11.07.2012

Westerwelle soll sich für Rechte von Kopten und Beduinen einsetzen – Christen gründen „Koptische Bruderschaft“

Deutscher Außenminister trifft Ägyptens Präsident Mursi

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat Außenminister Guido Westerwelle am Montag dazu aufgefordert, sich bei seinem überraschend angekündigten heutigen Treffen mit Ägyptens Staatspräsidenten Mohamed Mursi für mehr Rechte für Kopten und Beduinen einzusetzen. „Wenn es der neue ägyptische Präsident mit seiner Botschaft ernst meint, ein Staatschef aller Ägypter sein zu wollen, dann muss er mehr für die Rechte der Kopten tun und nicht nur einen Kopten zum Minister ernennen“, erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius.

„Trotz der beschwichtigenden Äußerungen Mursis sind die Kopten in Ägypten sehr besorgt“, berichtete Delius. Denn Mursi hatte ihnen während seines Wahlkampfes Verrat an der Revolution vorgeworfen, wenn sie für seinen Gegenkandidaten Ahmed Shafiq stimmen würden. „Kopten wollen nicht nur besseren Schutz, sondern vor allem mehr Rechte.“ So fordern sie die Beachtung der neuen Regeln zum Neubau und zur Renovierung von Kirchen, mehr Gleichstellung mit Muslimen und Gerechtigkeit im Alltag sowie die Einführung eines zivilrechtlichen Scheidungsrechts. Da Kopten bislang kaum die Möglichkeiten haben, ihre Ehe aufzulösen, konvertieren viele zum Islam.

Als Reaktion auf die neue Machtstellung der „Muslim-Bruderschaft“ von Mursi haben Christen am vergangenen Wochenende die „Koptische Bruderschaft“ gegründet. Die neue Organisation versteht sich als Gegengewicht zur Muslim-Bruderschaft und will vor allem Diskriminierung und Menschenrechtsverletzungen an Kopten dokumentieren und öffentlich machen.

Auch für die Beduinen auf dem Sinai muss dringend mehr getan werden, wenn der Nahost-Friedensprozess nicht weiter gefördert werden soll. Denn in Israel werden die zunehmende Gewalt auf der Sinai Halbinsel und Mursis Wahl mit großer Sorge verfolgt. So hatte Mohamed Badi, einer der höchsten Führer der Muslim-Bruderschaft, vergangene Woche Muslime zum heiligen Krieg gegen Israel aufgefordert. Außerdem gab es am 1. Juli 2012 in der Stadt Arish im Norden des Sinai schwere Auseinandersetzungen zwischen Hamas- und Fatah-Aktivisten. Beide Seiten versuchten, Beduinen für ihre Streitigkeiten zu mobilisieren. „Wenn Ägyptens neue Regierung nicht endlich mehr tut für die lange benachteiligten 700.000 Beduinen auf dem Sinai, dann werden Salafisten und andere radikale Islamisten die Beduinen vereinnahmen“, warnte Delius.