Pressemitteilung

15.04.2021

Myanmar/Burma: Armee greift Minderheiten an

Gesellschaft für bedrohte Völker erreichen alarmierende Hilferufe (Pressemitteilung)

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ist in großer Sorge um ethnische Minderheiten in Myanmar. In den Bundesstaaten Kachin, Shan und Kayin wird die Bevölkerung Augenzeugenberichten zufolge von der Luftwaffe angegriffen. Es soll bereits viele Tote gegeben haben. In diesen von Minderheiten dominierten Bundesstaaten Myanmars haben auch viele Binnenflüchtlinge Schutz gesucht.

„Ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung nutzen die Militärs in Myanmar nach ihrem Coup offenbar die eskalierende Lage im ganzen Land auch dafür, wieder mit aller Härte gegen Widerstandsgruppen im Kachin- und nördlichen Shan-Staat vorzugehen“, warnte die GfbV-Referentin für Genozidpräventin, Jasna Causevic, am Donnerstag in Göttingen. „Die internationale Gemeinschaft und Deutschland dürfen nicht tatenlos dabei zusehen, wie in Myanmar ein verheerender Bürgerkrieg angezettelt wird.“

Bewaffnete Konflikte zwischen dem Militär und verschiedenen ethnischen Gruppen - vorrangig der Kachin Independence Army (KIA) - gibt es im Kachin- und im nördlichen Shan-Staat seit 2011. „Ein Friedensprozess, der alle betroffenen Gruppen einschließt, ist mit der neuesten Entwicklung in weite Ferne gerückt“, sagte Causevic. Vor dem Militärcoup hatte die myanmarische Regierung im Rahmen ihrer „Nationalen Strategie zur Auflösung der Flüchtlingslager im Myanmar“ Binnenflüchtlinge im Kachin-Staat noch zur Rückkehr in ihre Dörfer aufgefordert. „Jetzt ist eine Rückkehr jedoch gar nicht mehr möglich und in den Flüchtlingslagern gibt es bereits Versorgungsengpässe“, berichtete Causevic.

Für die Angehörigen der Rohingya-Minderheit, die vor Genozid zu Hunderttausenden vor allem nach Bangladesch, Indien, Thailand und Malaysia  geflohen sind, sind durch die Zuspitzung des Konflikts in Myanmar alle Hoffnungen auf eine Rückkehr zusammengebrochen. Menschenrechtsorganisationen kritisieren die Handlungsunfähigkeit des UN-Sicherheitsrates und die internationale Untätigkeit. Sie rufen mit dem UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte in Myanmar, Thomas Andrews, dazu auf, die Initiative zu ergreifen und starke Koalitionen gegen Myanmar zu bilden, ohne auf den UN-Sicherheitsrat zu warten. Außerdem müsse es sofort unterbunden werden, das Militär in Myanmar mit Waffen zu versorgen.

„Auch die deutsche Bundesregierung muss der Lage vor Ort Rechnung tragen und gemeinsam mit anderen Staaten der internationalen Gemeinschaft ihre politischen und diplomatischen Anstrengungen gegenüber Myanmar intensivieren, um Leben zu retten“, forderte Causevic.