16.08.2021
Afghanistan
Ortskräfte rausholen, Minderheiten und Frauen schützen! (Pressemitteilung)
Göttingen, den 16. August 2021 --- Nach der Übernahme der afghanischen Hauptstadt Kabul durch die islamistischen Taliban hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) die Bundesregierung dazu aufgefordert, alles dafür zu tun, dass die Ortskräfte,mit denen die deutsche Armee, deutsche Medien und NGOs in den vergangenen 20 Jahren zusammengearbeitet haben, das Land verlassen können. „Die Bundesregierung hat zu spät angefangen, die Rettung der Ortskräfte zu organisieren, und wie alle anderen Regierungen das Tempo des Vormarschs der Taliban und die Implosion der afghanischen Armee unterschätzt. Jetzt muss sie alle Hebel in Bewegung setzen, damit die Ortskräfte und ihre Familien das Land verlassen können“, sagte Hanno Schedler, GfbV-Referent für Genozid-Prävention und Schutzverantwortung am Montag.
Darüber hinaus müsse Deutschland in Zusammenarbeit mit seinen EU- und NATO-Partnern auf die Taliban einwirken, Minderheiten wie die schiitischen Hazara, die Hindus und die Sikhs zu schützen, forderte Schedler. Auch Staaten wie der Iran, Russland oder China müssten hierbei auf die Taliban einwirken. Pakistan komme aufgrund seiner jahrzehntelangen Unterstützung der islamistischen Taliban eine besondereVerantwortung zu. In den Jahren ihrer Terrorherrschaft zwischen 1996 und 2001 hatten die Taliban Frauen massiv unterdrückt und Massaker an ethnischen und religiösen Minderheiten begangen.
„Westliche Staaten müssen jetzt ihre finanzielle Unterstützung für UN-Institutionen vergrößern, die die Zivilbevölkerung mit Notfallhilfe unterstützen“, sagte Schedler. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind die Verluste in der Zivilbevölkerung durch den Konflikt bereits in der ersten Jahreshälfte um 50 Prozent gestiegen. Hunderttausende Menschen seien innerhalb des Landes auf der Flucht.
Die GfbV steht mit Personen, die noch in Kabul sind, in Kontakt.