Pressemitteilung

05.10.2020

Konflikt in Bergkarabach

Söldner verunsichern armenische Bevölkerung (Pressemitteilung)

Aufgrund der eskalierenden Kämpfe um Bergkarabach fordert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) die deutsche Bundesregierung auf, ihre EU-Ratspräsidentschaft zu nutzen, um eine sofortige Waffenruhe zu erwirken. Insbesondere gegenüber ihrem NATO-Partner Türkei müsse die Bundesregierung eine klare Kante zeigen. Denn die Türkei schickt offensichtlich Waffen, Militärberater und Söldner in die umkämpfte Region. 

„Es gibt Berichte über Söldner vor allem aus Syrien, die im südkaukasischen Kriegsgebiet von Dorf zu Dorf gehen und die Einhaltung des islamischen Scharia-Rechts verlangen“, berichtet GfbV-Nahostexperte Dr. Kamal Sido. „Die armenische Bevölkerung ist dadurch verunsichert und wir nehmen ihre Sorgen sehr ernst. Denn diese Islamisten haben dasselbe Verhalten bereits in kurdischen Dörfern in Nordsyrien gezeigt.“ 

„Nach Verfolgung und Genozid im Osmanischen Reich im 19. und 20. Jahrhundert geht es für die armenische Bevölkerung bei Konflikten, in die die Türkei involviert ist, nicht nur um Territorien: Sie sind existenziell bedroht“, erinnert Sido. „Die Erfahrungen der ethnischen und religiösen Minderheiten in der Türkei, in Syrien und im Irak zeigen, wozu die Türkei unter der islamistischen AKP fähig ist.“

Die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in Großbritannien berichtet bereits von ersten Toten unter den syrischen Söldnern, die die Türkei aus Afrin und anderen Gebieten Nordsyriens nach Aserbaidschan geschickt hat. Es gibt Hinweise, dass Erdogans Regierung auch unter den notleidenden syrischen Geflüchteten in der Türkei Kämpfer für den „Bruderstaat Aserbaidschan“ rekrutiert. 

„In Nordsyrien, das von der Türkei seit Jahren mit Krieg überzogen wird, hat die deutsche Bundesregierung stets Verständnis für vermeintliche Sicherheitsinteressen der Türkei gezeigt. Die deutsche Bundesregierung muss jetzt dringend vermitteln, um Erdogans Kriege zu beenden – anstatt sie verständnisvoll zu dulden“, fordert Sido.