Pressemitteilung

25.11.2021

Religiöse Minderheiten im Iran

Behörden erhöhen Druck auf Christen, Bahai’i und andere

Zum 100. Todestag von Abdu’l-Bahás, einem der wichtigsten Würdenträger für die Religionsgemeinschaft der Bahá’í, hält die Unterdrückung religiöser Minderheiten in der Islamischen Republik Iran (IRI) an. Insbesondere Angehörige der Bahá’í und Konvertierte leiden darunter, wie die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) berichtet. „Betroffene Bahá’í und ihre Anwälte berichten, dass die Justiz der IRI das Eigentum von Bahá’í-Gläubigen nicht schützen will. Sie stehen ohne jeglichen Schutz da“, berichtet der Dr. Kamal Sido, GfbV-Referent für ethnische und religiöse Minderheiten, heute in Göttingen. In einem Dorf in der nordiranischen Provinz Mazandaran sei der Landbesitz von 27 Bahá’í illegal beschlagnahmt worden. Im gleichen Dorf wurden in der Vergangenheit die Häuser von etwa 50 Bahá’í-Familien angezündet und zerstört. Die Bewohner waren gezwungen, ihre angestammten Ländereien und Häuser zu verlassen. Auch in der Provinz Semnan wurden im August erneut sechs Grundstücke von Bahá‘í beschlagnahmt. Seit der „islamischen Revolution“ 1979 sollen im Iran mindestens 200 Bahá’í hingerichtet worden sein.

Auch den Druck auf konvertierte Christen haben die iranischen Behörden verstärkt: Viele können ihren Glauben nur noch im Untergrund praktizieren. Anfang November wurden fünf iranische Konvertiten verhaftet, drei von ihnen wurden zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Die iranischen Behörden unterbinden zudem Bibelübersetzungen ins Persische, Kurdische und andere Sprachen des Vielvölkerstaates. In den letzten Tagen wird auch vermehrt über die Hinrichtungen von Angehörigen der kurdischen und belutschischen Volksgruppen berichtet. Diese gehören mehrheitlich der sunnitischen Minderheit des schiitisch dominierten Landes an. „Viele Politiker aber auch Medienschaffende in Deutschland und anderen westlichen Staaten schweigen zur Verfolgung der christlichen und anderen nicht-muslimischen Minderheiten im Iran und anderen islamischen Staaten. Sie befürchten, sonst als islamophob denunziert zu werden“, erklärt Sido.

Abdu’l-Bahá war der älteste Sohn Bahá’u’lláhs, des Stifters der Bahá’í-Religion. Nach dem Hinscheiden seines Vaters im Jahr 1892 war er berufen, die Bahá’í-Weltgemeinde zu führen. Er war über alle Bahá’í- Gemeinden hinweg angesehen und setzte sich für soziale Gerechtigkeit und den internationalen Frieden ein. Auf seinen vielen Reisen besuchte er auch Deutschland und war unter anderem in Stuttgart, Esslingen und Bad Mergentheim zu Gast. Abdu’l-Bahá wurde am 23. Mai 1844 im heutigen Iran geboren. Er starb am 27.11.1921 in Haifa, im heutigen Israel. Zu seiner Beerdigung kamen 10.000 Menschen aus allen Teilen der Gesellschaft, was sein soziales Wirken verdeutlicht.