20.02.2013

Hazara in Pakistan

Written Statement (deutsche Fassung)

Die Gesellschaft für bedrohte Völker ist zutiefst besorgt über die Gewalteskalation in Pakistan, die auf die schiitischen Hazara abzielen. Sunnitische, extremistische Bewaffnete haben nun seit mindestens 15 Monaten die ethnische Gemeinschaft der Hazara, eine schiitische Minderheit, die aus Afghanistan nach Pakistan vor mehr als einem Jahrhundert immigriert ist, um Verfolgung zu entgehen, systematisch attackiert. Am 10. Januar 2013 töteten mindestens vier Bombenanschläge in Quetta 92 schiitische Hazara und verletzten mehr als 150 Menschen.

Ähnliche Angriffe, die auf die schiitische Bevölkerung abzielten, haben wiederholt im Jahr 2012 in der Provinz Belutschistan, wo der Großteil der 800.000 Hazara in Pakistan lebt, stattgefunden. Im Jahr 2012 sind weit mehr als 400 Schiiten durch gezielte Anschläge getötet worden. Mindestens 18 konfessionelle Angriffe auf Schiiten wurden im Jahr 2011 erfasst. Der Tod von 400 Schiiten im Jahr 2012 ist der schlimmste Tribut seit den 90ern gewesen. Am 26. August 2012 wurden 22 schiitische Passagiere in einem Überlandbus von sunnitischen Extremisten hingerichtet. Die Angreifer zwangen alle Passagiere den Bus zu verlassen und nachdem sie die nationalen Personalausweise kontrolliert haben, haben die Angreifer alle Schiiten im Schnellverfahren hingerichtet.

Sunnitische militante Gruppierungen wie die verbotene Lashkar-e Jhangvi haben mit weit verbreiteter Immunität in Pakistan operiert während Strafverfolgungsbehörden die Attacken auf die schiitische Gemeinschaft wirksam übersehen. Trotz des offiziellen Verbots wurde der Anführer der Lashkar-e Jhangvi, Malik Ishaq, 2011 entlassen. Obwohl ihm in 44 Fällen vorgeworfen wird, für die Ermordung von mindestens 70 Schiiten verantwortlich zu sein, wurde Malik Ishaq in 34 Fällen von pakistanischen Gerichten freigesprochen und wurde in zehn anderen Zwischenfällen auf Kaution freigelassen. Nun lebt Malik Ishaq in der südlichen Punjab Provinz, geschützt von bewaffneten Milizsoldaten und verbreitet öffentlich Hassaussagen. Er hat im November 2012 öffentlich verkündet, dass Schiiten „das größte Ackerland der Erde“ sind.

Einige sunnitische Extremistengruppen sind dafür bekannt Verbündete des pakistanischen Militärs, dessen Geheimdienst und angeschlossene paramilitärische Gruppen, wie die Grenzkorps, zu sein. Während die pakistanische Regierung behauptet Dutzende vermeintlicher Täter, die massive Menschenrechtsverletzungen gegen die Hazara begangen haben sollen, in den letzten vier Jahren verhaftet zu haben, wurde keiner der Verdächtigen erfolgreich ins Gefängnis gebracht. Trotz der Tatsache, dass viele Beobachter davon überzeugt sind, dass die sunnitischen Extremisten, die für die blutigsten Anschläge auf die Hazara 2012/13 verantwortlich sind, in Mastung, einem Dorf 18 Meilen südlich von Quetta, ansässig sind, haben die Beamten der Staatssicherheit sich nicht bemüht die vermeintlichen Täter dieser grauenhaften Anschläge zu verhaften.

Das Blutvergießen ist Teil eines weiteren Anstiegs konfessioneller Gewalt innerhalb Pakistans. Wellen von Anschlägen auf Minderheitsgemeinschaften haben die Frage über die Natur dieser Verbrechen aufgeworfen. Einige Menschenrechtsverletzer bezeichnen diese als eine Welle von konfessioneller Gewalt zwischen Sunniten und Schiiten, aber andere warnen vor einem systematischen Abzielen auf die ethnische Gemeinschaft der Hazara. Die Regierung Pakistans hat eindeutig nicht genug Schritte eingeleitet, um die ethnische und religiöse Minderheit zu schützen während die Anschläge zunehmen. Die Behörden haben versagt den Zusammenbruch von Recht und Ordnung in der Provinz Belutschistan anzugehen. Außerdem haben das Strafrechtssystem und die Exekutivorgane versagt die Straffreiheit zu stoppen in dem sie sichergestellt haben, dass die Täter von massiven Menschenrechtsverletzungen vor nicht vor Gericht gestellt und inhaftiert wurden.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker fordert den Menschenrechtsrat auf die Regierung von Pakistan zu drängen:

- Die Anzahl von Sicherheitspersonal in schiitischen Gebieten zu erhöhen und einen besseren Schutz der ethnischen und religiösen Gemeinschaft sicherzustellen

- Alles in ihrer Macht stehende zu tun, um die konfessionelle Gewalt zu beenden

- Die Straffreiheit zu beenden und sicherzustellen, dass die Täter von Menschenrechtsverletzungen vor Gericht gestellt und inhaftiert werden

- Die Verhältnis von sunnitischen Extremisten und Staatssicherheitsbeamten, dem militärischem Geheimdienst und paramilitärischen Kräften zu untersuchen.