06.02.2012

Chronologie der Gewalt - Januar 2012

Russland vor den Wahlen:

14.2.2012 Dagestan: Mutmaßlicher Kommandeur der radikalislamischen Terroristen getötet

Ibragim-Chalid Dautov wurde bei einem Kampfeinsatz getötet. Der Leichnam des 51-Jährigen wurde später am Ufer eines Flusses aufgefunden. In der Nähe hatte es zuvor einen Kampf zwischen einer vierköpfigen Gruppe und Polizeikräften gegeben.

Die Männer, die sich in einem Privathaus verschanzt hatten, wurden dabei getötet, ebenso der Hausbesitzer. Ein Beamter des Geheimdienstes FSB kam ebenfalls ums Leben, ein weiterer wurde verletzt.

Unter den Toten befindet sich ein 21 Jahre alter Sohn des Terroristen-Chefs. Daudow senior steht im Verdacht, zahlreiche Terroranschläge organisiert zu haben. So wird ihm der Versuch eines Selbstmordattentates zugeschrieben, dass in der Neujahrsnacht 2009/10 in Moskau geplant war.

14.2.2012 Moskau: Gazprom will Vorstand von „Echo Moskvy“ auflösen

„Echo Moskvy“ ist der wichtigste liberale Radiosender in Russland. Gazprom-Media ist der größte Anteilseigner an dem Sender, der traditionell kritisch berichtet. Vor einem Monat hatte Premierminister Putin noch geklagt, „Echo Moskvy“ würde ihn „Tag und Nacht“ kritisieren und ausländische Interessen vertreten. Aleksej Venediktov, der Chefredakteur von „Echo Moskvy“ erklärte jedoch, auch ein anderer Vorstand würde die kritische Berichterstattung nicht verändern können.

14.2.2012 Tschetschenien: An der Grenze zu Dagestan Spezialoperation durchgeführt

Während einer Spezialoperation, an der Mitarbeiter des tschetschenischen Innenministeriums sowie Wehrdienstleistende des Innenministeriums der Russischen Föderation teilnahmen, kamen drei Polizisten ums Leben und sechs erlitten Verletzungen. Die Operation dauert an und es ist bislang unbekannt, wie viele Kämpfer getötet wurden. Hoher Schnee behindert die Kämpfe in dem Gebiet, wo bereits am 2.2. eine Spezialoperation durchgeführt worden war.

14.2.2012 Kabardino-Balkarien: Mitarbeiter des Geheimdienstes durch Schüsse verletzt

Gegen vier Uhr morgens wurde der Wagen des 33-Jährigen im Bezirk Elbrus von Unbekannten beschossen. Der Fahrer wurde am Bein getroffen und musste in ein Krankenhaus eingeliefert werden.

14.2.2012 Kabardino-Balkarien: Versteck von Kämpfern gefunden

Im Bezirk Baksan in der Nähe des Dorfes Zajukov wurde ein Versteck gefunden, das acht Meter lang, 2,5 Meter breit und zwei Meter hoch ist. Hier konnten sechs Männer über längere Zeit leben. Im Versteck befanden sich neben Waffen auch Lebensmittel und Metallgeschirr.

13.2.2012 Inguschetien: Familie wird verfolgt

Seit 2007 werde die Familie Choluchoev verfolgt, so die Mutter Lejla gegenüber Journalisten des Portals „Kavkaz Uzel“. Ihr Schwager bezichtigte ihren Sohn Ibragim, ein Wahabit zu sein, obwohl dieser, so die Mutter, nie Wahabit, Terrorist oder Bandit gewesen sei. Die Söhne des Schwagers arbeiteten für die inguschetischen Innenbehörden und trieben die Verhaftung Ibragims voran. Am 25.8.2010 wurde er in Haft genommen und beschuldigt, am 21.8.2010 ein Geschäft angegriffen zu haben. Er wurde über Monate massiv gefoltert und trug zahlreiche Verletzungen davon. Aus Verzweiflung oder Protest versuchte er sich mehrmals selbst zu töten, so schnitt er sich zum Beispiel auch die Pulsadern auf. Ein Gericht erklärte ihn am 14.Juli 2011 für schuldig, diesen Anschlag am 21.8. ausgeführt zu haben und verurteilte ihn zu sieben Jahren Haft. Diese sitzt er nun im Gefängnis in Karabulak ab. Das Haus der Choluchoevs wurde nach der Verurteilung angegriffen, dreimal sollen darin Bomben explodiert sein, teilt die Mutter mit, so dass das Haus vollkommen zerstört wurde.

7.2.2012 Dagestan: Wehrdienstleistender getötet

Gegen 19:30 Uhr wurde in Machatschkala ein Wehrdienstleistender von Unbekannten erschossen. Er diente in der Brigade 102 des Innenministeriums der Russischen Föderation.

7.2.2012 Inguschetien: Schnellfahrer werden von Polizei geschlagen

Polizisten des Innenministeriums verhafteten eine Gruppe junger Männer, die zu schnell mit ihren Autos unterwegs waren. Sie wurden gestoppt und anschließend von den Polizisten geschlagen, die sie dann zur Wache brachten. Dort wurde einer der Männer, dessen Mutter sich wegen des Vorfalls an eine Menschenrechtsorganisation wandte, zwei Tage festgehalten, obwohl er nicht einmal am Steuer gesessen hatte. Der Sohn, Akraman Tschachkiev, muss im Krankenhaus behandelt werden.

7.2.2012 Tschetschenien: Im Süden Tschetscheniens wird mutmaßlicher Kämpfer festgenommen

Ein 44-jähriger Einwohner aus dem Dorf Nochtschi-Keloj in der Bergregion Schatoj in Tschetschenien wurde unter dem Verdacht, den Kämpfern anzugehören, verhaftet. Am 2. Februar wurden bereits im Bezirk Vedenno und in Grosny zwei Frauen und ein Mann unter dem Verdacht, am bewaffneten Kampf teilzunehmen, verhaftet.

6.2.2012 Inguschetien: Familie von Ismail Zezoev wird unter Druck gesetzt

Am 24.11.2011 wurde Ismail Zezoev aus Ordschonikidzevo verschleppt. Männer waren in die Wohnung der Familie eingedrungen, hatten Ismail gewaltsam auf die Straße geschleppt und dort geschlagen. Weitere Bewaffnete hatten die Wohnung durchsucht, die Dokumente der Familie abfotografiert, Pass und Mobiltelefon von Ismail mitgenommen und aus der Wohnung Wertgegenstände geplündert. Darüber hatte sich die Familie bei der Staatsanwaltschaft beschwert. Seither wird die Familie bedroht, damit sie ihre Beschwerde zurückzieht. Sogar der ältere Sohn Baschir, der seit 2008 in Pskov eine Gefängnisstrafe absitzt, wurde von einem Geheimdienstmitarbeiter besucht. Ihm wurde gedroht, ihm könnten weitere Probleme entstehen, wenn seine Familie die Klage nicht zurückzieht.

Am 25. 11. waren die Bewaffneten erneut zur Wohnung der Familie zurückgekehrt. Ismail Zezoev hatten sie mitgebracht. Er war nach Aussagen der Familie zusammengeschlagen worden, konnte fast nicht laufen. Wieder wurde die Wohnung durchsucht, es wurde allerdings nichts Verdächtiges gefunden. Später wurde mitgeteilt, auf dem Hof seien eine Granate und sieben Patronen gefunden worden. Nach der Durchsuchung nahmen sie Ismail wieder mit. Die Sicherheitsbeamten wollten Ismail den Innenbehörden des Bezirks Sunscha übergeben, diese weigerten sich in der Nacht zum 26.11. jedoch ihn zu übernehmen, weil er in solch einem schlechten Gesundheitszustand war. Er sollte zunächst ärztlich behandelt werden. Der Arzt stellte dann auch schwere Hämatome auf dem ganzen Körper, eine gebrochene Nase und eine schwere Gehirnerschütterung fest. Im Moment befindet sich Ismail Zezoev zu Hause und wartet auf sein Verfahren.

3.2.2012 Dagestan: Sicherheitsbeamte schlagen Dorfeinwohner

Während einer so genannten Spezialoperation im Dorf Gimrj im Bezirk Unzukulsk wurden die Dorfbewohner Aliaschab Magomedov, Zajnudin Zajnudinov und Magomed Bajsultanov verhaftet und von den Sicherheitsbeamten geschlagen. Sie waren nach der Verhaftung getrennt zu einem unbekannten Ort gefahren und dort nach Zeugenaussagen „bis das Blut floss“ geschlagen worden, während die Polizisten fragten, ob sie Informationen über Kämpfer des bewaffneten Untergrunds hätten. Gegen Abend wurden die drei Männer wieder frei gelassen.

1.2.2012 Dagestan: Junger Mann verschleppt

Die Mutter von Siraschutdin Aliev, Tamala wandte sich an die Menschenrechtsorganisation Memorial. Sie berichtet, dass ihr Sohn (geb. 1988) seit dem 21. Januar 2012 verschwunden sei. An diesem Tag sei er zusammen mit seinem Freund Gazimagomed Abdullaev im Auto zum Markt gefahren. Auf dem Markt fuhr ein Wagen mit Bewaffneten zu ihm hin. Sie zogen Siraschutdin und Gazimagomed aus ihrem Auto und zwangen beide in ihren Wagen. Sie fuhren mit den Männern davon. Abdullaev wurde sein Handy abgenommen. Bis zum 2.2. war der Aufenthaltsort der beiden Männer unbekannt. Die Mutter berichtet, dass ihr Sohn ihr in ihrem Lebensmittelgeschäft half, er transportierte Waren. Sie hatte sich mit der Bitte, ihren Sohn zu suchen, bereits an die zuständige Staatsanwaltschaft gewandt.