20.05.2020

Wirbelsturm Amphan gefährdet Rohingya

Doppelte Bedrohung für Geflüchtete (Pressemitteilung)

Vor nicht einmal einer Woche wurden in den Flüchtlingslagern in Cox’s Bazar in Bangladesch die ersten Covid-19-Fälle gemeldet. Während sich die Viruserkrankung ausbreitet, rast bereits die nächste Katastrophe auf die überfüllten Lager zu: der tropische Wirbelsturm Amphan. Er bedroht Millionen von Menschen in Indien und Bangladesch. „Die aus Myanmar geflüchteten Rohingya sitzen in den Lagern in der Falle“, berichtet Jasna Causevic, Referentin für Genozid-Prävention und Schutzverantwortung bei der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). „Durch die beengten Verhältnisse und mangelhaften Sanitäranlagen sind sie dem Virus ausgeliefert. Zugleich bieten die provisorischen Hütten aus Plastikfolie keinerlei Schutz vor dem Sturm.“ Noch bedrohlicher wäre die Lage, würden die Geflüchteten auf die Insel Bhasar Chan umgesiedelt. 

Der Zyklon werde verheerend, zöge aber immerhin irgendwann vorüber. „Die tieferen Probleme werden bleiben“, befürchtet Dr. Ambia Parveen, Vizepräsidentin des European Rohingya Council (ERC). „Ohne schnelle internationale Hilfe wird sich das Virus ungehindert in den Lagern ausbreiten – und weitere Stürme werden kommen.“ Langfristig wäre den Ronigya erst geholfen, wenn sie in ihre Heimat zurückkehren und dort mit vollen staatsbürgerlichen Rechten und frei von Repression leben könnten. 

GfbV und ERC fordern die Regierungen der südostasiatischen Staaten, insbesondere Bangladeschs, sowie die in den Flüchtlingslagern tätigen Institutionen und die NGOs dazu auf, Aufklärung über soziale Medien zu leisten: Informationen über das neue Coronavirus müssen in der Rohingya-Sprache zur Verfügung stehen. Die Camps brauchen unverzüglich Hygiene-Kits mit Masken, Seife, Reinigungs- und Desinfektionsmitteln. Die Sanitäranlagen müssen deutlich ausgebaut werden. Um Feuer- und Naturkatastrophen überstehen zu können, brauchen die Menschen solide Schutzräume.

„Nur, wenn die Rohingya in ihre Heimat zurückkehren können, können sie sich selbst helfen und schützen“, so Causevic. „Die Regierung von Myanmar muss ihnen Staatsbürgerschaftsrechte zuerkennen und die Gewalt und Diskriminierung beenden.“ Bis zum Beginn eines Rückführungsprozesses müsse die Regierung Bangladeschs die Internetbeschränkungen aufheben, damit Rohingya-Kinder zumindest online Schulunterricht bekommen könnten. Auch der grassierende Menschenschmuggel und -handel müssten gestoppt und die Verantwortlichen strafrechtlich verfolgt werden. Dazu seien neben Bangladesch auch Malaysia, Indonesien, Thailand und Myanmar in der Pflicht.