Foto: Wonderlane via Flickr (CC BY-NC 2.0).

Menschen wegen ihres Glaubens zu verfolgen, ist ein Verbrechen. Meist geht dies auch noch einher mit anderen schweren Menschenrechtsverletzungen: Verschleppungen, Folter, Gehirnwäsche oder sogar Mord. Ob Christen oder Muslime, Buddhisten oder Yeziden die Opfer sind - wer Menschen Religionsfreiheit verweigert, nimmt ihnen ihre Identität und einen Grundpfeiler ihres Lebens.

Religiöse Verfolgung schürt Krisen, Flucht und Vertreibung. So nimmt die Zahl der Glaubensflüchtlinge weltweit beängstigend zu. In Westafrika werden immer mehr Christen zur Zielscheibe islamistischen Terrors. Gläubige werden bedroht und angegriffen; es gibt entsetzliche Anschläge bei Gottesdiensten oder vor Kirchen. In Indien machen Hindu-Nationalisten sowohl Christen als auch Muslimen das Leben zur Hölle. Schlägerbanden überfallen Angehörige religiöser Minderheiten und zwingen sie, sich zum Hinduismus zu bekennen.

In Tibet werden Nonnen und Mönche aus buddhistischen Lehrinstituten vertrieben, um ihre Zahl künstlich niedrig zu halten. Nonnen werden gefoltert, nur weil sie Fotos des Dalai Lama bei sich tragen. Um das religiöse Leben der Muslime auszulöschen, macht die Kommunistische Partei Chinas nicht einmal Halt vor bedeutenden Kulturgütern: In Xinjiang/Ostturkestan lässt sie jahrhundertealte Moscheen niederreißen. Hunderttausende Uiguren und Kasachen werden in Umerziehungslagern der Gehirnwäsche unterzogen, um sie gewaltsam zu assimilieren. Das ist kultureller Völkermord!

Wir müssen religiös Verfolgten beistehen und uns dafür einsetzen, dass ihr Recht auf Glaubensfreiheit geachtet wird. Die Täter müssen beim Namen genannt werden!

Westafrika: Christen bangen um ihr Leben

Anschläge radikaler Islamisten verbreiten Angst und Schrecken in Westafrika

Der Angriff kam während des Sonntagsgottesdienstes im Mai 2019. Zwanzig schwer bewaffnete Männer stürmten in die katholische Kirche von Dablo in Burkina Faso. Wahllos schossen sie auf die Gläubigen. Fünf von ihnen und ihr Pfarrer starben im Kugelhagel. Nur einen Monat später wurden 19 Christen bei einem Überfall auf ein Dorf im Norden des Landes getötet. Schon im April waren bei einem Überfall auf eine Kirche ein Pastor, sein Sohn und vier evangelische Christen kaltblütig ermordet worden, weil sie sich geweigert hatten, sich zum Islam zu bekennen.

Die Angst vor tödlicher Gewalt radikaler Islamisten bestimmt immer mehr das Leben von Christen in Burkina Faso, Niger, Nigeria und auch in Mali. In Niger machen Islamisten ganze Regionen durch die Androhung von Gewalt „christenfrei“. Um weltweit Aufmerksamkeit zu erzielen und Regierungen unter Druck zu setzen, schrecken radikale Islamisten vor schlimmsten Grausamkeiten nicht zurück. Haben sie zuvor schon Konflikte zwischen ethnischen Gemeinschaften geschürt, so nutzen sie jetzt die Religion, um Furcht und Schrecken zu verbreiten. Schon warnen die Vereinten Nationen vor einer Katastrophe, denn 4,2 Millionen Menschen sind in der Region auf der Flucht vor Gewalt. Mehr als 4.000 Schulen mussten bereits geschlossen werden. Die Kirchen in Westafrika fordern mehr Schutz und ein klares Bekenntnis, dass sie ein allgemein anerkannter Teil der Gesellschaft sind. Die Christen dort brauchen dringend unsere Solidarität, um trotz dieser schwierigen Bedingungen weiter an ihrem Glauben festhalten zu können.

Indien: Willkür gegen Christen und Muslime

Mahatma Gandhi hat Indien zur größten Demokratie Asiens gemacht. Er steht auch für den friedlichen Dialog der Religionen. Doch jetzt droht Indien zu einem Hindu-Staat zu werden, in dem Millionen Angehörige religiöser Minderheiten akut bedroht werden. Denn seit dem Wahlsieg von Premierminister Narendra Modi vor fünf Jahren fühlen sich Hindu-nationalistische Bewegungen ermutigt, Christen und Muslime zu bedrängen, zu diskriminieren und zu entwürdigen. Die Zahl der Opfer von Lynchmorden hat dramatisch zugenommen. Kirchen werden gestürmt, Moscheen mutwillig zerstört und Andersgläubige unter falschen Anschuldigungen kriminalisiert. Oft sind falsche Verdächtigungen wie angebliche Übergriffe auf heilige Kühe der Grund für die ausufernde Gewalt fanatischer Hindu.

Feierliche Ordination eines katholischen Priesters in Indien. Foto: Marianist Family via Flickr (CC BY-NC-SA 2.0).

Besonders schlimm ist die Lage auf dem Land. Dort umzingeln Hindu-Nationalisten sogar ganze Dörfer, um die christlichen Bewohner dazu zu zwingen, zum Hinduismus überzutreten. Wer sich weigert, dem droht der Tod. Die Täter werden fast nie bestraft. Sie können sicher sein, dass Polizei und Behörden eine Strafverfolgung behindern. Ganz besonders leiden die 100 Millionen indigenen, jahrhundertelang diskriminierten Adivasi.

Viele von ihnen wollen sich christlichen Gemeinschaften zuwenden, weil sie sich darin gleichberechtigt anerkannt fühlen. Hindu-Nationalisten wollen das unbedingt verhindern.

Als die GfbV im Jahr 2015 einen Menschenrechtsreport zur dramatischen Lage religiöser Minderheiten in Indien veröffentlichte, winkten die meisten Kirchen in Deutschland ab: Das Thema sei zu sensibel, um es anzusprechen. Das könnte die Christen in Indien noch mehr gefährden, hieß es damals. Heute wissen auch die Kirchen in Europa, dass Wegschauen unverantwortlich ist. Um neues Leid zu verhindern, hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier jüngst bei seinem Indien-Besuch die Bedeutung der Religionsfreiheit besonders betont. Wir müssen die Verbrechen an Indiens Christen und Muslimen weiter öffentlich machen, wenn wir Willkür und Terror von Hindu-Nationalisten wirksam stoppen wollen.

China: Buddhisten und Muslime werden zwangsassimiliert

Die chinesische Regierung will Tibet noch stärker kontrollieren und versucht deshalb mit aller Macht, die Zahl buddhistischer Nonnen und Mönche zu verringern. Seit Mai 2019 wurden mehr als 3.500 von ihnen aus dem Studienzentrum Yachen Gar in der Provinz Sichuan vertrieben. Ihre Häuser wurden mit Bulldozern niedergewalzt. 10.000 Nonnen, Mönche und Laien lebten dort früher. Bleiben dürfen nur 4.700. Die Vertriebenen werden unter unmenschlichen Bedingungen für mindestens anderthalb Jahre in Umerziehungslagern interniert und einer Gehirnwäsche unterzogen. Widerstand wird durch Schläge oder Folter gebrochen. Mit Drohnen, Checkpoints und 600 zusätzlichen Sicherheitskräften überwachen die Behörden, dass Vertriebene nicht nach Yachen Gar zurückkehren.

GfbV-Vorstandsmitglieder Seite an Seite mit dem Dalai Lama: Leonie Krüger (li.) und Heinrich Schultz. Ganz rechts: Ulrich Delius, GfbV-Direktor. Foto: Manuel Bauer

Auch gegen muslimische Uiguren und Kasachen gehen Chinas Behörden mit brachialer Gewalt vor, um sie zu assimilieren. So wurden mehrere Dutzend jahrhundertealte Moscheen in Xinjiang dem Erdboden gleichgemacht. Das wäre so, als würden bei uns der Kölner, Berliner, Aachener und Erfurter Dom, die Dresdener Frauenkirche und der Hamburger Michel willkürlich zerstört. Uiguren beklagen die systematische Zerstörung ihrer Kultur und Religion. Der chinesischen Regierung werfen sie kulturellen Völkermord vor. Genozid ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, zu dem niemand schweigen darf! Wir müssen Pekings Kontrollwahn öffentlich anprangern und Hilfe für verfolgte Tibeter, Uiguren und Kasachen einfordern. Denn auch China hat sich zum Schutz der Religionsfreiheit verpflichtet und muss an seinen Taten gemessen werden.

Religiös Verfolgte brauchen unsere Unterstützung

Seit Jahrzehnten engagiert sich die GfbV für die Durchsetzung der Glaubensfreiheit für religiöse Minderheiten. Denn wenn ihre Rechte verletzt werden, verschärfen sich auch Konflikte, Flucht und Vertreibung. Nirgendwo wird dies deutlicher als im Nahen Osten, wo Christen und Yeziden um ihre Zukunft fürchten müssen. Das haben wir auf dem Evangelischen Kirchentag in Dortmund im Juni 2019 zum Thema gemacht (Foto unten). Wir erreichten, dass sich der Kirchentag in einer offiziellen Resolution für eine stärkere Förderung von Christen und Yeziden in Syrien, im türkisch besetzten Afrin im Norden des Landes und im Irak aussprach. Aus Afrin wurden mindestens 1.200 Christen vertrieben. Im Auswärtigen Amt konnten wir mit einer Delegation religiöser Minderheiten aus dem Nahen Osten Forderungen an die deutsche und europäische Politik vorbringen, um Christen und Yeziden eine in ihrer Heimat zu geben.

Zum Jahrestag des Völkermords an den Yeziden machten wir mit dem Video „Geliebt und Geächtet“ und zahlreichen Veranstaltungen auf das dramatische Schicksal der Kinder des Krieges aufmerksam. Die Zukunft dieser Kinder, die durch Vergewaltigung ihrer Mütter durch Islamisten gezeugt wurden, ist bis heute ungeklärt.

GfbV-Aktion auf dem Kirchentag. Foto: Hanno Schedler

In Anhörungen des Menschenrechtsausschusses des Bundestages konnten wir gemeinsam mit Kelsang Gyaltsen, dem früheren Sonderbeauftragten des Dalai Lama, und mit Dolkun Isa, dem Präsidenten des Weltkongresses der Uiguren, die systematische Verletzung der Religionsfreiheit in China darstellen.

Mit schriftlichen Eingaben und Veranstaltungen beim Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen werden wir auf die schwierige Lage verfolgter religiöser Minderheiten aufmerksam machen. Nur mehr Öffentlichkeit und stetiger internationaler Druck können helfen, die Verfolgung einzudämmen. So hat auch das mächtige China aufgrund der Recherchen unabhängiger Menschenrechtsorganisationen zuvor geleugnete Menschenrechtsverletzungen einräumen müssen. Wir sind nicht so vermessen zu behaupten, dass wir Chinas Willkür stoppen können. Doch wenn wir es nicht wenigstens versuchen, gibt es kaum Hoffnung, dass Regierungen von sich aus die Klagen der Verfolgten ernst nehmen.

Wir werden Übergriffe auf religiöse Minderheiten dokumentieren und öffentlich machen. Denn Öffentlichkeit ist das, was autoritäre Regimes am meisten fürchten. Wir werden diese Fälle dem Religionsbeauftragten der Bundesregierung, Markus Grübel, vorlegen und ihn bitten, sich dafür einzusetzen, dass das Engagement für Religionsfreiheit einen größeren Platz in der deutschen Außenpolitik bekommt. Bitte beteiligen Sie sich an unserer Postkarten-Aktion, um von Bundeskanzlerin Angela Merkel ein klares Bekenntnis zur weltweiten Religionsfreiheit zu bekommen.

In der Weihnachtszeit werden wir mit einer bundesweiten Lichteraktion an das Schicksal entführter christlicher Bischöfe und yezidischer Frauen im Nahen Osten erinnern und uns dafür engagieren, dass die Glaubensfreiheit religiöser Minderheiten mehr respektiert wird. Wenn Sie sich daran beteiligen möchten, wenden Sie sich bitte an unseren Aktionsreferenten Daniel Matt (E-Mail: aktionen@gfbv.de).


Bitte unterstützen Sie unsere wichtige Menschenrechtsarbeit. Nur mit Ihrer Hilfe können wir unsere vielen Initiativen für die Opfer religiöser Verfolgung finanzieren.

Senden Sie unser Infoblatt "Religiös Verfolgten beistehen!" an Freunde und Bekannte: Infoblatt 
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Diese Kampagne wurde im September 2019 lanciert.