Pressemitteilung

30.06.2020

Mord an Sänger schürt Spannungen in Äthiopien

Menschenrechtsorganisation fordert unabhängige Untersuchung (Pressemitteilung)

Nach der Ermordung eines populären Sängers warnt die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) vor schweren Unruhen in Äthiopien. Die Menschenrechtsorganisation fordert nachdrücklich eine unabhängige und transparente Untersuchung des gewaltsamen Todes von Hachalu Hundessa. „Wenn die Hintergründe des Mordes nicht transparent und schnell aufgeklärt werden, stehen Äthiopien sehr unruhige Zeiten bevor“, befürchtet GfbV-Direktor Ulrich Delius. „Denn der politisch engagierte Sänger war bei der lange unterdrückten Oromo-Bevölkerungsgruppe sehr beliebt.“ Der Oromo war nach Polizeiangaben am Montagabend in Addis Abeba erschossen worden. „Er war ein Idol für eine ganze Generation junger Oromo, die sich gegen Ausgrenzung und Diskriminierung wenden und für einen unabhängigen Oromo-Staat eintreten. Sein gewaltsamer Tod könnte eine neue Welle der Ausschreitungen zwischen verfeindeten Bevölkerungsgruppen in dem Vielvölkerstaat auslösen“, warnt Delius. 

In sozialen Medien würden bereits Gegner eines unabhängigen Oromo-Staates beschuldigt, für den Mord verantwortlich zu sein, berichtet die Menschenrechtsorganisation. Angesichts jahrzehntelanger Unterdrückung der Oromo-Bevölkerungsmehrheit gebe es tiefe Spannungen in der äthiopischen Gesellschaft. Sie würden sich immer wieder abrupt entladen und oft Dutzenden Menschen einen gewaltsamen Tod bringen. Obwohl Äthiopien nach massiven Protesten von Oromo seit dem Jahr 2018 von dem Oromo-Premierminister Abiy Ahmed regiert wird, trauen viele Oromo weder ihm noch den Sicherheitskräften. Erste Demonstrationen nach dem Mord wurden von der Polizei mit Tränengas auseinandergetrieben. In Teilen des Landes wurde zudem eine Internetsperre verhängt.