25.01.2021

Zwei Jahre nach dem Brumadinho-Dammbruch (25.1.)

Nachhaltig verseucht, ohne Perspektive (Pressemitteilung)

Auch zwei Jahre nach dem verheerenden Brumadinho-Dammbruch in Brasilien leiden die betroffenen indigenen Gemeinschaften unter den Auswirkungen der Katastrophe. Am 25. Januar 2019 hatte der Bruch des Dammes B1 in der Eisenmine Córrego do Feijão, nahe Brumadinho, eine giftige Schlammlawine ausgelöst. Sie ergoss sich aus dem Auffangbecken, tötete hunderte von Menschen und verseuchte fruchtbare Böden sowie den Paraopeba-Fluss. Dieser versorgte die Region mit Trinkwasser und bildete die Existenzgrundlage und Teil der kulturellen Identität der indigenen Gemeinden Pataxó und Pataxó Hã-Hã-Hãe. „Die Regierung gibt den Menschen eine kleine Rente, die aber kaum zum Überleben reicht“, erklärt Juliana Miyazaki, Referentin für indigene Völker bei der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). „Von einer Reinigung des Gebietes und Wiederherstellung des Ökosystems kann keine Rede sein – eine langfristige Perspektive gibt es anscheinend nicht.“

Laut einer Studie der Nationalen Wasserbehörde Brasiliens, die direkt nach der Katastrophe veröffentlicht wurde, wurden in den Gewässern bis zu 21-fach erhöhte Werte von Schwermetallen gefunden, darunter Mangan, Blei, Quecksilber und Arsen. Eine zweite Studie Ende 2019 fand etwas geringere Verunreinigungen. „Fachleute warnen allerdings, dass die im Flussbett abgelagerten Erze nach starken Regenfällen wieder an die Oberfläche kommen und das Wasser erneut verunreinigen könnten“, so Miyazaki. „Und unsere indigenen Kontakte in der Region berichten uns, dass es seit über einem Jahr überhaupt keine neuen Messungen gab.“ 

Laut Arakuã Pataxó, der in der Region lebt, wurden keine weiteren Maßnahmen ergriffen und der Fluss ist weiterhin kontaminiert. Das Wasser sei jedenfalls nicht nutzbar – weder zum Trinken noch zum Kochen oder Waschen. Er würde sich sehr wünschen, „dass Vale und die Regierung unsere Mutter Natur, unseren Fluss, unsere saubere Luft und unser Volk respektieren und dass die Justiz unsere in der Verfassung verankerten Rechte durchsetzt“, sagt er. 

Der Bergbaukonzern Vale und das brasilianische Bundesland Minas Gerais verhandeln aktuell über Entschädigungssummen. Wenn es bis zum 29. Januar zu keiner Einigung kommt, soll ein Gericht über die Summe entscheiden. Dieser Prozess könnte sich allerdings lange hinziehen.

Die Münchner TÜV Süd AG, die den maroden Damm erst wenige Wochen vor der Katastrophe als sicher zertifiziert hatte, sieht sich in ihrer Korrespondenz mit der GfbV nicht in der Verantwortung. Gemeinsam mit den Pataxó und den Pataxó Hã-Hã-Hãe hat die Menschenrechtsorganisation Beschwerde gegen das Unternehmen bei der OECD eingereicht.