01.08.2012

Langjährige Haftstrafe für Mennoniten-Pastor in Berufungsverfahren bestätigt

Vietnam verletzt Religionsfreiheit:

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat Vietnam vorgeworfen, systematisch die Religionsfreiheit zu verletzen. So wurde am Dienstag in einem Berufungsverfahren die elfjährige Haftstrafe für den Mennoniten-Pastor Nguyen Cong Chinh bestätigt. Der 43 Jahre alte Pastor war im März 2012 wegen „Untergrabung der nationalen Einheit“ zu der langjährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden.

Seit mehr als einem Jahr halten die Behörden auch 17 katholische Jugendliche in Gewahrsam. Die der GfbV namentlich bekannten jungen Leute stammen meist aus der neben der Hauptstadt Hanoi gelegenen Diözese Vinh. Vier von ihnen wurden zu langen Gefängnisstrafen verurteilt, zehn Jugendliche wurden bis heute nicht ordnungsgemäß angeklagt.

Am 7. August 2012 wird der Strafprozess gegen drei Blogger beginnen, denen vorgeworfen wird, mit ihren kritischen Beiträgen im Internet die staatliche Ordnung untergraben zu haben. Eine der Angeklagten, die seit September 2011 inhaftierte 43 Jahre alte Katholikin und ehemalige Polizistin Ta Phong Tan, verlor am vergangenen Sonntag ihre Mutter Dang Thi Kim Lien. Die 64-Jährige hat sich aus Protest gegen die drohende Verurteilung ihrer Tochter öffentlich selbst verbrannt.

„Kaum eine Woche vergeht, ohne dass engagierte Christen in Vietnam bedroht, eingeschüchtert oder willkürlich inhaftiert werden“, kritisierte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. „Dort ist die Lage vieler Christen dramatisch, aber es gibt leider wenig Unterstützung von Europas Regierungen für mehr Glaubensfreiheit in Vietnam. Dabei unterhält Deutschland eine strategische Partnerschaft mit dem südostasiatischen Staat und pflegt beste Kontakte mit der vietnamesischen Regierung.“

Neben Katholiken sind vor allem Mennoniten im Visier der Staatssicherheit Vietnams. Denn die Mennonitische Kirche zählt besonders viele Gläubige unter den bedrängten Montagnards-Ureinwohnern im Bergland des früheren Südvietnams. Viele der rund 10.000 mennonitischen Gläubigen leiden unter einer Doppelverfolgung als Ureinwohner und Christen. Die Behörden unterstellen ihnen fälschlicherweise, einen eigenen Staat gründen zu wollen, dabei fordern sie nur die Anerkennung ihrer Landrechte und mehr Glaubensfreiheit. Nach Jahren der Illegalität und unzähliger Übergriffe auf Gläubige und Pastoren wurde die Mennonitische Kirche Vietnams erst im Jahr 2007 offiziell von den Behörden anerkannt.