Pressemitteilung

09.09.2020

Proteste in der Mongolei

KP bekämpft Sprachen von Minderheiten (Pressemitteilung)

Unter dem Deckmantel einer „bilingualen Erziehung“ versucht die chinesische Regierung, die mongolische Sprache zurückzudrängen. Der Schulunterricht in der Inneren Mongolei soll verstärkt auf Hochchinesisch stattfinden. „Mit ‚Bilingualität‘ meinen die chinesischen Behörden, dass Angehörige ethnischer Minderheiten langfristig nur noch Hochchinesischen lernen sollen,“ erklärt Hanno Schedler, Referent für Genozid-Prävention und Schutzverantwortung bei der Gesellschaft für bedrohte Völker. „Die gleiche Praxis wurde in Tibet und Xinjiang bereits angewendet – de facto bekämpft die Kommunistische Partei damit andere Sprachen.“ So ließen sich Schulkinder besser auf Parteilinie bringen. Ihre spezifische mongolische Identität solle verschwinden und durch das Hochchinesisch der KP-geprägten Lehrbücher ersetzt werden. 

Die neuen Richtlinien waren in der Inneren Mongolei erst einige Tage vor Beginn des neuen Schuljahres bekannt gegeben worden. Die Fächer Politik, Geschichte und Literatur sollen fortan nur noch auf Hochchinesisch gelehrt werden. Seitdem protestieren ethnische Mongolen und fordern eine Rücknahme der Richtlinie. Die chinesische Regierung reagierte mit Festnahmen von hunderten Protestierenden, Eltern, die sich der Kooperation mit den Behörden widersetzen, Administratoren des Kurznachrichtendienstes WeChat und Personen, die über das Internet auf die Proteste hinweisen. „Die Behörden drohen Eltern, die ihre Kinder unter den neuen Umständen nicht zur Schule zu schicken wollen, mit dem Verlust ihrer Arbeitsstelle, dem Entzug von Eigentum und verringerten Sozialleistungen“, so Schedler. Dennoch behalten nach Angaben der mongolischen Menschenrechtsorganisation „Southern Mongolian Human Rights Information Center“ die Mehrheit der Eltern ihre Kinder vorerst zu Hause. 

Durch die staatlich geförderte Ansiedlung von Han-Chinesen sind nur noch 17 Prozent der Bevölkerung der Inneren Mongolei ethnische Mongolen. „Vor dem Hintergrund einer jahrzehntelangen Unterdrückung ist die Sorge mongolischer Eltern um ihre Kinder mehr als verständlich“, so Schedler. „Statt diese Sorgen ernst zu nehmen, reagiert die chinesische Regierung mit ihrer üblichen Strategie: Repression gegen eine ethnische Minderheit. Beim virtuellen EU-China-Gipfel am kommenden Montag sollte die Bundeskanzlerin Xi Jinping an die chinesische Verfassung erinnern. Darin ist das Recht ethnischer Minderheiten auf die Bewahrung ihrer Sprachen festgeschrieben.“