26.12.2016

Massenflucht von Rohingya nach Bangladesch hält weiter an

187 Flüchtlingsboote im Dezember aufgegriffen (Pressemitteilung)

Mit einer beispiellosen Welle von Angriffen geht das Militär seit Oktober 2016 gegen unbewaffnete Rohingya-Dorfbewohner vor. Seither bestimmen im Norden des Rakhine Staates in Burma Folter, Vergewaltigungen, Morde, Verschleppung und willkürliche Zerstörungen von Häusern das Leben vieler Rohingya. Hunderte von ihnen wurden bereits getötet und mehr als 35.000 sind seit dem Ausbruch der Gewalt geflohen. Foto: Onnes via iStock [Symbolbild]

Auch an den Weihnachtstagen hält die Massenflucht von verfolgten Rohingya aus Burma weiter an, berichtet die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). So wurden nach Informationen der Grenzbehörden Bangladeschs in den letzten drei Tagen 445 Rohingya-Flüchtlinge an den Grenzen des Landes abgewiesen oder kurz nach Grenzübertritt nach Burma (Myanmar) abgeschoben. Seit Anfang Dezember 2016 wurden im Grenzfluss Naf 187 Flüchtlingsboote von Grenzsoldaten Bangladeschs aufgebracht und die Insassen nach Burma zurücktransportiert. Rund 30.000 Rohingya gelang trotz der umfassenden Überwachung der Grenzen die Flucht in das Nachbarland. Sie halten sich seither illegal in Bangladesch auf. Nachdrücklich forderte die Menschenrechtsorganisation eine Öffnung der Grenze für Rohingya-Flüchtlinge und eine zeitweilige Aufnahme der Schutzsuchenden in Bangladesch. „Wer verfolgten Rohingya die Aufnahme verweigert, handelt unmenschlich und verletzt die Genfer Flüchtlingskonvention“, erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Montag in Göttingen.

Die Flüchtlinge berichten von einem Klima der Angst und Einschüchterung in ihrer Heimat im Nördlichen Rakhine Staat. Zwar werden die Häuser nicht mehr von burmesischen Militärs willkürlich in Brand gesetzt, doch viele ihrer Dörfer sind weitgehend zerstört und die Bewohner geflohen. Nach offiziellen burmesischen Angaben wurden 768 Häuser durch Feuer zerstört, lokale Menschenrechtler gehen von mehr als 1.800 Häusern aus, die von Burmas Militärs in Brand gesetzt wurden.

Eine besondere Zerstörungswelle wurde in der Umgebung der Stadt Buthidaung im Bezirk Maungdaw registriert. Dort riss die Burmesische Grenzpolizei in den letzten zwei Wochen ganz offiziell 250 von Rohingya bewohnte Häuser nieder, weil sie angeblich illegal errichtet worden seien und nicht auf Karten der Grenzpolizei verzeichnet seien. Manche dieser Häuser waren allerdings schon mehr als 30 Jahre alt.

Während so gezielt Häuser der verfolgten muslimischen Minderheit zerstört werden, genehmigte die Grenzpolizei gleichzeitig den Bau von sieben neuen Dörfern der buddhistischen Rakhine in dem Bezirk. Rohingya befürchten, dass diese neuen Dörfer auf dem traditionell von ihnen bewohnten Land errichtet werden könnten. Die Rakhine sehen sich im Konflikt zu den Rohingya, denen sie vorwerfen, illegal in den Rakhine Staat eingewandert zu sein. Burmas Behörden verwehren den Rohingya die Anerkennung als burmesische Staatsbürger.

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