Pressemitteilung

28.11.2018

China: Seit drei Wochen kein Lebenszeichen von festgenommenem Fotografen

Menschenrechtler fordern Freilassung des vielfach ausgezeichneten Fotografen Lu Guang (Pressemitteilung)

Journalisten werde es immer schwerer gemacht, in Xinjiang zu recherchieren und zu fotografieren. Jede Festnahme unterstreiche das hohe persönliche Risiko für kritische Journalisten. Bild: Bruno Vanbesien via Flickr CC BY-NC-ND 2.0

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) fordert die sofortige Freilassung des von der chinesischen Polizei in der Region Xinjiang verschleppten prominenten Fotografen Lu Guang. Er wurde am 3. November 2018 auf einer Vortragsreise im Nordwesten Chinas festgenommen. Seitdem fehlt jedes Lebenszeichen von ihm. Zuvor hatte er die vor allem von Uiguren bewohnte Stadt Kashgar besucht. In ihrer Nähe befinden sich besonders viele Umerziehungslager, in denen Uiguren und Kasachen gegen ihren Willen festgehalten werden. Lu Guang gilt als einer der bekanntesten Fotografen Chinas, lebt aber mit seiner Ehefrau in New York. Er wurde wegen seines sozialen und ökologischen Engagements vielfach ausgezeichnet, darunter dreimal mit dem World Press Photo Award und mit dem Henri-Nannen-Preis.

„Wir sind in akuter Sorge um das Leben von Lu Guang“, sagte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. In Zeiten, in denen zehntausende Uiguren und Kasachen willkürlich in Gewahrsam genommen und auf unbegrenzte Zeit in Lagern weggesperrt würden, müsse sein plötzliches Verschwinden besonders ernst genommen und schnell aufgeklärt werden.

„Lu Guang ist das fotografische Gewissen Chinas“, sagte Delius. Akribisch dokumentiere er den hohen Preis, den die Natur und die Menschen in China für die rücksichtslose Förderung des industriellen Wachstums zahlen. Er sei es gewohnt, dass seine bewegenden Bilder bei Chinas Machthabern Anstoß erregten und zensiert würden. Wegen seiner Arbeit sei er auch häufig bedroht worden.

Die GfbV befürchtet nicht nur, dass die Verhaftung des Fotografen mit der dramatischen Verschlechterung der Menschenrechtslage in Xinjiang zusammenhängt, sondern dass sie auch negative Folgen für die Medien-Berichterstattung haben wird. Journalisten werde es immer schwerer gemacht, in Xinjiang zu recherchieren und zu fotografieren. Jede Festnahme unterstreiche das hohe persönliche Risiko für kritische Journalisten, unabhängig über Menschenrechtsverletzungen und Missstände in China zu berichten.

Headerbild: Bruno Vanbesien via Flickr