14.01.2013

Wüstenkrieg dient auch Sicherung von Frankreichs Energieversorgung - Uranvorkommen in Niger in Gefahr

Militärintervention in Mali: Frankreich bestreitet eigennützige Interessen

Frankreichs Militärintervention in Mali dient nicht nur der Terrorismus-Bekämpfung, sondern auch der Sicherung seiner eigenen Energieversorgung mit preiswertem Uran aus Malis Nachbarland Niger. Dies erklärte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Sonntag in Göttingen, nachdem der französische Staatspräsident Francois Hollande am Samstagabend betont hatte, sein Land interveniere nicht aus eigennützigen Interessen in Mali. "Der wachsende Einfluss radikaler Islamisten ist nicht nur eine Gefahr für die Menschenrechte, sondern bedroht auch die Sicherheit der Uranversorgung Frankreichs", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. "Denn die Islamisten haben mit Entführungen französischer Ingenieure aus den Uranminen deutlich gemacht, dass sie auch im Norden des Niger ungehindert operieren können." Noch immer halten radikale Islamisten im Norden Malis vier französische Techniker als Geiseln fest, die am 16. September 2010 aus der Minenstadt Arlit (Niger) entführt wurden.

"Frankreich will nicht nur einen radikal-islamischen Gottesstaat in Mali verhindern, sondern auch seine eigenen strategischen und wirtschaftlichen Interessen sichern", erklärte Delius. "So versteht es Frankreich immer wieder geschickt, seine europäischen Partner mit Alleingängen zur Solidarität zu zwingen und damit auch französischen Interessen zu dienen."

Rund ein Drittel der 58 Kernkraftwerke in Frankreich werden mit Uran aus Niger betrieben. Kernkraft sichert 78 Prozent der Stromversorgung in Frankreich. Der Niger ist weltweit der viertgrößte Uranproduzent. Im Jahr 2011 wurden 4.075 Tonnen der 4.351 landesweit geförderten Tonnen Uran von den zwei Unternehmen SOMAIR und COMINAK abgebaut, bei denen der französische Staatskonzern AREVA Mehrheitsaktionär ist. Neben den schon existierenden Minen in den Tuareg-Gebieten im Norden des Landes, plant AREVA in zwei Jahren eine neue große Uran-Mine in Imouraren in Betrieb zu nehmen. AREVA investiert mindestens 1,2 Milliarden Euro in dieses neue Projekt, das die jährliche Uranförderung in Niger jährlich um 5000 Tonnen steigern soll. Seit dem Jahr 1971 betreibt AREVA kommerziellen Uranbergbau im Norden Niger. Das Unternehmen ist der größte ausländische Investor in dem Land.

In der Bergbauregion lebende Tuareg kritisieren seit Jahren die katastrophalen ökologischen Folgen der Uranförderung und beklagen, dass ihre Region zu wenig von der Förderung der Bodenschätze profitiert. Radioaktiv verseuchter Abraum beeinträchtigt massiv die Gesundheit vieler Tuareg.