20.04.2016

„Erdogan: Das ist kein Spaß! Wo sind die syrischen Bischöfe?“

Friedliche Mahnwache vor dem türkischen Konsulat in Hannover (22.04.)

© Tanja Wieczorek/ punkt.punkt.

am Freitag, den 22. April 2016
von 11 bis 13 Uhr
vor dem türkischen Konsulat, an der Christuskirche 3, 30167 Hannover

Anlässlich des dritten Jahrestages der Verschleppung von Mor Gregorius Yoanna Ibrahim, Erzbischof der syrisch-orthodoxen Kirche, und Boulos Yazigi, Erzbischof der griechisch-orthodoxen Kirche von Aleppo, organisiert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) eine Mahnwache vor dem türkischen Konsulat in Hannover. „Mit dieser Menschenrechtsaktion erinnern wir an das Schicksal von zwei der wichtigsten christlichen Persönlichkeiten Syriens, die am 22. April 2013 nicht weit von der türkischen Grenze, im Westen der nordsyrischen Aleppo, entführt worden sind“, begründete GfbV-Nahostreferent Kamal Sido am Mittwoch in Göttingen den friedlichen Protest. Seit jenem Apriltag gibt es von beiden christlichen Würdenträgern kein Lebenszeichen mehr. Die Bischöfe hatten sich damals auf den Weg gemacht, um über die Freilassung eines entführten Priesters zu verhandeln. Dabei  gerieten sie in einen Hinterhalt. Ihr Fahrer, ein Diakon, wurde von den Entführern erschossen. Sie selbst wurden verschleppt. Bisher hat sich niemand zu der Tat bekannt.

„Die Bischöfe haben sich wiederholt für ein friedliches Miteinander verschiedener ethnischer und religiöser Gruppen in ihrem Land ausgesprochen. Beide haben immer wieder zu Versöhnung, Vergebung und zum Dialog aufgerufen und versucht, Wege zur Beendigung der Gewalt in Syrien aufzuzeigen“, erklärte Sido. Auf Vorschlag der GfbV hat die Stadt Weimar die beiden Bischöfe mit ihrem Menschenrechtspreis 2014 ausgezeichnet und sie so für ihren Einsatz als Vermittler, Botschafter und Kämpfer für die Menschenrechte in dem anhaltenden Bürgerkrieg geehrt.

Wie deutsche, türkische und internationale Medien berichten, hat die türkische Regierung einen großen Einfluss auf die in Nordsyrien operierenden islamistischen Gruppen. In dieser Region wurden die Bischöfe auch entführt. Deswegen fordert die internationale Menschenrechtsorganisation immer wieder vom türkischen Ministerpräsidenten Davutoglu und vom Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan, bei der Aufklärung des Schicksals der beiden Bischöfe zu helfen. Die Regierung in Ankara lehnt jedoch Gespräche in dieser Frage ab und bestreitet jeglichen Einfluss auf die in Syrien operierenden bewaffneten Gruppen.

Die türkische Führung unter Präsident Erdogan missbraucht die Religion zur Durchsetzung ihrer geopolitischen Interessen in Syrien und im gesamten Nahen Osten. Sie unterstützt islamistische Rebellen in Syrien logistisch, politisch und diplomatisch und schürt so mehr Gewalt und Hass unter verschiedenen Ethnien und Religionsgemeinschaften in dem vom Bürgerkrieg erschütterten Land. Die Radikalislamisten ihrerseits führen einen „heiligen Krieg“ vor allem gegen Christen, Yeziden, Assyrer/Chaldäer/Aramäer, Kurden, Armenier und weitere Minderheiten.


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