Pressemitteilung

07.09.2021

Bewusst inszenierte Brutalität

Indigene in Nicaragua ermordet (Pressemitteilung)

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) verurteilt das brutale Massaker an mindestens 13 indigenen Mayangna und Miskito in Nicaragua, die bei einem Überfall durch nicht-indigene Siedler starben. Örtlichen Medien und NGOs zufolge habe das Massaker am 23. August im Biosphärenreservat Bosawas nahe der Grenze zu Honduras stattgefunden. „Die Tat wurde ganz bewusst besonders grausam inszeniert. Die Leichen zeigten Anzeichen von Folter. Mehrere Frauen wurden erst vergewaltigt und dann getötet. Das jüngste Opfer war ein sechsjähriges Kind. Dies ist nicht der erste Vorfall dieser Art in Nicaragua. Solange die Polizei Gewalttaten gegen Indigene nicht konsequent verfolgt, wird es auch nicht die letzte bleiben“, erklärt Regina Sonk, GfbV-Referentin für indigene Völker. „Das weitgehende Desinteresse nicht-indigener Behörden an anti-indigener Gewalt ermutigt Täter zu weiteren Verbrechen.“ Dieses Phänomen zeige sich nicht nur in Nicaragua, sondern in weiten Teilen Südamerikas.

Das Massaker ereignete sich zwischen 19 und 21 Uhr auf dem Kiwakumbaih, einem Hügel, der eine heilige Stätte und zugleich traditionelles Jagd- und Fischereigebiet ist. „Unüberhörbar ist das Schweigen der Polizei zu diesem Massaker, das die Hinterbliebenen zusätzlich traumatisiert“, kritisiert Sonk. „Sie bekommen vermittelt, dass ihr Leid keine Rolle spielt. Denn hier geht es nicht nur um das Eindringen in Naturschutzgebiete und indigene Territorien, sondern um mutmaßlich geplante Hinrichtungen. Die Politik muss solche Verbrechen endlich mit angemessenen Strafen versehen und das Gesetz unmissverständlich durchsetzen.“ 

Die wahrscheinlichen Gründe für das Eindringen und die Gewalt seien schließlich die gleichen, die auch indigene Gemeinschaften in anderen Teilen des Kontinents plagen: nämlich Goldsuche, Holzfällerei und Landraub für die Agrar-Industrie.