Goz Amer und 12.307 in Djabal.   UN Hochkommissariat für Flüchtlinge,13.07.2004

14. 07. 2004   Nach aktuellen Schätzungen der U.N. wurden jetzt 1.2 Millionen Schwarzafrikaner durch arabische Milizen vertrieben, mehr als 100.000 flohen außer Landes in den Tschad, mindestens 30.000 kamen ums Leben   dpa New York, 14.07.2004

14. 07. 2004   Das größte Problem in den Flüchtlingslagern im Tschad ist weniger die Nahrungsmittelversorgung, sondern vor allem die Verfügbarkeit von sauberem Trinkwasser. Nach einer Untersuchung des UNHCR litten Anfang Juli 2004 59 Prozent der Kinder in den Lagern, 43,5 Prozent der Flüchtlingskinder außerhalb der Lager und 46 Prozent der Kinder der tschadischen Bevölkerung, die ihre knappen Ressourcen mit den Flüchtlingen teilen muss, unter Durchfallerkrankungen.   IRIN, 14.07.2004

15.07.2004   UNHCR bestätigt Schätzungen, denen zufolge nahezu 200.000 Flüchtlinge den Tschad erreicht haben, oft nach langen Irrwegen; täglich kämen weitere Vertriebene über die Grenze; etwa 1,2 Millionen Binnenflüchtlinge seien noch in Darfur.   IFRC - Meldung vom 15.07.2004

19.07.2004   Gegen ihren Willen werden immer mehr Binnenflüchtlinge unter dem Druck der sudanesischen Regierung in ihre Heimatgebiete oder in andere Lager weiter vertrieben; so mussten etwa 4000 Binnenflüchtlinge aus dem Lager El Meshtel nach Abo Shouk in Norddarfur und etwa 7000 Vertriebene aus dem Lager Nyala nach Kalma in Süddarfur abwandern. In Süddarfur kommt es immer wieder zu Gefechten, die zu einer Konzentrierung von Vertriebenen im Lager Otash bei Nyala führten. Dort lebten um den 19. Juli 2004 bereits 2.300 Familien; jeden Tag kamen 30 bis 50 Menschen hinzu.   UN Office für the Coordination of Humanitarian Affairs, Number of Internally Displaced Persons increases in Darfur, New York, 19.07.2004

19.07.2004   Die Angriffe im Sudan gegen die schwarze Bevölkerung haben zur Vertreibung von 1,2 Millionen Menschen geführt. Darunter befinden sich eine Million intern vertriebene Menschen, die gezwungen wurden in die Nähe von Städten oder großen Dörfern in Darfur zu ziehen. Mehr als 170.000 Menschen haben zu diesem Zeitpunkt bereits die Flucht über die Grenze nach Tschad ergriffen. Eine unbekannte Zahl von Menschen lebt versteckt in Bergen, Tälern und in Gebieten, die von bewaffneten politischen Gruppen verteidigt werden.    Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 1

22.07.2004   Jede Woche kommen 300 sudanesische Flüchtlinge über die Grenze in den Tschad.    CNN, 22.07.2004

23.07.2004   23 Dörfer werden im ersten Viertel diesen Jahres in der Gegend von Kaileck von Milizen angegriffen. Die meisten der Dorfbewohner fliehen daraufhin in die Stadt, dort leben sie unter erbärmlichen Bedingungen. Circa 1700 Flüchtlinge konzentrieren sich in einem kleinen Gebiet der Stadt, dort schlafen die Menschen unter Bäumen und auf Graslagern.   BBC Online 23.07.2004

26.07.2004   Hilfsorganisationen im Tschad berichten von einer neuen Welle von Flüchtlingen. Nach UN-Schätzungen leben im Moment schon 200.000 Vertriebene aus dem Sudan in dem Nachbarland.   Australian Broadcasting Corporation, 26.07.2004

27.07.2004   Nach letzten Zahlen der UNO sind rund 1,2 Millionen Menschen auf der Flucht, die Zahl der Todesopfer variiert nach Angaben von Hilfsorganisationen zwischen 50.000 und 100.000.   Der Standard, 27.07.2004

28. 07.2004   Angaben der UN zufolge waren Ende Juli etwa 1.2 Millionen Binnenflüchtlinge über ganz Darfur - ein Gebiet von der Größe Frankreichs - verteilt, 180.000 weitere waren in den benachbarten Tschad entkommen.   UN News Service, 28.07.2004

29.07.2004   Rund 1,2 Millionen Menschen aus Darfur sind nach Angaben von USAID von regierungstreuen, marodierenden Reitermilizen vertrieben worden. Auf der Suche nach größtmöglicher Sicherheit hätten sich die Entwurzelten an 134 Plätzen gesammelt. Eines der Lager sei innerhalb eines Monats von 5.000 auf 60.000 Menschen angewachsen. USAID äußerte die Sorge, dass die sudanesische Regierung die Vertriebenen gewaltsam zur Rückkehr zwingen könnte.   USAID, 29.07.2004

04.08.2004   Im Kass IDP Camp berichtet die 20-jährige von ihrer Flucht gemeinsam mit ihrem Vater und fünf jüngeren Kindern, nach dem ihr Dorf in der Nähe von Kailek einem Angriff zum Opfer fiel.   BBC Online 04.08.2004

04.08.2004   Die unabhängige Hilfsorganisation Save The Children berichtet, dass es im Gebiet Al-Jeneina trotz hohem Polizeiaufgebot vermehrt zu Attacken auf die schwarzafrikanische Bevölkerung komme.   BBC News, 04.08.2004

04.08.2004   Einige Vertriebene die sich entschlossen hatten aus einem Lager im Tschad in ihre Dörfer zurückzukehren, waren wieder in die Lager zurück gekommen, da die Lage in ihren Dörfern noch immer zu unsicher war.   BBC News, 04.08.2004

04.08.2004   Die Flüchtlinge in der Darfur-Region leiden nach Berichten des United Nations Office for the Coordination of Humanitarian Affairs noch immer unter Angriffen, Vergewaltigungen und Plünderungen durch die Janjawid und die lokale Polizei.   ReliefWEb, 04.08.2004

Genozidkonvention II c): Auferlegung von Lebensbedingungen, die geeignet sind, eine Gruppe ganz oder teilweise zu zerstören

TOD DURCH VERWEIGERUNG DER HUNGERHILFE

15.04.2004   Hilfskräfte in dem Flüchtlingslager Tine im Tschad, wo 7.000 Menschen Zuflucht gefunden haben, sagen, sie würden jeden Tag aufs Neue Kinder finden, die an schwerster Unterernährung litten. Die Zahl der durch Schuss- oder Splitterwunden Verletzten scheine jedoch zurück zu gehen.    Aljazeera, 15.04.2004

12.05.2004   Am 12. Mai greifen Janjawid-Einheiten den Fahrer eines LKW mit Versorgungsgütern auf der Zalengei-Mornei Straße an, obwohl der Wagen unübersehbar das Emblem des World Food Programme trägt; dies ist kein Einzelfall.   ICG Africa Report No. 80, 23.05.2004

21.05.2004   Die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" warnt vor einer Hungersnot in Sudan. Eine Erhebung in den Provinzen Wadi Saleh und Mukjar ergab, dass schon jetzt 21,5 % der Kinder unter akuter Unterernährung leiden. Dazu sind 5% der Kinder unter fünf Jahren in den befragten Familien in den letzten drei Monaten umgekommen. Die meisten der Kinder sterben an Hunger, Durchfall oder Malaria.   MSF, 21.05.2004

23.05.2004   Nur in höchstens der Hälfte der Lager für Binnenvertriebene in Darfur haben Hilfswerke Zugang, die aber nicht ausreichend Lebensmittel und andere Versorgungsgüter haben, um auch nur die dringendsten Bedürfnisse zu befriedigen.

Luftangriffe der Regierungstruppen und die Überfälle der Janjawid verhindern eine ausreichende Versorgung mit Nahrung und Medikamenten.

Um diese zu gewährleisten, müsste die Internationale Gemeinschaft ungehinderten und geschützten Zugang bekommen über die Bahntrassen, neue Zugangswege aus Nachbarstaaten oder von der SPLA kontrollierten Gebieten oder eine umfangreiche Luftbrücke.   ICG Africa Report No. 80, 23.05.2004

24.05.2004   Angesichts des wachsenden Flüchtlingselends in Folge der Darfur-Krise im Sudan rechnen Experten mit bis zu 350.000 Toten in den kommenden Monaten. Über eine Million Menschen sind auf der Flucht. Die meisten der Flüchtlinge dürften an Hunger und Krankheiten sterben, schreiben die Experten der International Crisis Group. Nach jüngsten Schätzungen sind insgesamt etwa 1,2 Millionen Menschen auf der Flucht, davon eine Million in Darfur und 200.000 im Tschad.   NZZ, 24.05.2004

12.06.2004   Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Unicef warnt, dass eine Halbe Million Kinder in Darfur vom Sterben bedroht seien.   UNICEF, 12.06.2004

15.06.2004   Untersuchungen von USAID ergeben, dass bis Ende Juni mit vier Toten auf 10.000 Menschen pro Tag in Darfur gerechnet werden muss. Wenn die Hilfe nicht sofort anläuft, könnte sich das Verhältnis schnell auf 20 Tote pro 10.000 Notleidende pro Tag bis Ende des Jahres steigern. Träfe dieses Szenario ein, würden 30% der betroffenen Bevölkerungsgruppen bis zum Ende des Jahres sterben. Dies seien sehr konservative, vorsichtige Schätzungen. In der Regenzeit, die während der Sommermonate andauert, wird die Lage sich unweigerlich nochmals verschlechtern. Die humanitäre Hilfe, die schon geleistet wird, erreicht die Notleidenden nicht. 90% der Betroffenen hat noch keinerlei Hilfe erhalten. Zweidrittel der Flüchtlinge haben keinen Zugang zu Wasser, mehr als die Hälfte hat keinen Zugang zu medizinischer Versorgung. Der Grund für diese Mängel liegt in der Sicherheitslage und der Behinderung der Hilfsorganisationen durch die sudanesische Regierung.   Roger Winter, US AiD, Testimony before the Senate, 15.06.2004, S.4, 5.

18.06.2004   Die Hilfsorganisation "Safe the Children" hat durch eine Umfrage ermittelt, dass 33 % der Bevölkerung im Westen des Sudan unterernährt sind. Normalerweise wären in dieser Region im Jahr etwa 12 % von Unterernährung betroffen, so die Organisation. Die Untersuchung zeigt auch, dass 47% der Flüchtlinge Kinder sind. Sie sind durch den Ausbruch von Krankheiten wie Masern und Durchfall besonders gefährdet.   Save the Children, 18.06.2004

21.06.2004   Die Vertriebenen in Darfur sind seit mehreren Monaten völlig von externer Hilfe abhängig. Doch noch immer reichen die Hilfsmaßnahmen nicht aus. Jeden Monat sterben in dem Flüchtlingslager in Mornay etwa 200 Menschen.   MSF, 21.06.2004

02.07.2004   Die Weltgesundheitsorganisation WHO warnt, dass im Juli 10.000 der sudanesischen Binnenvertriebenen sterben könnten, wenn keine massive Hilfsoperation anliefe.   AFP, 02.07.2004

03.07.2004   Der UN-Mitarbeiter, Jan Egeland, berichtete, vier Lastwagen mit Hilfsgütern seien ausgeraubt worden, obwohl die sudanesische Regierung versprochen habe, keine humanitäre Hilfe mehr zu behindern.   BBC, 03.07.2004

08.07.2004   "UN-Beamte im Sudan sind in großer Sorge wegen Überfällen von Wegelagerern u.a. auf Humanitäre Konvois in letzter Zeit", so UN-Sprecherin Marie Okabe am 3. Juli. Okabe berichtet weiter, dass es noch immer zu Kämpfen zwischen der SLA und der mit der Regierung verbündeten Janjawid Miliz kommt. Mittlerweile hatte der Konflikt in Darfur zwei Millionen Menschen entwurzelt, von denen bis zu 200.000 in den Tschad geflohen waren. Die UN und andere Hilfswerke haben den Konflikt als "weltweit schlimmste humanitäre Krise" bezeichnet.    IRIN, 09.07.2004

09.07.2004   Ein Untersuchungsteam hat in Zusammenarbeit mit UNICEF und UNOCHA mehrere Lager für Binnenvertriebene in Kolbus nördlich von Al-Jeneina die Situation darin untergebrachten 50.000 Menschen ermittelt, die wegen Kampfhandlungen zuvor nicht erreichbar waren. Viele lebten nur noch von Beeren und anderen gesammelten Nahrungsmitteln und hatten bis dahin keinerlei humanitäre Hilfe bekommen. Insbesondere Kinder litten unter Infektionen, Fibererkrankungen, Masern, Diarrhö, so dass in einigen Lagern die Todesrate sehr hoch sein soll. Lagerbewohner berichteten, dass sie von Bewaffneten angegriffen und geschlagen wurden.   Concern, 09.07.2004

13.07.2004   350.000-400.000 Flüchtlinge in Westdarfur können nicht ausreichend versorgt werden, sagt das IKRK. 100.000 weitere sind in diesem Gebiet vollkommen von humanitärer Hilfe abgeschnitten.    IRIN, 13.07.2004

23.07.2004   In dem Flüchtlingslager Morney im Westen von Darfur sterben nach Aussagen von Unicef täglich 10 Kinder an Unterernährung. Ein Fünftel der 90.000 Flüchtlinge, die dort leben sind Kinder unter fünf Jahren.   AFP, 23.07.2004

05.08.2004   Nach UN-Schätzungen hat der Konflikt in Darfur inzwischen fast eine Million Menschen in die Flucht getrieben, rund 350 000 von ihnen droht der Hungertod.   Focus.de, 05.08.2004

06.08.2004   Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen erwartet eine weitere Verschärfung der Ernährungslage in der sudanesischen Provinz Darfur. Eine Mitarbeiterin des UN-Hilfsprogramms sagte im deutschen Fernsehen, die Zahl der Hungernden und Hilfebedürftigen könne bis zum Jahresende auf zwei Millionen steigen.   FAZ, 06.08.2004

Genozidkonvention II c) : Auferlegung von Lebensbedingungen, die geeignet sind, eine Gruppe ganz oder teilweise zu zerstören

SICHERHEIT IN DEN FLÜCHTLINGSLAGERN

30.09.2003   Etwa 2.000 Milizen aus dem Sudan überfallen Dörfer im Tschad und stehlen bis zu 800 Kamele. Dieser Übergriff findet in unmittelbarer Nähe zu den Flüchtlingslagern sudanesischer Flüchtlinge statt.    IRIN, 30.09.2003

26.11.2003   Die Sicherheitslage für die sudanesischen Flüchtlinge werde im Tschad nach Grenzkonflikten immer schwieriger, warnt der UNHCR. In den vergangenen drei Woche hätten arabische Janjawid Milizen sechs Übergriffe auf den Tschad getätigt. Hunderte Kühe, einige davon gehörten den Flüchtlingen, seien gestohlen worden.   UNHCR, 27.11.2003

02.01.2004   Mehrere tausend Vertriebene, die in der Nähe von Mornay Stadt leben, wurden willkürlich von den Janjawid und dem Militär angegriffen. Die Flüchtlinge haben daraufhin Mornay in Richtung der 85 Kilometer entfernten Stadt Al-Jeneina verlassen. Al-Jeneina ist jedoch von militärischen Kräften umstellt, die den ankommenden Flüchtlingen willkürlich verbieten, die Stadt zu betreten.    Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.28

12.01.2004   Unter Hinweis auf die mangelnde Sicherheit der sudanesischen Flüchtlinge an der Grenze zum Sudan hat der Beauftragte des UN-Generalsekretärs für den Sudan, Tom Eric Vraalsen, empfohlen, die Flüchtlingslagern weiter ins Landesinnere des Tschad zu verlegen. Der UNHCR hat deshalb begonnen, Lager für 95.000 Flüchtlinge etwa 50 bis 70km von der Grenze entfernt aufzubauen.    Relief Web, UNHCR, 12.01.2004, Guardian, 14.01.2004, AFP, 06.02.2004

15.01.2004   In Nyala haben die zuständigen Behörden Flüchtlingscamps in der Nähe der Stadt geschlossen und die dort lebenden Menschen gezwungen, in 20 Kilometer von der Stadt entferntes Lager zu ziehen. Diese Camps liegen jedoch in immer noch gefährlichen Gebieten. Darüber hinaus haben die Hilfsorganisationen zu diesen Camps nur schlechten Zugang. Auch die Versorgung mit Lebensmitteln ist in diesen Lagern stark eingeschränkt.   Amnesty International Press Release, 03.02.2004. S.28

27.01.2004   Die Grenze zwischen Sudan und Tschad wird bombardiert, gerade als Journalisten sich ein Bild der Lage der Flüchtlinge machen wollen. Niemand wurde verletzt.   The Star, 27.01.2004, iol, 30.01.2004

März 2004   Die Stadt Garsilla, an der tschadischen Grenze gelegen, beherbergt nun 18.000 Menschen. Zu Friedenszeiten leben 4.500 Menschen in der Stadt. Obwohl die Stadtbewohner die Flüchtlinge nach Kräften unterstützen, ist die Menge und Qualität der Nahrungsmittel unzureichend. Das Ausmaß der Mangelernährung ist nach Aussagen der "Ärzte ohne Grenzen" Besorgnis erregend.   Medecins Sans Frontieres, 10.03.2004

07.03.2004   Am 7.3. überfallen 35 Janjawid Milizen zwei Grenzdörfer im Tschad und entwenden 100 Stück Vieh, dabei töten sie einen sudanesischen Flüchtling und verletzen einen zweiten.   IRIN, 16.03.2004, Misna, 12.03.2004

16.03.2004   Der Konflikt zwischen sudanesischen Janjawid Milizen und Grenztruppen des Tschad eskaliert. In den letzen sechs Wochen gab es fast täglich Übergriffe der Janjawid auf den Tschad, wobei die Milizen Vieh auch von den sudanesischen Flüchtlingen, die im Tschad untergekommen sind, gestohlen haben.    IRIN, 16.03.2004

15.04.2004   Am 15. April wird eine alte Frau von Janjawid Milizen außerhalb des Flüchtlingslagers Adramata angegriffen, als sie Feuerholz suchen wollte. In einem anderen Flüchtlingslager, nahe der Stadt Riad "verschwinden" fünf Mädchen   IRIN, 20.04.2004

25.04.2004   Eine UN Delegation besuchte das Flüchtlingslager Kailek in Süd Darfur, wo Janjawid und sudanesische Polizei angeblich eingesetzt werden, um die Flüchtlinge zu schützen. Tatsächlich nehmen diese die Flüchtlinge in Geiselhaft und hungern sie absichtlich aus.   The United Nations- Sudan, "Inter-agency fact finding and rapid assessment mission - Kailek town, South Sudan, Darfur", 25.04.2004

29.04.2004   Eine Person stirbt, als arabische Janjawid Milizen sudanesische Flüchtlinge in einem Flüchtlingslager im Tschad angreifen.    BBC, 29.04.2004, Misna, 30.04.2004, BBC, 30.04.2004

06.05.2004   Bei Kämpfen zwischen tschadischen Truppen und sudanesischen arabischen Janjawid Milizen in der Grenzregion sterben mindestens sieben Personen, darunter sechs Zivilisten und ein Soldat. Mehrere Personen werden verletzt. Die Milizen haben wiederholt Flüchtlingslager im Tschad angegriffen und die tschadische Regierung versucht, die Grenze zum Sudan dicht zu halten, auch um die Beziehungen zum Nachbarland nicht zu gefährden.   Misna, 06.05.2004 BBC, 06.05.2004, The Independent, 10.05.2004, BBC, 09.05.2004, IRIN, 17.05.2004

23.05.2004   In Kutum, der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in Norddarfur, lebten Mitte Mai 2004 124.000 Binnenflüchtlinge, die auf die 20.000 Einheimischen angewiesen waren. Das Flüchtlingslager ist in ständiger Bedrohung durch Janjawid-Einheiten, denn einer ihrer größten Stützpunkte in Norddarfur, Ausgangspunkt für die Überfälle der Janjawid auf Flüchtlinge, befindet sich in unmittelbarer Nähe.

Im Lager Kailek in Süddarfur halten einem UN-Bericht zufolge Einheiten der Janjawid und der Polizei die Flüchtlinge faktisch als Geiseln und hungern sie aus. Offiziell sollen sie die Flüchtlinge schützen. Dies ist laut James Morris vom World Food Programme WFP keineswegs eine Ausnahme.   ICG Africa Report No. 80, 23.05.2004

17.06.2004   Arabische Milizen aus dem Sudan haben Flüchtlingslager im Tschad angegriffen und sich mit tschadischen Truppen Feuergefechte geliefert. Dieser neuerliche Zusammenstoß nährt die Angst, dass sich der Konflikt über den Sudan hinaus ausdehnen könnte.     AFP, 18.06.2004, MEO, 18.06.2004, BBC, 18.06.2004, HRW, 22.06.2004

21.06.2004   Außerhalb der Stadt Nyala wurde das Flüchtlingslager Kalma angegriffen.   IRIN, 24.06.2004

21.06.2004   Die selben Milizen, die zuvor die Angriffe auf die Dörfer ausgeführt haben, kontrollieren nun die Umgebung der Flüchtlingslager. Dies bedeutet, dass die Vertriebenen praktisch in den Lagern gefangen sind und in ständiger Angst leben. Immer wieder werden Männer getötet und Frauen geschlagen oder vergewaltigt, wenn sie sich auf die Suche nach Nahrung außerhalb der Lager begeben. In den vergangenen neun Wochen haben Mitarbeiter von MSF 132 Verletzte behandelt, die Opfer derartiger Angriffe geworden sind.    MSF, 21.06.2004

01.07.2004   Das Lager Aghdamata bei der Stadt Al-Jeneina wird von Janjawid belauert. Sobald männliche Flüchtlinge das Lager verlassen, werden sie von den arabischen Milizen getötet, die Frauen werden vergewaltigt.   NZZ Online, 01.07.2004

10.07.2004   Am Samstag, 10. Juli, einigen sich Sudan und Tschad auf die Einrichtung einer gemeinsamen Grenzschutztruppe sowie einer Sicherheitskommission, wobei die Stationierung der Grenztruppe durch den Tschad abhängig gemacht wird von einer Entwaffnung der Janjawid, die immer wieder über die Grenze in den Tschad eindringen.    AFP, 10.07.2004

19.07.2004   Ein 47-jähriger Mann aus Nan Kursei schildert Amnesty International folgende Situation in den Flüchtlingslagern um Garsila: Die Bevölkerung von 30 Dörfern ist nach Garsila geflohen. Dort werden die Binnenflüchtlinge jedoch von der Regierung daran gehindert nach Tschad zu gelangen. Die Menschen sammeln sich deshalb in Lagern vor der Stadt. Die Regierung fordert die Menschen auf in ihrer Dörfer zurückzukehren. Bei dem Versuch werden die Binnenvertriebnen jedoch von Janjawid getötet, die die Lager umstellen. Bisher haben die Janjawid über sechzig Menschen getötet die versuchten aus Garsila zu fliehen.    Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 17

20.07.2004   Zwei Drittel der Flüchtlinge sind unterernährt. Malaria, Lungenentzündung und Durchfälle sind die häufigsten Krankheiten.   Welt.de, 20.07.2004

23.07.2004   Zwei Flüchtlinge werden in dem Flüchtlingslager Forchana im Tschad, wo nahezu 12.000 Menschen untergekommen sind, bei Unruhen erschossen. Seit 10 Tagen dauern die Unruhen an. Angefangen hatten sie, als Flüchtlinge UN-Mitarbeiter mit Steinen bewarfen und sich die UN aus dem Lager zurückzuziehen musste. Mehrere Flüchtlinge wurden daraufhin festgenommen. Am 13. Juli, als die UN weitere Zelte aufgebaut hatte, kam es zu ersten Gewaltausbrüchen. Möglicherweise nahmen die Flüchtlinge den Aufbau von Zelten als Hinweis dafür, dass sie länger als sie wollten, in den Lagern leben müssten. Sie stammen aus halbnomadischen Gesellschaften.   AFP, 25.07.2004 UNHCR News Stories, 23.07.2004

27.07.2004   "Es gibt immer noch Überfälle der Dschanschawid-Milizen rund um die Flüchtlingslager. Von Sicherheit kann keine Rede sein." berichtetJohan van der Kamp, der für die Welthungerhilfe als Landeskoordinator in Nord-Darfur arbeitet.   Tagesspiegel, 27.07.2004

27.07.2004   Die Versorgung der Flüchtlinge mit Hilfsgütern in der sudanesischen Krisenregion Darfur hat sich nach Auskunft von internationalen Helfern an manchen Orten leicht verbessert - die Sicherheitslage wird aber als katastrophal eingeschätzt. Arabische Reitermilizen greifen nach wie vor Dörfer an, außerhalb der Flüchtlingslager werden Menschen vergewaltigt und ermordet.   Tagesspiegel, 27.07.2004

27.07.2004   Eine Caritas-Mitarbeiterin berichtete dem Standard, über die Situation der Flüchtlinge: "Die Menschen hatten keine Unterkunft, erste Seuchen wie die Cholera grassierten", Planen gegen den Regen habe man für die unterstandslosen Flüchtlinge kaufen müssen, ebenso wie Wasser und Lebensmittel.   Der Standard, 27.07.2004

28.07.2004   Der Premierminister des Tschad, Moussa Faki, sagte, die Janjawid Milizen würden immer noch tschadisches Territorium überfallen und so die Sicherheit der sudanesischen Flüchtlinge im Tschad gefährden.   AFP, 28.07.2004

28.07.2004   Trotz verstärkter Anstrengungen der Regierung des Sudan, die Binnenflüchtlinge zur Rückkehr in ihre Heimatgebiete zu veranlassen, haben viele Angst vor erneuten Übergriffen der Janjawid. Die Bewohner der Flüchtlingslager Abu Shouk und Zam Zam berichteten einer UN-Untersuchungsmission, dass sie sich in den Lagern sicherer fühlten und Angst hätten, nach Hause zurückzukehren. Außerdem kommt des dem Bericht der UN-Mission zufolge täglich zu Angriffen auf kommerzielle LKW.   UN News Service, 28.07.2004

04.08.2004   In einem Lager an der tschadischen Grenze berichten Mitarbeiter der UN von einer steigenden Anzahl von regierungsnahen Milizen die sich in der Nähe der Camps sammeln.   BBC News, 04.08.2004

04.08.2004   Im südlichen Darfur haben afrikanische Beobachter des Waffenstillstands gemeldet, dass es erneut zu Kämpfen zwischen Armee und Rebellen käme. Hilfsorganisationen werden aufgefordert diese Region zu meiden.   BBC News, 04.08.2004

Genozidkonvention II c ): Auferlegung von Lebensbedingungen, die geeignet sind, eine Gruppe ganz oder teilweise zu zerstören

TOD AUF DER FLUCHT

27.02.2004   Etwa 5.500 Menschen fliehen aus Tawilah, Nord-Darfur, nach Al-Fashir, der Hauptstadt Norddarfurs, wo sie in der Nähe des Flughafens unterkommen. Auf dem Weg zum Flughafen verdursten mehrere Kinder.   UN Integrated Regional Networks, 05.03.2004

23.06.2004   Umfragen durch Physicians for Human Rights haben ergeben, dass Janjawid Milizen und Regierungssoldaten systematisch Flüchtende verfolgen und töten. Die, welche in die Hände der Verfolger fielen, wurden vergewaltigt oder umgebracht. Die Flucht trennt die Familien. Eine Zeugin sagt aus: "Vier Soldaten kamen zu meinem Haus. Sie nahmen all meinen Besitz mit und brannte das Haus nieder. Danach flohen wird. Mein Mann floh als erster. Dann ging ich mit meinen vier Kindern. Einige Menschen starben, einige wurden verwundet oder flohen. Sie töteten meine Schwester und ihre Tochter. Meine Schwester war 40 Jahre alt, ihre Tochter 3. Sie rannte mit dem Kleinkind auf dem Rücken weg und versuchte zu fliehen. Sie wurden beide von Verfolgern mit Maschinengewehren erschossen."   Physicians for Human Rights, PHR Calls for Intervention to Save Lives in Sudan, 23.06.2004, S. 8.

03.07.2004   Verzweifelte sudanesische Flüchtlinge versuchen, im Tschad Zuflucht zu finden. Sie werden am Anfang von tschadischen Bauern aufgenommen, die an der Grenze leben. Diese können das Wenige, das sie besitzen, bald nicht mehr mit den Flüchtlingen teilen. Immer wieder kommt es zu Übergriffen durch sudanesische arabische Milizen auf den Tschad, bei denen weitere Flüchtlinge sterben. Die Organisation Human Rights Watch hat seit Januar 2004 mindestens sieben solcher Übergriffe gezählt.   AP, 03.07.2004

07.07.2004   Über 25% der sudanesischen Flüchtlingskinder im Tschad sind nach Unicef-Angaben akut unterernährt   Unicef, 07.07.2004

13.07.2004   Die Stadt Al-Jeneina hat normalerweise etwa 100.000 Einwohner. Mittlerweile leben dort 200.000 Menschen. 20.000 von ihnen sind in Schulen oder Hallen untergekommen, 70.000-80.000 leben in den vier zentralen Lagern in den Randbezirken der Stadt. Die Mangelversorgung in der Stadt nimmt laut Berichten der Ärzte ohne Grenzen zu und liegt bei 25 Prozent. In dem Camp Al-Riad bei Al-Junaynah hat Ärzte ohne Grenzen 140 unterernährte Kinder in den letzten drei Wochen gezählt. Mittlerweile seien es aber mindestens 500 zu jedem beliebigen Zeitpunkt. Die sanitären Bedingungen sind katastrophal. Eine Toilette muss von 120 Personen genutzt werden. In dem Lager Murnei, wo 80.000 Menschen lebten, starben 200 Kinder und Erwachsene monatlich an Durchfallerkrankungen.    IRIN, 13.07.2004

15.07.2004   Angaben der Vereinten Nationen zufolge sind dem Konflikt in Darfur bislang mehr als 10.000 Menschen zum Opfer gefallen.    AFP, 15.07.2004

19.07.2004   Eine Frau aus Um Bada in der Nähe von Kutum berichtet, dass auf ihrer Flucht vor den Janjawid mehrere ihrer Kinder und die Kinder anderer fliehender Frauen vor Schwäche, Hunger und an Malaria gestorben sind.    Amnesty International, Sudan, Darfur: Rape as a weapon..19.07.2004. S. 23

27.07.2004   Die meisten der rund 180.000 sudanesischen Flüchtlinge im Tschad sind mittlerweile in Lagern untergebracht. Tausende jedoch leben in Dörfern entlang der Grenze, wo sie keinen Zugang zu internationaler Hilfe haben. Nun in der Regenzeit verbreiten sich Krankheiten schneller und die Mitarbeiter von MSF beklagen viele Todesfälle in ihren Krankenstationen.   Reuters, 27.07.2004

29.07.2004   Die US-Behörde für Internationale Entwicklung teilt mit, dass bis zu 50.000 vertriebene Menschen an den Folgen von Krankheiten und Unterernährung gestorben seien.   USAID, 29.07.2004

01.08.2004   30 Tage Zeit, das heißt im Sudan 30 000 Tote mehr. In Darfur sterben an jedem Tag bis zu tausend Menschen auf der Flucht.   Welt am Sonntag, 01.08.2004

7. Opferbilanz in Zahlen

Wo immer Genozid verübt, wird versuchen Täter den Völkermord gleichzeitig zu bestreiten, zu leugnen, zu relativieren. Und immer finden sich einzelne Medien, die - sei es aus politischer Sympathie, sei es aus Gleichgültigkeit oder Naivität - ein Gleiches tun. Der Korrespondent der "Neuen Zürcher Zeitung" in Nairobi hat noch Ende des vergangenen Monats (24.07.04) in einem längeren Beitrag seiner Verwunderung Ausdruck gegeben, dass einige große internationale Nachrichtenagenturen "kläglich dabei versagt" hätten, einigermaßen realitätsnahe Opferzahlen für die im Westsudan begangenen Kriegsverbrechen des Regimes in Khartum anzugeben. So wurden in der NZZ die jüngsten Zahlen der im Westsudan ums Leben gekommenen Personen von nur 10.000 (nach Agence France Press), oder von nur 30.000 (bei Reuters) als völlig unzureichend bezeichnet. Obwohl der Genozid täglich weitergeht, stagnieren die angegebenen Opferzahlen seit dem Winter 2003/2004. Bereits im Februar 2004 hatte der in Südafrika ansässige Informationsdienst "Sudan Focal Point Africa" bereits eine Opferzahl von 30.000 Ermordeten genannt.

Furchtbar erscheint die Opferbilanz der bekannten Hilfsorganisation "Médecins sans Frontières (MSF)", die in zwei Vertriebenenlagern in Westdarfur die bisher umfangreichste Umfrage durchgeführt hat. Befragt wurden 7.140 Vertriebene aus 179 Dörfern. Nach deren Angaben töteten die Janjawid-Milizen 3,8% der Dorfbewohner. Würde man diese Zahl, wie es MSF tut und die NZZ für realistisch hält, auf die gesamte von ethnischen Säuberungen betroffene Landbevölkerung hochrechnen, ergebe das eine geschätzte Zahl von 120.000 Todesopfern - nur für sieben der bis heute 17 Kriegsmonate. Falls dieser Prozentsatz für die gesamte betroffene Landbevölkerung repräsentativ wäre, kämen zu den mindestens 120.000 Opfern der Gewalt noch mal 60.000 Tote hinzu, die an den Folgen von Flucht und Vertreibung gestorben sind, weil sie als Alte, Kranke, Schwangere, Kleinkinder, Säuglinge oder Verwundete und Behinderte den Strapazen der Vertreibung, dem Hunger, dem Durst, der Trockenzeit und den Seuchen nicht gewachsen waren.

Eric Reeves und ein Sudanexperte, Professor am Smith-College in Northhampton, benutzt Schätzungen von USAID über durchschnittliche Sterbequoten in den Flüchtlingslagern und errechnet eine tägliche Opferquote von 0,7 Promille. Da die UNO im Juli 2004 die Zahl der auf Nothilfe Angewiesenen auf rund zwei Millionen schätzt, schlussfolgert Reeves, dass im Westsudan täglich 1.400 Personen an Hunger oder Krankheiten oder der Folge anderer Strapazen von Flucht und Vertreibung sterben. Die Zahl von zwei Millionen Betroffenen schließt auch im Lande herumirrende Vertriebene und Flüchtlinge ein, die in ihren zerstörten Dörfern ausharren. Würde die Situation im Sudan sich nicht ändern, würden die Notleidenden nicht doch noch vor den Milizen - und somit vor dem Verhungern - gerettet werden, befürchtet USAID ebenfalls im Juli das Ansteigen der täglichen Sterbefälle auf 4.000 Menschen pro Tag. Weit mehr als die Hälfte dieser Opfer wären dann Kinder. Reeves kommt auf Grund verschiedener Studien zu einem hochgerechneten Schätzwert von bisher 135.000 Toten beider Opfergruppen: Jener, die den Milizen, der Luftwaffe und der Armee des Sudan zum Opfer fielen, und jener, die bisher an den Folgen von Flucht und Vertreibung gestorben sind (NZZ vom 24.07.04).

Viele einzelne Berichte, Interviews und Hilferufe der Hilfsorganisationen bestätigen diese alarmierenden Verlustzahlen. Nach den Interviews von MSF im Flüchtlingslager Mornay sei jeweils einer von zwanzig geflüchteten Einwohnern aus den Dörfern Darfurs ermordet worden. Dreiviertel der Toten seien Männer und Knaben. 75% der weiblichen Todesopfer und 50% der Kinder seien durch Gewaltakte ums Leben gekommen, die anderen starben an den Folgen von Vertreibung und ungenügender Versorgung in den Lagern (MSF Emergency in Sudan, No Relief Insight 21.6.04). Eine Untersuchung von Roger Winter, USAID, hatte im April 2004 in West-Darfur ergeben, dass 60% der Todesfälle von Kindern über fünf Jahren, durch Verwundungen verursacht worden waren (Zeugnis vor dem US-Senat, 15.06.2004). Am 27.07.2004 beziffert die UNO die Zahl der in Darfur Getöteten mit 50.000 (so Ben Parker, UN-Sprecher im Sudan). Die "International Crisis Group" sagt bereits im Mai 2004 eine Hungersnot für mehreren hunderttausend Menschen voraus, wenn die Internationale Gemeinschaft den Völkermord nicht aufhalte. Am 21.Juni 2004 machten "Ärzte ohne Grenzen" die Politik für ein rapides Ansteigen von Erkrankungen - wie Diarrhö, Ruhr, Polio oder Cholera - verantwortlich, denen Kinder rasch erliegen würden. Eine Erhebung von "Ärzten ohne Grenzen" in den von Krieg und Genozid heimgesuchten Provinzen Wadi Saleh und Mukjar ergab, dass 21,5% der Kinder an akuter Unterernährung litten. 5% der Kinder seien in den letzten drei Monaten umgekommen (MSF 21.05.04). Am 12. Juni 2004 warnte UNICEF, dass eine halbe Million Kinder in Darfur vom Sterben bedroht seien, würden sich die Bedingungen nicht schnell ändern. "Save the Children" ermittelte, dass 33% der westsudanesischen Bevölkerung unterernährt seien und sich unter den Flüchtlingen 27% Kinder befinden (18.06.2004). UNICEF und UNOCHA stellten fest, dass im Lager Kolbus 50.000 Menschen nur von Beeren und anderen selbst gesammelten Nahrungsmitteln lebten. Am 13.07.2004 berichtete IRIN, dass 350.000 bis 400.000 Flüchtlinge in Westdarfur nicht ausreichend versorgt würden und weitere 100.000 ohne jede humanitäre Hilfe seien.

Nach "Human Rights Watch" (Mai 2004) sind mehr als eine Million Zivilisten Binnenvertriebene, mehr als 110.000 Flüchtlinge in den Nachbarstaat Tschad geflohen. Am 19.Juli 2004 erwähnt "Amnesty International" 1,2 Millionen Vertriebene und nennt eine unbekannte Anzahl von Flüchtlingen, die sich in den Bergen versteckt hätten. Das "World Food Program" (WFP) verspricht ab Anfang August 72.000 Flüchtlinge durch eine Luftbrücke zu versorgen. Das "UNO-Büro für die Koordinierung humanitärer Hilfe" (OCHA) hatte noch im Januar 2004 die Weltöffentlichkeit darüber informiert, dass nur 15% der Menschen in den Krisengebieten von UN erreicht werden könnten. (IRIN, 12.01.04). Anfang Juli 2004 behauptet die UN-Sprecherin Marie Okabe, dass 2 Millionen Menschen durch den Krieg entwurzelt worden seien. 200.000 Flüchtlinge seien in den Tschad geflohen. Anfang Juli 2004 schätzen verschiedene UN-Organisationen und NGO's die Zahl der Binnenflüchtlinge auf 1,2 Millionen, die Zahl der in den Tschad Geflohenen auf 150.000 bis 200.000, die Zahl der weiteren von Krieg und Vertreibung Betroffenen und auf Nothilfe Angewiesenen auf 800.000 (Euopaworld 09.07.2004). Zur selben Zeit gibt der UNHCR an, dass 59% der Lagerkinder, 43,5 % der Flüchtlingskinder außerhalb der Lager, aber auch 46 % der tschadischen Kinder in der Nähe der Flüchtlingslager an zum Teil lebensgefährlichen Durchfallerkrankungen leiden. Die tschadischen Kinder sind jetzt auch wegen der großen Zahl der Flüchtlinge von derselben Not betroffen.

Bis zur Stunde hat sich die politische Lage nicht entscheidend geändert. Große Teile der Opfer von Flucht und Vertreibung können nicht ausreichend von humanitären Hilfsorganisationen versorgt werden. Die große Mehrheit der Flüchtlinge und Vertriebenen befindet sich entweder in den Lagern (etwa eine Million Menschen) unter Kontrolle von Milizen, Armee oder Polizei des Sudan und damit unter Kontrolle der Täter oder befindet sich im Westsudan auf der Flucht, in vielen der zerstörten Orte oder in entlegenen Regionen. Nach Schätzungen der Gesellschaft für bedrohte Völker dürfte es sich hier um eine weitere Million Menschen handeln. Mindestens 200.000 sind inzwischen in die östlichen Regionen des Tschads geflüchtet und dort in ihrer Mehrheit in Flüchtlingslagern konzentriert worden. Auch diese Lager werden zum Teil von sudanesischen Truppen und Milizen bedroht.

Da sich die politische Situation kaum verbessert hat, sich ein großer Teil der Lager in der Hand des Täterregimes befindet, die humanitären Organisationen bei ihrer Arbeit behindert werden, die meisten Flüchtlinge in den Lagern noch immer völlig unzureichend versorgt werden und eine wahrscheinlich ebenso große Zahl von Flüchtlingen die Lager noch nicht erreicht hat, müssen wir davon ausgehen, dass die alarmierenden Schätzungen der täglichen Sterbequoten von Seiten der Hilfsorganisationen von Tag zu Tag mehr Realität werden. So befürchten wir, dass mindestens 50.000 Menschen den Strapazen der Vertreibung und deren Folgen erlegen sind.

Niemand kennt die genaue Anzahl der ermordeten schwarzafrikanischen Muslime Darfurs. Wenn wir aber die Hochrechnungen etwa von MSF und anderer für realistisch halten und davon ausgehen, dass die Vereinten Nationen Zahlen über Opfer von Genozid eher zu niedrig ansetzen (zuletzt für den Westsudan 50.000), wenn wir weiter berücksichtigen, dass wahrscheinlich nur der kleinere Teil der Massaker bekannt geworden ist, erscheint uns eine Zahl von etwa 70.000 Opfern der Gewalt durchaus realistisch.

Nichts ist schwieriger als definitive letzte Zahlen über einen Völkermord anzugeben, der noch täglich weiter geht und dessen Täterregime ein Interesse daran hat, die Verbrechen auf seine Milizen abzuschieben und sie möglichst zu verharmlosen.

Wir halten es für wahrscheinlich und für verantwortbar von mindestens 120.000 Opfern dieses Genozids unter den schwarzafrikanischen Muslimen des Westsudan/ Darfur zu sprechen.

8. Verantwortung der sudanesischen Regierung für den Völkermord in Dafur

8.1. Unterstützung der Janjawid-Milizen und Beteiligung am Völkermord

Die Menschenrechtsorganisationen Human Rights Watch und Amnesty International, der Hochkommissar für Menschenrechte der Vereinten Nationen sowie etliche Hilfsorganisationen dokumentierten in ihren seit Januar 2004 veröffentlichten Reporten zahlreiche Fälle, in denen sudanesische Soldaten gemeinsam mit Janjawid-Milizen Dörfer überfallen und Menschenrechtsverletzungen begehen. Auch auf der Ebene der Verwaltung, der Polizei, des Geheimdienstes und der Exekutive findet eine Koordinierung tödlicher Angriffe auf die Zivilbevölkerung in Darfur statt. (HRW: Darfur Documents Confirm Government Policy of Militia Support, 19.7.2004)

Human Rights Watch ist es gelungen, interne Dokumente der sudanesischen Regierung und lokaler Stellen in Darfur einzusehen, die dokumentieren, dass höchste staatliche Stellen im Sudan die Rekrutierung von Milizen, deren Unterstützung und Straflosigkeit anordneten. Die Dokumente stammen aus der zivilen Verwaltung von Darfur. Einige der Anweisungen tragen die Unterschrift von stellvertretenden Ministern der zentralen Regierung, die auf der höchsten Ebene von Darfurs ziviler Verwaltung arbeiten. Andere Anordnungen stammen von offiziellen Stellen auf provinzieller Ebene.

Die Regierungsanweisungen beinhalten dabei im Einzelfall Befehle zur zusätzlichen Rekrutierung von Milizen, Beschaffung von militärischer Ausrüstung für "verbündete ethnische Gruppen" und in einem Fall wird sogar eine reale Straffreiheit für Verbrechen der Janjawid gegen Zivilisten angeordnet.

Als deutliches Anzeichen für die staatliche Unterstützung des Janjawid-Milizen-Anführers, Musa Hilal, gilt eine Anweisung vom 13. Februar 2004 aus einem Büro eines Unterbezirks in Norddarfur, die an alle Sicherheitskräfte der Region gerichtet ist. Sie befiehlt ihren Empfängern, "den Mujaheddin und Freiwilligen unter dem Kommando von Scheich Musa Hilal zu erlauben, in Norddarfur mit ihren Aktivitäten voranzuschreiten und ihre vitalen Bedürfnisse zu sichern". Im Dokument heißt es des weiteren: "Wir heben darüber hinaus die Bedeutung hervor, nicht durch das Hinterfragen ihrer Autorität zu intervenieren und kleinere Offensiven der Mujaheddin gegen Zivilisten, die verdächtigt werden, an der Rebellion beteiligt zu sein, nicht zu unterbinden."

Die Anweisung beinhaltet darüber hinaus die Aufforderung: "Stellen sie sicher, dass das, was im Gebiet Kutum (ein Massaker A. d. R.) passiert ist, und zu einer entstellten Darstellung der Geschehnisse führte, die die Frage über die Intention der Kämpfer und einen falschen Eindruck in den Medien hervorrief, nicht wiederholt wird." Diese Anweisung ist als Freibrief für die Milizen im Umgang mit der Zivilbevölkerung zu verstehen. Wichtig ist der Behörde dabei nur, dass das Vorgehen nicht publik wird.

Doch der Staat duldet die Gewalttaten der Janjawid nicht nur, er unterstützt sie auch materiell. Ein Augenzeuge, der sich Anfang 2004 im Hauptcamp von Musa Hilal in Mistriya aufhielt, berichtet, dass Regierungshubschrauber das Lager dreimal wöchentlich anflogen, um den Milizen Waffen, Munition, Briefe und weitere Unterstützung wie zum Beispiel Nahrungsmittel zu liefern.

Einige Dokumente autorisieren die Mobilisierung von neuen Milizen, die dabei oft als "Freiwillige" bezeichnet werden. Auch die militärische Unterstützung ihrer Camps und Gruppen wird von Regierungsvertretern erlaubt. Als der sudanesische Präsident Omar Al Bashir am 9. Februar 2004 öffentlich das Ende der militärischen Operationen in Darfur erklärte, ergehen von den zuständigen Stellen in Darfur im selben Monat Anweisungen für eine gesteigerte Rekrutierung und militärische Unterstützung an "alliierte" oder "loyale" Stämme. Human Rights Watch hatte für den Februar 2004 eine Anweisung des Verwalters der Provinz Kutum gefunden, die als dringlich eingestuft wurde und zur Mobilisierung und Rekrutierung aufruft.

In einem Dokument des Büros des Gouverneurs von Süddarfur, datiert auf den 2. Mai 2004, ergeht an den Bürgermeister der Stadt Nyala, Said Adam Jamaa, die Anweisung ein Sicherheitskomitee zu gründen, um die Zahl der Rekrutierungen zu steigern. Zu den Mitgliedern des gegründeten Sicherheitskomitees gehören Stammesführer, die für die Mobilisierung von Mitgliedern für die Milizen bekannt sind. Das Dokument fordert darüber hinaus dazu auf, "schnell Unterstützung und Munition an die neuen Camps zu liefern, um den süd-westlichen Teil des Staates zu sichern".

Nicht nur staatliche Dokumente belegen eine enge Verbindung zwischen den Janjawid-Milizen und dem Militär. Augenzeugen berichten immer wieder, dass die Armee die Janjawid bei ihren Angriffen begleitet. In einzelnen Fällen wird auch berichtet, dass die Milizen Militäruniformen tragen, die sich von denen der Armee nur durch ein Symbol auf der Brusttasche unterscheiden. So wird der 35-jährige Ishaq Jur Asarda in Adar von uniformierten und bewaffneten Milizen aus dem Haus geschleift. Seine Mutter berichtet Amnesty

International, wie ihm die uniformierten Männer auf offener Straße die Kehle durchschnitten. Das Dorf Amnatay im Bezirk Kabkabiya wurde von bewaffneten Truppen in Uniformen angegriffen. Die Milizen schossen in die Menge und töteten Dorfbewohner. Ein großer Teil der Menschen versuchte vor dem Angriff in ein benachbartes Dorf zu fliehen. Auf der Flucht wurden sie von Janjawids aufgehalten und von Flugzeugen aus bombardiert, so berichtet Amnesty International im Juli dieses Jahres.

Staatliche Stellen gehen jedoch auch allein mit willkürlicher Gewalt gegen die schwarzafrikanische Bevölkerung vor. Am 2. Mai 2003 wird Hamed Adam Hassan Abdel Tahman in Tina festgenommen. Nach seiner Festnahme wird er in das Büro für militärische Strategien gebracht. Dort wird er ohne Vorliegen einer Anklage über vier Monate unter unmenschlichen Bedingungen festgehalten und gefoltert. Im Oktober 2003 werden 22 Mitglieder des Ma`alia Stammes von bewaffneten Streitkräften verhaftet. Den Männern wird vorgeworfen, einen Mann aus der lokalen Gruppe der Rezeigat ermordet zu haben. Die Verhafteten werden in der Polizeistation Adila 12 Tage lang festgehalten, ohne dass offiziell Anklage gegen sie erhoben wird. Während der Haft werden die Männer geschlagen und gefoltert.

In den Staatsgefängnissen von Garsila und Mugjir werden im März 2004 neun Anführer der Gruppe der Fur erschossen. Nach Berichten des "Representative of the Massaleit Community in Exile" werden im Februar 2003 fünf Aktivisten vom sudanesischen Geheimdienst verfolgt und in Al-Geneina getötet. Im selben Monat wurde Sharif Ishag Ibrahim, ein Massaleet und Mitglied des sudanesischen Parlamentes, vom sudanesischen Geheimdienst ermordet. Der Geheimdienst des Sudan hat auch in benachbarten Ländern Jagd auf die Massalit und andere sudanesische Schwarzafrikaner gemacht. Mit dem Vorgehen des Geheimdienstes gegen politische Führer und Intellektuelle, wird erneut deutlich, dass der Staat sich an der Vernichtung der Schwarzafrikaner in Darfur aktiv beteiligt.

8.2. Behinderung der humanitären Hilfe

Mit der Blockade internationaler humanitärer Hilfe verstößt der Sudan gegen grundlegendes humanitäres Völkerrecht, so gegen Artikel 2 c der Völkermord-Konvention. Denn damit erlegt er vorsätzlich und gezielt den afrikanischen Bevölkerungsgruppen im Westen des Landes "Lebensbedingungen" auf, "die geeignet sind, ihre körperliche Zerstörung ganz oder teilweise herbeizuführen".

Bislang sind nach GfbV-Schätzungen im Verlauf des Konflikts rund 50.000 Menschen unmittelbar bei Kämpfen und Übergriffen sowie weitere etwa 70.000 aufgrund der schwierigen humanitären Lage zu Tode gekommen. Internationale Helfer warnen, dass diese Zahl sich in Kürze verdoppeln oder verdreifachen könnte. Der amtierende UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Bertrand Ramcharam: "Diese Tragödie ist ausschließlich von Menschenhand gemacht" (IRIN, 4.6.2004). Die ländliche Bevölkerung soll aus ihren Dörfern vertrieben werden, um der sudanesischen Armee bei der Bekämpfung der Rebellion der SLA/M in Darfur einen Vorteil zu verschaffen.

So lange wurde die Hilfe für die Notleidenden hinausgezögert, dass das World Food Programme (WFP) seit Anfang August 2004 etwa 72.000 Binnenflüchtlinge in Westdarfur mit einer Luftbrücke versorgen muss. Denn aufgrund der einsetzenden Regenzeit sind sie auf dem Landweg nicht mehr erreichbar (UN News Service, 02.08.2004).

8.2.1. Hilfe für Darfur September 2003 - Juli 2004: Eine Chronik der Lügen und leeren Versprechungen

Seit Herbst 2003 beklagten Hilfsorganisationen, dass sie zu vielen Notleidenden im Westen des Sudan keinen Zugang hätten. Systematisch wurde die Bewegungsfreiheit der Helfer eingeschränkt. So mussten sowohl für die Einreise in den Sudan, also auch für die Weiterreise nach Darfur und dort für Versorgungsfahrten zu Flüchtlingen außerhalb der Siedlungszentren jeweils Genehmigungen eingeholt werden. Somit hatten die Behörden genug Mittel an der Hand, durch Verzögerungen im Genehmigungsverfahren Hilfsorganisationen lahm zulegen. Dabei hatten sowohl die SLA als auch die Regierung in Khartum in einer am 17. September 2003 unterzeichneten Vereinbarung allen Mitarbeitern von Hilfsorganisationen "freien und ungehinderten Zugang" zu den Katastrophengebieten zugesichert (IRIN, 18.9.2003).

Eine Fülle von Berichten belegt indessen, dass dieses Zugeständnis weitgehend ein Lippenbekenntnis geblieben ist. Denn die zum 1. Oktober 2003 in Kraft getretenen Regelungen zur Beschleunigung der Erteilung von Reisegenehmigungen wurden nicht umgesetzt. Auch die Sicherheit für Hilfskonvois, die dieses bürokratische Hindernis überwunden hatten, war keineswegs gewährleistet. So wurden Mitte Oktober 2003 neun Mitarbeiter der US-amerikanischen Hilfsorganisation USAID bei einem Hilfstransport getötet und vierzehn verletzt (AP, 27.10.2003).

Ben Parker, Sprecher des Koordinators des UN-Büros für Humanitäre Angelegenheiten OCHA, Mukesh Kapila, fand deutliche Worte: Die sudanesische Regierung behindere eine angemessene Antwort auf die eskalierende humanitäre Krise, in dem sie sich weigere, ihrer Zusicherung nachzukommen, zügig Reisegenehmigungen für Mitarbeiter von Hilfsorganisationen auszustellen: "Ich habe von Fällen gehört, in denen Genehmigungen wochenlang liegen geblieben sind." Manche Hilfseinsätze konnten deshalb nicht beginnen (AFP, 10.11.2003).

Bereits genehmigte Reisen wurden abgesagt. Eine Delegation der US-Botschaft unter Leitung des Geschäftsträgers Gerard Galluci, der auch Mitarbeiter der Hilfsorganisation USAID angehörten, wurde im November 2003 zum Beispiel daran gehindert, aus Khartum in die Stadt Nyala (Süddarfur) zu reisen, um laufende Hilfsprogramme zu überprüfen und neue Hilfseinsätze vorzubereiten. Die sudanesische staatliche Kommission für Humanitäre Hilfe sagte trotz vorliegender Genehmigung das Unternehmen ab (dpa, 9.11.2003).

Augenzeugen der humanitären Krise waren offenbar nicht erwünscht. UN-Koordinator Kapila mutmaßte im Dezember 2003, dass die Behinderung der Reisefreiheit auch mit dem Unbehagen der betroffenen Parteien zu tun haben könnte, internationale Zeugen zuzulassen (IRIN, 11.12.2003). Während die Vereinten Nationen und die Hilfsorganisationen Ende 2003 immer nachdrücklicher vor einer Katastrophe warnten, wiegelte Khartum ab und behauptete, die notwendige Hilfe werde zufrieden stellend geleistet (Presseerklärung, Sudanesisches Außenministerium, 31.12.2003).

Dem widersprach OCHA entschieden: "Nur 15 Prozent der Menschen in den Krisengebieten können von den UN erreicht werden", erklärt Kapilas Sprecher Ben Parker. "Und selbst dies wird noch durch Schwierigkeiten bei der Beantragung von Reisegenehmigungen erschwert" (IRIN, 12.1.2004).

Schriftlich versicherte Sudans Staatspräsident den Vereinten Nationen am 10. Februar 2004, künftig den "Zugang für humanitäre Hilfe zu erleichtern" und humanitäre Korridore für Hilfsorganisationen einzurichten (misna, 11.2.2004 / BBC, 13.2.2004). Insbesondere solle der Zugang zu zehn Städten freigegeben werden. Doch schon wenige Tage später warnte UN-Vertreter Kapila bereits wieder vor der Benutzung der Zufahrtstraßen nach Darfur. Mehrere Hilfstransporte seien von arabischen Milizen angegriffen worden (BBC, 16.2.2004 / misna, 16.2.2004).

Gleichzeitig spitzte sich die Krise immer weiter zu. Der IKRK-Vertreter am Horn von Afrika, Jacques de Maio, beklagte: "Wir glauben, dass es eine sehr ernste Krise dort gibt". Aber "wir sind nicht in der Lage exakt zu sagen, was geschieht, weil wir nicht an Ort und Stelle gelangen können" (AP, 6.3.2004). Nur drei Städte könnten besucht und einige "humanitäre Korridore" genutzt werden, doch in die Dörfer zu reisen, werde ihnen nicht erlaubt. Die massive Behinderung der Bewegungsfreiheit beklagte auch der IKRK-Vertreter im Sudan, Dominik Stillhart (AP, 6.3.2004). Einen von den Vereinten Nationen und der EU unterstützten Vorschlag internationaler Hilfsorganisationen, auch denjenigen Gebieten zu helfen, die von den Aufständischen kontrolliert würden, lehnte Khartum rundheraus ab, da die Gefahr bestünde, dass Ausrüstungsgegenstände in die Hände der Widerstandsbewegungen fallen könnten (AFP, 15.3.2004).

Mitte April 2004 schließlich wurde zum zweiten Mal eine Hilfsmission der Vereinten Nationen für Darfur von den sudanesischen Behörden abgesagt. Khartum begründete die Entscheidung mit Sicherheitserwägungen, UN-Mitarbeiter machten im privaten Gespräch jedoch die massive Kritik von UN-Vertretern an der Haltung der sudanesischen Regierung dafür verantwortlich (BBC, 20.4.2004).

Sudanesische Regierungsvertreter, so der Minister für Humanitäre Angelegenheiten, Ibrahim Mahmoud Hamid, oder der Generalkommissar der nationalen Sudanesischen Kommission für Humanitäre Hilfe, Sulaf al-Din Salih, bezeichneten im Frühjahr den Umfang der humanitären Hilfe als zufrieden stellend (AFP, 14.3.2004) und die Lage als weitgehend unter Kontrolle der Sicherheitskräfte, der Polizei und der lokalen Behörden (IRIN, 7.4.2004). Im Gegensatz dazu beklagte Andrew Natsios von USAID wenig später: "Die Nahrungsmittel gehen uns aus, die sanitären Bedingungen sind katastrophal, Krankheiten breiten sich aus, die Kindersterblichkeit steigt in alarmierendem Maße und wir sehen dringenden Handlungsbedarf" (AFP, 27.4.2004). 28 Mitarbeitern dieser US-amerikanischen Hilfsorganisation waren sudanesische Visa verweigert worden (UPI, 27.4.2004). Auch ein Untersuchungsteam der Vereinten Nationen fand nach einem Besuch in Darfur harte Worte. Vorsätzlich und systematisch würden die Flüchtlinge im Westen des Sudan ausgehungert. Milizen hätten in der Stadt Kailek die Versorgung der Zivilbevölkerung verhindert, die Lage sei "entsetzlich und empörend" (BBC, 7.5.2004 / misna, 7.5.2004).

In einer am 10. Mai veröffentlichten Erklärung räumte die sudanesische Regierung im Februar 2003 dann erstmals ein, dass eine ernsthafte humanitäre Notlage im Westen des Landes bestehe und appellierte an die internationale Gemeinschaft, mehr Katastrophenhilfe zu leisten (PANA, 11.5.2004). Am 20. Mai kündigte die Regierung an, dass internationale Helfer künftig keine Sondererlaubnis mehr benötigen würden, um nach Darfur zu reisen. Einreisevisa in den Sudan sollten ab dem 24. Mai innerhalb von 48 Stunden ausgestellt werden (BBC, 20.5.2004/IRIN, 21.5.2004). Zu der Zeit warteten 118 internationale Helfer auf ihre Visa oder Reisegenehmigungen. Der älteste Antrag stammte vom 3. April 2004.

Doch die Hoffnungen auf ein grundsätzliches Umdenken der sudanesischen Behörden erfüllten sich nicht. Die Behinderung der Hilfswerke verlagerte sich lediglich auf andere Gebiete. UNICEF etwa wurde damit bedroht, dass die Befreiung von Kontrollen bei der Einfuhr von Medikamenten jederzeit aufgehoben werden könne. Langwierige Untersuchungen in sudanesischen Labors wären die Folge. (Zenit, 30.5.2004). Zahlreiche Hilfswerke beklagten, dass nun Fahrzeuge und andere Ausrüstungsgegenstände, die für den Hilfseinsatz unbedingt erforderlich sind, zurückgehalten würden. Auch verlangte Khartum, dass die Katastrophenhilfe über lokale Nichtregierungsorganisationen abgewickelt werden müsse. Diese Politik "behindere eine wirksame Verteilung der Hilfe", warnten die UN, da die lokalen Helfer nicht über die Infrastruktur verfügten, um schnell und wirksam große Mengen Hilfsgüter zu verteilen (IRIN, 1.6.2004).

Der stellvertretende US-Botschafter im Weltsicherheitsrat kritisierte am 12. Juni 2004 ebenfalls, dass Fahrzeuge der Hilfsorganisationen nicht eingesetzt werden konnten, da sie von den Behörden nicht freigegeben wurden. Auch habe die Regierung Nahrungsmittellieferungen aus Port Sudan sehr lange aufgehalten, so dass sie beinahe verdorben wären (Voice of America, 14.6.2004). "Die (sudanesische) Regierung sollte alles tun, um uns zu unterstützen, doch sie hilft uns immer noch nicht - einige Minister tun dies zwar, aber ihre Untergebenen sabotieren uns", klagte der UN-Koordinator für Katastropheneinsätze Egeland (BBC, 15.6.2004 / UN News Service, 22.6.2004). Roger Winter von USAID warf in einer Anhörung vor dem Außenpolitischen Ausschuss des US-Senats der sudanesischen Regierung vor: Die "Einschränkungen und Behinderungen der humanitären Hilfe durch die Regierung gefährden das Überleben von Menschen, die durch Hunger und Monate des Krieges ohnehin bereits geschwächt sind" (AFP, 15.6.2004).

Angesichts dessen ist es kaum nachvollziehbar, dass ein deutlich gekennzeichneter Konvoi mit Hilfsgütern nach Angaben der Vereinten Nationen am 15. Juni 2004 in der Nähe von Kabkabiya (Nord Darfur) von der sudanesischen Armee angegriffen wurde (IRIN, 24.6.2004).

"Alle internationalen Hilfsorganisationen werden massiv von der sudanesischen Regierung behindert. Der Bedarf an Hilfe ist gewaltig, doch die Nothilfe gelangt bisher kaum zu den Flüchtlingen in den Lagern", berichtete der Arzt Frank Marx noch Mitte Juni 2004. Er hatte sich im Rahmen eines Einsatzes des Malteser Hilfsdienstes im Sudan aufgehalten. (Malteser Hilfsdienst Presseerklärung, 16.6.2004). Amnesty International schließlich wies der Regierung des Sudan am 20. Juni 2004 eindeutig die Verantwortung für die Leiden der Zivilbevölkerung in Darfur zu: "Die sudanesische Regierung ist verpflichtet, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um die Zivilbevölkerung zu schützen und freien und ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe zu den Binnenflüchtlingen zu garantieren. Doch sie behindert die Bewegungsfreiheit von Fahrzeugen und den Transport von Medikamenten und sogar Nahrungsmitteln. Gleichzeitig bestreitet sie in zahlreichen öffentlichen Erklärungen weiterhin das Ausmaß der humanitären (Katastrophe) und der Menschenrechtskrise" (Amnesty International Presserklärung, 20.6.2004).

Diese Politik hat unter anderem eine rapide ansteigende Rate von Erkrankungen wie Diarrhö, Ruhr, Polio oder Cholera zur Folge, denen gerade Kinder rasch erliegen. Die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" warnte am 21. Juni nochmals vor einer großen humanitären Katastrophe in Darfur. Schon jetzt würden in dem Flüchtlingslager Mornay jeden Monat 200 Menschen sterben. Die Tätigkeit der Hilfsorganisationen in der Region bleibe weit hinter den tatsächlichen Bedürfnissen zurück und werde eine ausschließlich von Menschenhand verursachte Hungerkatastrophe, die das Leben von zehntausenden Menschen auslöschen werde, nicht verhindern können (Médecins sans Frontières Presseerklärung, 21.6.2004).

Doch ungerührt hielt die sudanesische Regierung an ihrer verantwortungslosen Politik fest. Trotz einiger Verbesserungen gebe es noch immer Verzögerungen und Probleme bei der Registrierung von Nichtregierungsorganisationen sowie bei der Freigabe von Ausrüstungsgegenständen und Hilfsgütern durch den Zoll, erklärte UN-Sprecher Stephane Dujarric noch Ende Juni 2004 in New York. "Die Genehmigungsverfahren bleiben bürokratisch und widersprüchlich", klagte Dujarric (UN News Service, 28.6.2004). So waren sechs Pakete mit modernsten Telekommunikationsgeräten, die für die Helfer in Darfur bestimmt und am 27. Mai in Khartum eingetroffen waren, bis zum 30. Juni noch immer nicht vom Zoll freigegeben worden (UN Joint Logistics Centre, Bulletin 16/2004).

Wenige Tage nach dem Besuch von US-Außenministers Colin Powell und UN-Generalsekretär Kofi Annan im Sudan verkündete der sudanesische Innenminister Abdel Rahim Mohamed Hussein schließlich am 5. Juli ein Ende aller Reisebeschränkungen für internationale Helfer und eine Aufhebung sämtlicher Einfuhrrestriktionen für Hilfsgüter. Ein weiteres Dekret hob alle Einfuhrzölle und anderen Einfuhrbeschränkungen auf. (Reuters, 6.7.2004). Doch erneut blieb es bei Lippenbekenntnissen: Schon zwei Tage später beklagten die Vereinten Nationen, dass

die Zollbeamten sich nicht an den Beschluss des Innenministers halten würden (UN Joint Logistic Centre Bulletin 17/2004).

Besonders umstritten ist eine kürzlich vom sudanesischen Verteidigungsministerium eingeführte 0,5 Prozent Steuer auf alle eingeführten Waren. Auch erklärte die UN-Sprecherin Marie Okabe in New York, sowohl die sudanesische Regierung als auch die SLA hätten unmittelbar nach der verkündeten Aufhebung aller Einschränkungen die Zahl ihrer Kontrollpunkte auf strategisch bedeutsamen Straßen in Darfur erhöht und würden nun dadurch Hilfstransporte verlangsamen (UN News Service, 6.7.2004). Kamelreiter und Personen in Soldatenuniform würden noch immer Hilfstransporte angreifen (IRIN, 7.7.2004).

Am 12. Juli 2004 warnte die UN erneut, die Beschlüsse der sudanesischen Regierung würden auf lokaler Ebene umgangen. So verlangten die lokalen Behörden in Nord- und Westdarfur auch weiterhin Reisegenehmigungen von Mitarbeitern internationaler Hilfsorganisationen, die in den besonders von der Not betroffenen ländlichen Gebieten helfen wollten. Auch sei es ein Problem, dass die Behörden die Helfer nur für 90 Tage registrieren würden. Viele Hilfsorganisationen seien deshalb zurückhaltend bei der Aufstockung ihrer Kapazitäten, da sie nicht sicher seien, ob ihre Registrierung verlängert werde (UN News Service, 12.7.2004).

8.2.2. Auch der Widerstand behindert humanitäre Hilfe

Nicht nur die sudanesischen Behörden, auch die Armee und die mit ihr verbündeten Milizen behindern humanitäre Hilfe für die Zivilbevölkerung, auch die Widerstandsbewegung SLA erschwert mit Angriffen auf Hilfstransporte und Entführungen internationaler Helfer die Arbeit der Hilfsorganisationen in Darfur. So entführte die SLA am 3. Juni dreizehn sudanesische und drei ausländische Helfer. Sie wurden drei Tage später freigelassen (UN OCHA, 6.6.2004). Sechsundzwanzig Helfer des britischen Save the Children Fund wurden im Bezirk Nada (Norddarfur) von der SLA angegriffen und sechs Fahrzeuge ausgeraubt (SUNA, 7.7.2004). Mit der Einrichtung von Kontrollposten an den wichtigsten Straßen und auch aufgrund verstärkter Kampfestätigkeit wurde die humanitäre Hilfe nachhaltig beeinträchtigt. Doch stehen diese Verstöße der SLA gegen humanitäre Grundsätze in keinem Verhältnis zur Verantwortung, die die sudanesische Regierung und die Janjaweed für die Behinderung der humanitären Hilfe tragen.

8.3. Historischer Rückblick: Völkermord im Südsudan und den Nuba-Bergen

Völkermord im Südsudan

In 30 Jahren Krieg im Südsudan starben nahezu drei Millionen Schwarzafrikaner durch Hunger, Krieg, Flucht, Massaker oder Massenvertreibungen. Der Vernichtungsfeldzug der Regierungen des arabischen Nordsudan gegen die schwarzafrikanischen Völker des Südens, die zu einem Drittel christlichen Glaubens und zu zwei Dritteln Anhänger traditioneller Religionen sind, ist eines der schlimmsten Völkermordverbrechen.

Seit der Unabhängigkeit des Sudan 1955 soll den Südsudanesen mit aller Gewalt das politische System des islamisch-fundamentalistischen Nordens aufgezwungen werden. In den fünfziger und sechziger Jahren wurden im Südsudan ganze Dorfgemeinschaften liquidiert, christliche Gemeinden in ihren Kirchen verbrannt, Führungskräfte systematisch ermordet und unzählige Menschen zu Tode gefoltert. Die südsudanesische Widerstandsbewegung handelte 1972 mit dem Norden ein Autonomieabkommen aus. Doch die Regierung in Khartum unterhöhlte die Übereinkunft und setzte sie schließlich außer Kraft.

1983 brach der Bürgerkrieg wieder aus. Von der Armee bewaffnete Milizionäre verübten mehrfach Massaker an der südsudanesischen Zivilbevölkerung, bei denen Tausende ums Leben kamen. Dörfer wurden geplündert, Frauen vergewaltigt und Männer erschlagen oder schwer gefoltert. Einige wurden lebendig verbrannt, anderen Ohren und Genitalien abgeschnitten. Mehr als 10 000 Frauen und Kinder wurden entführt und auf lokalen Märkten zum Kauf angeboten.

Die Militärjunta hat den Völkermord an den Südsudanesen 1992 zum "Heiligen Krieg" (Jihad) erklärt. In der Nähe der von der Armee kontrollierten Städte steht kein Stein mehr auf dem anderen: Alle Dörfer im Umkreis von 15 Kilometern sollen dem Erdboden gleichgemacht werden. Mehr als 200 Ortschaften wurden durch diese Politik der verbrannten Erde bereits zerstört.

Regierung blockiert Hungerhilfe

Planmäßig behinderte die sudanesische Regierung immer wieder Hilfslieferungen für die Not leidende Zivilbevölkerung. Allein 1988 mussten 250 000 Südsudanesen sterben, da die Hungerhilfe sie nicht rechtzeitig erreichte. Hunderttausende Südsudanesen flohen vor Hunger, Krieg und Menschenrechtsverletzungen in die Nachbarstaaten, mehr als eine Million suchten mangels anderer Alternativen im Nordsudan Zuflucht. Doch selbst die Flüchtlinge sind nicht sicher vor Verfolgung. Sudanesische Kampfflugzeuge bombardierten 1991 Flüchtlingslager im sudanesisch-äthiopischen Grenzgebiet. Mehr als 100 000 Menschen mussten erneut fliehen. In der Umgebung der Hauptstadt Khartum wurden seit 1990 zahlreiche Flüchtlingslager und Slumsiedlungen, in denen Südsudanesen notdürftig untergekommen waren, zwangsweise aufgelöst. Zehntausende wurden in die Wüste deportiert oder ohne Obdach ihrem Schicksal überlassen.

Menschenrechtsverletzungen werden auch von der südsudanesischen Widerstandsorganisation Sudan People's Liberation Army (SPLA) begangen, die sich 1991 in mehrere Fraktionen aufspaltete. So wurden Oppositionelle inhaftiert, Jugendliche zwangsrekrutiert, Zivilisten willkürlich ermordet und dringend benötigte Hilfslieferungen blockiert. Doch die Machthaber in Khartum tragen die Hauptverantwortung für das Andauern des Bürgerkrieges.

Genozidverbrechen an Nuba-Völkern

Schwarzafrikanische Völker werden nicht nur im Südsudan, sondern auch im Nordsudan vernichtet: So wurden mehr als eine Million Nuba von der sudanesischen Armee und ihren Milizen seit 1987 vertrieben, verschleppt oder ermordet. Nuba wurden willkürlich verhaftet, gefoltert und vergewaltigt, christliche und islamische Geistliche, Intellektuelle, Bürgermeister und traditionelle Führer systematisch ermordet. Nuba-Dörfer wurden niedergebrannt, die Bewohner hingerichtet und in Massengräbern verscharrt. Hermetisch wurden die Nuba-Berge von der Außenwelt abgeriegelt, um unliebsame Augenzeugen des Völkermordes fernzuhalten.

Auch der Vernichtungskrieg gegen die Nuba wurde 1992 zum Heiligen Krieg erklärt. Nach der planmäßigen Bombardierung ihrer Dörfer wurden Zehntausende Nuba deportiert und nach Geschlechtern getrennt in Lagern interniert. Die Männer müssen Zwangsarbeit leisten. Für die

Vergewaltigung von Nuba-Frauen in den Konzentrationslagern erhielten Soldaten Prämien. Später wurden 25 000 Frauen und Kinder als Sklaven in den Nordsudan verschleppt oder in arabische Staaten verkauft oder verschenkt. Das sudanesische Militärregime verfolgt mit dem Völkermord sowohl wirtschaftliche und politische als auch rassistische Ziele. Das fruchtbare Land der Nuba wurde nach der Vertreibung der Bevölkerung arabischen Großgrundbesitzern zugesprochen, die neue industriell-mechanisierte Farmen aufbauen wollen.

Die Jahrtausende alte Kultur der Nuba soll vernichtet werden, um die Arabisierung und Islamisierung des Sudan fortzusetzen. Die Nuba gehörten einer Vielzahl kleinerer Gemeinschaften mit deutlich zu unterscheidenden ethnischen, religiösen, kulturellen und linguistischen Merkmalen an. Etwa 55 Prozent waren Anhänger des Islam, 30 Prozent bekannten sich zum Christentum und 15 Prozent gehörten traditionellen Religionen an. Als Schwarzafrikaner lebten sie in den Nuba-Bergen umgeben von arabisch-muslimischen Bevölkerungsgruppen. Welches Ausmaß der Rassismus der fundamentalistisch-islamischen Junta gegenüber der schwarzafrikanischen Bevölkerung angenommen hat, wird daran deutlich, dass auch muslimische Nuba planmäßig vernichtet werden.

9. Reaktion der internationalen Gemeinschaft

Am 22. Juli verabschiedeten beide Kammern des Kongresses in Washington in einstimmigen Beschlüssen eine Resolution, in welcher das systematische Vorgehen marodierender Reitermilizen zur Vertreibung der schwarzafrikanischen Bevölkerung aus Darfur als Völkermord verurteilt wird. In der Resolution wird Präsident George W. Bush aufgefordert, einen Beschluss des UN-Sicherheitsrates zur Verhängung von Sanktionen gegen den Sudan zu erreichen. "Während die Welt debattiert, sterben Menschen in Darfur", sagte der republikanische Senator Sam Brownback: "Wir können jetzt Leben retten statt hinterher darüber zu lamentieren, dass wir etwas hätten unternehmen sollen." Der demokratische Minderheitsführer im Senat, Tom Daschle, sagte, die amerikanische Regierung, die Staatengemeinschaft und vor allen die sudanesische Regierung, die "den Völkermord duldet, wenn nicht gar unterstützt", müssten diese wichtige Botschaft des Kongresses hören. (CNN, 23.7.2004)

Die deutsche Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul begrüßte nachdrücklich den Resolutionsentwurf der Vereinigten Staaten für den UN-Sicherheitsrat. "Ich appelliere an den UN-Sicherheitsrat, solche Sanktionen zu beschließen", sagte sie. Auch Bundesaußenminister Fischer unterstützte den Entwurf.

Viele weitere gewichtige Stimmen sprechen im Sommer 2004 von "Völkermord" oder "Genozid" im Sudan. So auch der frühere Innenminister und UN-Sudan-Beauftragte Gerhart Baum: "Im Grund verfolgt die gesamte Führung in Khartum eine Politik der ethnischen Säuberung", der sich auch für eine Entsendung einer UN-Friedenstruppe aussprach: "Über kurz oder lang werden wir ohnehin eingreifen müssen. Warum tun wir das Notwendige nicht so rechtzeitig, dass wir noch Menschen retten können?" (FAZ, 23.7.2004)

Der amerikanische Resolutionsentwurf wurde jedoch Ende Juli im Sicherheitsrat zerredet. Besonders Russland, China, Algerien, Angola, Benin und Pakistan sind gegen eine schärfere Resolution aufgetreten. Den USA, Deutschland und weiteren westlichen Ländern gelang es vor der Abstimmung am 30. Juli 2004 nicht, den formellen Vorwurf des "Völkermords" durchzusetzen. Dem Sudan werden nurmehr unbestimmte "Maßnahmen", keine "Sanktionen" angedroht. Mit den Gegenstimmen von China und Pakistan wurde dieser verwässerte Resolutionsentwurf am 30.7.2004 angenommen. Nach anfänglichem Zögern akzeptierte die sudanesische Regierung die Resolution, wenn auch begründete Zweifel darüber bestehen, ob sie die Forderungen auch nur in Ansätzen umsetzen wird.

Der SPD Fraktionsvize, Gernot Erler, bezeichnete die Resolution als Zynismus: "Khartum tanzt der Weltgemeinschaft auf der Nase rum."

 

Der Staatssekretär im französischen Außenministerium Renaud Muselier sprach sich am 8. Juli 2004 kurz nach seiner Rückkehr von einem Besuch im Sudan gegen die von den USA, Deutschland und Großbritannien befürwortete Verhängung von Sanktionen gegen den Sudan durch den Weltsicherheitsrat aus, da in Darfur "Bürgerkrieg" herrsche: "In Darfur wäre es besser, den Sudanesen zu helfen, die Krise zu überwinden, um eine Befriedung des Landes zu erreichen, statt Sanktionen zu erlassen, die sie wieder zu den Missetaten von früher zurückgreifen lassen würden", erklärte Muselier zum Ärger vieler Menschenrechts- und Hilfsorganisationen (BBC, 8.7.2004).

Dass sich gerade Frankreich gegen Sudan-Sanktionen ausspricht und zum wiederholten Male der sudanesischen Führung Schützenhilfe gibt, wundert nicht, da sich Frankreich in den letzten zehn Jahren systematisch um eine Rehabilitierung des sudanesischen Militärregimes in der Europäischen Union, den Vereinten Nationen und in internationalen Finanzinstitutionen (Internationaler Währungsfonds) bemüht hat. Paris hat in den letzten Jahren Sudan-kritische Initiativen der Europäischen Union blockiert und immer wieder für Khartum Partei ergriffen. Ende Juli 2004 setzte Paris seine im Tschad stationierten Truppen von 200 Mann in Bereitschaft. Sei sollen sich für einen humanitären Einsatz in Darfur bereithalten. Auch Flugzeuge für eine Luftbrücke will Frankreich einsetzen. Wie viele Soldaten Frankreich einsetzen will und wann, ließ Präsident Chirac noch offen. (Spiegel online, 30. 07. 2004)

Der Hochkommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge warnte am 6. Juli 2004, das Morden, die Vergewaltigungen, die Kämpfe und Vertreibungen habe auch drei Monate nach Unterzeichnung des Waffenstillstandsabkommens im April 2003 nicht gestoppt. Erst Anfang Juli sei eine neue Flüchtlingsgruppe in dem Lager Kalma bei Nyala (Süd Darfur) eingetroffen, die über Bombardements der sudanesischen Luftwaffe, Hubschrauberattacken und Angriffe der Janjawid auf ihre Dörfer berichteten (UNHCR, Presseerklärung, 6.7.2004). Nur wenige Tage zuvor, am 21. Juni 2004, hatten Milizionäre sechs Dörfer in der Nähe von Golo (Süd Darfur) niedergebrannt. Armee und Polizei-Einheiten, die sich in der Nähe aufhielten, schritten nicht ein (IRIN, 24.6.2004). Zur gleichen Zeit wurde auch das 30 Kilometer südöstlich von Nyala (Süd Darfur) gelegene Dorf Hajir Tono und eine Siedlung in der Nähe des Flüchtlingslagers Bilel von Janjawid-Milizen niedergebrannt.

Auch die UNICEF-Exekutivdirektorin Carol Bellamy bestätigte nach einem Besuch in dem Krisengebiet im Juni 2004, dass die Angriffe auf die Zivilbevölkerung noch immer anhielten, selbst wenn sich ihre Zahl im Vergleich zu den vorangegangenen Monaten verringert habe (UNICEF Presseerklärung, 15.6.2004).

10. Historische Hintergründe des Völkermords

10.1. Ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung Darfurs

Darfur ist gegliedert in Nord-, West- und Süddarfur, liegt im Westen des Sudan und ist etwa so groß wie Frankreich. Darfur grenzt im Norden an Libyen, im Westen an den Tschad und im Süden an die Zentralafrikanische Republik. Insgesamt hatte Darfur vor Ausbruch der gegenwärtigen Auseinandersetzungen rund fünf Millionen Einwohner.

Ethnische Zusammensetzung

Fur

Die Fur sind schwarzafrikanische Muslime, die in der im Zentrum gelegenen fruchtbarsten Region Darfurs als Bauern siedeln. Sie sind die größte ethnische Gruppe der Region und haben mit Darfur (Haus der Fur) dieser Region auch den Namen gegeben. Ihre Gesellschaft ist noch stark traditionell gegliedert, d.h. geprägt von der afrikanischen und islamischen Kultur, mit strengen Hierarchien, denen in den Dörfern Dorfälteste vorstehen. Die Sprache, das Fur, stammt aus der Nilo-Sahara Sprachfamilie. Erst vor einigen Jahren haben einige Fur begonnen, dem Druck Khartums nach und haben begonnen, Arabisch zu sprechen und sich zu arabisieren.

Massaleet

Die Massaleet sind ebenfalls schwarzafrikanische Muslime. Sie sprechen die gleichnamige Sprache Massaleet. Sie leben zumeist an der Grenze zum Tschad und sind Bauern. Seit einigen Jahren klagen sie über Arabisierungsversuche der Machthaber in Khartum und über wachsende Spannungen zwischen Bevölkerungsgruppen, die von der Regierung bewaffnet werden und gegeneinander kämpfen, frei nach dem alt bekannten "Teile und Herrsche"-Prinzip.

 

Zaghawa

Auch die Zaghawa, deren Sprache ebenfalls Zaghawa heißt, sind schwarzafrikanische Muslime, die nördlich der Fur auf einem Plateau an der Grenze zum Tschad und auch jenseits der Grenze leben. Sie sind Halbnomaden und bezeichnen sich selbst als Beri. Sie sind zumeist Viehzüchter und Sammler, bebauen in geringem Umfang auch Land. Die Region, in der sie leben, ist jedoch immer wieder von Hungersnöten und Dürre betroffen. Deshalb sind sie Halbnomaden geblieben.

Weitere schwarzafrikanische Gruppen in Darfur sind die Dajo, Tunjur und Tama. Seit 2003 sind auch sie Ziel bewaffneter Angriffe von Seiten arabischer Nomaden wie der Abala, die aus dem Tschad und Westafrika in den 1970er Jahren in den Sudan immigrierten und dort als nomadische Kamelzüchter leben.

Janjawid

Der Begriff Janjawid bedeutet "Bewaffnete auf Pferden" und wird seit den 1980er Jahren benutzt, um arabische Milizen zu bezeichnen, die von der sudanesischen Regierung bewaffnet worden sind. Unter den Janjawid finden sich Mitglieder mehrerer arabischer Stämme, so der Abbala Rizeigat, der Jalul, der Ereigat und der Mahariya sowie anderer kleinerer Gruppen. Die im Norden lebende Abbala Rizeigat (Kamelzüchter) und die im Süden lebenden Rizeigat (Viehzüchter) sind nur lose untereinander verbunden. Die Führung der Janjawid unter Musa Hilal genießt keine uneingeschränkte Akzeptanz unter den arabischen Stämmen. Musa Hilal soll von einem Stammesmitglied angegriffen und fast getötet worden sein.

An den Übergriffen beteiligt sind auch Janjawid-Milizen, die aus der Gruppe der Terjam stammen und in der Nähe von Nyala, Süddarfur ansässig sind. Hinzu kommen Araber aus dem Tschad, die auf beiden Seiten der Grenze leben. Sie sind hellhäutiger als die Araber im Sudan und sollen eine große Gruppe der Janjawid stellen. Genaue Zahlenangaben gibt es jedoch nicht.

Schon 1991 mobilisiert und bewaffnet wurde der arabische Stamm der Beni Halba Fursan, um die SPLA-Operation in Darfur zu zerschlagen. Die SPLA, die Widerstandsbewegung aus Südsudan, war 1991 in Darfur eingefallen. Einige Gruppen aus diesem Stamm sind an den aktuellen Menschenrechtsverletzungen beteiligt, der Großteil der Beni Halba jedoch hält sich aus dem Morden raus.

Dazu kommen die Rizeigat (Baggara) Murahaliin. Sie wurden Mitte der 1980er Jahre bewaffnet, um gegen die SPLA zu kämpfen, sind jedoch nicht in den gegenwärtigen Konflikt involviert. Es gibt aber Berichte darüber, dass die sudanesische Regierung versucht, aus weiteren Bevölkerungsgruppen Milizen zu rekrutieren.

10.2. Hintergründe des Konfliktes

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die schwierige ökologische Lage in Darfur, Dürre- und Hitzeperioden, die Verarmung und Vernachlässigung der Region und das gezielte Schüren von Konflikten zwischen den ethnischen Gruppen durch die Machthaber in Khartum (Bewaffnung von Gruppen, Straflosigkeit für Verbrechen, rassistische Diskriminierung der Schwarzafrikaner) zu einer Eskalation der Situation im Februar 2003 geführt haben.

10.3. Konflikte als Folge von Dürre und Hungersnot

Seit Anfang der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts nahmen die Spannungen zwischen den genannten Bevölkerungsgruppen entlang ethnischer Linien kontinuierlich zu. Der religiöse Faktor spielte hierbei keine Rolle, weil alle Beteiligten sunnitische Muslime sind.

Schwierige ökologische Bedingungen wie regelmäßige Dürre- und Hitzeperioden führten zu Landstreitigkeiten zwischen den Gruppen. Doch sie eskalierten bisher nie in einen länger andauernden Krieg.

Dies änderte sich erst Anfang der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts. Zwischen 1982 und 1985 dezimierte eine der schlimmsten Dürren in der Sahelzone die Viehbestände und die Vorräte aller in der Region lebenden Völker. Hinzu kam eine Eskalation des Bürgerkrieges im benachbarten Tschad, die sich auch auf Darfur auswirkte. Die verschiedenen Bürgerkriegsparteien im Tschad nutzten Darfur als Nachschubbasis und Waffenlager. Zur Verschärfung der Konflikte zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen trug auch die Einführung regionaler Regierungen im Sudan im Jahr 1980 bei. In der Auseinandersetzung um die Kontrolle der Regionalregierung wurde die Frage der Zugehörigkeit zu einer bestimmten ethnischen Gruppe zum entscheidenden Faktor.

Die sudanesischen Regierungen haben Darfur seit der Unabhängigkeit des Sudan im Jahr 1956 vernachlässigt. Das Straßennetz und die Infrastruktur sind unzureichend. Viele Menschen haben keinen Zugang zu Strom und fließendem Wasser. Es mangelt an Schulen und Krankenhäusern. Für die Machthaber in Khartum gewinnt diese Region nur an Interesse, wenn Aufstandsbewegungen dort ihren Machterhalt zu gefährden drohen. So ließ der Diktator Omar Hassan Al Bashir 1991 die Armee massiv intervenieren, als die südsudanesische Freiheitsbewegung SPLA militärische Erfolge in Darfur errang. Um den Einfluss der SPLA einzudämmen, ordnete die Regierung die zwangsweise Umsiedlung der Fur im Südwesten Darfurs in von der Armee kontrollierte Dörfer an. Diese Zwangsumsiedlung begünstigte arabische Bevölkerungsgruppen, die in der Folgezeit das Land der Fur in Besitz nahmen.

10.4. Militarisierung und Arabisierung Darfurs

Meist beschränkte sich die Zentralregierung darauf, die verschiedenen ethnischen Gruppen gegeneinander auszuspielen, um die Arabisierung Darfurs voranzutreiben und den Machterhalt in der Hauptstadt zu sichern. So ließ die demokratisch gewählte Regierung unter Präsident Sadiq El Mahdi (1986-1989) arabische Baggara-Viehnomaden bewaffnen. Ihre Milizen sollten die Arabisierung Darfurs vorantreiben und die Armee beim Kampf gegen die SPLA unterstützen. Auch die arabisierten Zaghawa bewaffneten sich. Die Fur wiederum erhielten Waffen von Aufständischen im Tschad. Dies führte zu einer enormen Militarisierung Darfurs, so dass nach 1987 immer mehr Kämpfe zwischen einzelnen ethnischen Gemeinschaften ausbrachen. Besonders umkämpft war zwischen Fur und arabischen Gruppen das Bergmassiv Jebel Marrah. Angesichts der katastrophalen Dürre in der Sahelzone drängten immer mehr Bewohner des nördlichen Darfur in fruchtbarere Gebiete im Zentrum der Region. Für die Nomaden war dies eine Frage des Überlebens, da sie von staatlicher Seite keine Hilfe bei der Bekämpfung der Dürre zu erwarten hatten. 1987 schlossen sich 27 arabische Nomaden-Gruppen zu einer "Arabischen Allianz" zusammen und erklärten nicht-arabischen Gruppen den Krieg. Schon damals behauptete die Zentralregierung, ausschließlich "Banditen" seien für die Kämpfe verantwortlich. Heute argumentiert Khartum ähnlich und bestreitet jeden politischen Hintergrund der bewaffneten Auseinandersetzungen.

Erst nach öffentlichen Protesten von Bürgern aus Darfur in Khartum und wachsendem Druck sudanesischer Parlamentsabgeordneter auf die Regierung wurde 1989 eine Friedenskonferenz einberufen, an der neben Fur auch Angehörige verschiedener arabischer Gruppen teilnahmen. Rund 5.000 Fur und 400 Araber waren seit Mitte der 80er Jahre bei den Kämpfen und Überfällen gestorben. Die Friedenskonferenz, bei der über zahlreiche strittige Fragen beraten wurde, führte zu einer zeitweiligen Beruhigung der Lage. Zu einer Entspannung trug auch bei, dass die von Darfur aus operierende Aufstandsbewegung unter Idris Deby die Macht im Tschad übernahm.

Im Mai 1991 übergaben Zaghawa ein Memorandum an Militärmachthaber Al Baschir, in dem sie ein sofortiges Ende der Massaker an den Zaghawa und eine Bestrafung der Verantwortlichen forderten. Auch kritisierten die Zaghawa die Abschaffung der "direkten Verwaltung" der Region durch die Militärregierung. Gemäß dieser traditionellen Verwaltungsstruktur unterstand die Region den traditionellen Führern der dort lebenden ethnischen Gemeinschaften. Doch jetzt teilte die Militärregierung die Verwaltungsbezirke in "Emirate" ein und ernannte selbst die ihnen vorstehenden "Sultane". Außerdem warfen die Zaghawa der hinter der Militärregierung stehenden radikal-muslimischen National Islamic Front (NIF) vor, die Bevölkerungsstruktur Darfurs gewaltsam zu verändern und kritisierten die fortschreitende Arabisierung der Region.

Systematisch bewaffnete die Armee Milizen arabischer oder arabisierter Bevölkerungsgruppen und bildete sie aus. Mit ihren Überfällen terrorisierten sie nicht-arabische Bevölkerungsgruppen. Zwischen Mai 1990 und Ende September 2002 starben nach Schätzungen von Beobachtern rund 5.000 Menschen bei Überfällen und bewaffneten Auseinandersetzungen. Rund 80.000 Familien flüchteten in diesem Zeitraum vor den Angriffen aus ihren Siedlungen, 18.500 Häuser und über 510 Geschäfte wurden geplündert oder niedergebrannt, 200.000 Stück Vieh wurden geraubt. 350.000 Massaleet suchten in anderen Landesteilen Zuflucht, 30.000 Massaleet flohen in den benachbarten Tschad. Willkürliche Verhaftungen, Überfälle, Plünderungen, Raub, Vergewaltigungen, politisch motivierte Morde und unfaire Gerichtsverfahren haben seit Anfang der 90er Jahre nochmals deutlich zugenommen.

War es in den 80er Jahren für die Dürre-Opfer aus der Sahelzone eine Frage des Überlebens, neue Siedlungsräume zu erschließen, so hat sich seither der Charakter der Auseinandersetzungen in Darfur deutlich gewandelt. Nicht "Banditen" sind für die meisten Übergriffe verantwortlich, sondern von der sudanesischen Armee ausgerüstete und ausgebildete Milizionäre. Daher ist die heute amtierende sudanesische Staatsführung ebenso wie die vorangegangene demokratisch gewählte Regierung mitverantwortlich für die schweren Übergriffe auf afrikanische Bevölkerungsgruppen in Darfur. In Khartum ignorierte man die zahlreichen Berichte über Massaker und Überfälle der verbündeten Milizen sowie die faktenreich vorgetragenen Klagen der Betroffenen. Machthaber Al Baschir unterließ es, den Schutz der in Darfur lebenden sudanesischen Bürger afrikanischer Abstammung sicherzustellen. Mit der Einrichtung von Sondergerichten wurde nur neues Unrecht gefördert. Die Verantwortlichen für die schweren Menschenrechtsverletzungen blieben meist straflos.

10.5. Eskalation des Konflikts 2003

Mit Massenverhaftungen reagierten die sudanesischen Sicherheitskräfte auf Kämpfe zwischen der in Darfur operierenden Freiheitsbewegung SLA und der sudanesischen Armee in Al Fasher. Rund 150 Menschen wurden in Al Fasher und zwei weiteren Städten festgenommen, nachdem die SLA überraschend Geländegewinne erzielte und mit spektakulären Angriffen auf sich aufmerksam machte. So gelang es der SLA nach eigenen Angaben bei einer Attacke auf Al Fasher am 25. April 2003, vier Apache-Hubschrauber und zwei Antonov-Flugzeuge der sudanesischen Luftwaffe zu beschädigen und Luftwaffen-Generalmajor Ibrahim Bushra Ismail sowie Hauptmann Mubarak Muhammad al-Saraj vom Militärischen Abschirmdienst gefangen zu nehmen (Associated Press, 28.4.2003 / Agence France Presse, 29.4.2003). 75 Soldaten und sieben Zivilisten seien bei dem SLA-Angriff zu Tode gekommen, 32 Armee-Angehörige seien in Gefangenschaft geraten, bestätigten Armee-Sprecher (NDA Radio, 4.5.2003 / Agence France Presse, 6.5.2003).

Auf diesen Übergriff der SLA reagierte die Khartumer Zentrale mit Massenfestnahmen, Bombardements von Dörfern und dem Einsatz der Janjawid-Milizen in Darfur gegen die Zivilbevölkerung.

Die systematische Bombardierung von Dörfern erinnert an den Vernichtungsfeldszug der sudanesischen Armee in den Nuba Bergen. Auch dort legte die Luftwaffe unzählige Dörfer in den 90er Jahren während ihres Völkermordes an den Nuba in Schutt und Asche.

In Norddarfur flohen im April 2003 Tausende Menschen aus ihren Dörfern, nachdem mehrere Dörfer von der Armee oder verbündeten Milizen angegriffen worden waren. Mit immer neuen grausamen Überfällen verbreiten Milizen arabischer oder arabisierter Bevölkerungsgruppen Schrecken und Angst unter der afrikanischen Bevölkerung Darfurs.

 

12. Abkürzungs- und Quellenverzeichnis

AFP: Agence France Press

Africa News

AI: Amnesty International

Aljazeera

AP: Associated Press

AU: African Union

BBC: British Broadcasting Corporation

CNN: Central News Network

Daily Star

Daily Telegraph

Darfur Net

Darfur Association Toronto

DDA: Darfur Diaspora Association

Die Zeit

DPA: Deutsche Presse Agentur

FAZ: Frankfurter Allgemeine Zeitung

Focus

FR: Frankfurter Rundschau

Fur Diaspora Association

GoS: Government of Sudan

Hamburger Abendblatt

HRW: Human Rights Watch

ICG: International Crisis Group

IDP: Internally Displaced Persons

IFRC: International Federation of the Red Cross

IGAD: Inter-Governmental Authority on Development

IKRK: Internationales Komitee vom Roten Kreuz

IRIN: Integrated Regional Information Networks

JA: Justice Africa

JEM: Justice and Equality Movement

MEO: Middle East Online

Misna

MSF: Médecins sans Frontières

NZZ: Neue Zürcher Zeitung

OCHA: UN-Office for the Coordination of Humanitarian Affairs

OMCT: Organisation Mondiale contre la Torture

PHR: Physicians for Human Rights

Refugees Internatonal

Relief Web

Representative of the Massaleit Community

Reuters

Save the Children

SHRO: Sudan Human Rights Organisation

SFP: Sudan Focal Point

SLA: Sudan Liberation Army/Movement (früher: Darfur Liberation Front)

SPLM/A: Sudan People's Liberation Movement/Army

Spiegel

Standard

SZ: Süddeutsche Zeitung

SUMM: Sudan Movement of Marginalised Majority

TAZ: tageszeitung

Tagesspiegel

The Guardian

The Independent

UN: United Nations

UNFPA: UN Population Fund

UNICEF: UN Children's Fund

USAID: U.S. Agency for International Development

VN: Vereinte Nationen

Welt

WHO: World Health Organisation

 

13. Ein Blick zurück: Golo Mann zum Völkermord in Biafra 1968

>> Wütet die Hungersnot in Biafra bis zu ihrem natürlichen Ende, ohne daß etwas Entscheidendes dagegen geschieht, dann wird sie sich anderswo wiederholen, mit oder ohne Krieg, und wird die "Ruhe unseres Lebens" nicht stören; stumpf wie die Steine oder die tiefer stehenden Tiere werden wir am Fernsehen immer die gleichen Bilder an uns vorüberziehen sehen, bis, auf irgendeine andere Art, das Schicksal uns selber wohlverdientermaßen zermalmt. Denn eine zivilisierte Menschheit, welche solches "gelassen" hinnähme, würde sicher zum Schluß sich selber ruinieren.

Man mag einwenden, Hungersnot habe es doch zu allen Zeiten da und dort gegeben. Gewiß; aber früher gab es nicht den unbegrenzten Überfluß, nicht die technische Möglichkeit der Hilfe, nicht die augenblickliche Information, nicht den unmittelbaren Augenschein, der heute ist; nicht die Verantwortung der ganzen Menschheit für die ganze Menschheit, die heute ist und morgen sein wird. Für ein Bewußtsein dieser neuen Pflicht hat es in den letzten Monaten Anzeichen gegeben; in vielen Ländern, auch und zumal in Deutschland. Die Bereitschaft zu helfen ist da. Es fehlten die politischen Mittel, der politische Wille.

Es fehlte die politische Phantasie angesichts ungeeigneter, verdorrter, aus einem anderen Kontinent nach Afrika eingeschleppter Rechtsbegriffe. Warum hat die reichste, die mächtigste, die technologische Meisternation für die verhungernden Ibo-Kinder beinahe nichts getan, während sie doch für das blutige Phantom der Demokratie in Vietnam so sehr viel tut? Weil es gegen das "Völkerrecht" gewesen wäre, die "Einmischung" in die "inneren Angelegenheiten" eines "souveränen Staates". Aber Nigeria ist kein Staat, wie die Nordamerikanische Union einer ist, der Hungertod eines Volkes ist keine innere Angelegenheit. Ein paar Dutzend amerikanischer Transportflugzeuge, von Jägern geschützt, ein paar hundert amerikanischer LKWs, geführt von einer Panzerbrigade, hätten jeden Spuk "nigerianischen" Widerstandes weggeblasen, hätten die zum Tode Verurteilten gerettet, hätten Beifall und jubelnden Dank der Menschheit gefunden, hätten eine neue, bessere Epoche der Weltgeschichte begonnen. - Es darf keine "Gelassenheit" sein, ehe nicht etwas dieser Art geschieht.

Den jungen Deutschen, die die Aktion Biafra-Hilfe gründeten und die vorliegenden Dokumente zusammenstellten, gebührt Dank. Ich könnte mir vorstellen, daß sie es nicht leicht hatten, zumal unter ihren Kommilitonen. Wer nur von "Revolution" träumt, macht sich nicht viel aus "humanitärer Hilfe". Ein Krieg, in dem englische "Imperialisten" und russische "Kommunisten" am gleichen Tau des Verbrechens ziehen, in dem eine ehemalige Kolonie um die angebliche Einheit ihres Staates kämpft gegen einen Stamm, der nicht einmal "sozialistisch" ist, das interessiert nicht, darüber steht bei Lenin nichts drin. Aber Situationen gibt es, da nützt keine Theorie, da schadet alle Theorie; da soll man alles verbogene Kunstdenken zum Teufel schicken. Wäre der Ursprung des Biafrakrieges auch ein anderer als er ist, wären die Anführer der Ibos schuldiger als sie sind (und ganz unschuldige Seiten gibt es in keinem Krieg) - wo Millionen Mitmenschen vom Hungertod bedroht sind, gilt nur eines: Hilfe. Kommt sie diesmal, dann wird sie später anderswo wiederholt werden. Kommt sie diesmal nicht, dann kommt sie nie. Und dann wird auch uns nicht geholfen werden.

Geleitwort von Golo Mann, 1968 zu dem Buch: "Biafra, Todesurteil für ein Volk.", herausgegeben von Tilman Zülch und Klaus Guercke, Lettnerverlag Berlin.

 

Der Völkermord in Biafra forderte zwei Millionen Opfer, überwiegend Angehörige des Ibo-Volkes. Allein im Juni 1968 sollen täglich 10.000 Kinder an den Folgen der Einkesselung und Hungerblockade Restbiafras gestorben sein. Die sozialdemokratische britische Regierung Wilson und die sowjetische Regierung unter Generalsekretär Breschnew unterstützten die Haupttäter der nigerianischen Militärdiktatur unter Gowon.