Pressemitteilung

19.04.2005

Deutschland soll offiziell des Genozids deutscher "Schutztruppen" gedenken

Vor 100 Jahren Völkermord an Herero und Nama in Namibia

In der "Zentralen Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland" (Neue Wache) in Berlin soll auch des Völkermordes der deutschen "Schutztruppe" an 75.000 Herero und Nama in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika erinnert werden. Diese Forderung haben die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), die Internationale Liga für Menschenrechte und der Global Afrikan Congress mit einer Mahnwache vor der Gedenkstätte am Freitag erhoben. Deutschland solle die Kolonialverbrechen nicht länger tabuisieren und müsse mit einer Tafel in der Gedenkstätte der Opfer des Genozids vor 100 Jahren erinnern, verlangten die Menschenrechtler. Als "Minusleistung" bei der Aufarbeitung deutscher Kolonialverbrechen bezeichneten sie die am 17. Juni verabschiedete Namibia-Resolution des Deutschen Bundestages. Empört habe sie vor allem, dass in der von der rot-grünen Parlamentsmehrheit beschlossenen Resolution weder von einem Völkermord gesprochen noch die Bundesregierung aufgefordert werde, sich offiziell für den Genozid zu entschuldigen.

 

 

 

Nachdrücklich appellierten die Menschenrechtler an Außenminister Joschka Fischer, er solle sich nach dem Scheitern von Schadensersatzklagen der Herero nun endlich offiziell im Namen der Bundesrepublik Deutschland für diesen Genozid entschuldigen. Fälschlicherweise habe der Außenminister bei seinem letzten Besuch in Namibia im Oktober 2003 gegenüber Journalisten den Eindruck erweckt, dass noch immer eine Schadensersatzklage der Herero gegen die Bundesrepublik Deutschland in den USA anhängig sei, kritisierten sie. Bereits seit März 2002 sei dieses Verfahren jedoch wegen Unzustellbarkeit der Klageschrift eingestellt.

 

 

 

Im August 2004 jährt sich zum 100. Mal die Schlacht am Waterberg zwischen aufständischen Herero und der deutschen "Schutztruppe", die in den Völkermord einmündete. Nach der Schlacht wurden die überlebenden Herero in die wasserlose Omaheke-Wüste getrieben und jeder Fluchtweg abgeriegelt. Tausende verdursteten oder wurden von Schutztruppenangehörigen "von ihren Leiden erlöst". An den elenden Bedingungen in eigens eingerichteten Konzentrationslagern und durch Zwangsarbeit auf großen Farmen starben Hunderte Herero und Nama.