09.06.2011

Eine Chance: FUEV - Verbündeter der Roma Europas

Kongress europäischer Minderheiten (Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen - FUEV)

Göttingen
"Im Dritten Reich galten wir Juden als Untermenschen. Die Zigeuner aber werden heute als Untermenschen zwar nicht offen bezeichnet, aber so empfunden und behandelt."

(Ernst Tugendhat, deutsch-jüdischer Philosoph und Beiratsmitglied der Gesellschaft für bedrohte Völker)

 

Inhaltsverzeichnis:

1.) Europas größte nationale Minderheit

2.) Unterdrückt, verachtet, diskriminiert, verfolgt

3.) Europas größte Minderheit fordert Selbstbestimmung

4.) Umfangreiches Integrationsprogramm der EU-Kommission für die Roma Europas

5.) Europäische Minderheiten brauchen Sprachen- und Nationalitätenrechte sowie Formen der Selbstverwaltung

6.) Die FUEV: Fürsprecher und Lobby für die Roma Europas

 

Vertreter der vier nationalen Minderheiten in Deutschland (Sorben, Saterfriesen, Deutsch-Dänen sowie Sinti und Roma) aber auch von anderen europäischen und russischen Gemeinschaften diskutierten auf dem Kongress europäischer Minderheiten als Delegierte über Möglichkeiten, ihre Identität und Kultur zu bewahren, das Selbstbewusstsein der Angehörigen ihrer Volksgruppen zu stärken und das Erlernen und den Gebrauch ihrer Sprache trotz zunehmenden Globalisierungsdrucks attraktiv zu halten.

Zu dem Kongress der Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen (FUEV) in Eisenstadt (kroatisch Zeljezno), der vom 01. bis zum 04. Juni andauerte und in Kooperation mit der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) durchgeführt wurde, wurden rund 180 Repräsentanten vieler Minderheiten aus ganz Europa und Russland, politische Entscheidungsträger, Wissenschaftler und Menschen- und Bürgerrechtler erwartet. Die FUEV ist mit 86 Mitgliedsorganisationen in 32 Ländern größter Dachverband der autochthonen, nationalen Minderheiten in Europa.

Ein Schwerpunkt des Kongresses war die Verbesserung der Lage der Roma

Die Roma sind mit bis zu zwölf Milliionen Angehörigen eine der stärksten Minderheiten Europas und sind in vielen Ländern zuhause. Die GfbV beklagt, dass sie vor allem in Osteuropa Opfer rassistisch motivierter Übergriffe werden. Vielerorts leben sie in abgegrenzten Ghettos, ihre Kinder werden auf Sonderschulen geschickt. Dem französischen und italienischen Regierungschef wirft die GfbV vor, in rechtspopulistischer Manier wissentlich zu wachsenden Diskriminierung dieser Minderheit und Intoleranz der Mehrheitsbevölkerung beizutragen. Deshalb forderten die Kongressteilnehmer in einem gemeinsamen Appell europäische Institutionen auf, in den einzelnen EU-Ländern mehr für die Durchsetzung der Minderheitenrechte zu unternehmen.

In Deutschland kämpft die GfbV für die Roma-Flüchtlinge aus dem Kosovo

Rund der Hälfte der rund 20.000 Roma-Flüchtlinge in Deutschland droht die Abschiebung. Diese Minderheitenangehörigen wurden nicht nur lange Jahre in Deutschland geduldet und haben hier ihren Lebensmittelpunkt. Unter ihnen sind auch viele Kinder und Jugendliche, die in Deutschland geboren oder aufgewachsen sind und zum Herkunftsland ihrer Eltern keine Beziehung haben. Im Kosovo müssen die Roma, Aschkali und "Kosovo-Ägypter" unter ärmlichsten Umständen am Rand der Gesellschaft leben, sind starker Diskriminierung ausgesetzt und vor Übergriffen nicht sicher.

Seit Ende des Kosovo-Krieges 1999 haben nationalistische Albaner unter den Augen der meist tatenlosen Nato-Truppen 70 der 75 Roma-Siedlungen und -Stadtteile zerstört. Roma und Aschkali wurden geschlagen, gefoltert, vergewaltigt, entführt und verschwanden. Tausende mussten fliehen.