Pressemitteilung

30.07.2020

13 Mitglieder einer Familie in Nigeria ermordet

Schutz der Zivilbevölkerung unzureichend – Über 2.700 Tote in drei Monaten (Pressemitteilung)

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) beklagt den mangelhaften Schutz der Zivilbevölkerung im Norden und Zentrum Nigerias. Alleine zwischen April und Juni 2020 seien mehr als 2.700 Menschen bei Angriffen der radikal-islamistischen Terrorgruppe Boko Haram oder bei Auseinandersetzungen zwischen Hirten, Bauern und Banditen getötet worden. Ein besonders schrecklicher Fall ereignete sich am gestrigen Mittwoch, als 13 Mitglieder einer Familie bei einem nächtlichen Angriff ermordet wurden. Nur ein Familienangehöriger in dem Dorf überlebte den Überfall, bei dem auch mehrere Kinder getötet wurden. Insgesamt starben 14 Menschen, sechs weitere wurden bei dem Überfall auf das Dorf Agbudu im Bundesstaat Kogi verletzt. 

„Nigeria muss endlich für einen wirksameren Schutz der Zivilbevölkerung vor Gewalt sorgen“, forderte GfbV-Direktor Ulrich Delius am Donnerstag in Göttingen. „Ob religiöser Extremismus, Konflikte um Land und Wasser oder ethnische Auseinandersetzungen die Ursache für die Gewalt sind: Immer entsteht dadurch neuer Hass, der weitere Gewalt nach sich zieht. Dieser Kreislauf des Todes in Nord- und Zentral-Nigeria kann nur durch staatliches Handeln durchbrochen werden.“ Es sei ein Armutszeugnis für Nigerias Demokratie, dass sie ihre eigene Bevölkerung nicht wirksam vor diesem Gewaltzyklus schütze.

Allein zwischen dem 18. und 24. Juli 2020 wurden im Norden Nigerias bei Angriffen 142 Menschen getötet und 44 Personen verschleppt. Im Bundesstaat Kaduna im Zentrum des Landes wurden in diesem Zeitraum bei sechs Überfällen 59 Menschen getötet. Viele dieser Überfälle gingen auf Auseinandersetzungen zwischen bäuerlicher und nomadischer Bevölkerung über Land- und Weiderechte zurück. Aber auch religiöse Fragen spielten bei den Konflikten oft eine Rolle. So sehen sich viele christliche Bauernfamilien als Opfer der Expansion muslimischer Hirten, die auf der Suche nach neuen Weideflächen für ihr Vieh aus dem vom Klimawandel gezeichneten Norden des Landes in den landwirtschaftlich geprägten Süden vordringen.