26.04.2005

Dschungelkind: Westpapua – Ein vergessener Konflikt

Seit mehr als 40 Jahren ringen die 250 indigenen Völker Westpapuas um die Verwirklichung ihres Rechts auf Selbstbestimmung. Nachdem Indonesien 1963 de facto die Macht im Westen der Insel Neuguinea übernommen hatte, ließen sich die neuen Machthaber der ehemaligen niederländischen Kolonie 1969 in einem mangelhaft von den Vereinten Nationen überwachten Referendum die Einverleibung Westpapuas in den indonesischen Staat von einer Gruppe handverlesener pro-indonesischer Repräsentanten der Urbevölkerung nachträglich legitimieren.

Seit 1965 leisten Ureinwohner bewaffneten Widerstand gegen die indonesische Herrschaft. Zwar ist die Freiheitsbewegung OPM militärisch inzwischen weitgehend bedeutungslos, doch in den letzten Jahren entstanden immer mehr Nichtregierungsorganisationen, die auf friedlichem Weg versuchen, das Selbstbestimmungsrecht der Papua zu verwirklichen.

Heute leben rund 2,2 Millionen Menschen in der 422.000 Quadratkilometer großen Provinz Papua. Weit mehr als 700.000 Bewohner sind aus anderen Landesteilen Indonesiens zugewandert. Während mehrerer Jahrzehnte hatte die indonesische Regierung im Rahmen des Transmigrationsprogramms systematisch die Ansiedlung von Nicht-Papua im Westen Neuguineas gefördert, um die Bevölkerungsstruktur zugunsten Indonesiens zu verändern und Papua-Ureinwohner zur Minderheit im eigenen Land zu machen. Erst als es Ende der 90er Jahre zu immer mehr ethnischen Spannungen zwischen Transmigranten und Ureinwohnern kam und der Ruf nach einem Stopp der Ansiedlung von Indonesiern immer lauter wurde, setzte Indonesien das umstrittene Transmigrationsprogramm aus.

Mehr als 100.000 Papua fielen in den ersten Jahrzehnten der indonesischen Herrschaft dem Völkermord der neuen Machthaber zum Opfer. Auch heute noch sind willkürliche Verhaftungen, Folter in den Gefängnissen und unfaire Gerichtsverfahren gegen Kritiker Indonesiens an der Tagesordnung. Massaker, Vertreibung, Verletzung der traditionellen Landrechte, willkürliche Verhaftungen, Diskriminierung und Marginalisierung sowie eingeschleppte Seuchen trugen dazu bei, dass die Urbevölkerung die indonesische Herrschaft heute mehr denn je ablehnt.

Doch die größten Gefahren für das Überleben der Urbevölkerung Westpapuas gehen heute von der stetig zunehmenden Umweltzerstörung aus. Ungeachtet der Naturschutzbestimmungen wird auch in Nationalparks Bergbau betrieben. Die größten Kupfer- und Goldminen der Welt hinterlassen eine Schneise der Verwüstung. Ein Boom der Holzwirtschaft hat seit 1997 immer massivere Störungen des ökologischen Gleichgewichts zur Folge. Von den verbliebenen 33 Millionen Hektar Regenwald wurden 27,6 Millionen Hektar zur wirtschaftlichen Nutzung freigegeben. Für die im tropischen Regenwald zurückgezogen wie die Fayu lebenden indigenen Völker bedeuten die Rodungen der Wälder die Zerstörung ihres Lebensraumes und ihrer Identität. Wird die Plünderung der Wälder nicht gestoppt, droht den Ureinwohnern Westpapuas der Untergang.