23.10.2009

GfbV zeichnet russische und brasilianische Menschenrechtsorganisationen MEMORIAL und CIMI aus

Victor-Gollancz-Preis


Die Gesellschaft für bedrohte Völker begrüßt ausdrücklich, dass das Europäische Parlament in diesem Jahr die russische Menschenrechtsorganisation MEMORIAL mit dem renommierten Sacharow-Preis auszeichnen wird. "Vor wenigen Wochen hatte die GfbV die Entscheidung getroffen, ihren Menschenrechtspreis, der nach dem großen Humanisten Victor Gollancz benannt ist, in einem Festakt am 14.November an die Organisation MEMORIAL sowie den brasilianischen Indianermissionsrat CIMI zu verleihen. Diese Wahl fand nun in der gestrigen Entscheidung des Europäischen Parlamentes nochmal eine schöne Bestätigung", sagte der GfbV-Bundesvorsitzende Tilman Zülch am Freitag in Göttingen.

 

"Wir wünschen MEMORIAL sehr, dass die internationalen Menschenrechtspreise, die die Organisation in diesem Jahr erhält, auch die von den Preisverleihern erwünschte Wirkung erzielt, nämlich den Schutz der Menschenrechtsverteidiger in Russland - besonders auch im Nordkaukasus - sowie die Anerkennung ihrer einzigartigen und für Russland so wichtigen Arbeit durch die russische Gesellschaft und Regierung", erklärte Zülch.

 

MEMORIAL erhält den Victor-Gollancz-Preis der GfbV als "Verneigung vor dem beispiellosen Mut ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", die für ihr aufopferungsvolles Menschenrechtsengagement in einer feindlich gesinnten Umgebung täglich ihr Leben riskierten.

 

Der brasilianische Indianermissionsrat CIMI (Conselho Indigenista Missionário) wird als "starke Bastion der indigenen Völker Brasiliens" geehrt, die die Ureinwohner in vorbildlicher Hinwendung als gleichberechtigte Partner anerkennt und ihre Interessen gegen Behörden, Großgrundbesitzer und Konzerne verteidigt.

 

Der MEMORIAL-Vorsitzende Oleg Orlow (Moskau) und der ehemalige CIMI-Generalsekretär und Theologe Paulo Süß (Sao Paulo/Frankfurt am Main) werden die GfbV-Auszeichnung Preis entgegennehmen. Er wird im Rahmen der diesjährigen GfbV-Jahreshauptversammlung verliehen, zu der am 14. und 15.11.2009 rund 150 Delegierte in Göttingen erwartet werden, unter ihnen Gäste aus den Ländern des Nahen Ostens, Südamerika und Asien. Sie werden an diesem Wochenende in Arbeitsgruppen über Strategien künftiger GfbV- Kampagnen diskutieren.

 

Der Preis ist nach dem britisch-jüdischen Humanisten, Verleger und Schriftsteller Victor Gollancz (1893-1967) benannt, der Zeit seines Lebens Verbrechen gegen die Menschlichkeit bekannt machte und Hilfe für Überlebende mobilisierte. Gollancz führte schon seit 1933 einen verzweifelten Kampf gegen die Verbrechen der Nationalsozialisten, wandte sich dann gegen Massenvertreibungen und Kollektivschuld. Er gehörte zu den Initiatoren der Bewegung gegen Atomwaffen und war viele Jahre Anwalt der deutsch-britischen Versöhnung.

 

Unter den bisherigen Preisträgern befinden sich die "Mütterbewegung von Srebrenica" (Bosnien), die beiden tschetschenischen Menschenrechtlerinnen Zainap Gaschajewa und Lipkan Basajewa (Grosny), die "Vereinigung der ehemaligen Gefangenen der serbischen

Vergewaltigungslager" (Sarajevo), die überlebenden kurdischen Frauen des Barzan-Massakers (Irak), der frühere russische Menschenrechtsbeauftragte Sergej Kowaljow, der krimtatarische Bürgerrechtler Mustafa Dschemilew, Dr. Halima Bashir (Darfur/Westsudan), der serbisch-bosnische General a.D. und Verteidiger des fast vier Jahre lang eingeschlossenen Sarajevo, Jovan Divjak.

 

Der GfbV-Vorsitzende Tilman Zülch erreichbar unter politik@gfbv.de