25.04.2014
„Geständnis“ nach schwerer Folter – Gesellschaft für bedrohte Völker in Sorge um Ruslan Kutajew
Tschetschenischer Menschenrechtler vor Gericht (25.4.2014)
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ist in großer Sorge um den tschetschenischen Menschenrechtsverteidiger Ruslan Kutajew. Er muss sich am heutigen Freitag in der tschetschenischen Stadt Urus-Martan vor Gericht verantworten, weil er angeblich im Besitz von acht Gramm Heroin war. Menschenrechtler, die ihn in der Untersuchungshaft besuchen konnten, bezeugen jedoch, dass er gefoltert und so zu einem Geständnis gezwungen wurde.
Kutajew hat einen tadellosen Ruf: Er hat sich während des Krieges in Tschetschenien 1997 für die Freilassung von russischen Soldaten aus tschetschenischer Haft eingesetzt und in den vergangenen Jahren mit der russischen Vertretung von Human Rights Watch und der Helsinki Föderation zusammengearbeitet.
Nach Angaben der russischen Menschenrechtsorganisation „Komitee gegen Folter“ wurde Kutajew nach einer Konferenz über die kollektive Deportation der Tschetschenen und Inguschen durch Stalin am 23. Februar 1944 aus dem Haus seines Bruders verschleppt. Im Polizeigewahrsam wurde er erst von dem stellvertretenden Innenminister Tschetscheniens, Apti Alaudinow, und dem tschetschenischen Regierungschef, Magomed Daudow, geschlagen. Dann wurde er in den Keller gebracht und mit Elektroschocks gefoltert und aufgefordert, mehrere Dokumente zu unterzeichnen. Er weigerte sich und wurde weiter gefoltert. Bevor er schließlich zustimmte, alles zu unterschreiben und über das ihm angetane Leid zu schweigen, wurden ihm zwei Rippen gebrochen.
Kutajew ist davon überzeugt, dass sein unerschrockener Vortrag auf der Konferenz der Grund dafür war, dass er festgenommen wurde. Zuvor hatte der tschetschenische Präsident Ramzan Kadyrow verfügt, dass der kollektiven Deportation der Tschetschenen und Inguschen nicht am historischen Datum, dem 23. Februar, gedacht wird. Nach seinem Willen soll das zentrale Gedenken 2014 zum ersten Mal am 10. Mai stattfinden, dem Todestag seines Vaters. Kadyrow ließ auch das Denkmal an den 23.2.1944 in Grosny abbauen. Es erinnerte daran, dass ein Drittel der Inguschen und Tschetschenen durch die Deportation nach Zentralasien ums Leben kam.