Juana Payaba Cachique und ihre indigene Gemeinschaft mussten erleben, was der Goldrausch in der Region ihnen und der Natur antat. Doch sie kämpften dagegen - und gewannen mit einem historischen Gerichtsurteil in Peru. Bild: Screenshot aus dem Video "We Are the Rainforest Alliance | Juana Payaba Cachique" der Rainforest Alliance

Juana Payaba Cachique hat dafür gesorgt, dass in Peru Menschenrechte mehr wert sind als Gold

Seit Jahrzehnten lockt die Region Tres Islas in Peru Menschen an, die hoffen, hier das große Geld zu machen. Denn mitten im peruanischen Amazonasgebiet sind unter der so vielfältigen Naturlandschaft Ressourcen von Gold verborgen. Doch was für die einen der große Traum vom Geld ist, hat für die indigene Gemeinschaft vor Ort dramatische Folgen.

„Vor der Ankunft der Mineros lebten wir ungestört in Frieden – der Wald war unsere Apotheke, unser Laden, unser Baumarkt“, beschreibt Juana Payaba Cachique, eine indigene Shipiba aus der Gegend, wie es war, bevor der Goldrausch begann. Bis 2008 konnten die 103 Familien der Shipiba und der Ese´Eja in relativer Ruhe leben. Hin und wieder kamen ein paar Goldsucher in ihre Region. Doch dann stieg der Goldpreis ins Unendliche und der peruanische Staat verteilte, ohne Rücksprache mit den Bewohnerinnen von Tres Islas zu halten, Schürfgenehmigungen an Minenfirmen.

Juana und ihre Gemeinde spüren hautnah, was dieser neue Goldrausch für sie und die Natur bedeutet. Jetzt sind zu jeder Zeit Minenarbeiter in Tres Islas anzutreffen. In kürzester Zeit veränderte sich die grüne Idylle des Amazonasgebiets in eine Mondlandschaft, die Landschaften und Schluchten rund um den örtlichen Fluss Madre de Dios sind nicht mehr wiederzuerkennen.

Für die Betroffenen der Shipiba und Ese´Eja ist klar, ihr Lebensraum wurde angegriffen, verwüstet, von Maschinen überrollt. Und der Madre de Dios ist so verunreinigt – wenn nicht sogar durch Quecksilber vergiftet –, dass er als Wasserquelle nicht mehr zu gebrauchen ist. Traditionell leben die Menschen in Tres Islas vom Fischfang. Doch die Fische sind vergiftet, wie auch viele Tiere in der Region. Wer die Tiere isst, bringt sich in große Gefahr. Doch eine andere Möglichkeit gibt es kaum. Mittlerweile sind ganze Familien von Quecksilbervergiftung betroffen.

Juana nahm diese Entwicklung nicht kampflos hin, sondern erinnerte sich immer wieder an den Rat ihrer Eltern: Sie solle das eigene Territorium verteidigen, um allen nachfolgenden Generation von Shipiba ein Leben in ihrer Heimat zu ermöglichen. Und so erstritt sie, die schon zweimal Präsidentin der Gemeinde war, gemeinsam mit ihren Mitstreiterinnen ein historisches Urteil vor dem höchsten Gericht in Peru: 2012 entschied das Gericht, dass die Schürfgenehmigungen illegal seien, da die eigentlichen Besitzer des Landes die indigenen Gemeinschaften seien. Demnach könnten auch nur diese entschieden, was auf ihrem Boden passiere.

Mit dem Gerichtsurteil brach ein neues Kapitel für die Shipiba an. Jetzt muss sich die Gemeinschaft der großen Herausforderung stellen, ihren Wald wiederherzustellen. Die Mitglieder der Shipiba erlernten neue Methoden und forsteten auf. Bis heute sähen sie immer wieder neuen Wald, um die Zukunft ihrer Gemeinde abzusichern. Gleichzeitig verbesserte sich für alle Gemeindemitglieder der Lebensstandard, da sie das Holz aus ihrem nachhaltig bewirtschafteten Wald für einen guten Preis weiterverkaufen. Und sie fanden eine neue Einnahmequelle: Sie ernten in ihrem Wald eine wilde kokosartige Frucht mit dem Namen „Brazilnut“, die sie dann weiterverarbeiten und für die Herstellung von Kosmetika und Ölen zum Kauf anbieten. Dafür haben sie sogar ihre eigene Firma namens „Ohee“, übersetzt „Gemeinschaftsarbeit“, gegründet. Der Name unterstreicht, wie wichtig das Zusammengehörigkeitsgefühl und Teamgeist für die Shipiba sind. Denn als Gemeinschaft haben sie bewiesen, was man gemeinsam erreichen kann und wie man im Einklang mit und von der Natur leben kann.

Diese großartigen Errungenschaften sind auch die persönliche Erfolgsgeschichte von Juana, die dafür einen hohen Preis bezahlt. Bis heute musste die engagierte Mutter einige Übergriffe und Verfolgungen erleben. Denn ihre laute Stimme für ihre Gemeinschaft ist profitorientierten Wirtschaftsunternehmen ein Dorn im Auge. Ende 2016 wurde beispielsweise in ihr Haus eingebrochen und Juana ist sich sicher, dass es das eigentliche Ziel dabei war, sie umzubringen. Glücklicherweise war sie an diesem Tag nicht zu Hause.

Das alles und sogar eine Krebserkrankung vor ein paar Jahren können Juana nicht aufhalten. „Wir Payabas sind so hart wie das Feuer“, erklärte sie ihr Durchhaltevermögen einst. Eine bessere Beschreibung für die Aktivistin findet sich kaum. Denn in ihr lodert eine Flamme, die sie immer weitermachen lässt. Es ist ihr Wunsch, ein Leben so nahe und mit der Natur zu führen, wie es früher möglich war. Dafür kämpft sie jeden Tag.

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Text: Franka Weiler, Video: Tilman Gorenflo