Pressemitteilung

27.11.2019

Nobelpreis für Peter Handke

Suhrkamp macht sich zum Handlanger (Pressemitteilung)

Sieben serbische Angeklagte, darunter Mitglieder der serbischen Führung, hat der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) für den Genozid von Srebrenica verurteilt. Unmittelbar nach dem Völkermordverbrechen war Handke 1995 nach Serbien gereist und hatte über seine Eindrücke ein Buch verfasst. Foto: Photo RNW.org via Flickr (CC BY-ND 2.0)

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) fordert den Suhrkamp Verlag auf, ihrem Autor Peter Handke ins Gewissen zu reden. Der Verlag solle darauf hinwirken, dass Handke sich bei den Opfern des Völkermordes von Srebrenica entschuldigt. „Bisher hat sich Suhrkamp darauf beschränkt, Handke in Schutz zu nehmen. Die tief verletzten Gefühle der Opfer hat der Verlag ignoriert. Damit schließt er sich ohne Not der Verhöhnung der Opfer an und macht sich zum Handlanger Handkes“, erklärt Jasna Causevic, GfbV-Referentin für Genozid-Prävention und Schutzverantwortung. Der Verlag müsse seinen Autor dazu bringen, auch im moralischen Sinne Verantwortung für seine Sprache zu übernehmen.

Es sei verständlich, dass sich ein privatwirtschaftlicher Verlag mit einem Nobelpreisträger schmücken wolle. „Solange sich Herr Handke aber nicht bei den Überlebenden und Angehörigen der Opfer entschuldigt, hat diese Auszeichnung keinen Glanz“, betont Causevic. „Der Suhrkamp Verlag würde sich selbst und auch der Literatur einen Dienst erweisen, wenn er Handke dazu bringen würde, sich mit Opfervertretern zu treffen und persönlich zu entschuldigen.“

Sieben serbische Angeklagte, darunter Mitglieder der serbischen Führung, hat der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) für den Genozid von Srebrenica verurteilt. Unmittelbar nach dem Völkermordverbrechen war Handke 1995 nach Serbien gereist und hatte über seine Eindrücke ein Buch verfasst. „Die potemkinschen Dörfer, die man Handke auf dieser ‚winterlichen Reise‘ präsentiert hat, hat er offensichtlich für bare Münze genommen“, so Causevic. Augenzeugenberichte und sämtliche Beweise für den Genozid im Osten Bosniens, ausreichend für ein internationales Gericht, betrachtet er jedoch offensichtlich als wertlos. „Umso mehr sollte die Preisverleihung in Stockholm Anlass sein, der Lebenden und der Toten aus Bosnien zu gedenken“, findet Jasna Causevic.

Headerbild: Photo RNW.org via Flickr