13.06.2014

Albinos in Ostafrika müssen besser geschützt werden

Internationaler Tag des Albinismus (13.6.)

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am Internationalen Tag des Albinismus (13.6.) einen besseren Schutz von Albinos in Ostafrika gefordert. „Dringend muss mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden, um Vorurteile gegenüber den Albinos abzubauen und Übergriffe auf sie einzudämmen“, erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Freitag in Göttingen. Am 12. Mai 2014 ist in Tansania wieder eine Albino-Frau ermordet und verstümmelt worden, weil ihren Gliedmaßen magische Kräfte zugeschrieben wurden. Die Täter hackten der 40 Jahre alten Frau ein Bein und mehrere Finger ab. Dies war der 73. Mord an Albinos in Tansania seit dem Jahr 2000. Weitere 67 Albinos sind im gleichen Zeitraum in dem ostafrikanischen Land tätlich angegriffen worden, überlebten jedoch die Attacken.

„Diese rassistisch motivierte Gewalt ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Sie versetzt Albinos so sehr in Angst und Schrecken, dass viele Angehörige dieser Minderheit es seit Jahren nicht mehr wagen, ihre Häuser zu verlassen und sich in der Öffentlichkeit zu zeigen“, berichtete Delius. „Die berechtigte Angst vor neuer Gewalt führt dazu, dass ihre Bewegungsfreiheit systematisch eingeschränkt wird und ihr Leben für sie kaum mehr lebenswert ist.“ So wurde jüngst der Fall eines sieben Jahre alten Albino-Jungen in der Region Mara in Tansania bekannt, der von seinen Eltern aus Angst vor Übergriffen seit seiner Geburt im Haus festgehalten wurde. Das Kind ist deshalb motorisch behindert. In der Region Mara leben rund 200 Albinos. Im Nachbarland Kenia riefen Parlamentarier Eltern von Albinos dazu auf, ihre Kinder nicht im Haus zu verbergen.

Albinos werden verstümmelt, weil ein weit verbreiteter Aberglauben ihren Gliedmaßen Heilwirkung und Wohlstand nachsagt. „Nur durch noch mehr Aufklärungskampagnen in der breiten Bevölkerung kann dieser Aberglauben beendet werden.“ Fischer auf dem Viktoriasee flechten Albino-Haare in ihre Fischernetze, um einen größeren Fang einzufahren. Ihre Knochen werden von Gold- und Diamantenschürfern vergraben, um reiche Bodenschatzvorkommen zu erschließen. Sie glauben, dass sich die Gebeine in Diamanten verwandeln. Ihre Genitalien werden verstümmelt, weil man ihnen Potenz steigernde Wirkung nachsagt. Für ein Körperteil eines Albino werden auf dem Schwarzmarkt bis zu 2.000 US-Dollars gezahlt. Für ein komplettes „Set“ von Ohren, Nase, Zunge, Genitalien und vier Knochen werden rund 75.000 US-Dollars geboten. In Tansania leben rund 17.000 Albinos.

Der 13. Juni wurde zum „Internationalen Tag des Albinismus“ erklärt, nachdem der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen am 13. Juni 2013 erstmals eine Resolution zur Lage der Albinos verabschiedet hatte.


Ulrich Delius, der Afrikareferent der Gesellschaft für bedrohte Völker, ist erreichbar unter Tel. 0551 49906 27 oder afrika@gfbv.de.