18.05.2022

78. Jahrestag der Deportation der Krimtataren 1944

Nach Völkermord unter Stalin wiederholt sich leidvolle Geschichte der Krimtataren unter Putin

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) erinnert am heutigen Mittwoch an die kollektive Deportation der Krimtataren unter Stalin. „Es ist besonders bitter für diese leidgeprüfte Gemeinschaft, dass sich ihre Geschichte der Vertreibung und Flucht durch Putins Angriffskrieg auf die Ukraine jetzt wiederholt“, erklärte Hanno Schedler, GfbV-Referent für Genozidprävention und Schutzverantwortung.

Der 18. Mai ist der 78. Jahrestag der Beginn der Deportation der Krimtataren 1944. Damals wurden die rund 238.500 Krimtatarinnen und Krimtataren in Viehwaggons nach Zentralasien deportiert. Bis zu 44 Prozent der Deportierten starben, die meisten Opfer waren Frauen und Kinder. Auch mehrere andere in der damaligen Sowjetunion ansässige Völker wurden deportiert. Dieser Völkermord gehört zu den schlimmsten Verbrechen der jüngeren europäischen Geschichte. Erst Ende der 1980er Jahren durften die Krimtataren allmählich zurückkehren. 

„Doch schon 2014 verloren durch die völkerrechtswidrige russische Besetzung der Krim wieder Zehntausende Krimtataren ihre Heimat. Sie flohen auf das ukrainische Festland, weil sie nur dort in Freiheit leben konnten“, sagte Schedler.  „Das, was die Krimtataren seit 2014 auf ihrer Halbinselt erleiden mussten, war ein bitterer Vorgeschmack dessen, was heute in den von der russischen Armee gewaltsam eroberten Gebieten der Ukraine passiert. Auch wenn dann dort keine Bomben mehr fallen, werden Menschen von den russischen Besatzern ermordet oder verschwinden einfach.“

Am 24. Mai 2022 lädt die GfbV zu einer Onlineveranstaltung um 17.30 Uhr (https://us06web.zoom.us/webinar/register/WN_zrtIcyWEQqOF8lsaTxi5lQ) über die Geschichte  der Krimtataren ein. Die krimtatarische Politikwissenschaftlerin und Gründerin der Menschenrechtsorganisation „Devam“ (Fortführung), Aishe Memetova, wird dabei auch die Entwicklung seit 2014 beleuchten und darüber sprechen, mit welchen Mitteln die russische Regierung die krimtatarische Kultur, Sprache und Zivilgesellschaft unterdrückt. 

Seit ihrer Rückkehr aus dem zentralasiatischen Exil hatten die Krimtataren eigene Medien aufgebaut und in ihrer Selbstvertretung, dem Medschlis, ihre Interessen formuliert. Diese Strukturen wurden von der russischen Regierung seit der Annexion zerschlagen. Der Internationale Gerichtshof in Den Haag forderte Russland im April 2017 auf, die Schließung des Medschlis zurückzunehmen und den Krimtataren ihre Rechte zurückzugeben. Russland ignorierte die Entscheidung des Gerichts. Die russische Propaganda bezeichnet den Medschlis in lügnerischer Weise als „terroristisch“ und „extremistisch“. Die Krim ist entgegen der russischen Propaganda nicht als Teil Russlands anerkannt, sondern gehört völkerrechtlich zur Ukraine. 

Die Vollversammlung der Vereinten Nationen kam im Dezember 2018 zu dem Schluss, die gewaltsame russische Annexion sei illegal. Heute Abend veranstaltet „Berlin Info-Point Krim“ ab 20.00 Uhr am Pariser Platz in Berlin eine Gedenkkundgebung anlässlich des 78. Jahrestages der Deportation der Krimtataren.

Sie erreichen Hanno Schedler unter h.schedler@gfbv.de oder 0551/49906-15.