03.08.2015

Weltkongress der Krimtataren in Ankara geprägt von großen Zukunftssorgen

Verabschiedete Resolution fordert Rechte der muslimischen Minderheit ein (News)

© Flickr/The magic world of Marina S

Am vergangenen Wochenende fand in Ankara der zweite Weltkongress der Krimtataren statt. Über 200 Repräsentanten krimtatarischer Organisationen nahmen an dem Treffen teil. Doch mehrere prominente Vertreter konnten nicht aus der Krim ausreisen: Nariman Dscheljal, der Vizepräsident des Medschlis, Ilmi Umerov, Medschlismitglied und Zair Smedljajev, Leiter der zentralen Wahlkommission des Kurultaj, des Volkskongresses der Krimtataren, schickten Videobotschaften nach Ankara. Sie waren vor dem Kongress wochenlang durch die pro-russische Regierung unter Druck gesetzt worden.

Der Weltkongress verabschiedete eine Resolution, in der vier Forderungen aufgestellt wurden:

1. Die Krimtataren müssen als indigenes, historisch auf der Krim verwurzeltes Volk anerkannt werden. Sie müssen das Recht haben, über das Schicksal ihrer einzigen Heimat mitzubestimmen und alle Entscheidungen, die gegen ihren Willen getroffen werden, abzulehnen.

2. Die Weltgemeinschaft soll alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die illegale Annexion der Krim zu beenden und die territoriale Integrität der Ukraine wiederherzustellen.

3. Die Krim-Frage darf nicht von der Agenda jeglicher internationaler Verhandlungen mit Russland entfernt werden, bis Russland seine de facto Okkupation der Halbinsel beendet.

4. Die Weltgemeinschaft soll helfen, die krimtatarische Sprache, Kultur und nationale Identität zu bewahren. Im Moment ist sie als Folge der Verbrechen gegen die Krimtataren in den letzten zwei Jahrhunderten vom Aussterben bedroht.

Im Anschluss an diese Punkte bekannten sich die Delegierten zu den Prinzipien der Menschenrechte, des Völkerrechts und der Demokratie. Sie wünschten sich Frieden und Harmonie.

Mit großem Applaus wurde die Rede des ukrainischen Außenministers Pavlo Klimkin aufgenommen:

Dieses Treffen findet in einer schwierigen Zeit voller Herausforderungen statt. Eine Zeit, in der wir alle vor die Wahl gestellt werden, zu verstehen oder nicht zu verstehen, zu sprechen oder zu schweigen, zu sehen oder die Augen zu verschließen, zu kämpfen oder aufzugeben. Es gibt zu viele Dinge, die die Ukraine den Krimtataren sagen muss. Als erstes und wichtigstes müssen wir danken für die Unterstützung heute. Und wir müssen uns entschuldigen, dafür dass wir gestern den Krimtataren zu wenig vertraut, sie zu wenig unterstützt, zu wenig mit ihnen zusammengearbeitet haben. Die Wahrheit ist, Ukrainer und Krimtataren gehören zusammen.

 

Doch die Sorgen um die Zukunft der Krimtataren sind groß. 15.000 sind von der Halbinsel geflohen und die systematische Unterdrückung sowie die Versuche, die Nationalbewegung zu spalten, dauern an. Pro-russische Krimtataren versammelten sich zeitgleich auf der Krim. Sie hatten wenige Tage zuvor einer Delegation von französischen Parlamentariern gegenüber schon das pro-russische Regime gelobt. Der Weltkongress in Ankara zeichnete ein völlig anderes Bild - eines, das Russland nicht gefallen wird.


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