26.04.2005

Dschungelkind: Umstrittene Mission unter Papua

Sabine Kueglers Vater wirkte in Westpapua als Missionar der Wycliffe Bibelgesellschaft aus Texas (USA). Gemeinsam mit dem Summer Institute of Linguistics (SIL) betreiben die evangelikalen Missionare seit Mitte der dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts Sprachstudien unter besonders zurückgezogen lebenden indigenen Völkern in aller Welt, um diese Völker zum christlichen Glauben zu "bekehren".

In Südamerika wurde die Arbeit dieser Missionare schon in den 70er Jahren massiv von indigenen Völkern und Menschenrechtlern kritisiert, da sie die traditionelle Kultur und Religion der Urbevölkerung missachtet und planmäßig zerstört. So warf die Gesellschaft für bedrohte Völker schon 1979 Wycliffe und SIL in einer 190seitigen Dokumentation Ethnozid an indigenen Völkern in den Regenwäldern Südamerikas vor. *** Vielerorts haben die Missionare mit der Anlage von Flugfeldern und Straßen die Rodung der Regenwälder sowie die Erschließung von Rohstoffen indirekt gefördert. Denn die Flugpisten wurden in Mexiko, Peru, Equador, Kolumbien und Bolivien nicht nur von den Missionaren genutzt, sondern auch von nicht-indianischer Bevölkerung, die an der Rodung Jahrhunderte alter Bäume, der Förderung von Rohöl und Erdgas sowie am Abbau kostbarer Mineralien interessiert war.

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So sind Wycliffe und SIL, die in Kueglers Buch als Anwälte und Beschützer der Ureinwohner gefeiert werden, oftmals Wegbereiter der Zerstörung traditionell lebender indigener Völker gewesen. Nachdem das Wirken dieser Missionare in Südamerika massiv von indigenen Völkern, Menschenrechtlern und Regierungen kritisiert wurde, verlagerten die Organisationen in den 70er Jahren den Schwerpunkt ihrer Aktivitäten nach Südostasien. Im Zuge dieser Verlagerung der Arbeitsschwerpunkte kam auch Sabine Kueglers Vater 1977 nach Westpapua.

Der von Indonesien 1963 annektierte Westen der Insel Neuguinea zählt neben Amazonien weltweit zu den bedeutendsten Rückzugsgebieten traditionell lebender Ureinwohner. Mehr als 250 indigene Völker, denen zum Teil nur noch wenige hundert Menschen angehören, leben im Hoch- und Tiefland Westpapuas. Viele dieser Völker sind heute durch die Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen von der Vernichtung bedroht. Die Ansiedlung von Siedlern aus anderen Teilen Indonesiens, der Abbau von Gold und Kupfer sowie Erdgas, die Anlage von Ölpalmen-Plantagen und die fortschreitende Vernichtung der Regenwälder bedrohen das Überleben der Ureinwohner. Erschwert werden die Lebensbedingungen noch durch einen seit den 1960er Jahren andauernden Bürgerkrieg sowie durch schwere Menschenrechtsverletzungen der indonesischen Armee. Seit der Annexion der Inselhälfte durch Indonesien leisten Ureinwohner bewaffneten Widerstand gegen die indonesische Herrschaft.