Pressemitteilung

17.04.2019

China: Volkswagen verletzt eigene Prinzipien und verspielt Glaubwürdigkeit

VW-Chef will nichts von Umerziehungslagern in China gewusst haben (Pressemitteilung)

Headerbild: Daniel Zimmermann via Flickr (CC BY-NC-ND 2.0)

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) und der Weltkongress der Uiguren (WUC) werfen der Volkswagen AG vor, ihre Glaubwürdigkeit zu verspielen. Gestern hatte der Vorstandsvorsitzende des Konzerns, Herbert Diess, gegenüber dem Fernsehsender BBC erklärt, nichts über die Umerziehungslager in China zu wissen, in denen 1,5 Millionen Uiguren und Kasachen interniert sind. „Wer jedes zweite Auto in der Volksrepublik verkauft und ein Vorstandsmitglied nur für das China-Geschäft hat, kann nicht glaubhaft behaupten, nichts von den berüchtigten Lagern zu wissen“, erklärt Ulrich Delius, Direktor der GfbV. Seit Sommer 2018 haben alle deutschen und internationalen Medien über die berüchtigten Camps berichtet. „Jede uigurische Familie vermisst Angehörige, die in Lager verschleppt wurden. Volkswagen betreibt in der Heimat der Uiguren ein eigenes Werk. Die Verbrechen der Behörden dort können der Konzernführung nicht entgangen sein“, sagt Dolkun Isa, Präsident des WUC.

Die Menschenrechtsorganisationen erinnern die Volkswagenführung an ihre eigenen Unternehmensgrundsätze, die sie mit ihrem Schweigen zu den Lagern verrät. Im Code of Conduct der Volkswagen AG, den Herbert Diess neben anderen VW-Managern unterzeichnet hat, sind der Respekt international anerkannter Menschenrechte und die Unterstützung der Beachtung dieser Rechte explizit festgeschrieben. „Diese selbstauferlegten Grundsätze scheinen nicht viel zu bedeuten, wenn die Konzernführung sie so offen missachtet“, so Delius.

Diess hatte erst gestern auf der Automesse in Shanghai bekräftigt, sich noch stärker auf den chinesischen Automarkt konzentrieren zu wollen. Die wachsende Abhängigkeit des Konzerns vom Absatzmarkt China verursacht jedoch immer mehr Probleme. „Lange war das China-Geschäft für Volkswagen ein Erfolgsmodell. Inzwischen zeigen sich die Risiken, die mit der Abhängigkeit einhergehen: Das Unternehmen wird erpressbar und zieht es vor, schwere Menschenrechtsverletzungen zu ignorieren, um die chinesische Führung nicht zu verärgern“, erklärte Delius.

Volkswagen unterhält gemeinsam mit einem chinesischen Partner ein Werk in Urumtschi, der Hauptstadt der Region Xinjiang, in der sich hunderte der Umerziehungslager befinden. Die Unternehmensführung hatte sich dagegen ausgesprochen, die auf dem Arbeitsmarkt besonders benachteiligten Uiguren in diesem Werk gezielt zu fördern.

Headerbild: Daniel Zimmermann via Flickr