Pressemitteilung

03.01.2019

"Zerstörerisch": Irakischer Großmufti will Muslimen Teilnahme an christlichen Festen verbieten

„Gute Tradition des friedlichen Miteinanders von Muslimen und Christen darf nicht zerstört werden“ (Pressemitteilung)

Kurdisches Militär schützt zivile Einrichtungen in Nordirak. Bild: Kamal Sido/GfbV

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) verurteilt den Aufruf des aus dem Irak stammenden arabisch-sunnitischen Großmuftis Sheikh Abdul Mahdi Al Sumaidaie, Muslime dürften an christlichen Weihnachts- und Neujahrsfeiern keinen Anteil nehmen. „Die gute Tradition des friedlichen Miteinanders von Muslimen und Christen darf von radikalen muslimischen Predigern nicht zerschlagen werden“, erklärte der GfbV-Irak-Experte Kamal Sido am Donnerstag in Göttingen. „Auch wenn es immer wieder zu Übergriffen fanatischer Muslime auf Christen kam, haben Muslime seit Jahrhunderten im Irak und in vielen anderen islamisch geprägten Ländern an christlichen Feierlichkeiten teilgenommen.“

„Religiöse Würdenträger sollten Toleranz, Gleichberechtigung und ein friedliches Miteinander fördern und nicht Hass und Intoleranz predigen“, forderte Sido. Wenige Tage nach der Entscheidung der irakischen Regierung, den 25. Dezember wie in Irakisch-Kurdistan zu einem offiziellen Feiertag im ganzen Land zu machen, hatte Al-Sumaidai in Bagdad gesagt, es sei Muslimen nicht erlaubt, das neue Jahr zu feiern oder Glückwünsche auszutauschen, denn dies seien christliche Feste. Wenn Muslime Christen bei ihren Feierlichkeiten begleiteten, würde dies bedeuten, dass Muslime an ihre Lehre glaubten. Mit dieser Aussage hatte Al Sumaidaie im Irak eine Welle der Entrüstung ausgelöst. Viele Iraker forderten seine Entlassung als Großmufti, denn er verstärke islamistisches Gedankengut und unterstütze so die zerstörerische Ideologie des „Islamischen Staates“ (IS).

Im Irak ist die Zahl der Christen seit dem Jahr 2015 von 275.000 auf nur noch etwa 150.000 zurückgegangen. Die meisten dieser Christen leben heute in Irakisch-Kurdistan im Norden des Landes. Wie in vielen Staaten des Nahen Ostens leiden die christlichen Assyrer/Aramäer/Chaldäer auch im Irak unter dem weltweiten Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten und leben in ständiger Furcht vor Übergriffen radikaler sunnitischer Islamisten.

Headerbild: Kamal Sido/GfbV