Pressemitteilung

22.05.2017

Nach den Terroranschlägen auf Kopten: Täter müssen sich vor ägyptischem Militärgericht verantworten

Terroropfer warten auf Hilfe – Koptischer Papst in Sorge (Pressemitteilung)

Die alltägliche Gewalt gegen Christen und ihre Einrichtungen, vor allem in Mittel- und Oberägypten, muss ernster genommen werden. Foto: Talk Radio News Service via Flickr

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat an Ägyptens Staatspräsident Abdel Fatah al Sisi appelliert, die koptischen Opfer des Terrors radikal-islamischer Kämpfer nicht zu vergessen. „Die 28 christlichen Familien, die vor drei Monaten vor Mordanschlägen im Norden der Sinai-Halbinsel nach Port Said fliehen mussten, waren dort in einem Flüchtlingslager bis heute auf konkrete Hilfe“, kritisierte die Menschenrechtsorganisation in einem Schreiben an den Präsidenten. „Wenn Ägypten es ernst meint mit seinem Bekenntnis der Solidarität mit koptischen Christen, dann darf es die Überlebenden des Terrors nun nicht im Stich lassen. Sie brauchen dringend ganz konkrete Hilfe, um endlich ein neues Leben integriert in die ägyptische Gesellschaft führen zu können“, sagte der GfbV-Afrikaexperte Ulrich Delius am Montag in Göttingen.

Die GfbV begrüßte in ihrem Schreiben an Al Sisi, dass es Fortschritte bei der Strafverfolgung der mutmaßlichen Täter gibt, die im Dezember 2016 und eine Woche vor Ostern 2017 die schrecklichen Anschläge auf drei koptische Kirchen verübt hatten. Die ägyptische Generalstaatsanwaltschaft hat am Sonntag Verfahren gegen 48 mutmaßliche Drahtzieher dieser jüngsten Attentate an ein Militärgericht verwiesen. „Die Anklage gegen die Verdächtigen ist ein wichtiger Schritt im Kampf gegen Straflosigkeit für Verbrechen an Kopten in Ägypten“, erklärte Delius. „Wir hoffen, dass die Staatsanwaltschaft auch die alltägliche Gewalt gegen Christen und ihre Einrichtungen vor allem in Mittel- und Oberägypten ernster nimmt und Strafverfahren gegen die Verantwortlichen einleitet, auch wenn diese Übergriffe international kaum Aufmerksamkeit erregen.“

Von den 48 Beschuldigten, denen eine Verstrickung in die Anschläge vorgeworfen wird, befinden sich 31 Personen in Haft. Bei den Terroranschlägen auf die drei Kirchen in Kairo, Alexandria und Tanta waren 75 Kopten getötet worden. Die Beschuldigten werden von der Staatsanwaltschaft auch für die Ermordung von acht Polizisten an einem Kontrollpunkt verantwortlich gemacht. Sie sollen in Kairo und in der im Süden des Landes gelegenen Provinz Qena Terrorzellen des Islamischen Staates aufgebaut haben, um Anschläge auf Kirchen vorzubereiten.

Tief besorgt über die Lage der Christen in Ägypten zeigt sich der koptische orthodoxe Papst Tawadros II. Bei einem Besuch in Irland erklärte er in der vergangenen Woche, Ägyptens Christen fühlten sich in ihrer Existenz bedroht. 

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